New-Work-Konzept: Neuer Trend in der Arbeitswelt

Vieles, was noch vor einigen Jahrzehnten charakteristisch für die Arbeitswelt war, hat sich seither grundlegend verändert. Das gilt zum Beispiel für Arbeitsbedingungen, Arbeitszeiten und Arbeitsorte. Die vielen Veränderungen, die mit der Transformation der Arbeit einhergehen, sind Merkmale von New Work, dem neuen Arbeiten. Was das New-Work-Konzept auszeichnet, wie New Work praktisch aussehen kann und welche Vorteile und Nachteile mit der veränderten Arbeitswelt einhergehen können, erfahren Sie hier.

New Work Konzept im Büro mit fröhlichen Mitarbeitern

Was ist New Work?

Die Arbeitswelt befindet sich in einem grundlegenden Wandel. Globalisierung und Digitalisierung, der demografische Wandel und die zunehmende Automatisierung von Prozessen haben ihre Spuren hinterlassen. Manche Jobs fallen weg, während sich in anderen Bereichen neue Möglichkeiten ergeben. Das Resultat dieser Veränderung von Grund auf ist eine neue Arbeitswelt und eine neue Art zu arbeiten – New Work.

New Work beziehungsweise die neue Arbeit steht für veränderte Bedingungen bei der Arbeit, die teilweise den Bedürfnissen der jüngeren Generation von Arbeitnehmern geschuldet sind, andererseits aber auch als Reaktion von Unternehmen auf die veränderten Rahmenbedingungen des Arbeitens und Wirtschaftens zu verstehen sind.

Der Begriff New Work wurde Ende der 1970er Jahre vom österreichisch-amerikanischen Sozialphilosophen und Anthropologen Frithjof Bergmann geprägt, der damit als Gründer der New-Work-Bewegung gilt. Bergmann beschrieb eine soziale Utopie, die als Abkehr vom vorherrschenden Kapitalismus und der damaligen Arbeitswelt verstanden werden kann.

New Work als Sammelbegriff für Veränderungen in der Arbeitswelt

Bergmann wünschte sich für die Menschen, dass die „Knechtschaft der Lohnarbeit“ endet, die Menschen seiner Ansicht nach schwächen und Schaden zufügen kann. Stattdessen sollte Arbeit zu etwas werden, das man gerne macht, oder, in den Worten von Bergmann: „Arbeit, die man wirklich, wirklich will“. Statt Ausbeutung sollte die Arbeitswelt für die Beschäftigten von Werten wie Freiheit, Selbständigkeit und einer durch selbstbestimmte Arbeit geförderte Teilhabe an der Gemeinschaft geprägt sein.

Wenn heute von New Work die Rede ist, ist meist etwas anderes gemeint als das New-Work-Konzept von Bergmann. Inzwischen steht der Begriff für den Umbruch in vielen Teilen der Arbeitswelt. Er fungiert als Sammelbegriff für diverse neue Formen der Arbeit und beschreibt damit alle möglichen Aspekte rund um die heutige Art zu arbeiten. New Work macht sich zum Beispiel darin bemerkbar, wie Menschen heute arbeiten, wie Vorgesetzte Mitarbeiter führen und wie sich Unternehmen organisieren. Auch veränderte Wertvorstellungen gehören zur neuen Arbeit.

New Work: Beispiele

Wie kann New Work konkret aussehen? Prinzipiell können sich hinter dem Begriff vielfältige Konzepte verbergen. Dazu gehören unter anderem:

New Work: Wie wirkt sich das New-Work-Konzept auf die Arbeitswelt aus?

Das New-Work-Konzept hat sich seit seiner Prägung durch Bergmann verändert. Heute steht der Begriff New Work nicht länger für einen bestimmten, klar umrissenen Ansatz, sondern er subsumiert verschiedene innovative Entwicklungen in der Art zu arbeiten. Wie New Work praktisch aussieht, bestimmt jedes Unternehmen selbst. Nichtsdestotrotz gibt es einige charakteristische Entwicklungen in der neuen Arbeitswelt, die den Kern des heutigen New-Work-Konzepts ausmachen.

Veränderte Arbeitsbedingungen

Eines der markantesten Kennzeichen von New Work sind veränderte Arbeitsbedingungen in vielen Bereichen der Arbeitswelt. Bei vielen Unternehmen findet ein Umdenken statt: Vielen Verantwortlichen wird bewusster, wie wichtig es ist, dass ihre Mitarbeiter zufrieden sind. Fachkräfte anzulocken und zu halten ist nur möglich, wenn ein Unternehmen seinen Angestellten attraktive Bedingungen bietet. Gerade bei Talenten, die ohne Probleme einen anderen Job finden würden, ist es aus Sicht von Arbeitgebern entscheidend, dass sie zufrieden sind.

Bei einer hohen Mitarbeiterzufriedenheit bleiben die Mitarbeiter nicht nur der Firma erhalten. Sie engagieren sich wahrscheinlich auch stärker in ihrem Job. Dieses Engagement führt tendenziell zu einer verbesserten Leistungsfähigkeit und einer höheren Produktivität.

Besonders viele jüngere Arbeitnehmer lassen sich oft nicht mehr allein über Gehalt und Status zufriedenstellen. Wovon genau die Mitarbeiterzufriedenheit abhängt, ist zwar von Arbeitnehmer zu Arbeitnehmer unterschiedlich. Aspekte wie eine bessere Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten und mobiles Arbeiten finden sich aber auf der Wunschliste vieler Beschäftigter, weshalb mehr und mehr Firmen entsprechende Rahmenbedingungen anbieten.

Der Trend zu einem Arbeitnehmermarkt erhöht den Druck auf Unternehmen zusätzlich. In vielen Bereichen mangelt es an Fachkräften, was mit dem demografischen Wandel, aber auch mit schlechten Arbeitsbedingungen und niedrigen Löhnen zusammenhängt. Unternehmen, die es nicht schaffen, für Beschäftigte langfristig attraktiv zu sein, haben einen Wettbewerbsnachteil. Sie finden nicht genug Bewerber für freie Positionen oder müssen mit zweitklassigen Bewerbern leben, was ihren Erfolg verringern kann.

Arbeitsorte und Arbeitszeiten

Ein Kennzeichen von New Work ist eine gestiegene Flexibilität, unter anderem in Bezug auf Arbeitsplätze und Arbeitszeiten. Waren die meisten Arbeitnehmer noch vor einigen Jahrzehnten fast ausschließlich vor Ort im Unternehmen anzutreffen, hat sich das in vielen Bereichen gewandelt. Homeoffice wird immer beliebter, und auch andere Formen des mobilen Arbeitens sind auf dem Vormarsch – von der Arbeit im Café bis zum digitalen Nomadentum.

Viele Unternehmen sorgen auch intern für vielfältige Arbeitsplätze, damit für jeden Typen und jede Aufgabe das Richtige dabei ist. Wem es im Großraumbüro zu laut ist, der kann sich etwa in eine ruhigere Lounge zurückziehen und aus einem gemütlichen Sessel heraus seine Arbeit erledigen. Auch Desk-Sharing ist ein Merkmal von New Work. Dabei haben die Angestellten keine festen Arbeitsplätze mehr, sondern suchen sich einen Platz, der gerade frei ist.

Flexibel sind auch die Arbeitszeiten in vielen Fällen geworden: Viele Arbeitnehmer arbeiten in Gleitzeit oder haben sogar Vertrauensarbeitszeit. Manche Firmen experimentieren mit kürzeren Arbeitstagen oder einer kürzeren Arbeitswoche – auch das entspricht den Wünschen vieler Arbeitnehmer.

Die Flexibilität, die für viele Bereiche der heutigen Arbeitswelt typisch ist, ist nicht nur im Sinne vieler Beschäftigter. Auch die Unternehmen können unmittelbar davon profitieren. Vielen Arbeitgebern geht es darum, ihre Mitarbeiter durch die äußeren Rahmenbedingungen der Arbeit zu kreativem Arbeiten anzuregen.

Digitale Möglichkeiten

Zu den Grundlagen des neuen Arbeitens gehören auch die digitalen Möglichkeiten, ohne die viele Formen des Arbeitens gar nicht möglich wären. In vielen Teams findet die Kommunikation über Messenger-Dienste statt, E-Mails haben vielerorts längst Telefonate verdrängt. An digitalen Meetings können auch Mitarbeiter im Homeoffice oder unterwegs teilhaben, und Daten werden in der Cloud gespeichert – wo sie auch von Orten abseits des Firmenstandorts abgerufen werden können, wenn Bedarf daran besteht.

Neue Führungsstile

Auch die Art und Weise, in der Vorgesetzte ihre Mitarbeiter führen, steht in vielen Firmen auf dem Prüfstand. New Leadership lautet das Stichwort, auch bekannt als Führung 4.0. Stark hierarchisch geprägte Strukturen finden sich immer seltener, stattdessen liegen flache Hierarchien im Trend.

Führung findet stärker als früher auf Augenhöhe statt; Vertrauen und Empathie können einen fast freundschaftlichen Austausch zwischen Arbeitnehmern und Führungskräften ermöglichen. Partizipation ist erwünscht, weshalb viele Firmen es gutheißen, wenn Mitarbeiter sich aktiv einbringen und eigene Ideen entwickeln. Auch ein offener Umgang mit Fehlern gehört in vielen Unternehmen zum New-Work-Konzept dazu.

Viele Unternehmen fördern ihre Beschäftigten gezielt, damit sie ihr individuelles Potenzial voll entfalten können. Auch ein stärkerer Fokus auf Eigenverantwortung der Mitarbeiter ist für New Work typisch. Das, so die Erwartung vieler Arbeitgeber, soll ein Klima schaffen, in dem Mitarbeiter mitdenken und selbst aktiv werden, statt auf Aufgaben von oben zu warten.

Fokus auf Teamwork

Die Zusammenarbeit in Teams hat einen hohen Stellenwert beim New Work. Dabei handelt es sich nicht zwingend immer um dieselben Teams. Mixed Teams oder fluide Teams werden vielmehr so zusammengesetzt, wie es für eine bestimmte Aufgabe oder ein Projekt sinnvoll erscheint.

Die besten Ideen entstehen oft, wenn Menschen mit verschiedenem Hintergrund ihre Ansätze zusammentragen und offen erörtern. Deshalb setzen viele Firmen heute verstärkt auf Diversität in ihrer Belegschaft. Das soll eine gute Grundlage für die Entwicklung neuer Ideen und Innovationen schaffen.

Welche Bereiche sind von New Work betroffen?

New Work ist ein Trend, der prinzipiell alle Bereiche der Arbeitswelt erfasst – allerdings nicht immer im selben Ausmaß. Es sind vor allem große Unternehmen, die auf die typischen Elemente von New Work, etwa vielfältige Arbeitsplätze oder flexible Arbeitsbedingungen, setzen. Kleine Firmen können ihren Mitarbeitern häufig schon aus Kostengründen nicht dieselben Annehmlichkeiten bieten wie große.

Auch die Branche und der Beruf machen einen Unterschied. Während es zum Beispiel im Bereich IT oder Marketing wahrscheinlich ist, dass ein Arbeitgeber verschiedene Bestandteile von New Work umsetzt, ist das in anderen Fällen anders.

In Zweigen wie der Gastronomie, dem Einzelhandel oder dem Baugewerbe sind viele Aspekte der neuen Arbeit kaum umsetzbar. Ein Verkäufer im Einzelhandel kann etwa nicht einfach kommen und gehen, wann es ihm gerade passt. Er muss sich nach dem starren Schichtplan richten. Er kann auch nicht nach Belieben den Arbeitsplatz ändern, damit er die optimalen Arbeitsbedingungen hat, oder gar von unterwegs aus arbeiten. Praktisch betrifft New Work also bislang weitgehend Bürojobs.

Vorteile & Nachteile von New Work

New Work kann mit vielen Vorteilen einhergehen, aber auch Nachteile haben. Die wichtigsten Argumente für und gegen das neue Arbeiten finden Sie hier im Überblick.

Vorteile und Chancen von New Work

  • Im besten Fall bereitet die individuelle Ausgestaltung von New Work den Nährboden für Kreativität und Innovation. Davon profitieren Arbeitnehmer, die das Gefühl haben, wirklich etwas bewegen zu können, aber auch ihre Arbeitgeber, wenn sich plötzlich viele Beschäftigte Gedanken über die Entwicklung des Unternehmens machen.
  • Viele Ausprägungen von New Work entsprechen den Wünschen und Vorstellungen vieler Beschäftigter. Das kann etwa eine bessere Work-Life-Balance oder bessere Arbeitsbedingungen betreffen. Steigt in der Folge die Mitarbeiterzufriedenheit, ist das natürlich für die betroffenen Arbeitnehmer etwas Positives. Der Arbeitgeber hat davon auch etwas: Zufriedene Mitarbeiter sind tendenziell leistungsfähiger, produktiver und kreativer.
  • Viele Arbeitnehmer sind auch zufriedener, wenn ihnen im Rahmen einer veränderten Denkweise in Unternehmen mehr Wertschätzung entgegengebracht wird. Viele Arbeitgeber legen inzwischen Wert darauf, dass ihre Mitarbeiter sich einbringen, und fördern sie individuell. Wenn Arbeitnehmer das Gefühl haben, dass ihre Ideen erwünscht sind, wirkt das motivierend.
  • Der Zusammenhalt im Team kann gestärkt werden – besonders, wenn alle Mitarbeiter motiviert sind und das Gefühl haben, an einem Strang zu ziehen. Im Rahmen von New Work haben viele Teams mehr Freiheiten und können sich selbst organisieren, ohne dass sie ständig vom Arbeitgeber kontrolliert werden. Das kann Freiräume für kreatives Arbeiten schaffen.

Nachteile und Grenzen von New Work

  • Eine höhere Produktivität, eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit, Selbstbestimmung und kreatives Arbeiten: Vieles, was mit New Work assoziiert wird, ist grundsätzlich erstrebenswert. So mancher Arbeitgeber macht aber in der Umsetzung Fehler. Vielleicht wird das New-Work-Konzept nur halbherzig eingeführt, oder es geschieht wenig planvoll. Mitunter sind die oft so vollmundig von Unternehmen angepriesenen Aspekte modernen Arbeitens bei genauerer Betrachtung nichts als Lippenbekenntnisse.
  • Mitunter ist das New-Work-Konzept im Einzelfall auch schlicht (noch) nicht umsetzbar – zum Beispiel, weil die technischen Voraussetzungen nicht erfüllt sind oder die Art der Mitarbeiterführung nach wie vor an altbekannte hierarchische Muster erinnert.
  • Wenn das New-Work-Konzept einer Firma nicht durchdacht ist, kann seine Umsetzung sogar zu einer Verschlechterung der Rahmenbedingungen führen. Das kann etwa der Fall sein, wenn unausgereifte Technologien genutzt werden, und die Arbeit deshalb ins Stocken kommt. Oder wenn den Mitarbeitern nicht klar ist, wie genau etwas ablaufen soll. Dann kann es in Kombination mit schlechter Organisation schnell chaotisch werden.
  • Vorteile und Nachteile liegen bei New Work oft eng beieinander. So wünschen sich etwa viele Arbeitnehmer flexible Arbeitsbedingungen, zum Beispiel in Form von Homeoffice. Das kann im Umkehrschluss aber dazu führen, dass eine Trennung von Arbeit und Privatleben noch schwieriger wird. Viele Arbeitnehmer, die von zuhause aus arbeiten, haben Probleme damit, abzuschalten. Das kann das Stresslevel erhöhen.
  • Neue Technologien haben vieles erleichtert. Sie haben jedoch auch Nachteile, und zwar in diesem Fall besonders für Arbeitnehmer. Sie sind ständig von technischen Geräten umgeben, etwa Handy, Laptop und Tablet. Das verleitet dazu, auch nach Feierabend oder am Wochenende E-Mails zu checken oder sich anderweitig mit der Arbeit zu befassen. Hinzu kommt für viele das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen. Dabei kann die Erholung zu kurz kommen und die Gefahr eines Burnouts oder anderer psychischer Probleme steigen.
  • Viele Arbeitnehmer suchen Sinn in dem, was sie beruflich tun. Nicht in jedem Job findet sich aber ein Sinn. Das kann dazu führen, dass Beschäftigte an ihrem Job zweifeln, obwohl sie eigentlich damit zufrieden sind. Ihre Zufriedenheit kann in der Folge sinken.
  • Auch die Erwartungen von Arbeitgebern sind in vielen Fällen überzogen und unrealistisch. Besonders Arbeitgeber, die sich sehr darum bemühen, dass ihre Mitarbeiter förderliche Arbeitsbedingungen vorfinden, haben im Umkehrschluss oft hohe Erwartungen. Sie wünschen sich Mitarbeiter, die maximal leistungsfähig und jederzeit über Maße engagiert sind. Mitarbeiter, die sich an die vertraglich vereinbarten Arbeitszeiten halten und nicht ständig eigene Ideen vortragen, werden in der Folge häufig als „Low-Performer“ abgestempelt – obwohl sie die Arbeit erledigen, für die man sie eingestellt hat. Unrealistische Erwartungen von Arbeitgebern können zu einem hohen Arbeitspensum, viel Stress, Druck und Überstunden führen. Das wiederum mindert die Zufriedenheit der Mitarbeiter tendenziell.

Bildnachweis: dotshock / Shutterstock.com

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