Gehaltsunterschiede: Die Ost-West-Lohnlücke
Auch mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung verdienen Beschäftigte in Ostdeutschland durchschnittlich weniger als Westdeutsche. Die Lohnlücke zwischen Ost und West hat strukturelle Ursachen – und teilweise gravierende Folgen. Warum das Gehalt in Ost und West unterschiedlich hoch ist, welche Effekte das Lohngefälle hat und wie man es verringern könnte – hier erfahren Sie mehr darüber.
Gehaltsdifferenzen in Deutschland: Ungleiche Löhne in Ost und West
Der durchschnittliche westdeutsche Arbeitnehmer hat im Jahr 2023 laut Statistischem Bundesamt 4.578 Euro brutto im Monat verdient. Im Osten lag der Schnitt mit 3.754 Euro im Monat deutlich darunter. Fakt ist: Die Lohnlücke zwischen Ost und West ist in Deutschland auch 34 Jahre nach der Wiedervereinigung groß.
Nach dem Mauerfall im Jahr 1989 herrschte bei vielen Ost- und Westdeutschen eine euphorische Stimmung. Ein Jahr später sorgte der damalige Kanzler Helmut Kohl (CDU) für die Wiedervereinigung der beiden Landesteile. Für das wirtschaftliche System der ehemaligen DDR brachte die deutsche Einheit jedoch zahlreiche Herausforderungen mit sich. Aus der Planwirtschaft wurde eine Marktwirtschaft, Staatsbetriebe wurden privatisiert, auf einmal herrschte Wettbewerbsdruck.
Heute gibt es beim Gehalt im Ost-West-Vergleich noch immer große Unterschiede. In beiden Landesteilen sind die Durchschnittslöhne seit den 1990er-Jahren gestiegen. Die Lohnlücke allerdings ist über viele Jahre nahezu konstant geblieben.
Wo die Lohnunterschiede zwischen Ost und West besonders groß sind – und wo weniger
Dabei sind die Gehaltsdifferenzen nicht überall gleich groß. Es kommt auf die konkrete Tätigkeit an. Besonders groß ist das Lohngefälle in Wirtschaftszweigen wie der Industrie, IT und Kommunikation. Im Osten verdienen Beschäftigte dort zum Teil ein Drittel weniger als Kollegen im Westen. Anders sieht es in Bereichen aus, in denen der Wettbewerbsdruck geringer ist. Die Löhne in Bereichen wie Erziehung und Bildung oder der öffentlichen Verwaltung etwa sind im Osten zwar im Schnitt ebenfalls geringer, aber die Lohnlücke ist deutlich kleiner.
Beim Lohnvergleich Ost-West ist zudem wichtig, nach Region zu differenzieren. Im Westen etwa sind die Gehälter in Bundesländern wie Hamburg, Hessen und Baden-Württemberg besonders hoch, im Saarland und Schleswig-Holstein niedriger. In Ostdeutschland können die Sachsen die höchsten Löhne einstreichen, während Mecklenburg-Vorpommern das Schlusslicht darstellt. Es kommt auch darauf an, ob jemand in einer ländlich oder urban geprägten Region arbeitet und wie groß das Unternehmen ist, für das er arbeitet. Die Gehaltsaussichten sind auf dem Land bei kleinen Firmen grundsätzlich schlechter als bei größeren Unternehmen in (Groß-)Städten.
Welche Ursachen gibt es für die Gehaltsunterschiede Ost-West?
Zwischen den Gehältern in Ost- und Westdeutschland klafft eine durchschnittliche Lohnlücke von mehr als 800 Euro im Monat. Das kann auf den ersten Blick schlicht unfair erscheinen, aber es gibt historische und strukturelle Ursachen, die das Gehaltsgefälle erklären.
Die heutigen Gehaltsunterschiede zwischen Ost und West haben einen historischen Ursprung. Das zentral geplante Wirtschaftssystem der damaligen DDR wies eine geringe Innovationskraft auf. Wettbewerb gab es kaum – ein Nachteil für Produktivität und Löhne. Das System der sozialen Marktwirtschaft der Bundesrepublik Deutschland im Westen basierte hingegen auf unternehmerischen Freiheiten und Wettbewerb, was eine wesentlich höhere Effizienz, Produktivität und Innovationsfähigkeit zur Folge hatte. Die Löhne waren entsprechend höher, ebenso wie der Lebensstandard.
Auch die wirtschaftliche Struktur unterschied sich im Ost-West-Vergleich. Die ostdeutsche Wirtschaft war besonders durch die Industrie geprägt, vor allem Kohle und Stahl. Diese Branchen haben in den vergangenen Jahren auch andernorts an Bedeutung verloren. Der in Westdeutschland große Dienstleistungssektor war in dieser Form in Ostdeutschland nicht vertreten.
Eine Rolle spielen auch die Unternehmen selbst. Während es im Westen schon lange große Unternehmen und international tätige Konzerne gibt, prägen im Osten kleinere Firmen die wirtschaftliche Struktur. Größere Unternehmen zahlen tendenziell höhere Löhne als kleine Familienbetriebe.
Geringere Produktivität, geringere Löhne
Zwischen Ost- und Westdeutschland gibt es außerdem Unterschiede bei der Produktivität. Im Osten ist die Produktivität im Schnitt niedriger als im Westen. Das sorgt für geringere Einnahmen auf Firmenebene – mit der Folge, dass Firmen ihren Mitarbeitern keine so hohen Gehälter zahlen können.
Auch bei der Bildung gibt es Unterschiede. Der Zugang zu hoher Bildung war im Westen traditionell besser, sodass viele Beschäftigte dort besser qualifiziert waren und sind. Das sorgt für bessere Gehaltsaussichten.
In den ostdeutschen Ländern sind die Lebenshaltungskosten niedriger als im Westen. Auch das trägt dazu bei, dass die Löhne dort niedriger sind. Das Lohnniveau, an dem sich Arbeitgeber orientieren, hängt zumindest zum Teil von den Lebenshaltungskosten vor Ort ab.
Eine weitere Ursache für die Lohnlücke zwischen Ost und West betrifft den Grad der gewerkschaftlichen Organisation der Beschäftigten. Gewerkschaften haben in den westdeutschen Bundesländern traditionell eine wichtigere Bedeutung als in Ostdeutschland. Das sorgt dafür, dass noch heute mehr westdeutsche Unternehmen tarifgebunden sind, als es bei ostdeutschen Firmen der Fall ist. Tarifverträge gehen häufig mit höheren Löhnen und anderen Vorteilen für Arbeitskräfte einher.
Lohnvergleich Ost-West: Wie sich die Differenzen bei den Gehältern auswirken können
Die Gehaltsunterschiede zwischen Ost und West können weitreichende Folgen haben – für die einzelnen Menschen, aber auch für die Gesellschaft als Ganzes.
Die niedrigeren Löhne in ostdeutschen Bundesländern wirken sich auf den Lebensstandard der Menschen dort aus. Sie können die Lebensqualität beeinträchtigen und die finanzielle Unsicherheit erhöhen. Wer weniger verdient, kann sich weniger leisten. Er kann vielleicht nicht in den Urlaub fahren oder steht vor einem Problem, wenn ein teures Gerät kaputtgeht. Auch die soziale Teilhabe kann eingeschränkt sein. Durch geringere Rentenansprüche kann Altersarmut drohen.
In einer solchen Situation schlägt die wirtschaftliche Situation der Einzelnen häufig auf die Stimmung. Sie kann für Stress, Frust und Unzufriedenheit sorgen, aber auch Wut auslösen – auf die Westdeutschen, denen es zumindest wirtschaftlich besser geht.
Niedrige Löhne sind auch schlecht für die Region, in der sie gängig sind. Betroffene Regionen werden als weniger attraktiv wahrgenommen. Das sorgt dafür, dass weniger Menschen dorthin ziehen. Zugleich verlassen vor allem jüngere, qualifizierte Menschen die Region („Braindrain“). Durch solche Entwicklungen können die betroffenen Regionen weiter abgehängt werden.
Die Lohnlücke zwischen Ost und West kann negative Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung haben. Niedrigere Gehälter gehen mit einer geringeren Kaufkraft und einem entsprechend verringerten Konsum einher. Das hemmt das Wirtschaftswachstum.
Die Unterschiede im Lohnvergleich Ost-West verstärken die soziale Ungleichheit. Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst dadurch und es kann zu einer zunehmenden Polarisierung der Schichten kommen. Gesellschaftliche Spannungen können zur Gefahr für die politische Stabilität werden. Menschen, die sich abgehängt und ungerecht behandelt fühlen, sind empfänglicher für Populismus und Extremismus.
Wie kann die Lohnlücke zwischen Ost und West verringert werden?
Es gibt verschiedene Vorschläge und Ansätze, wie die Gehaltsunterschiede zwischen Ost und West verringert werden können. Gefragt ist einerseits die Politik, andererseits kommt es auch auf die Unternehmen und die Beschäftigten selbst an.
Mögliche politische Ansätze für mehr Lohngleichheit in Ost und West
Auf einer politischen Ebene sind zum Beispiel Förderprogramme denkbar. Der Staat könnte Geld in die Wirtschaftsförderung stecken und in ostdeutsche Regionen investieren. Besonders aussichtsreich ist das bei zukunftssicheren Branchen wie Digitalisierung, erneuerbaren Energien und Technologie. Das kann helfen, Arbeitsplätze in Bereichen zu schaffen, in denen die Gehälter höher sind.
Auch Steueranreize für Unternehmen können eine Strategie darstellen, um die Lohnlücke zu verringern. Dadurch kann es wahrscheinlicher werden, dass Firmen sich in strukturschwachen Bereichen ansiedeln und dort gut bezahlte Arbeitsplätze schaffen.
Ebenso wichtig ist es, die Infrastruktur vor Ort auszubauen, etwa im digitalen Bereich und im Verkehr. Auch das hilft, ostdeutsche Regionen aus Sicht von Arbeitgebern attraktiver zu machen. Zugleich müssen die Gegenden auch attraktiv zum Leben sein, damit dort Fachkräfte hinziehen oder bleiben.
Auch Investitionen in die Bildung sind sinnvoll, um das Lohngefälle Ost-West zu verringern. Je besser ausgebildet Arbeitskräfte sind, desto höhere Gehälter bekommen sie meist auch. Eine bessere Bildung kann zudem helfen, die Produktivität zu erhöhen. Das führt indirekt ebenfalls zu einer besseren Lohnstruktur.
Was Arbeitgeber gegen das Lohngefälle tun können
Arbeitgeber haben viele Möglichkeiten, dazu beizutragen, dass die Kluft zwischen den Gehältern in Ost und West geringer wird. Ein Aspekt ist die Tarifbindung. Wo Tarifverträge gelten, verdienen Beschäftigte meist mehr. Unternehmen können Tarifverträge mit Gewerkschaften aushandeln oder sich an den Bestimmungen existierender Tarifverträge orientieren, wenn es zum Beispiel um die Gehälter ihrer Mitarbeiter geht.
Wichtig ist darüber hinaus, dass Unternehmen im Osten möglichst attraktiv für Beschäftigte sind. Das kann durch höhere Löhne, aber auch gute Arbeitsbedingungen, eine gute Stimmung und Weiterbildungsangebote geschehen. Je mehr aus Arbeitnehmersicht dafürspricht, für ein Unternehmen zu arbeiten, desto eher werden Fachkräfte dazu bereit sein, in Ostdeutschland zu bleiben oder dorthin zu ziehen.
Ansätze auf individueller Ebene
Auch auf individueller Ebene gibt es einige Möglichkeiten, das Lohngefälle zwischen Ost und West zu verringern. Für Arbeitskräfte ist es wichtig, möglichst gut qualifiziert zu sein. Das ermöglicht ihnen den Zugang zu besserbezahlten Stellen. Sie haben auch bessere Karten bei Gehaltsverhandlungen. Je höher das Einstiegsgehalt, desto besser ist die weitere Entwicklung des Gehalts im Laufe der Karriere.
Es ist für Arbeitskräfte grundsätzlich eine gute Idee, einer Gewerkschaft beizutreten. Gewerkschaften setzen sich für die Rechte von Arbeitnehmern ein. Tarifverträge, die sie mit Arbeitgebern aushandeln, sind im Sinne von Beschäftigten: Sie stärken ihre Rechte und gehen meist mit besseren Löhnen einher. Eine Gewerkschaft ist jedoch nur so stark wie die Zahl der Arbeitnehmer, die sie vertritt. Je weniger Mitglieder sie hat, desto geringer ist ihre Schlagkraft.
Wie wahrscheinlich ist es, dass das Lohngefälle zwischen Ost- und Westdeutschland sinkt?
Die deutsche Wiedervereinigung ist schon mehr als drei Jahrzehnte her. Eine vollständige Angleichung der Löhne zwischen Ost und West ist aber nach wie vor nicht in Sicht. Experten gehen derzeit nicht davon aus, dass sich das Lohngefälle auf mittlere Sicht gänzlich aufheben lässt.
Experten des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung zufolge lassen sich zwei Drittel der Lohndifferenzen zwischen Ost und West durch unterschiedliche Wirtschaftsstrukturen erklären. Im Osten arbeiten besonders viele Menschen im Niedriglohnsektor, außerdem gibt es kaum große Unternehmen mit entsprechend hohen Löhnen. Rechnet man diese strukturellen Unterschiede heraus, macht die Lohndifferenz zwischen Ost und West nur noch fünf Prozent aus.
Das heißt: Politische Strategien zur Verringerung der Gehaltsunterschiede in Ost und West, die sich beispielsweise auf eine höhere Tarifbindung beziehen, können nur einen begrenzten Effekt haben. Viele Einflussfaktoren lassen sich nicht direkt von oben verändern. Entscheidend wäre, dass sich die wirtschaftlichen Strukturen in Ostdeutschland wandeln. Je höher die Anreize für Unternehmen sind, sich im Osten niederzulassen, und für Arbeitnehmer, dort zu leben, desto besser ist die Prognose.
Regionen in der Negativspirale
Viele Regionen in Ostdeutschland stecken in einer Negativspirale. Wenn Regionen unattraktiv für Arbeitgeber sind, gibt es dort weniger Unternehmen, die Arbeitskräfte anlocken würden. Auch umgekehrt gilt das: Wenn Fachkräfte weniger bereit sind, im Osten zu leben, werden sich dort weniger Unternehmen ansiedeln.
Für Unternehmen und Investoren ist politische Stabilität ein wichtiger Faktor bei der Standortwahl. In diesem Sinne können die Wahlerfolge der AfD einen negativen Einfluss auf die Entwicklung der Gehaltsunterschiede zwischen Ost und West haben. Wird die Gesellschaft vor Ort als intolerant und fremdenfeindlich wahrgenommen, kann das einen abschreckenden Effekt haben – auf Firmen, die sich andernfalls im Osten niederlassen könnten, ebenso wie auf Arbeitskräfte. Zusätzlich könnte die Popularität der AfD dazu führen, dass mehr jüngere und gut ausgebildete Menschen aus dem Osten abwandern, weil sie sich im dortigen Klima nicht wohlfühlen.
Das Lohngefälle im Westen
Unterschiede bei den Gehältern gibt es nicht nur zwischen Ost- und Westdeutschland. Auch innerhalb der westdeutschen Länder lassen sich zum Teil größere Lohndifferenzen verzeichnen. Das hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen:
- Regionale Unterschiede: In Westdeutschland gibt es in Bezug auf die Gehälter ein Nord-Süd-Gefälle. Im Süden verdienen Arbeitskräfte im Schnitt mehr als im Norden, von Hamburg einmal abgesehen. Das hängt damit zusammen, dass im Süden des Landes viel Industrie angesiedelt ist, während viele Regionen im Norden strukturell schwächer sind. Grundsätzlich gibt es zudem ein Stadt-Land-Gefälle: Auf dem Land sind die Löhne durchschnittlich niedriger als in Großstädten.
- Branchenspezifische Unterschiede: In westdeutschen Regionen, in denen es viel Industrie gibt, sind die Durchschnittsgehälter höher als in Bereichen, die durch den Dienstleistungssektor mit seinen niedrigeren Löhnen geprägt sind.
- Bedeutung von Gewerkschaften: Wo Gewerkschaften stark sind, sind die Löhne im Schnitt höher. Die Tarifbindung kann sich von Sektor zu Sektor zum Teil stark unterscheiden.
- Unterschiede im Bildungsniveau: Um viel verdienen zu können, ist ein hohes Bildungsniveau wichtig. Je besser Arbeitskräfte qualifiziert sind, desto besser sind ihre Gehaltsaussichten. Wer hingegen keine einschlägigen Qualifikationen vorweisen kann, hat auch in Westdeutschland schlechtere finanzielle Chancen.
Antworten auf häufige Fragen zu den Gehaltsunterschieden zwischen Ost und West
Hier finden Sie Antworten auf Fragen, die im Zusammenhang mit der Lohnlücke zwischen Ost und West häufig gestellt werden – von den Ursachen der Gehaltsunterschiede bis zur Frage, wie das Lohngefälle verringert werden kann.
Warum gibt es eine Lohnlücke zwischen Ost und West?
Zwischen Ost- und Westdeutschland gibt es nach wie vor eine größere Lohnlücke. Im Schnitt verdienen westdeutsche Beschäftigte derzeit 800 Euro brutto mehr im Monat. Das hängt insbesondere mit Unterschieden in den wirtschaftlichen Strukturen zusammen. Im Osten gibt es viele kleinere Firmen, die tendenziell niedrigere Gehälter zahlen. Ebenso gibt es einen großen Niedriglohnbereich. Zugleich ist die Produktivität geringer, wodurch Unternehmen weniger Gewinn machen – und in der Folge auch weniger Spielraum für höhere Löhne haben. Auch eine durchschnittlich niedrigere Bildung, geringere Lebenshaltungskosten und die schwächere Stellung von Gewerkschaften spielen eine Rolle.
Wie groß sind die Lohndifferenzen zwischen Ost- und Westdeutschland?
Derzeit verdienen ostdeutsche Beschäftigte im Schnitt rund 800 Euro brutto weniger im Monat als westdeutsche Arbeitskräfte. Das Lohngefälle zwischen Ost und West liegt damit bei nahezu 20 Prozent.
In welchen Branchen sind die Gehaltsunterschiede besonders groß?
Besonders groß ist das Lohngefälle zwischen Ost und West in folgenden Branchen: Metall- und Elektroindustrie, Automobilindustrie, Chemie, Gesundheitswesen und Pflege, Bildung, IT und Ingenieurwesen, Handwerk und Bau sowie Banken und Versicherungen. Betroffen sind vor allem Branchen, in denen es im Westen viele große Unternehmen mit hohen Gehältern und hoher Tarifbindung gibt. Dasselbe gilt für die Exportindustrie.
Wie kann die Lohnlücke geschlossen werden?
Um die Gehaltsunterschiede zwischen Ost und West zu verringern, sind viele Akteure gefragt: Die Politik kann Anreize setzen, zum Beispiel durch Förderprogramme. Unternehmen selbst sollten versuchen, für Arbeitskräfte attraktiv(er) zu sein. Einzelne Beschäftigte können in eine hohe Bildung investieren und sich gewerkschaftlich engagieren, um die Stellung der Gewerkschaften im Osten zu verbessern.
Ist das Lohngefälle zwischen Ost und West gerechtfertigt?
Die Lohnlücke zwischen Ost und West hat historische und strukturelle Ursachen. Sie basiert nicht auf reiner Willkür, denn die niedrigeren beziehungsweise höheren Gehälter haben oft gute Gründe. In gewisser Hinsicht sind die Gehaltsunterschiede also gerechtfertigt: Es ist auch im Westen so, dass kleinere Firmen tendenziell niedrigere Löhne zahlen. Und wer geringer qualifiziert ist, verdient auch in westdeutschen Bundesländern weniger. Ein Teil der Unterschiede im Gehalt zwischen Ost und West lässt sich jedoch nicht durch strukturelle Ursachen erklären. Die dadurch verbleibende Lohnlücke ist nicht durch objektiv nachvollziehbare Gründe gerechtfertigt.
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