Stärken im Vorstellungsgespräch: Tipps & Beispiele
Zielstrebig? Teamfähig? Oder doch verantwortungsbewusst? Es gibt viele mögliche Stärken, die ein Bewerber im Vorstellungsgespräch nennen kann. Mit diesen Tipps wird die Darstellung der eigenen Vorzüge zum Erfolg.
„Was sind Ihre größten Stärken?“ So oder so ähnlich lautet sie – die gefürchtete Frage nach den eigenen Vorzügen im Vorstellungsgespräch. Dabei ist es fast schon ausgemacht, dass diese Frage früher oder später gestellt wird. Schließlich wollen Personaler und Chef ja wissen, warum sie den Bewerber einstellen sollten. Wer auf diese Frage nicht sofort eine überzeugende Antwort parat hat, sollte sich deshalb vorher überlegen, welche Pluspunkte er zu bieten hat – und wie er diese glaubhaft rüberbringen kann, wenn er seinem möglichen Chef gegenübersitzt.
Oft stellen Bewerber fest, dass ihnen ihre eigenen Qualitäten gar nicht so richtig bewusst sind. Das fällt meist spätestens beim Formulieren des Bewerbungsschreibens auf – wenn dem Bewerber einfach keine guten Charaktereigenschaften einfallen wollen. Dabei gibt es meist genügend Aspekte, die für den Interessenten um die Stelle sprechen. Nur der betreffenden Person selbst sind diese oft nicht ausreichend klar.
Genau deshalb ist es so wichtig, sich vor dem Bewerbungsgespräch mit den eigenen Stärken auseinanderzusetzen. Das Ziel: Diese Stärken im Vorstellungsgespräch plausibel zu machen, ohne dass die Aufzählung beliebig wirkt. Eine gute Vorbereitung ist viel wert – sie hilft dabei, im Vorstellungsgespräch eine reflektierte Antwort zu geben.
Mögliche Stärken für das Vorstellungsgespräch überlegen
Wem also bei der Frage nach den eigenen Stärken nicht wie aus der Pistole geschossen eine gute Antwort über die Lippen kommt, der tut gut daran, rechtzeitig vor dem Bewerbungsgespräch über die eigenen Vorzüge nachzudenken. Das ist für viele leichter gesagt als getan. Schließlich sind viele zu Bescheidenheit erzogen worden – das mag sympathisch sein, kann aber im Bewerbungsprozess zum Problem werden, wenn dem Bewerber keine Antwort auf diese Frage einfällt.
Oft hilft es in einem solchen Fall, Listen mit möglichen Attributen durchzugehen. Entsprechende Seiten gibt es zum Beispiel im Internet. Das Ziel ist es dabei, einige wenige wirklich treffende Beschreibungen herauszugreifen. Es geht also nicht darum, gleich zehn Eigenschaften zu finden. Niemand hat die Zeit, zehn Eigenschaften im Vorstellungsgespräch zu benennen und diese auch noch glaubhaft herüberzubringen. Noch dazu ist es sehr unwahrscheinlich, dass es sich bei so vielen Attributen um Eigenschaften handelt, die der Bewerber in herausragender Form mitbringt.
Stattdessen sollten sich Bewerber darauf konzentrieren, einige wenige Charaktereigenschaften herauszugreifen. Statt mithilfe einer Liste oder durch schlichtes Nachdenken kann es auch hilfreich sein, Freunde, Verwandte oder Kollegen zu befragen. Das macht jedoch nur Sinn, wenn diese Person eine ehrliche Einschätzung abgeben kann. Dass sie den Bewerber gut genug kennt, ist dabei vorausgesetzt. Oft erhält der Bewerber so ganz neue Anregungen – und bemerkt vielleicht, dass sein Selbstbild nur bedingt mit dem Bild, welches andere von ihm haben, übereinstimmt.
Im zweiten Schritt geht es darum, Belege für die herausgesuchten Eigenschaften zu finden. Es überzeugt niemanden – weder im Anschreiben noch im Vorstellungsgespräch –, wenn schlicht eine Reihe von angeblichen Attributen genannt wird, ohne diese angeblichen Merkmale zu begründen. Beispiele und kurze Anekdoten sind hingegen gut geeignet, um den möglichen Chef davon zu überzeugen, dass der Bewerber die beschriebenen Eigenschaften tatsächlich mitbringt.
Vorstellungsgespräch: Stärken durch überzeugende Beispiele belegen
Wer etwa der Meinung ist, er sei ein besonders verantwortungsbewusster Mensch, sollte sich überlegen, in welcher Situation diese Eigenschaft besonders sichtbar war. Das könnte der Fall gewesen sein, als der Bewerber sich mit Migräne aus dem Bett gequält hat und zur Arbeit gekommen ist, um einen wichtigen Bericht rechtzeitig fertig zu stellen. Und wer gut frei reden kann, kann als Beleg dafür anführen, dass er einmal zehn Minuten vorher erfahren hat, dass er eine spontane Präsentation vor einem wichtigen Kunden halten soll – und dass er diese Herausforderung selbstverständlich mit Bravour gemeistert hat.
Es sind nicht nur Beispiele aus dem Berufsumfeld, die geeignet sind, um Stärken anschaulich zu machen. Auch private Erlebnisse oder Situationen können angeführt werden. Wer seit zehn Jahren in demselben Verein Handball spielt, stellt damit ganz sicher seine grundlegende Teamfähigkeit unter Beweis. Und wer zwei Wochen lang jeden Abend am perfekten Menü für die Dinner-Party feilt, ist vermutlich ehrgeizig.
Bei der Auswahl von Stärken ist es sinnvoll, auch im Hinterkopf zu behalten, welche Eigenschaften sich der mögliche Arbeitgeber wünscht. Dessen Vorstellungen sind häufig in der Stellenausschreibung genannt. Wer sich daran orientiert und in der Beschreibung wiederfindet, kann diese Stärken natürlich auch ins Vorstellungsgespräch und vorher das Anschreiben einbauen. Wichtig ist dabei allerdings, dass diese Behauptungen authentisch wirken.
Wer eine Handvoll positiver Eigenschaften im Kopf hat, die er durch Beispiele belegen kann, kann schon sehr viel beruhigter ins Vorstellungsgespräch gehen. Dort geht es dann allerdings darum, diese Attribute überzeugend darzustellen.
Selbstbewusst auftreten, aber nicht prahlen
Arbeitgeber wünschen sich Mitarbeiter, die wissen, was sie können. Das bedeutet nicht, dass sie Aufschneider schätzen, die am laufenden Band von ihren angeblichen Fähigkeiten prahlen. Im Umkehrschluss sollte (falsche) Bescheidenheit jedoch nicht zum Problem für den Mitarbeiter werden – etwa, weil er sich wichtige Aufgaben eigentlich gar nicht zutraut. Ein gesundes Mittelmaß an Selbstbewusstsein ist deshalb ideal.
Dementsprechend sollte sich der Bewerber auch im Vorstellungsgespräch präsentieren, wenn er nach seinen Stärken gefragt wird. Vor allem sollte er ehrlich antworten. Dass es sich um eine tatsächliche Stärke des Bewerbers handelt, ist wesentlich wichtiger, als einen Aspekt zu nennen, den der Personaler oder der Chef vermeintlich hören will.
In der Regel haben Arbeitgeber und Personaler auch ein gutes Gefühl dafür, ob die genannten Stärken tatsächlich zu ihrem Gegenüber passen oder nicht. Und selbst, wenn nicht: Spätestens im Berufsalltag fällt der Schwindel auf, und dann droht im schlimmsten Fall auf kurz oder lang die Kündigung.
Mögliche Stärken in einem Bewerbungsgespräch glaubhaft angeben
Und dann ist es soweit: Der Bewerber sitzt seinen Gesprächspartnern im Vorstellungsgespräch gegenüber und wird gebeten, einmal seine positiven Eigenschaften zu benennen. Mit guter Vorbereitung ist es für die meisten Bewerber ein leichtes, dieser Bitte nachzukommen.
Und so könnte das konkret klingen:
- „Ich finde mich in neuen Umgebungen und Situationen immer schnell zurecht. Das habe ich schon als Kind gelernt, als wir in einem Zeitraum von zehn Jahren sieben Mal umgezogen sind. Und jedes Mal gab es eine neue Schule, neue Mitschüler und neue Nachbarn. Heute fällt es mir leicht, mich in kürzester Zeit an neue Gegebenheiten zu gewöhnen.“
- „Ich bin ein sehr organisierter Mensch. Wenn ich eine Aufgabe habe, mache ich mir einen Zeitplan, in dem ich konkret plane, welcher Arbeitsschritt bis wann erledigt sein sollte. So fällt es mir leicht, Termine einzuhalten, ohne in Zeitdruck zu kommen. Das hat mir auch bei meinem letzten Projekt sehr geholfen, als es darum ging…“
- „Zu meinen Stärken zählt es, Dinge von Grund auf neu zu denken und dabei kreativ zu sein. Ich setze mich dann gerne hin und nehme mir in Ruhe etwas Zeit, um Ideen zu entwickeln. Auf diese Weise ist auch mein Projekt [Projekt] entstanden, das zu den erfolgreichsten Projekten der letzten Jahre in meiner ehemaligen Firma gehört.“
- „Ich weiß genau, was ich will, und ich verfolge meine Ziele hartnäckig. Wenn ich ein Ziel erreichen möchte, gebe ich alles, was dazu nötig ist. Einmal habe ich erst eine Woche vor der Abgabefrist durch Zufall erfahren, dass eine Ausschreibung für die besten [Beispiel] läuft. Kurzerhand habe ich eigens dafür ein neues Konzept erstellt und dafür Tag und Nacht gearbeitet – mit Erfolg.“
- „Ganz besonders hilft mir im Berufsalltag meine Flexibilität. Diese ist das Resultat daraus, dass ich seit zehn Jahren fast täglich neue Menschen kennenlerne. Ich bin deshalb gewohnt, mich auf die unterschiedlichsten Persönlichkeiten einzustellen.“
Diese Beispiele sind lediglich als Anregungen zu verstehen. Sie sollten keinesfalls eins zu eins übernommen werden. Authentisch sind Stärken nur, wenn sie zu hundert Prozent zu dem Bewerber passen und mit eigenen, echten Beispielen belegt werden. Es zahlt sich nicht aus, dem Personaler bei der Frage nach Stärken erfundene Situationen aufzutischen. Wer damit auffliegt, kann sich sicher sein, den gewünschten Job nicht zu bekommen.
Stärken im Vorstellungsgespräch nennen: Weitere Tipps
Zwei bis drei Stärken sind ideal, um diese im Vorstellungsgespräch zu benennen und mit Beispielen zu untermauern. Wer hingegen noch mehr positive Merkmale aufzählt, droht, damit in die Beliebigkeit abzurutschen. Schließlich soll es sich um echte Stärken handeln, die den Bewerber im besten Fall im positiven Sinne von seinen Mitbewerbern abheben.
Wenn es um die Glaubhaftigkeit der Angaben geht, ist die Nennung von Beispielen essenziell. Bewerber sollten jedoch darauf achten, dass sich die zugehörige Anekdote kurz, knapp und leicht verständlich erzählen lässt. Es ist wenig sinnvoll, allzu weit auszuholen und dem Personaler damit einen zehnminütigen Monolog aufzuzwingen. Das gewählte Beispiel sollte ohne große zusätzliche Erklärungen nachvollziehbar sein. Ist das nicht der Fall, sollte der Bewerber überlegen, ob er sein Augenmerk nicht doch eher auf andere Punkte richtet, die sich einem Außenstehenden besser und schneller erklären lassen.
Schließlich sollten die genannten Stärken im Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit stehen. „Ich kann gut mit Kindern umgehen“ mag ein entscheidender Vorteil für einen angehenden Erzieher sein – für die Position im Controlling ist dieses Merkmal aber aller Wahrscheinlichkeit nach unerheblich. Das Ziel ist es, dem Personaler oder Chef zu zeigen, dass man durch seine Charaktereigenschaften einen echten Mehrwert für das Unternehmen bieten kann.
Alternative Fragestellungen zu Stärken im Vorstellungsgespräch
Dass Chefs in Vorstellungsgesprächen nach den Stärken (und Schwächen) des Bewerbers fragen, ist längst bekannt. Und so sind die meisten Bewerber auf entsprechende Fragen gut vorbereitet. Viele Personaler stellen deshalb Fragen, die zwar auf die Stärken des Kandidaten abzielen, aber in eine etwas andere Richtung gehen. Es lohnt sich deshalb, auch auf alternative Fragestellungen im Vorstellungsgespräch vorbereitet zu sein.
So könnte sich der Personaler auch nach den Stärken des Bewerbers erkundigen:
- Was hat Ihr letzter Chef am meisten an Ihnen geschätzt?
- Wie würden Kollegen Sie am ehesten beschreiben?
- Wenn Sie sich mit nur einem Wort charakterisieren müssten – welches Adjektiv wäre das?
- Von welcher Charaktereigenschaft profitieren Sie im Berufsalltag am meisten?
- Welche Eigenschaften bringen Sie mit, um den Job zur beidseitigen Zufriedenheit auszufüllen?
- Was war das kniffligste Problem, dass Sie im Beruf lösen mussten – und welche Charaktereigenschaft hat Ihnen dabei besonders geholfen?
- Was glauben Sie, welche Eigenschaften für diese Stelle ganz besonders entscheidend sind? Verfügen Sie über diese Eigenschaften?