Ehrenamtliche Tätigkeiten im Lebenslauf
Die Bewerbung ist die erste Visitenkarte, die ein Bewerber dem potenziellen Arbeitgeber vorlegt. Das Anschreiben, der Lebenslauf, Zeugnisse, Referenzen und eventuell ein Motivationsschreiben sind dabei essenzielle Bestandteile. Was viele Arbeitssuchende nicht wissen: Sehr häufig schauen sich Personaler bei der Vorauswahl zunächst den Lebenslauf an und entscheiden dann, ob sie überhaupt weiterlesen beziehungsweise ob es zum Vorstellungsgespräch kommt.
Dem Lebenslauf kommt somit eine tragende Bedeutung zu: Was hat der Bewerber bislang beruflich geleistet, welche Qualifikationen und Fähigkeiten hat er? Der Blick wandert dabei auch zur Rubrik „ehrenamtliche Tätigkeiten“, die im konkreten Fall von Vor- aber auch von Nachteil sein kann. Wie verhält es sich also mit ehrenamtlichen Tätigkeiten? Sollten diese erwähnt werden und wenn ja, wann? Sollte die Entscheidung fallen, diese zu nennen, stellt sich natürlich auch die Frage, wie sie optimal in den Lebenslauf integriert werden können.
Sollte ich ehrenamtliche Tätigkeiten in meinem Lebenslauf erwähnen?
Das Schreiben von Bewerbungen ist eine Wissenschaft für sich und hier scheiden sich die Geister, weil jeder Personaler in gewissem Maße andere Präferenzen hat. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass der Lebenslauf ein unverzichtbares Element ist und auch die Nennung von ehrenamtlichen Tätigkeiten sinnvoll sein kann – aber eben nicht immer. Doch wann ist sie sinnvoll?
Generell legen ehrenamtliche Tätigkeiten Zeugnis davon ab, dass der Betreffende eine engagierte und gesellschaftlich integrierte Person ist. Ein Ehrenamt in einem Verein beispielsweise zeigt, dass der Bewerber bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Dies ist in den Augen von potenziellen Arbeitgebern ein Pluspunkt. Besonders von Vorteil ist die Nennung eines solchen Engagements, wenn es zum Profil des künftigen Arbeitgebers passt. Wer sich etwa für eine Stelle bei der Arbeiterwohlfahrt bewirbt, dem kommt ein ehrenamtliches Engagement in einer Partei wie der SPD zugute, weil sich beide Organisationen politisch und weltanschaulich nahe stehen. Umgekehrt ist eine Mitgliedschaft im Betriebsrat nicht vorteilhaft, wenn man sich für eine Führungsposition bewirbt, da hier Loyalitätskonflikte vermutet werden können. Es gilt also jeweils abzuwägen, um was für eine Stelle es sich handelt und ob die ehrenamtliche Tätigkeit unter anderem weltanschaulich und politisch dazu passt.
Wie kann ich ehrenamtliche Tätigkeiten im Lebenslauf für mich nutzen?
Aus dem bisher Gesagten leitet sich ab, wie ehrenamtliche Tätigkeiten im Lebenslauf für die Bewerbung genutzt werden können. Neutrale Ehrenämter, wie beispielsweise Engagements in Sportvereinen, sind immer vorteilhaft und sollten dementsprechend genannt werden, weil sie Verantwortungsbewusstsein und soziale Integration aufzeigen. In anderen Fällen gilt es zu überlegen, ob die Erwähnung sinnvoll ist. Die Fragen, die sich stellen, sind die folgenden: Um was für einen Arbeitgeber / um was für eine Stelle handelt es sich? Welche Fähigkeiten und sozialen Kompetenzen werden für diese Stelle erwartet? Welche Art von ehrenamtlicher Tätigkeit passt dazu?
Wer beispielsweise in einem Verein leitende Funktionen übernommen hat und sich für eine Führungsposition bewirbt, ist gut damit beraten, dies zu erwähnen. Hat jemand auf freiwilliger Basis viel mit Kindern zusammengearbeitet und möchte beruflich im Bereich Erziehung arbeiten, dann ist auch hier die Nennung sehr vorteilhaft. Es gilt zu überlegen, ob das Ehrenamt und die angestrebte Stelle korrespondieren und ob die ehrenamtliche Tätigkeit Kompetenzen verrät, die für den potenziellen Arbeitgeber interessant sein könnten.
Wie kann ich meine ehrenamtlichen Tätigkeiten im Lebenslauf darstellen?
Ein Lebenslauf ist grundsätzlich tabellarisch mit der genauen Nennung von Zeiträumen aufgebaut. Links befinden sich die Zeitangaben, rechts die Nennung der Tätigkeiten und eine kurze Beschreibung derselben. Genauso sollte man auch verfahren, wenn es um die Rubrik „ehrenamtliche Tätigkeit“ geht. Links stehen die Daten und rechts wird aufgeführt, bei welcher Organisation man welches Ehrenamt übernommen hat. Dazu kommt eine kurze Beschreibung, was die Tätigkeit beinhaltet hat oder immer noch beinhaltet. Dabei kann die Aufführung von Ehrenämtern beispielsweise nach der Nennung des beruflichen Werdegangs, der schulischen Laufbahn und Studium/Ausbildung, Fortbildungen und besonderen Qualifikationen (zum Beispiel Sprachen oder EDV-Kenntnisse) folgen. Konkret kann dies dann so aussehen:
seit Juni 2005: Kassier beim Heimatverein Pfullendorf; Supervision der Ein- und Ausgaben des Vereins, Erstellung der Jahresbilanz für das Finanzamt und Erstellung des Jahresberichts für die Vereinshauptversammlung, Tätigung von Überweisungen und Protokollieren von Einnahmen in Abstimmung mit dem Vorstand, Kooperation mit Vereinsverantwortlichen
Eine solche ehrenamtliche Tätigkeit ist beispielsweise ideal geeignet, wenn der Bewerber Interesse an einer Stelle in einer finanziellen Institution hat, da sie Fachkompetenz, Erfahrung, Interesse an der Materie und soziale Kompetenzen verrät. Der lange Zeitraum beweist außerdem, dass auch andere Vertrauen in die Fähigkeiten des Bewerbers haben und ihn im regelmäßigen Turnus als Kassier wiederwählen. Wer als Banker arbeitet und viel Zeit in seiner Freizeit in das Thema Finanzen investiert, scheint mit Leib und Seele in seinem Beruf aufzugehen. Was kann ein Arbeitgeber mehr erwarten? Selbstverständlich sollten die Ausführungen nicht zu weitschweifig sein, denn ein Lebenslauf stellt immer eine komprimierte Darstellung dar, die erst im Vorstellungsgespräch vertieft wird. Allerdings sollte man den künftigen Arbeitgeber gezielt wissen lassen, über welche Kompetenzen und Erfahrungen man verfügt und selbstbewusst zu seinen Fähigkeiten stehen – wenn sie zum Stellenprofil passen sollten.