Ruhestand: Tipps für eine gute Rentnerzeit
Viele ältere Menschen fiebern ihrem Ruhestand entgegen. Ist der Zeitpunkt für den Abschied von den Kollegen dann endlich gekommen, folgt nicht selten Ernüchterung auf die ursprüngliche Freude und Erleichterung. Viele Neu-Rentner haben Probleme, sich mit der neuen Situation zurechtzufinden. Aus der vielen freien Zeit, die sie so herbeigesehnt haben, kann eine Leere entstehen, die nur schwer zu füllen ist. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie Unzufriedenheit im Ruhestand durch gute Vorbereitung verhindern können und welche Aspekte Sie bedenken sollten, wenn die Rentenzeit kurz bevorsteht.
Wann kann man in Rente gehen?
Die Planung des Ruhestands beginnt mit der entscheidenden Frage, ab wann man eigentlich in Rente gehen kann – mit oder ohne Abschläge. Ein Renteneintritt ist regulär ab dem Erreichen der Regelaltersgrenze möglich. Diese wird sukzessive auf 67 Jahre angehoben; wo die Regelaltersgrenze liegt, hängt jedoch vom Jahrgang ab. Mit 65 Jahren konnte in Rente gehen, wer vor 1946 geboren wurde. Für die Jahrgänge 1947 bis 1964 wird der Renteneintritt schrittweise angehoben. Für jedes Geburtsjahr nach 1947 verschiebt sich der reguläre Renteneintritt um einen Monat nach hinten, ab dem Geburtsjahr 1958 um zwei Monate.
Wer nicht so lange arbeiten möchte, kann mit Abschlägen früher in Rente gehen. Ein vorzeitiger Ruhestand setzt voraus, dass ein Beschäftigter 35 Jahre lang gesetzlich rentenversichert war. Frühestens ist ein Renteneintritt dann vier Jahre vor dem Erreichen der Regelaltersgrenze möglich. Der frühere Rentenbeginn hat einen Preis: Pro Monat der vorzeitigen Rente mindert sich der Rentenanspruch dauerhaft um 0,3 Prozent.
Eine Sonderregel besteht für besonders langjährig Versicherte. Wer mindestens 45 Jahre in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert war, kann auch ohne Abschläge etwas früher in Rente gehen. Arbeitnehmer, die diese Voraussetzung erfüllen, konnten sich bereits mit 63 Jahren aus dem Berufsleben verabschieden. Auch hier richtet sich der Zeitpunkt des möglichen vorzeitigen Ruhestands nach dem Geburtsjahr; er steigt für die Jahrgänge 1955 bis 1963 schrittweise an.
Ruhestand: Nicht immer so gut wie gedacht
Es gibt Menschen, die gerne arbeiten und ihren Renteneintritt über das Erreichen der Regelaltersgrenze hinaus aufschieben. Sie haben noch Freude an ihrem Beruf und möchten noch etwas länger dabeibleiben. Andere Arbeitnehmer empfinden die letzten Jahre im Job als Last; viele haben das Gefühl, genug gearbeitet zu haben, und möchten ihr Leben mit anderen Dingen füllen.
Egal, unter welchen Vorzeichen jemand in Rente geht: Es kann passieren, dass sich die Rentenzeit als nicht so rosig herausstellt, wie man sich das erhofft hat. Das ist besonders für jene Menschen ernüchternd, die sich sehr auf den Ruhestand gefreut haben. Für Unzufriedenheit im Ruhestand kann es viele Gründe geben. Wer aus einem Vollzeitjob ausscheidet, hat plötzlich sehr viel freie Zeit. Der Alltag, der bisher durch die Arbeit strukturiert war, muss auf einmal selbst gestaltet werden. Damit haben viele Menschen zumindest am Anfang ihres Ruhestands Probleme.
Mit dem Ende der Berufstätigkeit fällt eine Aufgabe weg, die man über lange Jahre hatte. Das kann eine Leere bedingen, die viele Ruheständler als sehr belastend empfinden. Nicht selten geraten Betroffene in eine Sinnkrise. Zu entscheiden, wie man den letzten Lebensabschnitt sinnstiftend verbringen kann, kann eine große Herausforderung sein.
Im Ruhestand ist vieles anders
Das Ende der Arbeitstätigkeit kann auch bedeuten, dass man den Status, den man im Job noch innehatte, aufgeben muss. Besonders ehemalige Führungskräfte, deren Selbstbild stark von ihrer beruflichen Position abhing, haben daran oft zu knabbern. Vorher „waren sie jemand“, nun müssen sie sich als Rentner neu definieren.
In den Ruhestand zu gehen bedeutet auch, dass Kontakte sich verringern. Wer vorher im Beruf mit vielen Kollegen, Kunden und Vorgesetzten zu tun hatte, hat in der Rentenzeit womöglich deutlich weniger Berührungspunkte mit anderen Menschen. Es klappt zwar manchmal, berufliche Freundschaften auch im Ruhestand aufrechtzuerhalten. Viele positive Kontakte gab es jedoch naturgemäß auch mit Menschen, zu denen man keine freundschaftliche, wohl aber eine freundliche Beziehung gepflegt hat. So mancher nette Kontakt, so manches anregende Gespräch entfällt.
Auch das Zusammenleben mit dem Partner wird im Ruhestand auf eine Bewährungsprobe gestellt. Vieles, was viele Jahre lang galt, ist jetzt anders. Man sieht sich nicht nur nach Feierabend und am Wochenende, sondern ist meist den ganzen Tag in der Nähe des anderen. Das kann für Reibungspunkte sorgen. Auch lang etablierte häusliche Strukturen können sich nun ändern. Das betrifft etwa die Frage, wer welche Aufgaben im Haushalt hat und wer wofür zuständig ist.
Unzufriedenheit im Ruhestand vorbeugen: Die Rentenzeit planen
Wie zufrieden oder unzufrieden Sie nach Ihrer Pensionierung sind, hängt auch davon ab, wie Sie sich auf den Ruhestand vorbereitet haben. Überlegen Sie sich frühzeitig, was der Renteneintritt bedeuten und was er konkret verändern wird. Wo könnten Probleme auftauchen? Damit können finanzielle Probleme ebenso gemeint sein wie Konflikte im Zusammenleben mit dem Partner oder ein fehlender Sinn im Alltag.
Je besser Sie mögliche Probleme im Vorfeld antizipieren, desto besser können Sie sich einen Plan machen, um diesen Hindernissen zu begegnen. Das macht es unwahrscheinlicher, dass Sie Ihre Rentenzeit als Last und nicht als Freude erleben.
Ein wichtiger Aspekt sind die Finanzen im Alter. Hiermit sollten Sie sich so früh wie möglich befassen. Für viele Menschen reicht die Altersrente der gesetzlichen Rentenversicherung nicht aus. Dann kann es sich lohnen, frühzeitig in alternative Vorsorgemodelle zu investieren. Das Spektrum reicht von einer Betriebsrente bis zur privaten Vorsorge, etwa in Form der Riester-Rente, einer Geldanlage oder einer Lebensversicherung. Prüfen Sie alle Möglichkeiten eingehend auf ihre Rentabilität.
Suchen Sie sich eine neue Aufgabe
Wer dem Ruhestand entgegenfiebert, wünscht sich häufig in erster Linie mehr Zeit für sich, seine Familie und seine Hobbys. Schließlich reichen Feierabende und Wochenenden oft nicht aus für all die Dinge, die man gerne tun würde. Ist die freie Zeit im Ruhestand jedoch keine Rarität mehr, wird sie häufig nicht mehr als so positiv erlebt. So mancher Pensionär langweilt sich oder findet keinen Sinn in seinem neuen Alltag. Viele Ruheständler fallen in ein Loch, weil sie nicht wissen, wie sie ihre Lebenszeit nun am besten nutzen können.
Auch darauf sollten Sie sich vorbereiten, selbst, wenn es Ihnen nicht so gehen muss. Machen Sie sich Gedanken darüber, wie Sie Ihren Alltag nach der Pensionierung füllen können. Gibt es Hobbys, die Sie schon immer mal ausprobieren wollten? Oder können Sie sich verstärkt bestehenden Hobbys widmen? Auch eine ehrenamtliche Tätigkeit – oder mehrere – können sinnstiftend wirken. Sie können im Ruhestand auch etwas Neues lernen, zum Beispiel über einen Kurs an einer Volkshochschule oder ein Studium.
Sprechen Sie mit nahestehenden Personen
Wichtig ist auch, dass Sie vor Ihrer Pensionierung mit den wichtigen Menschen in Ihrem Leben sprechen. Besonders mit Ihrem Partner sollten Sie sich austauschen – und gemeinsam überlegen, wie Sie den kommenden Lebensabschnitt gewinnbringend gestalten können. Fragen Sie auch nach, wie sich Ihr Partner den Ruhestand vorstellt. Was ist ihm oder ihr wichtig? Über solche Dinge nicht zu sprechen, kann zu Ernüchterung und Frust auf beiden Seiten führen.
In der Planung Ihres Ruhestands können auch Gespräch mit Ihrer Familie und Freunden neue Impulse geben. Holen Sie sich zudem Rat bei Freunden und Bekannten, die bereits in Rente sind. Viele Neu-Ruheständler glauben, dass sie die Ausnahme sind, wenn sie im Ruhestand unzufrieden sind. Es kann gut tun, zu hören, dass man nicht alleine ist – und auch, dass es meist nur einer gewissen Übergangsphase bedarf, bis man im neuen Lebensabschnitt angekommen ist und sich neue Strukturen aufgebaut hat.
Ruhestand: Tipps für die Gestaltung des neuen Lebensabschnitts
Vor allem Menschen, die sehr gerne gearbeitet haben und die ihren Job als sinnstiftende Aufgabe empfunden haben, tun sich mit dem Übergang in den Ruhestand häufig schwer. Aber auch Menschen, die den Ruhestand kaum erwarten konnten, finden sich nach der Pensionierung mitunter in einer Krise wieder.
In dem Fall gilt: Sprechen Sie mit anderen. Sie müssen Ihre Unzufriedenheit nicht mit sich alleine ausmachen. Naheliegende Ansprechpartner sind Ihr Partner, Ihre Familie und gute Freunde. Wenn Sie sich psychisch stark belastet fühlen, können Sie sich auch an eine Beratungsstelle oder einen Psychotherapeuten wenden.
Gespräche mit anderen Menschen können Ihnen neue Möglichkeiten aufzeigen, außerdem tut es gut, zu merken, dass man mit seinen Sorgen nicht alleine ist. Wenn Sie sich einsam fühlen, kann es hilfreich sein, sich einer Seniorengruppe anzuschließen. Anschluss können Sie auch in Vereinen, über ein Ehrenamt oder andere Hobbys finden.
Neue Hobbys können den Alltag bereichern
Wenn der Ruhestand als Last empfunden wird, hängt das oft mit der vielen freien Zeit zusammen, mit der man nichts anzufangen weiß. Schließlich hat man nicht ein Wochenende oder einen Urlaub lang frei, sondern immer. Umso wichtiger ist es, die Zeit positiv zu gestalten. Gibt es etwas, was Sie schon immer mal machen wollten? Vielleicht eine Reise in eine bestimmte Region, ein Buch schreiben oder eine neue Sprache lernen? Jetzt ist die Zeit dafür! Wenn Ihnen nicht auf Anhieb etwas einfällt, das Sie interessiert, probieren Sie mehrere Dinge aus.
Es kann nützlich sein, den Alltag auch ohne Arbeit ganz bewusst zu strukturieren. Vielen Menschen hilft es, wenn sich gewisse Abläufe immer wiederholen. Sie können etwa immer donnerstags einen Filmabend machen, mittwochs Walken gehen oder montags ins Schwimmbad gehen. Ebenso gewinnbringend kann es sein, neue Rituale einzuführen – zum Beispiel morgens meditieren oder beim Kaffee ausgiebig Zeitung lesen.
Ihre Lebensweise hat Einfluss auf Ihre Zufriedenheit
Nicht zuletzt trägt auch Ihre Lebensweise dazu bei, wie (un)zufrieden Sie sind. Ihre Ernährung kann sich ebenso auf Ihre Stimmung auswirken wie Ihr Schlaf. Bewegung ist wichtig – indem Sie sich regelmäßig bewegen, bleiben Sie fit, außerdem wirkt Sport stimmungsaufhellend. Es muss nicht einmal sonderlich anstrengend sein – jeden Tag oder alle paar Tage einen Spaziergang zu machen reicht völlig aus. Womöglich haben Sie auch Spaß an anderen Sportarten, etwa Gymnastik in einer Gruppe oder einer Team-Sportart.
Halten Sie sich immer vor Augen, dass die Pensionierung ein großer Einschnitt ist. Sie haben jahrzehntelang gearbeitet, da ist es nicht verwunderlich, dass Sie sich erstmal umgewöhnen müssen. Das kann eine Weile dauern. Mit der Zeit werden Sie sich an den neuen Alltag gewöhnen und können hoffentlich bald die Vorzüge des Rentnerdaseins genießen.
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