Konzentrationsschwäche – Das können Sie dagegen tun
Sich konzentrieren zu können ist in vielen Situationen essenziell. Nur mit der nötigen Konzentration können Sie etwa Ihre Aufgaben im Job rasch erledigen, und auch die Ergebnisse sind wahrscheinlich besser, wenn Sie konzentriert bei der Sache sind. Vielen Menschen fällt das jedoch schwer. Worin liegt die Ursache für Konzentrationsstörungen? Und was kann man tun, wenn man an einer Konzentrationsschwäche leidet? Das erklären wir Ihnen hier.
Konzentration: Ein flüchtiges Gut
Sich zu konzentrieren bedeutet, die eigene Aufmerksamkeit bewusst auf eine bestimmte Tätigkeit zu fokussieren. Wenn genügend Konzentration vorhanden ist, kann man andere Dinge ausblenden und sich ganz einer bestimmten Aufgabe widmen. Genau das fällt vielen Menschen schwer. Sie lassen sich leicht ablenken und dadurch ständig in ihren Tätigkeiten unterbrechen. Dadurch verlieren sie den Faden – mit dem Resultat, dass die Aufgabe länger dauert und zumindest gefühlt anstrengender wird.
Wenn es Ihnen im Beruf oder privat regelmäßig an Konzentration mangelt, sind Sie nicht allein. Viele Menschen klagen darüber, sich nicht gut und nicht lange konzentrieren zu können. Medienberichten zufolge soll sich gar die Aufmerksamkeitsspanne insgesamt verringert haben, was auch dem subjektiven Empfinden vieler Menschen entspricht. Andere Experten widersprechen: Die Aufmerksamkeitsspanne sei unverändert. Schuld an der oft geringen Konzentrationsfähigkeit seien vielmehr veränderte Erwartungen.
Soziale Netzwerke, Apps, Serien, Filme und Videospiele sind heute deutlich kurzweiliger als früher. Sie sind darauf ausgelegt, den Nutzer so lange wie möglich am Ball zu halten, indem sie ihm die bestmögliche Unterhaltung bieten. Dagegen hat es ein Buch schon schwerer, die Aufmerksamkeit eines Lesers über längere Zeit zu fesseln. Und während viele Filme früher oft lange Szenen enthielten, in denen wenig passiert ist, geht es in neueren Filmen oft rasant und actionreich zu – weil das spannender anzusehen ist, was über den Erfolg eines Films entscheiden kann.
Überall lauern Ablenkungen
Wir sind es also gewohnt, in vielen Bereichen des Lebens ständig unterhalten zu werden. Noch dazu lauern überall Ablenkungen, und zwar in einem wesentlich höheren Ausmaß als noch vor einigen Jahrzehnten. Das Smartphone liegt zum Beispiel bei vielen Menschen prinzipiell in unmittelbarer Reichweite und sendet für alle möglichen Neuigkeiten Push-Nachrichten aus. Das Handy vibriert oder piept – und schon ist man gedanklich rausgerissen aus dem, was man eigentlich getan hat.
Eine solche Unterbrechung ist keineswegs so harmlos, wie man meinen könnte. Einer Studie der University of California, Irvine, zufolge kann es bis zu 20 Minuten dauern, bis man nach einer Unterbrechung gedanklich wieder wirklich beim eigentlichen Thema ist. Wer sich also an einem Arbeitstag immer wieder von seinem Handy oder anderen Ablenkungen unterbrechen lässt, kann für bestimmte Dinge im Endeffekt einige Stunden länger brauchen als es bei einem ungestörten Fokus möglich gewesen wäre.
Kein Wunder also, dass viele das Gefühl haben, sie hätten eine Konzentrationsstörung. Allerdings haben viele Menschen auch unrealistische Erwartungen an sich selbst: Sie glauben, sie sollten eigentlich dazu in der Lage sein, über Stunden konzentriert zu arbeiten und sich von nichts ablenken zu lassen. Das ist unrealistisch. Das Gehirn sucht immer aktiv nach neuen Impulsen in der Umwelt. Dass man sich also über so lange Zeit hundertprozentig auf etwas konzentrieren kann, ist deshalb illusorisch.
Wer sich konzentrieren kann, kann mehr erreichen
Wie ausgeprägt die Konzentrationsfähigkeit eines Menschen ist, hat einen großen Einfluss darauf, wie er in verschiedenen Bereichen seines Lebens vorankommt. Im Job zum Beispiel schaffen Menschen, die sich gut konzentrieren könnten, mehr. Sie können ihre Aufgaben schneller erledigen und erzielen oft bessere Ergebnisse, weil sie gedanklich voll dabei sind. Bei hoher Konzentration fühlen sich viele Aufgaben auch weniger lästig an, während man sich bei einer Konzentrationsschwäche womöglich durch sie durchquälen müsste.
Im Beruf kann die Bedeutung von Konzentration damit kaum unterschätzt werden. Sie kann darüber mitbestimmen, wer beruflich erfolgreich ist und wer nicht. Auch in der Freizeit ist Konzentration überaus nützlich. Viele Dinge machen schlicht mehr Spaß, wenn man sich richtig in sie vertieft. Ein Buch zu lesen ist etwa spannender, wenn man nicht gedanklich ständig bei etwas anderem ist. Dasselbe gilt, wenn man einem interessanten Podcast zuhört – wer wirklich hinhört, hat sicherlich ein besseres Erlebnis als jemand, der nebenbei auf dem Handy durch Social-Media-Kanäle scrollt.
Konzentrationsstörungen sind hinderlich. Im Job können sie zum Beispiel dazu führen, dass jemand mehr Fehler macht und sich unnötig lange mit einer einzelnen Aufgabe aufhält. Das kann dazu führen, dass das Stresslevel ansteigt, und auch eine Rolle spielen, wenn sich jemand am Arbeitsplatz überfordert fühlt.
Konzentrationsstörungen: Lästig, aber meist harmlos
Über mangelnde Konzentration klagen viele Menschen. Sie haben im Alltag häufig Probleme damit, sich auf eine bestimmte Sache zu fokussieren. Sie sitzen zum Beispiel im Büro und sind dabei, einen wichtigen Bericht zu schreiben, lassen sich aber durch alle möglichen Dinge aus ihrer Arbeit herausreißen – eingehenden E-Mails, Anrufen oder den überhörten Unterhaltungen der Kollegen. Vom eigenen Handy ganz zu schweigen. Dadurch zieht sich das Schreiben des Berichts hin wie Kaugummi. Oder jemand liest in seiner Freizeit einen Roman und bemerkt erst nach mehreren Seiten, dass er eigentlich gar nichts von der Handlung mitbekommen hat, weil er gedanklich bei der Diskussion mit dem Kollegen oder dem anstehenden Wocheneinkauf ist.
Für sich genommen ist es nichts Ungewöhnliches, dass man Situationen hat, in denen es mit der Konzentration nicht so richtig klappen will. Das kann bestimmte Tätigkeiten betreffen – vor allem solche, auf die man keine Lust hat, weil sie monoton oder besonders schwierig sind –, aber auch von der Tagesform abhängig sein. Wer die Nacht zuvor schlecht geschlafen hat, quält sich womöglich durch den Arbeitstag.
Konzentrationsstörungen sind zwar meist lästig, aber in der Regel harmlos. In manchen Fällen steckt hinter einer Konzentrationsschwäche jedoch ein gesundheitliches Problem. Solche Menschen haben oft größere Probleme als andere damit, Ablenkungen und Störfaktoren auszublenden, was psychische oder physische Ursachen hat.
Warum fällt es vielen Menschen so schwer, sich zu konzentrieren?
Konzentrationsstörungen können viele Ursachen haben. Eine Rolle spielen etwa die Gewohnheiten: Viele Menschen sind es schlicht nicht mehr gewohnt, sich für längere Zeit auf etwas zu konzentrieren. Das endlose Scrollen durch Instagram, Facebook und Co kann Konzentrationsschwäche-Symptome ebenso verstärken wie der häufige Konsum kurzer, actionreicher Videoclips statt längerer Videos. Viele Menschen sind auch Langeweile nicht mehr gewohnt. Wenn sie dann an einer Aufgabe sitzen, die lästig ist, suchen sie unbewusst nach Ablenkungen – und greifen nur allzu dankbar nach dem Handy, wenn es bei einer eingehenden Nachricht vibriert.
Bei einer Konzentrationsschwäche kann die Ursache auch in der Lebensführung liegen. Zu wenig Schlaf, eine vitamin- und nährstoffarme Ernährung und ein Mangel an Bewegung sind allesamt hinderlich für die Konzentration. Eine Konzentrationsschwäche kann außerdem mit dem Chronotyp eines Menschen zusammenhängen. Während Frühaufsteher häufig am Vormittag ihre produktivste Phase haben, kommen Spätaufsteher oft erst nach einigen Stunden an der Arbeit richtig in Gang. Wenn sie morgens übermüdet im Büro sitzen, ist eine Konzentrationsschwäche vorprogrammiert.
Gesundheitliche Probleme können Konzentrationsstörungen bedingen
Konzentration ist auch schwierig, wenn in der Umgebung ständig Ablenkungen lauern. In einem lauten, hektischen Großraumbüro kann es sehr schwer sein, den Faden nicht zu verlieren. Wer hingegen im Zweierbüro sitzt und die Tür schließen kann, hat schon bessere Bedingungen für konzentriertes Arbeiten. Auch die ständigen Meetings, die in vielen Unternehmen Standard sind, können der Konzentration im Weg stehen. Wer sich gerade richtig in eine Aufgabe vertieft hat, sie dann aber für eine anstehende Zusammenkunft mit den Kollegen unterbrechen muss, muss sich anschließend möglicherweise mühsam wieder einarbeiten.
Konzentrationsschwächen können ihre Ursache auch in gesundheitlichen Problemen haben. Zu den möglichen Auslösern zählen unter anderem Durchblutungsstörungen im Gehirn durch Arterienverkalkung, Demenz, eine Schilddrüsenunterfunktion, Aufmerksamkeitsdefizitstörungen oder niedriger Blutdruck.
Was kann man gegen eine Konzentrationsschwäche tun? Tipps für eine bessere Konzentration
Ob man sich gut konzentrieren kann oder nicht, ist keine Frage der Gene, sondern weitgehend eine Frage der Gewohnheiten. Das ist eine gute Nachricht für alle, die über eine Konzentrationsstörung klagen – sie können aktiv beeinflussen, wie leicht ihnen die Konzentration an der Arbeit und im Privatleben fällt. Mit den folgenden Tipps schaffen Sie die richtigen Bedingungen für eine hohe Konzentration.
Genug schlafen
Genügend Schlaf ist essenziell, um sich konzentrieren zu können. Wer zu wenig oder schlecht geschlafen hat, bei dem sind die Grundvoraussetzungen für konzentriertes Arbeiten nicht erfüllt. Achten Sie also darauf, rechtzeitig ins Bett zu gehen. Hilfreich sind auch regelmäßige Schlafenszeiten, die Sie möglichst auch am Wochenende einhalten sollten.
Genug trinken und sich gesund ernähren
Durch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr lässt sich die Konzentrationsfähigkeit steigern. Auch das, was Sie essen, hat Einfluss darauf, wie gut Sie sich konzentrieren können: Optimal ist eine ausgewogene Ernährung mit vielen Ballaststoffen, Gemüse und Obst. Wer sich hingegen fettreich und mit vielen einfachen Kohlenhydraten wie Weißmehl oder Fast Food ernährt, sorgt damit für starke Schwankungen im Blutzucker. Dadurch haben Sie kurzfristig Energie, aber danach einen deutlichen Leistungsabfall, der mit einer Konzentrationsschwäche einhergeht.
Mehr Bewegung
Bewegung ist wichtig für eine gute Durchblutung, wodurch das Gehirn ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Hilfreich sind schon ein kurzer Spaziergang in der Mittagspause oder auch zwischenzeitliche Gänge in die Teeküche. Das steigert die Konzentrationsfähigkeit.
Aufgaben richtig angehen
Wenn Sie Aufgaben planen, sollten Sie Ihre leistungsfähigen und weniger leistungsfähigen Phasen bedenken. Wenn Ihre Konzentration zum Beispiel nachmittags am größten ist, sollten Sie wichtige Aufgaben auf diesen Zeitpunkt schieben. In weniger produktiven Phasen können Sie Dinge erledigen, die gemacht werden müssen, aber die nicht so wichtig sind. Um einer Konzentrationsschwäche vorzubeugen, hilft es auch, Aufgaben möglichst abwechslungsreich zu gestalten. Das Gehirn kriegt dadurch immer neue Reize, wodurch es Ihnen leichter fällt, am Ball zu bleiben und sich nicht ablenken zu lassen.
Genügend Pausen machen
Viele gestresste Arbeitnehmer sparen an den Pausen. Sie arbeiten stundenlang durch, auch wenn sie sich kaum noch konzentrieren können, und essen mittags hastig etwas vor dem Bildschirm – weil sie es sich vermeintlich nicht leisten können, eine längere Pause zu machen. Das ist jedoch ein Trugschluss, denn die Konzentrationsfähigkeit kann sich auf diese Weise nicht regenerieren. Das Gehirn braucht regelmäßige Pausen. Es hilft schon, zwischendurch für eine halbe Minute aus dem Fenster zu schauen. Machen Sie regelmäßig kürzere Pausen und nach einigen Stunden eine längere Pause, in der Sie Ihren Arbeitsplatz verlassen.
Ablenkungen minimieren
Um einer Konzentrationsschwäche vorzubeugen, sollten Sie Ablenkungen minimieren. Machen Sie zum Beispiel die Bürotür zu, checken Sie E-Mails nur noch zweimal am Tag oder schalten Sie Ihr Handy stumm (oder gleich ganz aus). Auch eine unaufgeräumte Umgebung kann ablenken, selbst wenn es Ihnen nicht bewusst ist. Ein möglichst minimalistischer Schreibtisch ist damit förderlich für die Konzentration.
Kein Multitasking
Verabschieden Sie sich von der Idee, dass Sie mehr schaffen, wenn Sie mehrere Dinge gleichzeitig machen. Multitasking funktioniert nicht. Das Gehirn muss dabei ständig zwischen mehreren Aufgaben hin- und herschalten, was Energie kostet. Sie brauchen also länger, statt Zeit zu sparen.
Konzentrationsfähigkeit gezielt trainieren
Sie können Ihre Konzentrationsfähigkeit gezielt stärken, indem Sie Dinge tun, die Konzentration erfordern und auf die Sie sich ganz bewusst fokussieren. Dabei haben Sie viele Möglichkeiten – Sie können zum Beispiel etwas zeichnen oder malen, meditieren, Ihren Atem zählen, Sudoku oder Kreuzworträtsel machen.
Entspannungstechniken nutzen
Auch Entspannungstechniken sind hilfreich, um einer Konzentrationsstörung vorzubeugen. Mit autogenem Training, Meditation, progressiver Muskelentspannung oder Yoga können Sie Ihrem Gehirn bei der Regeneration helfen. Das stärkt Ihre Konzentrationsfähigkeit.
Lüften
Regelmäßiges Lüften ist ein einfaches Mittel gegen eine Konzentrationsschwäche. Das Gehirn bekommt dadurch neuen Sauerstoff. Auch die Raumtemperatur kann eine Rolle spielen: Warme Luft enthält weniger Sauerstoff, was schläfrig machen kann.
Mit einem Arzt sprechen
Wenn Ihre Konzentrationsschwäche sehr ausgeprägt ist, sollten Sie nicht zögern, mit einem Arzt darüber zu sprechen. Möglicherweise liegt ein Nährstoffmangel oder ein gesundheitliches Problem vor, das einer medikamentösen Behandlung bedarf. Bei Konzentrationsstörungen können auch Therapien helfen, etwa Ergotherapie. Sie können damit zum Beispiel Stress verringern und lernen, sich besser zu konzentrieren.
Bildnachweis: Roman Samborskyi / Shutterstock.com