Sich erden: Wie es gelingt und warum es wichtig ist

Als „sich erden“ bezeichnet man eine Entspannungstechnik, um dem Alltag und seinen Herausforderungen entspannter zu begegnen und um Sorgen und Kummer zu verarbeiten. Doch wie funktioniert es, sich zu erden? Was ist beim Anwenden dieser Technik wichtig? Wie gelingt der Einstieg? Wir verraten es dir.

Ein Mann sitzt am Strand, er möchte sich erden

Sich erden: Was ist das und was bringt es?

Sich zu erden ist eine Form der Entspannung, um zu sich selbst zu finden. Diese Praxis hat viel mit Meditation gemeinsam. Sich zu erden bedeutet, für sich eine Möglichkeit zu finden, dem täglichen Stress und der Anspannung zu entkommen – oder zumindest gut damit umzugehen.

So wie ein Elektriker Geräte, die zu sehr unter Strom stehen, mit einem bestimmten Kabel erdet und sie so von dem Zuviel an Elektrizität (Spannung) befreit, können auch wir uns erden und unsere Anspannung über bestimmte Techniken loswerden. Die Begriffe „sich erden“ oder „sich selbst erden“ werden in diesem Sinne in Analogie zur Tätigkeit eines Elektrikers verwendet.

Sich selbst erden: Die Vorteile

An die wichtige E-Mail für das Meeting denken, die aktuellen Zahlen in die Präsentation einfügen, nach der Arbeit einkaufen und unbedingt noch ein Geschenk für die Geburtstagsfeier am Wochenende besorgen – die meisten von uns haben im Alltag mit einem großen Mental Load, also der Belastung durch alltägliche Organisations- und Arbeitsaufgaben, zu kämpfen.

Die US-amerikanische National Science Foundation spricht sogar davon, dass den meisten Menschen täglich bis zu 60.000 Gedanken durch den Kopf gehen. Das ist eine ganze Menge, die irgendwie verarbeitet werden will.

Eine Auszeit vom andauernden Denken und Überdenken kann also nicht schaden. Sich selbst zu erden, ist eine solche Möglichkeit, um sich eine solche geistige Auszeit zu genehmigen, in der man den Kopf wieder frei bekommen kann.

Denn zu viele Gedanken können nicht nur unseren Arbeitsspeicher im Kopf überlasten, sie können sich auch in körperlichen Beschwerden niederschlagen:

  • Kopfschmerzen
  • Muskelverspannung
  • Schlafprobleme
  • Magenverstimmungen
  • Wutanfälle

sind nur einige der Folgen, die ein zu großer Mental Load und zu wenig Entspannung haben können. Sich zu erden verspricht hier Abhilfe. Denn damit soll es möglich werden, Anspannungen, Belastungen und Blockaden zu lösen und sich von ihnen frei zu machen.

Sich erden: Wie funktioniert es?

Beim Erden geht es darum, den Kontakt mit dem Boden wieder herzustellen, Halt zu finden, auf beiden Beinen fest im Leben zu stehen, seine Wurzeln zu reaktivieren, seinen körperlichen und mentalen Stand zu festigen. Merke: Es gibt eine ganze Menge sprachlicher Bilder, die den Vorgang, sich zu erden, beschreiben und umschreiben.

Letztlich geht es beim Erden aber um das gleiche Ziel wie bei anderen Formen der Meditation und Entspannung auch: Wir sollen durch die spezielle Technik lernen, wieder zu mehr Ruhe und Gelassenheit zu finden.

Sich erden: So finden Sie ihre innere Ruhe

Es gibt unterschiedliche Techniken und Wege, wie man sich erden kann. Häufig startet man jedoch damit, sich auf seinen Stand, also seine Füße und den Kontakt zum Boden zu konzentrieren. Denn durch den Kontakt zum Boden sollen Anspannungen und Blockaden quasi abgeleitet werden. Um seine Bodenhaftung zu optimieren und wieder zu mehr Ausgeglichenheit und Ruhe zu finden, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten.

Barfuß gehen

Ohne Schuhe zu laufen ist die natürlichste Art, sich fortzubewegen. Schließlich hatten unsere Vorfahren jahrtausendelang keine Schuhe, in denen sie gehen konnten.

Unser Körper ist von Natur aus darauf optimiert, ohne festes Schuhwerk zurechtzukommen. Das Barfußgehen ist also für unseren Körper etwas völlig Natürliches. Ohne Schuhe können wir außerdem eine bessere Verbindung zur Erde herstellen, auf der wir laufen. Eine wichtige Voraussetzung, um uns zu erden.

Jedoch sollte man nicht von heute auf morgen alle Schuhe entsorgen und fortan nur noch Barfuß laufen. Die meisten von uns sind zu sehr daran gewöhnt, Schuhe zu tragen. Daher hat sich auch die Statik unseres Körpers auf diese Art zu laufen eingestellt. Wer das Barfußgehen ohne entsprechende Vorbereitung übertreibt, riskiert Verletzungen.

Am besten ist es daher, Sie beginnen langsam und in Ruhe damit – das ist ohnehin förderlich, wenn Sie sich entspannen wollen. Suchen Sie sich zum Beispiel ein Stückchen Wiese aus, auf dem es Ihnen gefällt. Dort können Sie, die entsprechenden Temperaturen vorausgesetzt, für einige Minuten Barfuß gehen.

Lenken Sie Ihren Fokus auf das Gefühl unter Ihren Füßen. Wie fühlt sich das Gras an? Ist es noch nass vom Morgen oder schön warm von der Mittagssonne? Spüren Sie nur das Gras oder treten Sie bei ihrem Barfußspaziergang auch auf kleinere Zweige oder vielleicht sogar stachelige Pflänzchen?

Versuchen Sie, sich nur darauf zu konzentrieren, was Sie mit Ihren Füßen wahrnehmen können. Alles andere blenden Sie aus. Wenn Sie das oft genug üben, wird es Ihnen gelingen, sich auf Ihren Barfußspaziergang zu erden und sich zu entspannen.

Waldbaden

Der Kontakt zur Natur steht im Vordergrund, wenn man sich erden möchte. Und diesen Kontakt kann man zum Beispiel beim sogenannten Waldbaden herstellen. Auch beim Waldbaden geht es darum, mit mehr Achtsamkeit seine Umwelt wahrzunehmen.

Ursprünglich kommt die Methode aus Japan, wurde in den letzten Jahren jedoch auch bei uns in Europa immer beliebter. In Japan gilt das Waldbaden, Shinrin Yoku genannt, sogar als Form der Gesundheitsvorsorge, die Ärzte auf Rezept verschreiben können. Eigene Studiengänge an Universitäten beschäftigten sich mit den Vorteilen des engen Kontakts zu Wald und Natur.

Wissenschaftler sehen in den sogenannten Terpenen einen Grund für die positiven Eigenschaften des Waldbadens. Terpene sind Öle und andere Substanzen, die die Bäume an die Umwelt abgeben. Personen, die sich im Wald aufhalten und diese Stoffe einatmen, fühlen sich besser und gesünder.

Daneben hilft der von den Bäumen produzierte Sauerstoff, sich besser zu konzentrieren und seine Wahrnehmung fokussiert auf bestimmte Zusammenhänge zu richten. Wer sich erden möchte, kann diesen zusätzlichen Sauerstoff gut gebrauchen.

Es gibt außerdem Hinweise darauf, dass die sauerstoffreiche Luft des Waldes den Spiegel des Stresshormons Kortisol in unserem Körper senken kann. Waldbaden kann also auf vielfältige Weise dazu beitragen, dass wir entspannen und uns wieder erden können.

Achtsamkeitstraining

Ganz allgemein können auch die Methoden und Techniken des Achtsamkeitstrainings dabei helfen, seinen Kontakt zur Erde wieder herzustellen, also sich zu erden.

Beim Achtsamkeitstraining liegt der Fokus darauf herauszufinden, welche äußeren Einflüsse uns stressen und aus dem Gleichgewicht bringen. Wenn wir diese Einflüsse ausfindig gemacht haben, können wir im nächsten Schritt daran gehen, diese so gut wie möglich zu beseitigen. Auch das ist ein Schritt in die richtige Richtung, wenn man sich erden möchte.

Bildnachweis: PKpix / Shutterstock.com

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