Die Postkorbübung im Assessment Center: Tipps und Strategien

Die Postkorbübung gehört zu den beliebtesten Aufgaben im Assessment Center. Für Bewerber kann die Übung eine Herausforderung sein. Mit guter Vorbereitung brauchen Sie sich vor der Postkorbübung im AC jedoch nicht zu fürchten. Hier finden Sie Tipps für den Erfolg.

Teilnehmende bei einer Postkorbübung im Assesment-Center

Was ist eine Postkorbübung?

Im Assessment Center, kurz AC, werden Bewerberinnen und Bewerber auf Herz und Nieren getestet. Eine typische Übung ist dabei die Postkorbübung, die die Kandidaten meist einzeln bearbeiten. Sie bekommen dabei einen Postkorb – oft in Form von E-Mails – mit einer Reihe von Aufträgen, die häufig dringend erledigt werden müssen. Das kann nicht nur berufliche To-dos umfassen, sondern auch private Aufgaben. In einer überschaubaren Zeitspanne müssen die Bewerber nun entscheiden, wie sie die vielen Aufträge angehen würden. Ihre Vorgehensweise halten sie schriftlich fest, um sie anschließend erläutern zu können.

So könnte die Postkorbübung zum Beispiel ablaufen: Stellen Sie sich vor, Sie sind Teamleiter und beginnen Ihren Arbeitstag mit einem vollen Posteingang. Darunter E-Mails von der Geschäftsleitung, die Sie dringend um einen Bericht zu einem Projekt bittet, von einem verärgerten Kunden, der um Rückmeldung bittet, und einem Kollegen, der Sie auf einen Konflikt in Ihrem Team aufmerksam macht, bei dem unmittelbarer Handlungsbedarf besteht. In einer Zeitspanne von 20 bis 60 Minuten müssen Sie nicht nur bis zu zehn Aufgaben sichten, planen und Prioritäten setzen. Womöglich werden Sie zwischendurch auch noch durch Anrufe oder andere Störungen unterbrochen.

Bei der Postkorbübung testen Verantwortliche mit einer praxisnahen Aufgabe, wie Bewerber sich im Joballtag verhalten würden. Dazu setzen sie sie gezielt unter Stress, der durch einen hohen Zeitdruck entsteht: Oft ist es gar nicht möglich, in der vorhandenen Zeit alles zu schaffen. Entscheidend ist ohnehin nicht so sehr das Ergebnis, sondern die Herangehensweise. Diese lässt darauf schließen, wie stressresistent jemand ist, ob er einen kühlen Kopf bewahren kann und ob er gut organisiert ist.

Warum die Postkorbübung bei Personalverantwortlichen beliebt ist

Die Postkorbübung ist ein Klassiker im AC. Dass sie bei Personalverantwortlichen so beliebt ist, hat gute Gründe. Für die Verantwortlichen in Unternehmen zeigt die Postkorbübung sehr anschaulich, womit bei einem Bewerber oder einer Bewerberin im oft stressigen Joballtag zu rechnen wäre. Sie macht deutlich, ob ein Kandidat ruhig und strukturiert an seine Aufgaben herangeht oder ob eine Bewerberin vor lauter Hektik nicht mehr weiß, wo sie anfangen soll.

Stress ist in vielen Jobs ein ständiger Begleiter. Wer seinen Job gut macht, muss eine gewisse Widerstandsfähigkeit dagegen mitbringen. Ob das der Fall ist, zeigt sich durch die Vorgehensweise bei der Postkorbübung. Die Assessment-Center-Aufgabe lässt außerdem Rückschlüsse darauf zu, wie entscheidungsfreudig ein Bewerber ist und nach welchen Kriterien er Entscheidungen trifft. Sie macht deutlich, ob jemand flexibel und belastbar ist und wie gut es ihm gelingt, Probleme zu lösen.

Weil die Postkorbübung sehr praxisnah ist, lässt sie unmittelbare Rückschlüsse auf die Eignung von Kandidaten zu. Diese Erkenntnisse sind für Personaler oft sehr wertvoll, wenn es darum geht, welches die vielversprechendsten Bewerber sind. Die Notwendigkeit, unter Zeitdruck gute Entscheidungen zu treffen, spiegelt die realen Anforderungen des Berufsalltags wider. Durch die Übung erhalten Arbeitgeber ein anschauliches Bild davon, welche Stärken und Schwächen ein Bewerber mitbringt.

So läuft eine Postkorbübung im Assessment Center ab

Die Postkorbübung beginnt in der Regel mit einer kurzen Einführung. Die Kandidaten erfahren, was genau von ihnen erwartet wird, was sie zu tun haben und wie viel Zeit sie für die Bearbeitung haben. Sie werden darüber aufgeklärt, in welche Rolle sie gedanklich schlüpfen sollen und um welche Aufgaben es geht. Dazu erhalten sie einen Postkorb in Form von E-Mails, Dokumenten oder Notizen. Aus diesen Dokumenten ergeben sich Aufgaben, die mehr oder weniger dringend sind.

Typischerweise gibt es bei der Postkorbübung im Assessment Center Zeitdruck. Oft ist von vornherein klar, dass die vorhandene Zeit nicht ausreicht, um sich so um alles zu kümmern, wie es wünschenswert wäre. Dieser Druck sorgt für Stress bei den Teilnehmern – ein wesentlicher Effekt, der für die Verantwortlichen wichtig ist. Nur so können sie beurteilen, wie sich bestimmte Kandidaten unter Druck verhalten würden.

Nach der Einführung ist Zeit für die Bearbeitung. Oft stehen 20 bis 30 Minuten für die Postkorbübung zur Verfügung. In diesem Zeitraum müssen die Teilnehmer sich einen Überblick über die Aufgaben verschaffen, Prioritäten setzen und Entscheidungen treffen. Möglicherweise werden sie gebeten, sich Notizen zu ihrer Vorgehensweise zu machen.

Wenn die Bearbeitungszeit abgelaufen ist, erklären die Bewerber ihren Ansprechpartnern, wie sie vorgegangen sind und warum. Sie begründen, welche Prioritäten sie gesetzt haben und wie sie in bestimmten Situationen entschieden haben. Das ist Grundlage der Beurteilung durch die Personalverantwortlichen. Sie beobachten genau, wie jemand vorgegangen ist und wie er seine Herangehensweise präsentiert hat. In die Beurteilung fließen dann zum Beispiel Faktoren wie Entscheidungsfreude, Schnelligkeit, Prioritätensetzung und Kommunikation ein.

Tipps zur Vorbereitung auf die Postkorbübung

Der Gedanke an das AC versetzt viele Bewerber in leichte Panik – wegen Aufgaben wie der Postkorbübung, durch die sie gezielt gestresst werden. Es ist hilfreich, sich auf solche Übungen vorzubereiten. Dadurch fällt es vielen Bewerbern im Assessment Center leichter, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Aufgabe systematisch zu lösen.

Zur Vorbereitung auf die Postkorbübung ist es sinnvoll, sie in verschiedenen Szenarien durchzuspielen. Im Internet finden Sie vielfach Postkorbübung-Beispiele, die Sie dafür nutzen können. Sie können sich auch selbst überlegen, wie so eine Aufgabe konkret aussehen könnte. Dann stellen Sie sich einen Wecker und bearbeiten die Postkorbübung. Im Anschluss legen Sie Ihre Vorgehensweise dar – gegenüber Freunden, die Ihnen eine Rückmeldung geben können, oder auch nur sich selbst. Es kann hilfreich sein, sich dabei zu filmen, damit Sie Ihre Präsentation analysieren und daraus lernen können. Je mehr Postkorbübungen Sie simulieren, desto routinierter werden Sie. Im AC sind Sie dann schon mit der Aufgabenstellung vertraut, was Ihren Stress verringern kann.

Systematisch Prioritäten setzen lernen

Im Vorfeld des ACs ist es hilfreich, sich zu überlegen, nach welchen Kriterien Sie Prioritäten setzen können und sollten. Dazu können Sie Tools wie die Eisenhower-Matrix nutzen. Damit ist es möglich, systematisch zwischen dringenden, wichtigen, weniger dringenden und unwichtigen Aufgaben zu unterscheiden. Sie teilen dafür einfach alle To-dos in eine der vier folgenden Kategorien ein: dringend und wichtig, wichtig, aber nicht dringend, dringend, aber nicht wichtig und weder wichtig noch dringend. Daraus ergibt sich ein konkreter Plan:

  • Dringende und wichtige Aufgaben sollten Sie sofort erledigen.
  • Dringende, aber unwichtige Aufgaben können Sie nach Möglichkeit delegieren.
  • Wichtige, aber nicht dringende Aufgaben sollten Sie einplanen.
  • Was weder wichtig noch dringend ist, können Sie zumindest für den Moment ignorieren.

Zur Vorbereitung auf eine Postkorbübung ist es außerdem hilfreich, einen konstruktiven Umgang mit Stress zu üben. Sie können dazu beispielsweise einfache Atemübungen nutzen, durch die Sie sich gleichermaßen entspannen und fokussieren können. So bleiben Sie im Ernstfall gelassener.

Ebenso nützlich ist es, an Ihren kommunikativen Fähigkeiten zu feilen. Wie gut Sie bei der Postkorbübung abschneiden, hängt schließlich nicht nur davon ab, was Sie während der Bearbeitungszeit machen, sondern auch, wie Sie Ihre Vorgehensweise verkaufen.

Wie löse ich die Postkorbübung? Diese Tipps helfen Ihnen dabei

Es ist so weit: Sie sitzen im Assessment Center und werden gebeten, eine Postkorbübung zu lösen. Wie gehen Sie nun vor? Der erste Schritt: Bleiben Sie ruhig. Atmen Sie vielleicht ein paar Mal tief durch, um sich zu entspannen. Je gestresster Sie sind, desto schwerer ist es, die Aufgabe strukturiert zu lösen.

Im nächsten Schritt verschaffen Sie sich einen Überblick über die Aufgabe. Sichten Sie alle Dokumente und anderen Aufgaben, die zu Ihrem Postkorb gehören. Nun geht es darum, Prioritäten zu setzen. Dazu können Sie einen Ansatz wie die Eisenhower-Matrix nutzen. Identifizieren Sie die Aufgaben, die wichtig und dringend sind. Das sind die essenziellen To-dos, die Sie zuerst abarbeiten sollten.

Es ist wichtig, bei der Postkorbübung im Assessment Center Entscheidungen schnell zu treffen. Dabei kann es sein, dass Ihnen nicht alle Informationen vorliegen, die Sie für eine fundierte Entscheidung gern hätten. Lassen Sie sich davon nicht verunsichern, sondern überlegen Sie, was im Einzelfall die beste Lösung ist. Denken Sie daran, dass Sie nicht alles selbst machen können und sollen. Was delegiert werden kann, sollten Sie auch delegieren. In diesem Fall ist es wichtig, der betreffenden Person alle wichtigen Informationen mitzugeben, damit sie die Aufgabe effektiv erledigen kann.

Stellen Sie sich auf Störungen ein

Stellen Sie sich darauf ein, dass man Sie während der Bearbeitung der Postkorbübung stören wird. Durch neue Aufgaben möchte man Sie womöglich verunsichern und Ihr Stresslevel erhöhen. Wenn Sie darauf vorbereitet sind, bringt es Sie weniger aus dem Konzept. Machen Sie einfach stoisch weiter und beziehen Sie die zusätzlichen Informationen mit ein.

Entscheidend ist, dass Sie bei der Postkorbübung systematisch vorgehen. Machen Sie sich während der Bearbeitung Gedanken darüber, wie Sie Ihre Entscheidungen und Vorgehensweisen begründen können. Es ist sinnvoll, sich kurze Notizen darüber anzufertigen, um sich bei der Präsentation an alles Wichtige zu erinnern.

Behalten Sie währenddessen die Zeit im Blick, ohne sich davon zu sehr stressen zu lassen. Andernfalls riskieren Sie, dass Sie am Ende nur einen Bruchteil erledigt haben. Bei der anschließenden Präsentation sollten Sie Ihre Beweggründe nachvollziehbar erklären. Machen Sie deutlich, dass Ihre Entscheidungen durchdacht waren und inwiefern Sie Ihre Zeit effizient genutzt haben.

Postkorbübung: Typische Fehler und wie Sie sie vermeiden können

Schon der Gedanke an die Postkorbübung stresst so manchen Bewerber. Sie sollten sich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen – entscheidend ist, strukturiert vorzugehen und ruhig zu bleiben. Das gelingt Ihnen eher, wenn Sie wissen, welche Fehler Sie bei einer Postkorbübung im Assessment Center vermeiden sollten.

Fehler 1: Sich stressen lassen

Die Postkorbübung soll Bewerber stressen. Wer im Stress ist, kann oft keinen klaren Gedanken mehr fassen – schlimmstenfalls gerät er regelrecht in Panik. Dann ist es schwer, gute Entscheidungen zu treffen und die Arbeitszeit effizient zu nutzen. Überlegen Sie sich im Vorfeld, wie Sie gelassener bleiben können. Ein simpler Ansatz: Atmen Sie zehnmal tief ein und aus, um zur Ruhe zu kommen.

Fehler 2: Die Zeit nicht im Blick behalten

Der Blick auf die Uhr kann bei der Postkorbübung im Assessment Center lähmend wirken. Aus dem Blick verlieren sollten Sie die Zeit jedoch auch nicht. Schauen Sie immer mal wieder nach, wie viel Zeit Ihnen noch bleibt, um Ihre Vorgehensweise rechtzeitig anpassen zu können.

Fehler 3: Perfektionismus

Gehen Sie nicht mit dem Anspruch an die Postkorbübung, alles zu 100 Prozent erledigen zu wollen. Das ist bei solchen Aufgabenstellungen oft nicht möglich. Wer es trotzdem möchte, lässt sich nur unnötig verunsichern. Gut genug reicht in einer solchen Simulation völlig aus, solange Sie Ihre Entscheidungen plausibel erklären können.

Fehler 4: Nicht strukturiert vorgehen

Bei der Postkorbübung im AC ist es essenziell, dass Sie nach Plan vorgehen. Dazu sollten Sie ein System haben, das Ihnen eine strukturierte Vorgehensweise ermöglicht – zum Beispiel ein Hilfsmittel wie die Eisenhower-Matrix für fundierte Entscheidungen.

Fehler 5: Alles selbst machen wollen

Wenn Sie alles selbst erledigen wollen, nutzen Sie Ihre Zeit nicht effektiv. Im Gegenteil: Sie könnten sich damit in kürzester Zeit überfordern. Was Sie nicht zwingend selbst machen müssen, weil es nicht Ihre Expertise erfordert oder nicht so wichtig ist, sollten Sie an andere übertragen.

Fehler 6: Entscheidungen nicht erklären können

Denken Sie daran: Es geht bei der Postkorbübung im Assessment Center nicht nur darum, dass Sie alles irgendwie erledigt bekommen. Entscheidend ist, dass Sie Ihre Vorgehensweise in der anschließenden Präsentation erläutern können. Machen Sie sich dazu zwischendurch Notizen, auf die Sie sich dabei stützen können.

Die Postkorbübung im Assessment Center: Anspruchsvoll, aber machbar

  • Die Postkorbübung gehört zu den gängigen Aufgaben im Assessment Center. Personalverantwortliche wollen dabei sehen, wie Bewerber unter Druck in praxisnahen Szenarien agieren.
  • Die Übung lässt für Personaler wichtige Rückschlüsse auf die Eignung der Kandidaten zu: Sind sie belastbar und flexibel, organisiert und entscheidungsfreudig?
  • Bei der Postkorbübung müssen die Teilnehmer eine Reihe von Aufgaben organisieren und abarbeiten. Dabei reicht die Zeit oft nicht aus, um alles schaffen zu können.
  • Für Bewerber ist es sinnvoll, sich auf die Postkorbübung vorzubereiten. Sie kann im Vorfeld simuliert werden, um Routine zu gewinnen. Lohnenswert ist auch, zu überlegen, nach welchen Kriterien man Prioritäten setzt.
  • Für einen gelungenen Auftritt ist es für Bewerber wichtig, häufige Fehler zu vermeiden, wie etwa, sich zu sehr stressen zu lassen oder die Zeit aus dem Blick zu verlieren.

Bildnachweis: Shutterstock.com

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