TikTok Resumes: Die Zukunft der Bewerbung?
TikTok ist als soziales Netzwerk vor allem bei jungen Nutzern beliebt. Sie teilen dort kreative Videos und lustige Clips. In den USA hat TikTok kürzlich ein neues Angebot gelauncht: TikTok Resumes, auf Deutsch TikTok-Lebensläufe. Was dahintersteckt und ob man sich auch bald für Jobs bei deutschen Arbeitgebern per TikTok-Video bewerben kann, darum geht es in diesem Artikel.
TikTok Resumes: Was steckt dahinter?
TikTok ist eine chinesische Videoplattform. User können dort kurze Videoclips hochladen, mit Filtern bearbeiten und mit Musik hinterlegen. Die Inhalte reichen von Tanzvideos über Pranks bis zu Beautytipps. Dabei ähnelt das Portal in seiner Funktionsweise dem sozialen Netzwerk Instagram, das durch das Teilen von Fotos und ebenfalls durch kurze Videos gekennzeichnet ist.
TikTok hat in den vergangenen Jahren stark an Nutzern gewonnen; für das Jahr 2022 werden Nutzerzahlen von mehr als 1,5 Milliarden prognostiziert. Weltweit belegt das Portal damit inzwischen Platz 6 der sozialen Netzwerke mit den meisten Usern. Angesichts des schnellen Wachstums von TikTok ist es kaum verwunderlich, dass das Portal seine Geschäftsbereiche ausweitet.
Ein neues Angebot ist TikTok Resumes, mit dem der chinesische Betreiber Bytedance seine Fühler in Richtung Jobmarkt ausstreckt. Im Juli 2021 lief in den USA ein Pilotprojekt, bei dem TikTok als Bewerbungsplattform genutzt werden konnte. Dabei konnten sich Nutzer per TikTok-Video auf ausgeschriebene Stellen von Firmen wie Chipotle, Target und Alo Yoga bewerben. Dazu haben sie einfach ein Video aufgenommen, in dem sie sich und ihre Talente vorgestellt haben, versehen mit dem Hashtag #tiktokresumes.
Ob das Pilotprojekt so erfolgreich war, dass der Betreiber Bytedance das Angebot bald dauerhaft und flächendeckend etabliert, ist bislang nicht bekannt.
TikTok Resumes bald auch in Deutschland?
Die Digitalisierung und veränderte Gewohnheiten in der Kommunikation gehen auch am Bewerbungsprozess nicht spurlos vorbei. Einfachere Bewerbungen und neue Formen der Bewerbung liegen im Trend. Dazu gehören zum Beispiel One-Click-Bewerbungen, bei denen Bewerber ihre Daten mit einem Klick an mögliche neue Arbeitgeber schicken können, aber auch Videobewerbungen.
Diesen Trend hin zu Videobewerbungen hat TikTok mit seinen TikTok Resumes aufgegriffen. Damit wird den Vorlieben der jungen Generation Rechnung getragen: Immer mehr junge Menschen sind es gewohnt, Videos von sich zu machen und Clips von anderen anzusehen. Mit schriftlicher Kommunikation, besonders in Form von längeren Texten wie bei einem Bewerbungsschreiben oder Lebenslauf, tun sich viele hingegen schwer – oder haben schlicht keine Lust auf den Aufwand, der damit verbunden ist. Videobewerbungen wie bei einem TikTok-CV sollen die Hürden für Bewerber senken.
Unternehmen erhoffen sich von solchen Angeboten, auch Bewerber anzusprechen, die sie auf herkömmlichen Wegen nicht oder weniger gut erreichen würden. Ob das Angebot der TikTok Resumes bald auch nach Deutschland kommt, bleibt abzuwarten. Entscheidend ist, ob das Pilotprojekt in den USA erfolgreich war und TikTok daraus ein dauerhaftes Angebot macht. In diesem Fall ist es wahrscheinlich, dass TikTok Resumes bald auch in anderen Ländern angeboten wird.
TikTok Resumes: Ein Modell mit Zukunft?
Als Pilotprojekt gab es TikTok Resumes in den USA nur für einige Wochen im Juli 2021. Ob daraus ein dauerhaftes Angebot wird, das womöglich auf andere Länder ausgedehnt wird, ist bislang nicht bekannt. Angenommen, TikTok Resumes kommt im großen Stil zurück: Wird es dann bald Standard, dass sich Bewerber bei vielen Unternehmen auch per TikTok-Video bewerben können?
Fakt ist: Videobewerbungen erfreuen sich schon heute steigender Beliebtheit. Immer mehr Unternehmen akzeptieren sie als Teil von Bewerbungen und immer mehr Portale bieten die Möglichkeit, Bewerbungsvideos hochzuladen. Sich per Video bewerben zu können spricht besonders viele jüngere Nutzer an. Die Generation Z mag lieber Videos als Texte, und so kommunizieren viele junge Menschen auch. Eine Bewerbung per Video wie bei TikTok Resumes könnte damit besonders jüngere Bewerber ansprechen und dafür sorgen, dass sie sich eher bei Arbeitgebern bewerben.
Videobewerbungen ohne nennenswerte Hürden können jedoch auch Nachteile mit sich bringen, und zwar sowohl für Unternehmen als auch für Bewerber. Für Arbeitgeber kann das Sichten der Videos zeitaufwendig sein, und das bei oft zweifelhaftem Nutzen: Ein Bewerbungsvideo wie ein TikTok-CV ist schnell verschickt. Weil die Videos auf TikTok bis zu fünf Minuten dauern können, kostet das Ansehen womöglich mehr Zeit als das Scannen eines herkömmlichen Lebenslaufs. Qualifikationen sind in einer schriftlichen Bewerbung nicht nur schneller zu erfassen, sie sind auch leichter einzuordnen, weil man alles übersichtlich vor sich hat. Bei einem Video ist das nicht der Fall. Besonders halbherzige Videobewerbungen von Bewerbern mit unzureichenden Qualifikationen können Unternehmen unnötig Zeit kosten.
Bewerbungsvideos: Introvertierte Menschen haben das Nachsehen
Für Unternehmen lohnen sich Portale wie TikTok nur, wenn es ihnen gelingt, den richtigen Ton zu treffen. Die Gefahr besteht, dass Ansprache und Inhalte nicht optimal zur jungen Zielgruppe passen. Schlimmstenfalls werden Firmen negativ eingestuft und als veraltet wahrgenommen. Das kann dazu führen, dass sie von jüngeren Menschen weniger Bewerbungen erhalten – egal, auf welchem Weg diese übermittelt werden.
Nicht jeder Bewerber ist interessiert daran, sich per Video zu bewerben. Introvertierte, zurückhaltende Menschen würden womöglich lieber auf eine Bewerbung verzichten als sich selbst in einem Video vermarkten zu müssen. Videobewerbungen wie TikTok-CVs können für sie eine Hürde zu viel sein. Drehen sie doch einen Bewerbungsclip, merkt man ihnen wahrscheinlich an, dass sie sich bei dieser Art der Inszenierung nicht wohlfühlen. Dadurch setzen sich eher extrovertierte Menschen bei dieser Form der Bewerbung durch – im Zweifelsfall selbst dann, wenn ihr Video wenig Substanz hat und nichts als heiße Luft ist.
Zumindest im Moment ist es kaum vorstellbar, dass bei Bewerbungen bald alles über Videoclips läuft. TikTok Resumes und andere Bewerbungsvideos sind eher als Ergänzung zu regulären Bewerbungen zu sehen. Für Firmen sind sie nichtsdestotrotz ein spannendes Instrument, das im Recruiting nützlich sein kann, um jüngere Menschen anzusprechen.
TikTok und der Datenschutz: Das sollten Bewerber wissen
Noch gibt es TikTok Resumes in Deutschland zwar nicht, und vielleicht wird es das Angebot hierzulande auch nie geben. Falls doch, sollten Bewerber jedoch auch das Thema Datenschutz bedenken, bevor sie über TikTok ihren CV als Videoclip an mögliche Arbeitgeber verschicken.
Wegen des wenig transparenten Umgangs mit den Nutzerdaten steht TikTok immer wieder in der Kritik. Es ist unklar, was mit den persönlichen Daten der User passiert. Durch TikTok Resumes bekäme das chinesische Unternehmen Bytedance noch mehr sensible personenbezogene Daten in die Hände – und die Bewerber hätten keine Ahnung, wo ihre Daten am Ende landen.
TikTok setzt auf die Dienste des Analyse-Unternehmens Appsflyer, das Nutzerdaten sammelt, um unter anderem personalisierte Werbeangebote zu entwickeln. Was dann mit den Daten geschieht, ist nicht bekannt. Medienberichten zufolge können die Daten mit mehr als 4500 möglichen Partnerfirmen für Kampagnen geteilt werden. Hinzu kommt: Offenbar werden durch TikTok neben den Daten, die Nutzer selbst dort hinterlegen, weitere Daten vom Smartphone durch Algorithmen automatisch abgefragt. Dazu sollen neben Ortsangaben auch Telefonnummern, Konten in anderen sozialen Netzwerken und Informationen aus Audiodateien, Bildern und Videos gehören.
Bildnachweis: Chaay_Tee / Shutterstock.com