Mentoring Programm im Beruf: Vorteile & Tipps
Immer mehr Unternehmen entdecken die Vorteile eines Mentoring Programms. Kein Wunder, denn das persönliche Mentoring hilft nicht nur den beteiligten Personen, also Mentor und Mentee, sondern hat auch eine ganz Reihe von Pluspunkten für das Unternehmen zu bieten. Worauf Sie achten sollten, wenn Sie einen Mentor suchen oder wie Sie selbst Mentor werden können, haben wir uns genauer angesehen.
Mentoring Programm: Eine Definition
Was bedeutet ein Mentoring Programm denn nun konkret? Zunächst einmal kann man sich vielleicht darauf einigen, dass es bei einem Mentoring um ein strukturiertes Modell handelt, bei dem zwei Personen eine Beziehung eingehen.
Die erste Person, der Mentor, ist dabei so etwas wie ein Lehrer oder ein Förderer. Er kümmert sich darum, dass die zweite Person, der Mentee, beruflich vorankommt. Das erreicht der Mentor häufig dadurch, dass er seinem Mentee Einblicke in seine tägliche Arbeit ermöglicht und gleichzeitig dafür sorgt, dass sein „Zögling“ von seinem Wissen und seiner Erfahrung profitieren kann.
Es geht jedoch nicht nur darum, dass die weniger erfahrene (und meist auch jüngere) Person lediglich von dem Fachwissen profitiert. Der Mentor nimmt seinen Mentee „unter seine Fittiche“ und kümmert sich zum Beispiel auch darum, dass dieser von dem Netzwerk des Mentors profitiert. Er steht seinem Mentee aber auch bei Frage zur Seite und coacht diesen. Hin und wieder macht sich der Mentor sogar als Förderer stark und treibt die Karriere seines Schützlings aktiv voran.
All das funktioniert dann besonders gut, wenn es ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis zwischen den beiden Personen gibt. Daher sollten beide Personen bei der Auswahl sorgfältig vorgehen und sich unter anderem auf ihr Buchgefühl verlassen. Schließlich arbeitet man in einem Mentoring Programm eng zusammen, da sollte man sich im Idealfall gut verstehen.
Die Vorteile eine Mentoring Programms
Ein Mentoring Programm kann unterschiedliche Vorteile für die Beteiligten haben. Schauen wir uns genauer an, wie die Akteure profitieren können:
Vorteile für Mentees:
- Sich beruflich entwickeln: Personen, die am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen und einen erfahrenen Mentor an der Seite haben, können von dessen Fachwissen und Kontakten profitieren. Das kann die eigene Karriere deutlich voranbringen.
- Tipps für die Entwicklung bekommen: Motoren können zum Beispiel auch ganz explizit zu bestimmten Karriereschritten raten. Und, was vielleicht noch wichtiger ist, von manchen Plänen abraten. So erhalten Mentees wertvolle Ratschläge, die aus der Berufspraxis kommen.
- Mehr Selbstbewusstsein aufbauen: Von einem Mentor unterstützt zu werden und positive Rückmeldung von diesem erhalten, kann das Selbstbewusstsein stärken. Schwierige berufliche Situationen können mit der Hilfe eines Mentors besser und schneller gelöst werden, was sich wiederum positiv auf das eigene Selbstbild auswirkt. All das führt dazu, dass man sich mehr zutraut und Dinge angeht, die man sich ohne Mentor nicht trauen würde. Genau das ist eine wichtige Voraussetzung, um beruflich erfolgreich zu sein.
Vorteile für Mentoren
Mentoren können sich über die positiven Aspekte freuen, wenn sie eine Person betreuen:
- Erfüllende Rolle finden: Sein Wissen weiterzugeben und einem anderen Menschen dabei zu helfen, sich beruflich zu verwirklichen, kann ein sehr erfüllendes Gefühl sein. Im Idealfall trägt zur eigenen mentalen Gesundheit bei oder hilft zumindest, sich besser zu fühlen.
- Neue Perspektiven erhalten: Von einem Mentoren Programm profitiert nicht nur der Mentee. Vor allem bei dem sogenannten Reverse Mentoring, lernt auch der eigentliche Mentor. Er hat vielleicht mehr Berufserfahrung und Einblicke in die Branche, auf der anderen Seite könnte er jedoch Entwicklungen verpasst haben, die gerade für die junge Generation wichtig sind. Das Mentoring Programm ist eine Chance für ältere Arbeitnehmer, ein Update zu bekommen und selbst etwas Neues zu lernen. Das Mentoring Programm kann so zu einem gegenseitigen Lernprozess werden.
- Eigene Führungskompetenzen verbessern: Arbeitnehmer, die bisher noch nicht die Möglichkeit hatten, andere Beschäftigte zu führen, können Erfahrungen im Mentoring Programm sammeln. Aber auch erfahrene Führungskräfte können ihre Kompetenzen weiterentwickeln. Dazu sollten sie zum Beispiel auf regelmäßiges Feedback bestehen und diese Rückmeldung des Mentees offen annehmen.
- Neue Kontakte sammeln: Nicht nur der Mentor hat Kontakte, sondern auch der Mentee. Im Idealfall kommt der Mentor durch die Zusammenarbeit mit seinem Mentee in den Genuss, neue Menschen kennenzulernen und sein Netzwerk zu erweitern.
Vorteile für Unternehmen
Arbeitgeber sollten sich unter anderem im Hinblick auf die folgenden Vorteile Gedanken darüber machen, ein Mentoring Programm einzuführen:
- Neue und bestehende Mitarbeiter fördern: Beschäftigte, die die Unterstützung eines erfahrenen Mentors erhalten, können ihre Fähigkeiten verbessern. Damit haben nicht nur die Mitarbeiter bessere Karrierechancen, sie können auch neue und/oder zusätzliche Aufgaben übernehmen. Das ist positiv für die Produktivität im Unternehmen
- Bestehende Mitarbeiter besser binden: Unternehmen, die ein Mentoring Programm anbieten, zeigen damit Wertschätzung und Unterstützung für ihre Beschäftigten. Das wird in der Regel positiv aufgenommen und kann die Bindung an das Unternehmen fördern.
- Mitarbeiter teilen Wissen miteinander: Wenn sich in einem Mentorin Programm Mitarbeiter mit verschiedenen Wissenshintergründen und Berufserfahrung austauschen, trägt das dazu bei, dass jeder Mitarbeiter neue Einsichten bekommt. Von diesem Wissen können letztlich alle profitieren.
- Verbesserung des Betriebsklimas: Ein Mentorenprogramm, in dem unterschiedliche Mitarbeiter zusammenkommen und gemeinsam an einem Ziel arbeiten, kann dabei helfen, die gesamte Unternehmenskultur positiv zu verändern. Von einem guten Betriebsklima profitiert das Ansehen des Unternehmens, was sich wiederum gut für Maßnahmen im Employer Branding nutzen lässt.
Mentoring vs. Coaching: Die Unterschiede
Hin und wieder wird Mentoring in einem Atemzug mit Coaching genannt. Obwohl beide tatsächlich gewisse Gemeinsamkeiten haben, gibt es doch beträchtliche Unterschiede, die man als Mentor oder Mentee kennen sollte:
- Die Rolle von Mentor und Coach: Beim Mentoring gibt der Mentor seine persönlichen Erfahrungen weiter und teilt sein Wissen und seine Ratschläge mit dem Mentee. Ein Coach ist dagegen eher ein neutraler Begleiter. Er stellt gezielte Fragen und versucht so, seinem Klienten dabei zu helfen, die richtigen Schlüsse zu ziehen.
- Die Zielrichtung: Bei einem Mentoringprogramm geht es in erster Linie darum, dem Mentee das nötige Wissen zu vermitteln, damit dieser beruflich vorankommt. Das Kennenlernen und das Vermitteln von Unternehmenswerten ist ebenfalls ein Punkt bei einem Mentoring Programm. Das Coaching ist dagegen etwas allgemeiner gehalten. Der Coachee möchte während eines Coachings meist bestimmte Fähigkeiten entwickeln, die er generell für seine Karriere oder sein persönliches Glück benötigt.
- Die Beziehung zwischen den Beteiligten: Häufig entwickelt sich bei einem Mentorenprogramm eine recht persönliche Beziehung zwischen Mentor und Mentee. Ein zentraler Punkt ist das gegenseitige Vertrauen. Das und die enge Zusammenarbeit führt dazu, dass sich in vielen Fällen eine enge zwischenmenschliche Beziehung entwickelt. Auch beim Coaching spielt Vertrauen eine wichtige Rolle, jedoch ist das Verhältnis zwischen Coach und Klient professioneller. Der Coach bietet eine Dienstleitung an und sollte daher keine persönliche, fast schon freundschaftliche Beziehung zu seinem Klienten aufbauen.
An einem Mentorenprogramm teilnehmen: Darauf sollten Sie achten
Sie interessieren sich dafür, an einem Mentoring Programm teilzunehmen? Dann könnten Sie Glück haben. Denn immer mehr Unternehmen entdecken diese Möglichkeit für sich und initiieren selbst solche Programme.
Jedoch sollten Sie die Auswahl eines Mentors nicht ausschließlich ihrem Arbeitgeber überlassen. Wie wir gesehen haben, ist eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit der Grundstein eines funktionierenden Mentoring Programms. Das bedeutet für Sie, dass Sie bei der Suche nach dem passenden Mentor selbst aktiv werden und sich nicht nur auf ihr Unternehmen verlassen sollten.
Den passenden Mentor finden: So kann es gelingen
- Legen Sie klare Ziele fest: Wie bei den meisten anderen Vorhaben, steht auch bei der Suche nach einem Mentor eine klare Zielsetzung an erster Stelle. Machen Sie sich in einem ersten Schritt Gedanken darüber, was Sie von ihrem Mentor erwarten. Was möchten Sie erreichen, was lernen? Soll Ihr Mentor bestimmte Führungsfertigkeiten mitbringen, die Sie sich abschauen möchten oder suchen Sie den Einstieg in ein bestimmtes Netzwerk? Diese und weitere Fragen können Sie bei der Suche nach einem Mentor lenken.
- Informieren Sie sich über mögliche Mentoren: Auch wenn es bei Ihrem Arbeitgeber ein Mentoring Programm gibt bedeutet das nicht zwingend, dass Sie genau an diesem Programm teilnehmen müssen. Unter Umständen finden Sie auch außerhalb des Mentorenprogramms bei ihrem Arbeitgeber eine Person, die Sie bei ihren beruflichen Zielen unterstützen kann. Halten Sie daher die Augen offen und seien Sie immer bereit, neue Kontakte zu knüpfen, die Ihnen bei ihrem weiteren beruflichen Weg helfen könnten.
- Achten Sie auf Gemeinsamkeiten: Mit einem Mentor soll es auch auf der zwischenmenschlichen Ebene passen. Bei der Auswahl sollten Sie daher auch darauf achten, ob der potenzielle Mentor ähnliche Interessen hat und ob Sie bestimmte Werte teilen. Unter Umständen spielt auch die politische Ausrichtung eine Rolle und sollte in Betracht gezogen werden.
- Legen Sie verbindliche Richtlinien fest: Wenn Sie ihren Mentor außerhalb eines offiziellen Mentoring Programms gefunden haben, können verbindliche Richtlinie sinnvoll sein. Versuchen Sie sich mit ihrem Mentor vorab darauf zu einigen, dass bestimmte Inhalte Ihrer Treffen vertraulich bleiben. Um Enttäuschungen zu vermeiden, kann es außerdem sinnvoll sein, schon vor dem Start des Programms die Rahmenbedingungen festzulegen: Wie oft möchten Sie sich treffen, welche Erwartungen haben Sie an die Treffen und soll es eine bestimmte Struktur geben, nach der die Treffen ablaufen sollen? Wenn Sie schon bei diesem Punkt merken, dass Sie und der potenzielle Mentor ganz verschiedene Vorstellungen haben, ist das ein deutliches Warnsignal. Dann können Sie vermutlich davon ausgehen, dass Sie in einem Mentorenprogramm mit dieser Person nicht glücklich werden.
Mentor werden: Die Mentoring Ausbildung
Um Mentee zu sein haben Sie schon deutlich zu viel Berufserfahrung? Sie möchten viel lieber ihr Wissen an Berufsanfänger weitergeben und diese auf ihrem Start in den Job unterstützen? Dann sollten Sie definitiv darüber nachdenken, selbst Mentor zu werden. Das können Sie in Eigenregie versuchen oder aber eine Mentoring Ausbildung absolvieren, bei der Sie die wichtigsten Fähigkeiten eines Mentors lernen können. Inhalte einer solchen Ausbildung sind häufig ein Kommunikationstraining und der Versuch, emphatischer auf das Gegenüber, also den Mentee, einzugehen.
Tipp: Wenn Sie an einer Mentoring Ausbildung interessiert sind, es diese aber noch nicht bei ihrem Arbeitgeber gibt, suchen Sie doch einfach das Gespräch mit der verantwortlichen Person. Schildern Sie die Vorzüge eines Mentoring Programms. Vielleicht schaffen Sie es ja, dass aufgrund ihrer Initiative ein solches Programm ins Leben gerufen wird oder Sie zumindest bei einem externen Anbieter eine Mentoring Ausbildung absolvieren können.
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