Lohndumping: Definition, betroffene Branchen, Auswege
Lohndumping ist nicht nur für Betroffene, sondern auch für andere Beschäftigte und die gesamte Gesellschaft ein echtes Problem. Denn Lohndumping führt häufig dazu, dass das Gehalt zu gering ausfällt, um damit die Lebenskosten zu decken. Das kann allerdings auch bei Jobs im Niedriglohnsektor der Fall sein. Wo liegen also die Unterschiede zwischen Lohndumping und Niedriglohn? Wer ist besonders von Lohndumping betroffen und können Beschäftigte etwas gegen ihre schlechte Bezahlung unternehmen? Wir liefern Einblicke und Tipps.
Definition Lohndumping: Was ist damit gemeint?
Wer wissen möchte, was sich hinter dem Begriff Lohndumping verbirgt, kann sich zunächst die beiden Wortbestandteilen näher anschauen:
- Lohn: die Bezahlung für geleistete Arbeit, auch unter dem Namen Entgelt bekannt.
- Dumping: stammt aus dem Englischen und bedeutet hier so viel wie „Preisunterbietung“. Das Verb „to dump“ bedeutet aber auch „abladen“ oder „verschleudern“.
Der Duden erklärt den Begriff Lohndumping als „Zahlung von Löhnen, die deutlich unter dem Tarif liegen“. Arbeitnehmer, die von Lohndumping betroffen sind, erhalten also weniger Gehalt als andere Beschäftigte, die einer vergleichbaren Tätigkeit nachgehen. Häufig reicht das im Rahmen des Lohndumping gezahlte Gehalt nicht aus, um die eigenen Lebenshaltungskosten zu decken.
Lohndumping und Niedriglohnsektor: Gibt es Unterschiede?
Probleme, von der eigenen Arbeit leben zu können, haben allerdings auch Arbeitnehmer, die im Niedriglohnsektor arbeiten. Das ist eine Gemeinsamkeit von Lohndumping und dem Niedriglohnsektor. Im Unterschied zum Lohndumping können Niedriglöhne jedoch in einem Tarifvertrag vereinbart sein. Kennzeichen des Lohndumpings ist dagegen, dass der in diesen Fällen gezahlt Lohn deutlich unter vergleichbaren Löhnen in der Branche liegt – andere Arbeitgeber zahlen für eine ähnliche Arbeit also mehr.
In der Regel spricht man von Lohndumping, wenn das an Mitarbeiter gezahlte Entgelt weniger als ein Drittel des ansonsten in der Branche üblichen Durchschnittsgehalts beträgt. Gerade im Niedriglohnsektor kann Lohndumping daher fatal sein. Denn die Beschäftigten in diesem Sektor verdienen ohnehin schon wenig Geld. Wird dieses wenig üppige Gehalt noch zusätzlich abgespeckt, bleibt kaum etwas übrig.
Den Begriff Lohndumping nutzt man auch dafür, das Verhalten des Arbeitgebers zu kennzeichnen. Dieser weiß in der Regel genau, dass er mit dem Lohndumping die Löhne und Gehälter seiner Beschäftigten drückt. Er scheut sich aber nicht davor, es dennoch zu tun. Dabei wird er unter Umständen auch von äußeren Einflüssen gesteuert.
Lohndumping und Globalisierung
Einige Unternehmen sind gezwungen, Personalkosten einzusparen. Nur so können sie sich im globalen Wettbewerb behaupten. Denn im Zuge der Globalisierung, die seit den 1980er Jahren immer weiter an Fahrt aufnimmt, wurde der wirtschaftliche Druck größer.
Das liegt zum einen daran, dass der technologische Fortschritt in immer schnellerer Geschwindigkeit vorangeht. Tätigkeiten, die vor einigen Jahren noch von Arbeitnehmern ausgeübt wurden, können heute von Maschinen übernommen werden. Unternehmer haben oft kein wirtschaftliches Interesse mehr daran, solche Tätigkeiten von Menschen ausführen zu lassen. Soll sich der Einsatz von Menschen in diesen Fällen dennoch lohnen, müssen die Personalkosten unter den Kosten liegen, die eine Maschine verursachen würde.
Ein weiterer Grund für Lohndumping ist das unterschiedliche Lohnniveau in vielen Ländern der Welt. In vielen Fällen werden halb produzierte Produkte um den halben Globus geflogen oder gefahren, weil die Lohnkosten in den Ländern des globalen Südens deutlich geringer sind als bei uns im Westen. Diese Billiglohnländer konkurrieren um die Aufträge aus den Industriestaaten, indem sie sich gegenseitig bei den Löhnen unterbieten. Auch so wird Lohndumping weiter befeuert.
Die Auswirkungen des Lohndumpings
Lohndumping hat sowohl Auswirkungen für den einzelnen Beschäftigten als auch für die gesamte Gesellschaft. Arbeitnehmer, die ihr gesamtes Erwerbsleben lang nur wenig Geld verdienen, haben keine finanziellen Ressourcen, um für das Alter vorzusorgen. Zusätzlich dazu erwerben sie nur geringe Ansprüche für die gesetzliche Rente. Das führt dazu, dass Personen, die in ihrem Erwerbsleben mit Dumpinglöhnen zu kämpfen hatten, sehr häufig von Altersarmut betroffen sind.
Diese Personen erhalten in der Folge Unterstützung durch die Sozialkassen, fallen also dem Steuerzahler zur Last. Das bedeutet letztlich, dass die gesamte Gruppe der Erwerbstätigen in Deutschland das Lohndumping einiger Arbeitgeber indirekt mitfinanziert.
Aber schon vor der Rente kann Lohndumping für die Beschäftigten zu einem Problem werden. Arbeitnehmer, die in Ballungszentren leben und arbeiten, leiden ganz besonders unter einem niedrigen Einkommen. Denn selbst Durchschnittsverdiener geben oft einen beträchtlichen Anteil ihres monatlichen Einkommens für die Miete aus. Menschen im Niedriglohnsektor oder gar Beschäftigte, die Dumpinglöhne bekommen, können sich die Mieten in den Städten häufig nicht aus eigener Kraft leisten. Sie erleben eine klassische Erwerbsarmut: Trotz Vollzeitjob ist nicht genug Geld zum Leben da. Dann bleibt nicht mehr viel übrig: Entweder sie beantragen Arbeitslosengeld II und Wohngeld, um damit ihr geringes Einkommen aufzustocken, oder sie suchen sich einen Zweitjob, um eine zusätzliche Einnahmequelle zu haben.
Folgen für die Gesundheit
Wer neben seinem Vollzeitjob noch einen weiteren Job ausübt, um die Miete und übrigen Lebenshaltungskosten bezahlen zu können, hat eine Menge Stress. Zwei Jobs, wenig Geld und noch dazu Zukunftsängste können dazu führen, dass Arbeitnehmer in eine negative Gedankenspirale, einen Teufelskreis, geraten. Halten diese negativen Gedanken über einen längeren Zeitraum an, kann es zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommen. Denn Stress verursacht eine ganze Reihe von Beschwerden, darunter:
- Kreislaufprobleme
- Herzklopfen
- Kopfschmerzen
- Verspannungen
- Rückenschmerzen
Zeigt sich kein Ausweg aus der aktuellen Situation, können die Folgen sogar noch dramatischer sein. Burnout und längere Arbeitsunfähigkeit können drohen.
Lohndumping: Betroffene Branchen und Personen
Lohndumping kommt in bestimmten Berufen deutlich häufiger vor als in anderen. Arbeitnehmer sollten besonders in folgenden Branchen und Berufen vorsichtig sein und die Arbeitsbedingungen und Bezahlung genau überprüfen.
Branchen, in denen Dumpinglöhne gezahlt werden:
- Callcenter
- Hotellerie und Gastronomie
- Bäckereien
- Lieferdienste
- Logistikunternehmen
- Personenbeförderung (Taxi)
- Sicherheitsdienste
- Pflege
Arbeitnehmer, die häufig von Lohndumping betroffen sind
- Minijobber
- Personen, ohne abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung
- Geringqualifizierte Beschäftigte
- Zeitarbeiter
Eine Gruppe von Arbeitnehmern darf dabei nicht vergessen werden: die Scheinselbstständigen. Scheinselbstständige, die bloß dem Anschein nach Spielraum beim Verhandeln der Konditionen eines Auftrags haben, bekommen häufig wenig Geld. Man denke zum Beispiel an die vielen Beschäftigten aus Osteuropa, die mit einem Werkvertrag in Betrieben der Fleischindustrie arbeiten. Diese Menschen bekommen häufig nur einen Brauchteil von dem, was die festangestellten Arbeitnehmer bekommen. Und dieses Vorgehen ist in vielen Fällen sogar legal.
Im Rahmen eines Werkvertrags zu arbeiten bedeutet, dass sich die Person dazu verpflichtet, einen bestimmten Arbeitsauftrag zu einem bestimmten Preis auszuüben. Wie lange die Person dafür braucht – wie viele Arbeitsstunden dafür also anfallen –, ist ihr Problem. Sie kann sich daher auch nicht auf einen fairen Stundenlohn berufen, denn der wurde im Werkvertrag nicht geregelt. Hinzukommt, dass diese Personen das komplette unternehmerische Risiko selbst tragen. Sie sind selbst dafür verantwortlich, sich in einer Krankenkasse zu versichern und die Kosten für die Sozialversicherungen zu tragen. Außerdem müssen sie theoretisch finanziell für Zeiten vorsorgen, in denen sie nicht arbeiten können, etwa wenn sie krank sind oder eine Auszeit brauchen. All das führt dazu, dass unterm Strich nur kaum Geld übrigbleibt.
Können Beschäftigte etwas gegen Lohndumping unternehmen?
Viele Möglichkeiten, um sich gegen Lohndumping zu wehren, haben Beschäftigte leider nicht. Das liegt zum Teil auch daran, dass es viele Menschen gibt, die bereit sind, Arbeiten zu einem geringen Stundenlohn auszuüben. Wer einen bezahlten Arbeitsplatz hat und sich gegen die schlechte Bezahlung wehren möchte, muss daher befürchten, durch einen anderen Arbeitswilligen ersetzt zu werden. Schon aus diesem Grund unternehmen nur wenige Beschäftigte etwas gegen Lohndumping. Wenn sie sich trotzdem dazu entschließen, haben sie folgende Optionen:
- Fortbildung absolvieren: Lohndumping kommt besonders in Branchen und Berufen vor, in denen keine oder keine spezielle Qualifikation gefordert ist. Arbeitnehmer haben im Umkehrschluss dann die besten Chancen, wenn sie eine besondere Qualifikation vorweisen können. Ein Weg, um dem Lohndumping zu entkommen, sind also Fort- oder Weiterbildungen, bei denen sich Arbeitnehmer spezialisieren und qualifizieren. Das ist natürlich nicht immer so leicht zu realisieren. Vor allem dann nicht, wenn neben dem eigentlichen Vollzeitjob noch ein Zweitjob ausgeübt wird, damit der eigene Lebensunterhalt finanziert werden kann. Interessenten sollten sich davon aber nicht abschrecken lassen: Unter Umständen kann die Agentur für Arbeit dabei helfen, eine Umschulung zu finanzieren. Bei gesundheitlichen Problemen, die durch den Beruf verursacht werden, kann die Rentenkasse oder Unfallversicherung weiterhelfen.
- Arbeitgeber anzeigen: Davon abgesehen können Arbeitnehmer auch gesetzlich gegen ihren Arbeitgeber vorgehen, wenn er mit dem Lohndumping gegen geltende Gesetze verstößt. Die Einhaltung des Mindestlohns ist in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben. Arbeitgeber, die sich nicht daran halten, können bei der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) angezeigt werden. Eine Anzeige gegen den eigenen Arbeitgeber ist allerdings ein Schritt, den sich Beschäftigte gut überlegen sollten. Findet der Chef heraus, wer für die Anzeige verantwortlich ist, dürfte das Arbeitsverhältnis belastet sein, was weitere Probleme nach sich ziehen kann.
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