Social Entrepreneurship: Soziales Business mit Win-Win für alle?

Ob Armut, Klimawandel oder der Schutz der Umwelt: Es gibt viele gesellschaftliche Herausforderungen, die Länder auf der ganzen Welt betreffen können. Genau da setzt Social Entrepreneurship an. Social Entrepreneurs haben sich zum Ziel gesetzt, Missstände zu verbessern und der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Profit ist dabei zweitrangig. Hier erfahren Sie, was das soziale Unternehmertum konkret bedeutet und warum der Trend hin zu Social Entrepreneurship künftig wohl noch stärker an Bedeutung gewinnen wird.

Naturschutz ist ein Beispiel für Social Entrepreneurship

Was ist Social Entrepreneurship?

Social Entrepreneurship bedeutet ein Unternehmertum, welches auf Innovationen setzt, um soziale und gesellschaftliche Verbesserungen zu erreichen. Es ist in Deutschland auch als soziales Unternehmertum bekannt.

Social Entrepreneurs sind Visionäre, die bestehende Probleme aufdecken und mit innovativen Ideen versuchen, diese Probleme zu beheben. Sie wollen Menschen helfen und haben das Ziel, einen Mehrwert für die Gesellschaft insgesamt zu schaffen sowie wichtige soziale Bedürfnisse zu erfüllen. So möchten Social Businesses die Strukturen zum Positiven verändern und die Welt im Kleinen ein Stückchen besser machen. Gesellschaftlicher Fortschritt wird unter sozialen Gesichtspunkten gesehen.

Ein Social Business erarbeitet innovative Strategien, um den Effekt des eigenen gemeinnützigen Handelns zu maximieren. Dadurch soll mittel- und langfristig sozialer Wandel ermöglicht werden. Auch der Aspekt der Nachhaltigkeit ist beim sozialen Unternehmertum wichtig. Erfolg wird nicht rein monetär gemessen, sondern mit Blick auf die Fortschritte beim Erreichen sozialer Ziele. Es geht beim Social Entrepreneurship in erster Linie darum, was das eigene Handeln der Gesellschaft bringt, und nicht so sehr um die Maximierung von Profiten.

Social Entrepreneurship liegt im Trend

Social Entrepreneurship liegt im Trend. Das dahinterstehende Konzept hatte zunächst insbesondere in den USA und Großbritannien an Bedeutung gewonnen. Seit einigen Jahren wird es auch hierzulande wichtiger. Immer mehr Unternehmen richten ihre Arbeit auch nach sozialen Gesichtspunkten aus. Mitunter ging es bei der Gründung einer Firma explizit darum, gesellschaftliche Verbesserungen zu erreichen.

Es gibt weltweit viele gesellschaftliche Herausforderungen. Social Entrepreneurship kann einen Teil dazu beitragen, diese Probleme zu lösen und für spürbare Verbesserungen zu sorgen, die auch bei den Menschen ankommen. Damit kann das soziale Unternehmertum staatliche Bemühungen, etwa im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit, ergänzen.

Viele Social Businesses sind der Meinung, dass es nicht ausreicht, das Streben nach sozialem Fortschritt Regierungen, staatlichen Organisationen und Nichtregierungsorganisationen zu überlassen. Die Rechnung solcher Unternehmen ist simpel: Je mehr Firmen und Initiativen sich um soziale Verbesserungen bemühen und je schlagkräftiger diese Bemühungen sind, desto stärker profitiert die Gesellschaft. Durch die innovativen Ansätze von Social Entrepreneurs können soziale Projekte in vielen Fällen noch professioneller und effektiver gestaltet werden.

Soziales Unternehmertum: Kein ganz neues Konzept

Social Entrepreneurship ist ein Feld, das rasch wächst und wohl künftig noch stärker an Bedeutung gewinnen wird. Das liegt nicht nur daran, dass es eine Fülle an gesellschaftlichen Missständen weltweit gibt, die von Social Entrepreneurship profitieren können. Auch die Ansprüche insbesondere jüngerer Arbeitskräfte decken sich oft mit dem Selbstverständnis von Social Businesses. Viele Arbeitnehmer suchen Sinn in ihrer Arbeit und wollen etwas verändern. Das kann Unternehmen, die soziale Projekte unterstützen, einen Wettbewerbsvorteil im Kampf um die besten Arbeitskräfte bescheren.

Ganz neu ist das Konzept des sozialen Unternehmertums allerdings nicht. Social Entrepreneurship gab es auch früher schon, wenn auch nicht unter dieser Bezeichnung. Für viele Unternehmen spielt Corporate Social Responsibility, kurz CSR, schon seit langem eine Rolle. Dabei handelt es sich um die (Selbst-)Verpflichtung einer Firma, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Auch dabei geht es Unternehmen darum, nicht nur Geld zu verdienen, sondern die Gewinne zumindest zum Teil dafür zu nutzen, positive gesellschaftliche Entwicklungen voranzutreiben.

Auf welche Bereiche kann sich Social Entrepreneurship erstrecken?

Social Entrepreneurship kann grundsätzlich diverse soziale und gesellschaftliche Bereiche betreffen – zum Beispiel Umweltschutz, Klimaschutz, Bildung, Chancengleichheit oder bessere Arbeits- und Lebensbedingungen. Ebenso vielfältig wie die Bereiche, auf die sich Social Entrepreneurs konzentrieren können, ist der Kontext, in dem sie agieren.

Social Entrepreneurship kann Startups und kleine Firmen ebenso betreffen wie größere Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen oder religiöse Initiativen. Manche Social Businesses streben wie im herkömmlichen Unternehmertum üblich Profite an, während andere lediglich kostendeckend arbeiten möchten. Generell stellt sich sozial orientierten Unternehmen ebenso wie anderen Firmen die Frage, wie sie sich finanzieren können. Gewinne können deshalb aus Sicht von Social Businesses nicht völlig irrelevant sein. Entsprechende finanzielle Reserven sind schließlich die Voraussetzung dafür, um gesellschaftliche Verbesserungen erwirken zu können.

Social Entrepreneurship: Beispiele

Wie kann Social Entrepreneurship praktisch aussehen? Weltweit gibt es zahlreiche Ansätze und Strategien, mit denen Firmen nach sozialen Verbesserungen streben. Dazu zählen unter anderem die folgenden Beispiele für Social Entrepreneurship:

  • Muhammad Yunus zählt zu den bekanntesten Pionieren des sozialen Unternehmertums. Der bengalische Wirtschaftswissenschaftler ist der Gründer der Grameen Bank, die im Bereich der Mikrofinanzierung tätig ist. Die Bank vergibt Mikrokredite an Menschen, die sich reguläre Kredite nicht leisten können. Das verschafft ärmeren Menschen neue Chancen – und hat Yunus im Jahr 2006 den Friedensnobelpreis eingebracht.
  • Die Hamburger Firma LemonAid verkauft Bio- und Fairtrade-Getränke. Dabei achtet sie auf faire Entlohnung der Zulieferer für die Zutaten, um zu einer gerechteren Landwirtschaft beizutragen. Pro verkaufter Flasche spendet das Unternehmen einen Betrag an Projekte in der Entwicklungshilfe.
  • Die Suchmaschine Ecosia versteht sich als nachhaltigere Alternative zu Google und Co. Ecosia spendet bis zu 80 Prozent der Einnahmen an gemeinnützige Projekte im Naturschutz.
  • Die Firma Soulbottles stellt nachhaltige Trinkflaschen her. Für jedes verkaufte Produkt spendet die Firma für Trinkwasserprojekte.
  • Rang De ist eine Online-Plattform, über die arme Menschen in Indien Mikrokredite mit niedrigen Zinsen finden können. Das kann ihre finanzielle Situation verbessern und ihnen in der Folge neue Möglichkeiten eröffnen.
  • Auticon ist ein IT-Beratungsunternehmen, das Mitarbeiter im autistischen Spektrum beschäftigt. Ein Sohn des Gründers Dirk Müller-Remus wurde mit Autismus diagnostiziert, was den Vater zur Gründung von Auticon veranlasst hat. Viele Menschen mit Autismus haben auf dem regulären Arbeitsmarkt schlechte Perspektiven – bei Auticon ist das anders.
  • Der One Acre Fund unterstützt kleine Farmer bei der Finanzierung und durch Training, damit sie mehr Lebensmittel anbauen und mehr Geld verdienen können. Das soll die Stellung von Kleinbauern systematisch verbessern.

Chancen & Grenzen von Social Entrepreneurship

Es gibt viele Argumente, die für Social Entrepreneurship sprechen. So kann Social Entrepreneurship da ansetzen, wo bestehende Bemühungen nicht ausreichen, um spürbare Veränderungen zu erzielen. Ebenso können Projekte im Rahmen von sozialem Unternehmertum die Arbeit anderer Organisationen oder Firmen ergänzen.

Unternehmen haben oft mehr Möglichkeiten als Einzelpersonen, gesellschaftliche Verbesserungen auf den Weg zu bringen. In Anbetracht der zahlreichen sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit scheint es nur folgerichtig, dass immer mehr Unternehmen sich sozial engagieren und ihre Macht nutzen, um etwas zurückzugeben.

Trotzdem gibt es am Konzept des sozialen Unternehmertums auch Kritik. So stellt sich etwa die Frage, wie Social Businesses wirtschaften. Spenden sie möglichst viel Geld für soziale Projekte, können dann aber ihren Mitarbeitern nur noch geringere Löhne zahlen? Dieses Dilemma ist für viele NGOs kennzeichnend, bei denen Arbeitnehmer oft mit niedrigen Gehältern leben müssen. Insofern besteht auch bei Social Entrepreneurship die Gefahr, dass die Unterstützung für gemeinnützige Projekte auf Kosten der Mitarbeiter geht.

Greenwashing statt echte Perspektivwechsel

Viele Social Businesses sind wie reguläre Unternehmen auf Gewinn ausgelegt. Manche Kritiker zweifeln an, dass Profit und der Einsatz für gesellschaftliche Verbesserung zusammenpassen. Andererseits: Ein auf Profit ausgelegtes Unternehmen, das einen geringen Anteil seiner Gewinne an gemeinnützige Projekte spendet, macht trotzdem einen Unterschied. Für die von den Spenden profitierenden Projekte sind auch kleinere Summen besser als gar keine Unterstützung.

Mit dem Trend zu (mehr) Social Entrepreneurship steigt auch der öffentliche Druck auf Unternehmen, einen Beitrag für das Gemeinwohl zu leisten. Das kann zu Greenwashing führen. Firmen engagieren sich dann zwar in einem gewissen Umfang für gesellschaftliche Belange, tun dies aber nicht aus Überzeugung, sondern um ihre Marke zu stärken.

Greenwashing eröffnet Unternehmen die Möglichkeit, ihr Image zu verbessern, indem sie sich (scheinbar) für Zwecke engagieren, die ihrer Zielgruppe wichtig sind. Jedoch könnte man auch hier argumentieren, dass dies für die unterstützten Projekte nichtsdestotrotz einen Effekt hat. Das gilt selbst bei Firmen, die durch ihr Geschäftsmodell Mensch oder Natur schaden. Es wäre zwar wünschenswert, wenn bei solchen Unternehmen ein echtes Umdenken stattfände. Falls das aber so oder so nicht passiert, ist ein geringer Beitrag aus PR-Motiven besser als nichts.

Bildnachweis: Steven Urquhart / Shutterstock.com

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