Assessment Center: Was ist es und wie läuft es ab?
Wer sich für einen Job bewirbt, landet bei einem positiven Bescheid längst nicht immer direkt im Bewerbungsgespräch. Gerade größere Unternehmen setzen zunehmend auf Assessment Center, um aus der Masse an Kandidaten die besten auszuwählen. In unserem Ratgeber erfahren Sie, was ein Assessment Center ist, wie es abläuft und welche Aufgaben typisch dafür sind. Außerdem geben wir Ihnen Tipps, mit denen Sie im Assessment Center einen guten Eindruck hinterlassen.
Assessment Center liegen im Trend
Wie findet man unter der Vielzahl an Bewerbern den besten Kandidaten? Bei vielen Unternehmen lautet die Antwort: Man lädt die aussichtsreichsten Kandidaten ins Assessment Center ein und guckt über viele Stunden ganz genau hin. Es sind vor allem größere Unternehmen, die in zunehmendem Maße auf diese Form des Auswahlverfahrens bei der Personalsuche setzen. Fast alle Dax-Unternehmen setzen sie ein, und auch bei mittelgroßen Unternehmen liegen Assessment Center vielfach im Trend. Das Assessment Center ersetzt das Vorstellungsgespräch oder ist diesem vorgelagert. Nur, wer sich im Assessment Center bewährt, kommt in die entscheidende Runde oder bekommt die Jobzusage.
Im Assessment Center, kurz AC, geht es für Bewerber darum, sich gegen eine gewisse Zahl an Konkurrenten durchzusetzen. Üblicherweise werden zwischen einer Handvoll und 15 Bewerbern ins AC eingeladen. Auch Einzel-Assessment-Center sind möglich, wenn es um eine Führungsposition geht. Der Auswahl-Termin kann einen Tag, aber auch mehrere Tage dauern. Je hochrangiger die Position, um die es geht, desto schwerwiegender ist aus Sicht des Unternehmens die Wahl eines Kandidaten – und umso länger prüfen viele die vielversprechendsten Kandidaten auf Herz und Nieren.
Üblicherweise werden Assessment Center eingesetzt, wenn von der Personalwahl viel abhängt. Eine Fehlentscheidung kann für Arbeitgeber teuer werden. Je mehr man von den Bewerbern weiß – und zwar nicht nur von ihrem Können, sondern auch von ihrer Persönlichkeit –, desto unwahrscheinlicher wird es, dass man eine falsche Entscheidung trifft. Auch, wenn es um ein duales Studium oder ein Ausbildung geht, können Sie mit einem AC konfrontiert werden.
Im Assessment Center warten verschiedene Übungen und Gespräche auf die Kandidaten. Sie müssen einzeln oder in der Gruppe Tests und andere Aufgaben bestehen. Dabei werden sie von Mitarbeitern der Personalabteilung oder externen Beobachtern, sogenannten Assessoren, im Auge behalten.
Assessment Center: So ist der Ablauf
Beim Assessment Center ist der Ablauf nicht immer derselbe. Prinzipiell ähneln sich die Auswahlverfahren aber in ihrer Grundstruktur. Das Assessment Center beginnt mit einer Begrüßung der Teilnehmer in der Runde. Die Assessoren oder Verantwortlichen des Unternehmens stellen sich vor und informieren über den Ablauf des ACs. Anschließend haben die Teilnehmer mit einer Selbstpräsentation die Gelegenheit, etwas über sich zu erzählen.
Oft folgt als Nächstes eine Gruppendiskussion, ein Test oder eine Übung. Danach gibt es meist eine erste Pause, auf die eine weitere Aufgabe folgt. Eine gemeinsame Mittagspause gehört nahezu immer zum Assessment Center. Am Nachmittag geht es weiter mit Übungen, die Sie einzeln oder in kleinen Gruppen ausarbeiten und präsentieren. Auch am Nachmittag wird es wahrscheinlich noch eine Pause geben. Die meisten ACs enden mit einem Vorstellungsgespräch, das die Kandidaten üblicherweise mit mehreren Assessoren alleine führen. Zum Abschluss folgt ein Feedback-Gespräch, in dem Sie eine Rückmeldung erhalten und oft auch gebeten werden, Ihre eigene Einschätzung abzugeben.
Wie lang ein Tag im Assessment Center ist, hängt auch davon ab, wie viele Tage dafür angesetzt sind. Wenn Sie nur einen Tag lang dort sein werden, können Sie von einem vollen Tag ausgehen. Bei drei Tagen AC können die einzelnen Tage auch etwas kompakter sein.
Assessment Center: Welche Aufgaben sind typisch?
Die Assessment-Center-Aufgaben unterscheiden sich je nach Unternehmen, Position und Bereich. Manche Aufgaben kommen allerdings besonders häufig vor, so dass es sich lohnt, sich darauf vorzubereiten. Die folgenden Aufgaben sind für Assessment Center typisch.
Selbstpräsentation oder Partnerpräsentation
Eine typische Aufgabe im Assessment Center ist die Selbstpräsentation, bei der Sie sich in einigen Minuten den anderen Teilnehmern vorstellen. Eine Variante hiervon ist die Partnerpräsentation, bei der Sie etwas über einen anderen Teilnehmer erzählen. Die Selbstpräsentation im AC können Sie vorher üben. So lernen Sie, frei zu sprechen, und wissen schon, was Sie sagen können. Überlegen Sie sich, was Sie ausmacht und von anderen unterscheidet. Vielen Bewerbern fällt die Selbstpräsentation schwer, aber es lohnt sich, sich hierbei Mühe zu geben.
Gruppendiskussion
Ebenfalls sehr häufig werden Bewerber in Assessment Centern mit einer Gruppendiskussion konfrontiert. Dabei geht es um ein aktuelles Thema, was gesellschaftlich, politisch, aber auch branchenspezifisch sein kann. Oft wird das Für und Wider einer bestimmten Aussage diskutiert. Sie können sich vorbereiten, indem Sie sich bei aktuellen Themen auf dem neusten Stand halten. Ansonsten kommt es darauf an, dass Sie sich zu Wort melden, ohne andere gegen die Wand zu reden. Verhalten Sie sich diplomatisch, aber selbstsicher. Falls Sie schüchtern sind, fällt es Ihnen womöglich schwer, sich einzubringen – machen Sie sich klar, um was es geht und dass es weniger auf den Inhalt Ihrer Worte ankommt als darauf, wie Sie etwas sagen und wie Sie auf das Gespräch einwirken.
Die Postkorbübung
Ein Klassiker unter den Assessment-Center-Aufgaben ist die Postkorbübung. Dabei geht es darum, einen fiktiven Posteingang in einer bestimmten Zeit zu bearbeiten. Sie bekommen eine ganze Reihe an Briefen beziehungsweise Nachrichten über Anrufe, E-Mails und Notizen. Diese müssen Sie innerhalb einer kurzen Bearbeitungszeit priorisieren und abarbeiten beziehungsweise die Aufgaben delegieren. Hierbei können Sie zeigen, dass Sie organisiert und entscheidungsfreudig sind und dass Sie auch im Stress einen kühlen Kopf bewahren. Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie zwischendurch gestört werden – etwa durch einen fingierten Anruf oder ein Extra-Dokument. Lassen Sie sich davon nicht aus der Ruhe bringen.
Rollenspiele und Fallstudien
Wer ins AC eingeladen wird, wird häufig mit Rollenspielen und Fallstudien konfrontiert. Dabei handelt es sich um fiktive Situationen, die Ihnen im Arbeitsalltag begegnen könnten – allerdings nicht irgendwelche Situationen, sondern solche, die etwas knifflig sind. So kann etwa gefragt sein, was Sie tun würden, wenn Ihre Abteilung Verluste macht. Die Gründe dafür liegen Ihnen dank einer Case Study vor – wie können Sie die Lage verbessern? Bei solchen Übungen im Assessment Center geht es darum, realitätsnahe Situationen zu simulieren, damit man sich besser vorstellen kann, wie Sie im Job agieren würden.
Kurzvortrag
Wie gut können Sie frei sprechen? Das wird in ACs häufig bei einem Kurzvortrag geprüft. Sie werden dann gebeten, in wenigen Minuten etwas über ein Thema zu sagen, das man Ihnen kurz zuvor gegeben hat. Sie können sich darauf vorbereiten und Notizen anfertigen. Detail-Wissen ist in der Regel nicht erforderlich, um den Kurzvortrag halten zu können. Mitunter dürfen Sie sogar eigene Themen auswählen.
Tests
Auch Tests kommen in Assessment Centern häufig vor. Die Art der Tests kann sich unterscheiden; denkbar sind unter anderem IQ-Tests, Persönlichkeitstests, Leistungstests und Brainteaser. Bei Letzteren handelt es sich um Denkaufgaben, die zunächst unlösbar scheinen. Wichtig: Bei Brainteasern kommt es nicht auf das Ergebnis an, sondern auf Ihre Vorgehensweise und wie Sie Lösungsvorschläge erarbeiten. Auch hierbei können Sie zeigen, dass Sie sich nicht unter Druck setzen lassen.
Gruppenübungen
Übungen in der Gruppe können im Assessment Center ebenfalls auf Sie zukommen. Sie können etwa gebeten werden, gemeinsam etwas zu erarbeiten oder, je nach Branche und angestrebter Position, etwas Kreatives zusammen zu erschaffen. Bei solchen Aufgaben stehen Ihr Teamgeist und Ihre kommunikativen Fähigkeiten auf dem Prüfstand.
Vorstellungsgespräch
Gegen Ende des Assessment Centers ist üblicherweise ein Vorstellungsgespräch mit den Teilnehmern geplant. Das Interview dauert meist bis zu einer halben Stunde und ähnelt im Ablauf und den Fragen einem regulären Vorstellungsgespräch. Beim Interview sehen die Assessoren, wie kommunikationssicher Sie sind und ob es auf persönlicher Ebene passt.
Tipps für Bewerber: So hinterlassen Sie im Assessment Center einen guten Eindruck
Der Gedanke an ein bevorstehendes Assessment Center macht viele Bewerber nervös. Kein Wunder – das AC dauert deutlich länger als ein Vorstellungsgespräch, noch dazu birgt es mehr Überraschungen, denn die konkreten Übungen sind vorher nicht bekannt. Die gute Nachricht: Wenn Sie sich auf das Assessment Center vorbereiten – und das sollten Sie unbedingt tun –, gibt es keinen Grund zur Aufregung.
Machen Sie sich mit den typischen Assessment-Center-Aufgaben vertraut. Vieles können Sie üben oder simulieren, etwa Ihre Selbstpräsentation, eine Gruppendiskussion oder einen Kurzvortrag. Sie können vor dem Spiegel oder mit Freunden oder Familienmitgliedern üben. So sehen Sie, wie Sie auf andere wirken. Informieren Sie sich über aktuelle Geschehnisse, damit Sie dazu bei Bedarf etwas sagen können. Informieren Sie sich auch über das Unternehmen und den Bereich, in dem Sie arbeiten möchten. Bringen Sie mehr über wichtige Personen im Unternehmen in Erfahrung.
Seien Sie am Tag des ACs ausgeschlafen, damit Sie sich gut konzentrieren können. Kommen Sie unbedingt pünktlich – es ist immer besser, noch etwas Zeit vor Ort totschlagen zu müssen, als schon gestresst anzukommen und dann direkt loslegen zu müssen. Kleiden Sie sich dem Anlass angemessen. Im Zweifel gilt: lieber overdressed als underdressed. Ihr Outfit sollte dennoch bequem genug sein, um es über einen ganzen Tag zu tragen. Unterschätzen Sie nicht, welche Wirkung Ihre Kleidung auf Ihre Selbstsicherheit hat. Wenn Sie sich verkleidet fühlen, merkt man Ihnen das wahrscheinlich an. Falls das Assessment Center mehrere Tage dauert, wählen Sie mehrere Outfits.
Assessment Center: Darauf achten die Assessoren
Beim Assessment Center geht es weniger um Ihr Können und Ihre fachliche Eignung. Gehen Sie davon aus, dass Sie zu diesem Zeitpunkt schon mit Ihren Qualifikationen überzeugt haben. Die Verantwortlichen möchten vielmehr sehen, ob Sie mit Ihrer Persönlichkeit zum Unternehmen passen. Bringen Sie die nötigen Eigenschaften mit, um die Stelle gut ausüben zu können?
Stellen Sie sich darauf ein, permanent unter Beobachtung zu stehen – auch in den Pausen und beim gemeinsamen Mittagessen. Ziehen Sie sich deshalb in solchen Situationen nicht zurück und holen Sie Ihr Handy heraus, sondern unterhalten Sie sich mit anderen. Schneiden Sie keine heiklen oder zu privaten Themen an. Seien Sie höflich, lassen Sie andere ausreden, und zeigen Sie sich selbstbewusst. Wer von Natur aus zurückhaltend ist, sollte versuchen, sich von Anfang an einzubringen – auch, wenn sich das gewöhnungsbedürftig anfühlen mag.
Es geht im Assessment Center nicht darum, Ihre Konkurrenten auszustechen und sie etwa in einer Gruppendiskussion zu „besiegen“. Sie können und sollen Ihre Haltung deutlich machen, aber halten Sie sich vor Augen, dass auch Teamgeist gefragt ist. Bleiben Sie im AC unbedingt authentisch. Wenn Sie eine Rolle einnehmen, fällt das wahrscheinlich früher oder später auf.
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