Kündigungsangst: Die Furcht vor der Kündigung verstehen und überwinden

Die Entscheidung, den Job zu kündigen, ist häufig mit Ängsten und Unsicherheiten verbunden. Das ist verständlich, denn der Beruf spielt in vielerlei Hinsicht eine zentrale Rolle im Leben. Zum einen verbringt man viel Zeit am Arbeitsplatz und baut dort Beziehungen zu Kolleginnen und Kollegen auf. Zum anderen sichert die Arbeit den Lebensunterhalt. Diese Kündigungsangst wird noch verstärkt, wenn man keine neue Stelle in Aussicht hat. Es gibt jedoch viele Aspekte und Gründe, die bei der Entscheidung für oder gegen eine Kündigung eine Rolle spielen.

Eine Frau ist besorgt, was kann man tun bei Kündigungsangst?

Angst zu kündigen: Warum sie ganz normal ist

Viele Arbeitnehmer, die mit dem Gedanken spielen, ihren Job zu kündigen, bekommen dabei zunächst ein mulmiges Gefühl. Das ist verständlich, denn im Leben der meisten Arbeitnehmer spielt der Job eine große Rolle. Wer Vollzeit arbeitet, verbringt einen Großteil seines Tages auf der Arbeit. Arbeitnehmer, die sich gut mit ihren Kollegen verstehen, wägen daher oft gründlich ab, bevor sie sich dazu entschließen, den Job – und damit auch die Kollegen – aufzugeben.

Ein weiterer Aspekt ist das Einkommen. Um den Lebensunterhalt bestreiten zu können, ist es wichtig, Geld zu verdienen. Die Angst vorm Kündigen ist besonders groß, wenn man diesen Schritt geht, ohne einen anderen Job zu haben. Denn das könnte bedeuten, dass man zunächst auf finanzielle Unterstützung vom Staat angewiesen ist oder den aktuellen Lebensstandard nicht mehr halten kann.

Angst vorm Kündigen wegen Kollegen

Die Angst vor einer Kündigung kann aber auch daher kommen, dass man als Beschäftigter um die angespannte Personalsituation im Unternehmen weiß. Ist die Personaldecke ohnehin dünn, befürchten manche Beschäftigte, die kurz davor sind, zu kündigen, ihre Kollegen und ihren Arbeitgeber im Stich zu lassen.

Die Angst, zu kündigen, geht dann in ein schlechtes Gewissen über. Als Person, die das Unternehmen verlässt, weiß man nämlich, dass die zurückbleibenden Kollegen zumindest so lange deutlich mehr zu tun haben werden, bis ein neuer Kollege gefunden ist.

Und selbst wenn das schnell gehen sollte, ist dieser neue Kollege nicht von Beginn an eine Entlastung. Schließlich muss er erst eingearbeitet werden und sich mit den Abläufen im Unternehmen vertraut machen. Abhängig davon, wie gut das Onboarding läuft, kann es einige Wochen oder gar Monate dauern, bis der neue Kollege die Arbeit so übernehmen kann, wie Sie es konnten.

Angst vorm Kündigen: Job als Routine

Andere Beschäftigte haben Angst vor der Kündigung, weil der Job eine wichtige Routine in ihrem Alltag war. Wenn sie nun kündigen, ohne einen neuen Job zu haben, könnten sie diese Routine und Sicherheit verlieren.

Manchen Menschen macht das Angst. Sie sind mit den täglichen Aufgaben und Abläufen vertraut und haben sich an den regelmäßigen Rhythmus gewöhnt, was Meetings, Telefonate und Präsentationen angeht. Sie fürchten sich nun davor, genau diese Sicherheit zu verlieren und eine bisher unbekannte Situation meistern zu müssen.

Kündigung bringt Ungewissheit mit sich

Aber auch die Beschäftigten, die ihren aktuellen Job kündigen, weil sie einen anderen gefunden haben, haben mitunter Angst vorm Kündigen. Das liegt unter anderem daran, dass sie natürlich nicht wissen, wie sich der neue Job entwickeln wird.

Zwar haben sie das Unternehmen kennengelernt und vielleicht auch schon die neuen Kollegen und Vorgesetzten getroffen, doch das bedeutet nicht, dass sie sich ein realistisches Bild davon machen können, wie sich der Job entwickeln wird.

Genau das zeigt sich meist nämlich erst nach ein paar Tagen oder Wochen. Nämlich dann, wenn sich die neuen Kollegen wieder ihren eigenen Aufgaben zuwenden, weil das Onboarding weitestgehend abgeschlossen ist und damit im neuen Job Routine einkehrt.

Die Angst vor einer Enttäuschung spielt daher ebenfalls eine große Rolle dabei, wenn sich Beschäftigte Gedanken darüber machen, ob sie kündigen sollen oder nicht.

Angst vor dem Kündigungsgespräch

Man muss jedoch gar nicht so weit in die Zukunft blicken: Andere Beschäftigte fürchten sich vor dem Kündigungsgespräch, in dem sie ihrem Vorgesetzten ihren Entschluss mitteilen müssen.

Auch das ist nachvollziehbar, denn der Arbeitgeber muss sich dann um einen Ersatz kümmern. Als ausscheidender Mitarbeiter möchte man seinem Arbeitgeber aber eigentlich keine Scherereien machen und hat dann vielleicht das Gefühl, genau das zu tun.

Davon abgesehen gibt es aber auch Vorgesetzte, die eine Kündigung sehr persönlich nehmen. Die Angst vor der Reaktion des Vorgesetzten kann somit auch ein Grund für die Angst vor der Kündigung sein.

Angst vor Kündigung wegen Krankheit

Manche Arbeitnehmer haben Angst vor einer Kündigung, weil sie lange Zeit krank waren. Entgegen der landläufigen Meinung, dass Mitarbeiter, die krank sind, nicht gekündigt werden können, ist diese Angst mitunter berechtigt.

Eine lange Krankheit schützt nämlich keineswegs vor einer Kündigung. Ganz im Gegenteil: Mitarbeiter, die lange krank sind, können genau deshalb gekündigt werden.

Wer Angst vor einer Kündigung wegen Krankheit hat, der sollte aktiv das Gespräch mit seinem Arbeitgeber suchen und deutlich machen, dass man sehr wohl daran interessiert ist, im Unternehmen zu bleiben, und alles daransetzt, schnell wieder gesund und arbeitsfähig zu werden.

Unter Umständen kann der Betriebsrat bei dem Gespräch unterstützen.

Keine Angst vor der Kündigung: Das sind gute Gründe

Eine Kündigung ist ein großer Schritt und daher ist es auch verständlich, dass sich einige Beschäftigte davor fürchten. Mitunter gibt es aber einige Gründe, die dafür sprechen, das aktuelle Arbeitsverhältnis zu kündigen und sich etwas Neues zu suchen:

  1. Kaum Entwicklungsmöglichkeiten: Wenn es beim aktuellen Arbeitgeber an beruflichen Aufstiegschancen mangelt, kann es sinnvoll sein, sich über eine Kündigung Gedanken zu machen. Unter Umständen bietet ein anderes Unternehmen bessere Möglichkeiten, um sich beruflich weiterzuentwickeln.
  2. Wenig Wertschätzung: Mitarbeiter, die das Gefühl haben, keine Anerkennung für ihre Leistungen zu erhalten, verlieren über kurz oder lang die Lust an ihrem Job und sitzen im schlimmsten Fall nur noch demotiviert ihre Zeit ab. Damit der Job wieder Spaß macht und die berufliche Zufriedenheit wieder steigt, sollte man sich – trotz Angst – Gedanken über eine Kündigung machen.
  3. Schlechtes Betriebsklima: Ein schlechtes Verhältnis zu den Kollegen und vielleicht sogar zu den Vorgesetzten kann den täglichen Gang ins Büro zur Hölle machen und die physische und psychische Gesundheit negativ beeinflussen. Ist dieser Zustand nicht nur vorübergehend, sondern hält er über einen längeren Zeitraum an und führen Gespräche mit den Beteiligten zu keinem Ergebnis, sollte man die Angst, zu kündigen, überwinden und sich ernsthaft über diesen Schritt Gedanken machen.
  4. Besseres Gehalt: Das Gehalt ist natürlich nur ein Faktor, der bestimmen sollte, ob Sie in Ihrem aktuellen Job bleiben oder nicht. Trotzdem spielt die Bezahlung natürlich eine Rolle. Bietet der neue Arbeitgeber deutlich mehr Geld, könnte das durchaus ein Grund sein, über eine Kündigung nachzudenken.
  5. Gesundheitliche Einschränkungen: Wenn Körper oder Psyche unter dem aktuellen Job leiden, ist es höchste Zeit, über einen Stellenwechsel nachzudenken. Andauernder Stress und ungesunde Arbeitsbedingungen kann man vielleicht ein paar Wochen oder gar Monate tolerieren. Hält dieser Zustand jedoch an, sollte man die Reißleine ziehen. Schließlich sollte die eigene Gesundheit immer an erster Stelle stehen.

Kündigungsangst überwinden: So kann es gelingen

Manchmal führt einfach kein Weg an einer Kündigung vorbei. Ist die Kündigungsangst sehr ausgeprägt, kann das schwerfallen. Doch für diesen Fall gibt es ein paar nützliche Tipps, die helfen können:

  1. Setzen Sie sich klare berufliche Ziele: Wenn Sie ganz deutlich vor Augen haben, wohin Sie sich in den nächsten Monaten und Jahren entwickeln möchten, kann das helfen, die Kündigungsangst zu überwinden. Denn so erkennen Sie leichter, dass eben kein Weg an der Kündigung vorbeiführt, um beruflich glücklich zu werden.
  2. Erarbeiten Sie einen detaillierten Plan: Wenn das Ziel klar ist, fällt es leichter, einen Plan zu erarbeiten, wie Sie schnellstmöglich dieses Ziel erreichen können. Zu einem detaillierten Plan gehört auch, dass Sie sich Gedanken darüber machen, wie Sie am schnellsten einen neuen Job finden können – sofern das noch nicht passiert ist und sie deshalb den aktuellen Job kündigen müssen.
  3. Formulieren Sie realistische Ziele: Nehmen Sie sich nicht zu viel vor. Das könnte Sie frustrieren und die Kündigungsangst nur noch weiter verstärken. Versuchen Sie stattdessen, sich Ziele zu setzen, die Sie zwar erreichen können, für die Sie sich aber trotzdem ein wenig anstrengen müssen. Das stärkt das Selbstbewusstsein und gibt Ihnen das nötige Vertrauen, um die Kündigung anzugehen.
  4. Kümmern Sie sich um finanzielle Rücklagen: Wird der Druck im aktuellen Job so groß, dass Sie nur noch die Möglichkeit sehen, zu kündigen, können Sie ihre Angst vor einer Kündigung unter Umständen dadurch ein wenig abmildern, dass Sie sich ein finanzielles Polster aufbauen. Geld auf der hohen Kante nimmt Ihnen nämlich ein wenig den Druck, sofort den erstbesten Job annehmen zu müssen. Stattdessen können Sie sich mit ein paar finanziellen Rücklagen etwas mehr Zeit lassen und einen Arbeitgeber suchen, bei dem Sie zufriedener sind.
  5. Sprechen Sie mit ihrem Umfeld: Zumindest Ihre nähere Familie, die unter Umständen von Ihrem Einkommen abhängig ist, sollten Sie in Ihre Pläne einweihen. Wenn Sie die Unterstützung der wichtigsten Menschen aus Ihrem Umfeld haben, sollte die Kündigungsangst zumindest ein wenig kleiner werden.
  6. Investieren Sie in ihre Weiterbildung: Ihre Kündigungsangst können Sie überwinden, wenn Sie in sich und Ihre Weiterbildung investieren. Sind Ihre beruflichen Skills auf dem neuesten Stand, müssen Sie keine Angst vor anderen Bewerbern haben. Ein gesundes Selbstvertrauen ist nicht nur wichtig, um im Vorstellungsgespräch entsprechend aufzutreten, sondern auch, um die Angst vor der Kündigung zu verlieren.

Bildnachweis: Zigres / Shutterstock.com

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