Stärken in der Bewerbung formulieren
Wer den Job bekommen möchte, muss den Personaler von der persönlichen Eignung dafür überzeugen. Dazu gehört auch die Nennung der eigenen Stärken – dabei gibt es jedoch einiges zu beachten.
„Ich bin kreativ, motiviert und belastbar.“ Dieser Satz, das ist unzweifelhaft, zählt persönliche Stärken auf. Besonders überzeugend ist er dabei jedoch nicht, weil die Behauptungen nicht durch Beispiele belegt werden – und in einer Bewerbung sollte er deshalb auch nicht enthalten sein. Ein Bewerber, der die Entscheidungsträger von seinen Vorzügen überzeugen möchte, muss sich schon mehr einfallen lassen als eine solche lieblose Aneinanderreihung von Adjektiven im Bewerbungsanschreiben.
Im folgenden Text geht es darum, wie Stärken in einer Bewerbung gekonnt formuliert werden können – und welche häufigen Fehler unbedingt vermieden werden sollten.
Stärken in der Bewerbung: Leere Worthülsen vermeiden
Jeder kann sich „kreativ, motiviert und belastbar“ nennen. Keine Frage, diese Eigenschaften sind für die meisten Jobs zuträglich und entsprechend in den Augen des Chefs bei einem Bewerber begehrt. Für den Vorgesetzten stellt sich jedoch die Frage, ob es sich dabei nicht um leere Worthülsen handelt, die zwar gut klingen, aber hinter denen wenig steckt.
Für den Bewerber ist es deshalb essentiell, die behaupteten Eigenschaften auch durch Beispiele zu belegen. Wer schon einmal in letzter Minute eine erfolgreiche Launch-Party organisiert hat, weil er für den eigentlich zuständigen, aber plötzlich erkrankten Kollegen eingesprungen ist, darf sich zurecht Organisationstalent nennen. Ohne die entsprechende Anekdote ist die Nennung dieser Eigenschaft jedoch nicht halb so viel wert. Wer auch unter Zeitdruck einen kühlen Kopf bewahrt, untermauert das am besten mit der Geschichte, in der er als Freiberufler spontan einen weiteren Auftrag übernommen hat, obwohl dieser eine sehr kurzfristige Deadline hatte – keine Frage, dass der Bewerber diese Situation zur Zufriedenheit aller gemeistert und sich dadurch lukrative Folgeaufträge gesichert hat.
Wo liegen die eigenen Stärken eigentlich?
Wenn es um die Nennung der eigenen Stärken geht, geht es zunächst darum, herauszufinden, wo diese eigentlich liegen. Oft hat man viele Stärken, macht sich diese aber nicht ständig bewusst – und steht bei der Bewerbung dann auf dem Schlauch. Es kann helfen, entsprechende Listen von Persönlichkeitsmerkmalen durchzugehen und zu überlegen, ob diese auf einen selbst zutreffen – und falls ja, wie man dies glaubhaft darstellen kann.
Manche Kandidaten entdecken auf diese Weise eine ganze Reihe von Vorzügen an sich. Alle aufzählen sollten sie dabei jedoch nicht. Stattdessen ist es wichtig, sich auf einige wenige zu fokussieren. Statt fünf oder mehr Stärken sollten maximal drei Vorzüge genannt werden – selbstverständlich unterlegt mit guten Beispielen.
Stärken in der Bewerbung nennen: Überlegen, was dem Personaler wichtig sein könnte
Wer sich zwischen vielen Stärken nicht entscheiden kann, sollte den Blickwinkel verändern und die Sache aus der Perspektive des Personalers sehen. Worauf legen die Entscheidungsträger bei der Besetzung der Stelle mutmaßlich großen Wert? Welche Eigenschaften setzen sie vielleicht als gegeben voraus, so dass es sich nicht lohnen würde, diese Vorzüge noch einmal aufzuzählen? Schließlich geht es bei der Nennung von Stärken in einer Bewerbung nicht nur darum, positive Merkmale zu nennen, sondern auch darum, dass diese zur gewünschten Stelle passen. Wer sich einen Ruf als hervorragender Teamplayer erworben hat, hat damit zwar eine in den Augen vieler Arbeitgeber wünschenswerte Eigenschaft – in der Bewerbung um die Stelle als Nachtwächter, der seine Schicht Nacht für Nacht alleine bestreitet, ist dies jedoch nur bedingt hilfreich.
Deshalb sollten immer nur Stärken genannt werden, die unmittelbar für die zu besetzende Stelle relevant sind. Zählt der Bewerber stattdessen Irrelevantes oder Belangloses auf, kommt beim potenziellen künftigen Chef schnell der Eindruck auf, dass der Kandidat nicht die geeignete Besetzung für die offene Stelle sein könnte – weil er augenscheinlich nicht die nötigen Eigenschaften mitbringt, um den Job gut zu machen. Sonst hätte er diese Stärken sicherlich im Anschreiben erwähnt.
Abgedroschene Eigenschaften besser nicht aufzählen
Bestimmte Stärken finden sich häufiger in Bewerbungsanschreiben als andere. Ganz besonders häufig genannt werden unter anderem „kreativ“, „motiviert“ oder „verantwortungsbewusst“. Wer sich darin wiederfindet, sollte überlegen, ob er die eine oder andere Stärke nicht durch eine weniger abgenutzte Charaktereigenschaft ersetzen kann. Dann hat er den Vorteil, sich ein Stück weit von den Mitbewerbern abzugrenzen. Wenn er solche häufig benutzten Adjektive doch benutzen möchte – weil sie schlicht seine größten Pluspunkte sind – dann sollte er sich gute Belege dafür in Erinnerung rufen. Alternativ kann er diese Charaktereigenschaften auch anders bezeichnen. So werden Floskeln vermieden. Wer nicht schreiben möchte, dass er sich für kreativ hält, kann etwa anführen, dass er mit großer Freude „unkonventionelle Lösungen sucht“.
Generell gilt: Je anschaulicher das Beispiel für die eigenen Vorzüge formuliert ist, desto glaubhafter wirkt es – und ist damit überzeugender. Werden Sie konkret! Wer das Beispiel nur schwammig beschreibt, bleibt damit in den Augen des Personalers blass.
Beispiele für die Nennung von Stärken in einer Bewerbung
Im Anschreiben geht es darum, den Personaler von sich als ideale Besetzung der vakanten Stelle zu überzeugen. Dazu gehört zwingend auch die Nennung von Stärken, die in diesem Job (mutmaßlich) hilfreich sind. Diese sollten mit einem glaubhaften und anschaulichen Beispiel belegt werden.
So könnten die eigenen Stärken beworben werden:
- „Verantwortungsbewusst, so würden mich Vorgesetzte und Kollegen ohne Zweifel beschreiben. Dass dies für mich nicht nur eine leere Floskel ist, zeigt ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit. Kurz vor der Deadline einer wichtigen Abgabe fiel mir ein Zahlendreher im Text auf. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich dieser Fehler auch auf die Berechnungen des betreffenden Reports ausgewirkt haben könnte, war gering – dennoch habe ich die Zahlen unter Hochdruck noch vier Stunden lang geprüft. Und den Report selbstverständlich fristgerecht – und inhaltlich fehlerfrei – abgeschickt.“
- „Es fällt mir leicht, mich rasch in neue Situationen einzufinden. Vor kurzem wurde in der Firma meines jetzigen Arbeitgebers nach fast 15 Jahren eine neue Software eingeführt, mit der tagtäglich gearbeitet wird. Während viele Kollegen über einige der Neuerungen geklagt haben, habe ich mich intensiv in die Bedienungsanleitung eingearbeitet. Schon zwei Tage später konnte ich den Kollegen alle Fragen beantworten, die sie zu dem neuen Computerprogramm hatten – sehr zur Freude meines Chefs, der sich anderen Aufgaben widmen konnte als der Beantwortung von Fragen zum neuen Programm.“
- „Ich weiß, was ich will, und ich gehe die nötigen Schritte, um meine Ziele zu erreichen. Mein Ehrgeiz war schon während meiner Schulzeit offensichtlich. Meine Deutschlehrerin hatte einmal einen Wettbewerb ausgerufen, um zu sehen, wer die meisten Gedichte auswendig lernen kann. Also habe ich über mehrere Tage noch bis spät in den Abend hinein Lyrik rezitiert. Den Wettbewerb habe ich gewonnen – und das, obwohl ich mit dem Preis – ausgewählten Werken von Thomas Mann, die ich bereits in meiner Sammlung hatte – gar nichts anfangen konnte.“
Weniger ist mehr
Kurz gesagt: Bei der Nennung von persönlichen Stärken in einer Bewerbung geht es nicht darum, ein Feuerwerk an Adjektiven auf den Personaler loszulassen. Stattdessen sollten die erwähnten Charaktervorzüge sorgfältig ausgewählt werden – immer in kritischer Prüfung, ob diese auch hilfreich für den gewünschten Job sind. Wer diese wenigen, aber wertvollen Eigenschaften dann noch mit überzeugenden Beispielen belegen kann, ist vielen Mitbewerbern einen entscheidenden Schritt voraus.
Aber Achtung: Selbstverständlich sollten die genannten Stärken der Wahrheit entsprechen und nicht nur genannt werden, weil sie vermeintlich vom Personaler gewünscht werden. Wer fiktive Belege in das Bewerbungsanschreiben einbaut, fliegt damit früher oder später auf – spätestens dann, wenn er den Job bekommen hat und von den angeblichen Vorzügen nichts als heiße Luft übriggeblieben ist. Das ist nicht nur ärgerlich für den Personaler und die Vorgesetzten, sondern frustriert vermutlich auch den Angestellten, weil er den Anforderungen an seine Position auf Dauer nicht gerecht werden kann. Von einer Täuschung in Anschreiben und im Vorstellungsgespräch hat man deshalb auf lange Sicht nichts – und heimst womöglich noch ein wenig erbauliches Arbeitszeugnis ein, dass die Chancen für den nächsten Job nicht eben verbessert.