Pünktlichkeit: Mehr als reine Höflichkeit
Pünktlichkeit gilt als klassische deutsche Tugend, die bei älteren Generationen auch heute noch hoch im Kurs steht. Doch auch jüngeren Person schadet es nicht, wenn sie Wert auf Pünktlichkeit legen – vor allem am Arbeitsplatz. Denn Unpünktlichkeit gilt oftmals als respektlos und schadet so dem beruflichen Fortkommen.
Pünktlichkeit Definition: Wie pünktlich ist pünktlich?
Jede Nationalität hat mit Vorurteilen zu kämpfen. Zu den Klischees gehört zum Beispiel, dass Mexikaner temperamentvoll sind und gerne Sombrero tragen, Italiener am liebsten Pasta und Pizza essen und wir Deutschen großen Wert auf Pünktlichkeit legen.
Doch Umfragen zeigen, dass nicht nur Deutsche es gerne sehen, wenn unsere Verabredung pünktlich ist. Auch andere Nationalitäten goutieren es nicht gerade, wenn sie lange auf jemanden warten müssen oder den Termin gleich ganz absagen können, weil die betreffende Person unpünktlich ist oder überhaupt nicht erscheint.
Doch was gilt noch als pünktlich und ab wann stößt man seinem Gegenüber durch Unpünktlich vor den Kopf? Das ist von Kultur zu Kultur unterschiedlich. Während in Deutschland allenfalls das akademische Viertel, also 15 Minuten Verspätung, toleriert wird, fällt es in Lateinamerika noch unter Pünktlichkeit, wenn man bis zu eine Stunde später als vereinbart erscheint.
Auch Überpünktlichkeit ist unhöflich
Die Interpretation davon, was noch als Pünktlichkeit gilt, ist also durchaus unterschiedlich. Dabei ist ein strenggenommen klar, was unter Pünktlichkeit zu verstehen ist. Denn der Sache nach ist Pünktlichkeit schlicht dann gegeben, wenn man zum vereinbarten Zeitpunkt erscheint – nicht früher, nicht später.
Denn auch zu früh zu einem Termin zu erscheinen, kann unhöflich sein. Stellen Sie sich vor, Sie sind um 19 Uhr zum Abendessen bei Bekannten eingeladen. Wenn Sie bereits um 18:30 Uhr auf der Matte stehen, könnte das den Gastgeber in Bedrängnis bringen. Wahrscheinlich ist er noch gar nicht mit den Vorbereitungen fertig oder muss sich umziehen, während Sie schon im Wohnzimmer warten.
Unpünktlichkeit am Arbeitsplatz: Warum sie ein Problem ist
Ähnlich verhält es sich, wenn Sie am Arbeitsplatz Probleme mit Ihrer Pünktlichkeit offenbaren. Wenn Sie zu denjenigen Personen gehören, die ständig zu spät zum Meeting erscheinen, ist das nicht nur ein Aufreger für die Kollegen. Denn Ihre Kollegen warten bereits im Besprechungsraum auf Sie und müssen schlimmstenfalls die Zeit totschlagen, bis auch Sie vor Ort sind.
Das ist problematisch, denn in der Regel ist das Meeting für einen festgelegten Zeitraum angesetzt. Es gibt oft einen groben Zeitplan, diverse Themen müssen besprochen werden. Außerdem müssen Ihre Kollegen noch weitere Termine wahrnehmen oder Deadlines einhalten.
Wenn Sie in dieser Konstellation zu spät erscheinen, wird das Gespräch kürzer ausfallen als vorgesehen. Unter Umständen bleiben sogar wichtige Fragen ungeklärt oder man kommt zu keinem befriedigenden Ergebnis.
Fehlende Pünktlichkeit kann aber auch für Sie persönlich zu einem Problem werden – selbst wenn Sie Ihre Kollegen nicht damit belasten. Wenn Sie Probleme damit haben Deadlines einzuhalten, wird man Ihnen das vielleicht beim ersten Mal noch verzeihen. Schließlich kann es vorkommen, dass man Arbeitsaufgaben falsch einschätzt und sich daher verplant.
Ist es bei Ihnen jedoch häufiger so, dass Sie Ihre Aufgaben erst deutlich nach Ablauf der Deadline erledigen, droht Ärger mit dem Vorgesetzten. Denn in diesem Fall erfüllen Sie Ihre Arbeitsaufgaben nicht so, wie Sie sollten. Und das hat in der Regel Konsequenzen.
Sie werden vermutlich nicht weit oben auf der Liste stehen, wenn Ihr Chef Mitarbeiter befördern möchte. Auch für eine Gehaltserhöhung qualifizieren Sie sich in der Regel nicht durch Unpünktlichkeit. Im Gegenteil: Hier werden wohl eher diejenigen Mitarbeiter bevorzugt, die auf Pünktlichkeit achten. Denn diesen schreibt man auch eher zu, motiviert und produktiv zu sein – sie schaffen es nämlich, ihre Aufgaben in der dafür vorgesehenen Zeit zu erledigen.
Kein Wunder, dass deshalb in der Bewerbung auf die eigene Pünktlichkeit hingewiesen wird. In vielen Anschreiben führen Bewerber auf, dass Sie über diese Eigenschaft verfügen. Denn wer pünktlich ist, der ist vermutlich generell zuverlässig – und diese Art von Mitarbeiter suchen Personaler.
Für die nächste Bewerbung ist es daher eine denkbar ungünstige Ausgangssituation, wenn im Arbeitszeugnis erwähnt wird, dass man Probleme mit der Pünktlichkeit hatte. Das wirft sofort unnötige Fragen auf.
Pünktlichkeit zeugt von Respekt
Pünktlichkeit bedeutet aber noch mehr: Wer rechtzeitig zu einem Termin erscheint oder Arbeitsschritte in der vereinbarten Zeit erledigt, zeigt seinem Gegenüber damit Wertschätzung.
Die Botschaft, die durch Pünktlichkeit vermittelt wird, lautet: Obwohl es herausfordernd ist, lege ich mich ins Zeug und versuche, die Deadline einzuhalten. Denn mir ist bewusst, dass mein Gegenüber auf mich wartet und ich respektiere seine Zeit.
Im Geschäftsleben ist ein derartiges Verhalten sehr wichtig. Denn Kunden oder Geschäftspartner werden es mit Sicherheit zu schätzen wissen, wenn Sie sie respektvoll behandeln.
Pünktlichkeit lernen: So kann es gelingen
Meist ist nicht nur im Berufsleben Ärger vorprogrammiert, wenn man ein notorischer Zuspätkommer ist. Auch privat macht man sich so selten Freunde. Doch glücklicherweise gibt es zahlreiche Tricks, mithilfe derer man Pünktlichkeit lernen kann:
- Sich des Problems bewusst werden: Vielleicht gehören Sie zu denjenigen Personen, für die es kein Problem darstellt, wenn die Verabredung 15 Minuten später erscheint oder Sie einen halben Arbeitstag auf die Ergebnisse Ihres Kollegen warten müssen. Das muss aber nicht für andere Menschen gelten. Für die kann Unpünktlichkeit sehr wohl ein Problem sein. Machen Sie sich das bewusst und reflektieren Sie Ihr eigenes Verhalten: Haben Sie den Eindruck, dass Sie immer wieder zu spät zu Terminen erscheinen und die übrigen Kollegen schon im Besprechungsraum auf Sie warten? Oder kommt es immer wieder vor, dass Sie Erinnerungsmails von Kollegen erhalten, weil Sie Ihre Daten nicht rechtzeitig liefern? Dann kann es durchaus sein, dass Ihr lascher Umgang mit Pünktlichkeit andere Kollegen nicht gerade begeistert.
- Feedback aus der Umgebung einholen: Wenn Sie sich nicht recht vorstellen können, wie unhöflich Ihre Unpünktlichkeit ist, fragen Sie aktiv nach einer Rückmeldung. Bitten Sie einen befreundeten Kollegen darum, Ihnen ganz ehrlich zu sagen, wie Ihr Verhalten auf andere wirkt. Weisen Sie darauf hin, dass Sie ehrliches Feedback haben möchten und er gerne drastische Worte verwenden darf. Einige Menschen brauchen eine eher direkte Ansprache, um die Folgen Ihrer Handlungen zu verstehen.
- Eigenes Verhalten dokumentieren: Ist Ihnen das Problem bewusst, sollten Sie es zunächst einordnen. Dass Ihre Pünktlichkeit ausbaufähig ist, scheint nun klar zu sein. Aber in welchem Maße? Das müssen Sie einschätzen. Notieren Sie sich dazu über einen gewissen Zeitraum – ein oder zwei Wochen sollten für den Einstieg genügen –, welche Termine Sie eingehalten haben, wann Sie zu spät waren und wie lange Sie Ihr Gegenüber haben warten lassen. Wenn Sie Ihre Unpünktlichkeit schwarz auf weiß dokumentiert sehen, wird Ihnen das Fehlverhalten deutlicher.
- Gründe für Unpünktlichkeit suchen: Belassen Sie es nicht dabei, einfach nur zu notieren, wann und wo Sie zu spät waren und wo Sie eine Deadline nicht einhalten konnten. Überlegen Sie sich im Nachhinein auch, warum Sie es nicht geschafft haben, die Frist zu wahren. Waren die Aufgaben zu umfangreich für den vereinbarten Zeitrahmen? Sind Termine morgens um 8 für Sie schwierig zu realisieren, weil Sie Fernpendler sind und häufig im Stau stehen? Versuchen Sie, die Ursache für das Problem möglichst genau zu erfassen. Nur wenn Sie wissen, woran es hapert, können Sie etwas dagegen unternehmen.
- Strategie für Pünktlichkeit entwickeln: Eine Lösung für das Problem mit der Pünktlichkeit zu finden, ist schließlich die größte Aufgabe. Holen Sie Kollegen oder Ihren Vorgesetzten mit ins Boot, sprechen Sie die Gründe für Ihre Unpünktlichkeit an und versuchen Sie, gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln, damit man sich in Zukunft auf Ihre Zusagen verlassen kann. Wie das konkret gelingen könnte, müssen Sie individuell klären. Wichtig ist, dass Sie das Problem proaktiv angehen. Denn das möchten Vorgesetzte sehen – und die Kollegen macht das ebenfalls froh.
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