Gehaltstransparenz im Beruf: Bedeutung, Vorteile & Tipps
Die Forderung nach Gehaltstransparenz im Beruf ist in den letzten Jahren immer lauter geworden. Immer mehr Beschäftigte wollen wissen, wie sie im Vergleich zu ihren Kolleginnen und Kollegen finanziell dastehen. Das Entgelttransparenzgesetz kann diesen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern unter Umständen helfen, einen besseren Einblick in die Gehaltsstruktur ihres Arbeitgebers zu bekommen. Denn es zeigt sich, dass es durchaus Vorteile haben kann, wenn Chefs ihre Gehälter offenlegen und transparent mit ihren Mitarbeitern und Bewerbern umgehen.
Gehaltstransparenz: Was versteht man darunter?
„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. Was die Gewerkschaften jahrelang forderten und an vielen Stellen immer noch fordern, ist keine Selbstverständlichkeit. In vielen Unternehmen werden Beschäftigte, die die gleiche Arbeit verrichten, unterschiedlich bezahlt.
Besonders häufig trifft es Frauen, die sich oft mit weniger Geld begnügen müssen als ihre männlichen Kollegen. Das Entgelttransparenzgesetz soll hier Abhilfe schaffen.
Mit diesem Gesetz sollte ursprünglich etwas gegen die so genannten Gender Pay Gap, also die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen unternommen werden. Da es jedoch Widerstand gegen das Gesetz gab, wurde es abgeschwächt. Geblieben ist das Entgelttransparenzgesetz in seiner jetzigen Form, das Beschäftigten eine rechtliche Grundlage bietet, wenn sie sich über das Gehalt ihrer direkten Kollegen informieren wollen.
Gehaltstransparenz als Mittel gegen Ungleichheit und Benachteiligung
Wie wichtig Gehaltstransparenz ist, zeigen folgende Zahlen: Im Jahr 2021 betrug die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in Deutschland fast 20 Prozent. Frauen, die aufgrund der häufigen Teilzeitarbeit ohnehin deutlich weniger Einkommen haben, werden so also benachteiligt.
Die Folgen eines niedrigen Erwerbseinkommens zeigen sich außerdem im Alter. Denn wer während seines Erwerbslebens nur wenig in die Rentenversicherung einzahlt, sammelt weniger Rentenpunkte und das bedeutet letztlich weniger Geld im Alter oder gar Altersarmut.
Entgelttransparenzgesetz und die Möglichkeit der Auskunft
Der Gesetzgeber hat es sich zum Ziel gesetzt, der Ungleichbehandlung von Männern und Frauen entgegenzuwirken. Dank des Entgelttransparenzgesetzes haben Beschäftigte nun die Möglichkeit zu erfahren, wie viel ihre Kolleginnen und Kollegen in vergleichbaren Positionen verdienen.
Noch vor wenigen Jahren war das undenkbar. Viele Arbeitgeber hatten extra eine Klausel im Arbeitsvertrag, die es ihren Mitarbeitern verbot, über das Gehalt zu sprechen. Und auch heute noch ist es in manchen Unternehmen nicht erwünscht, dass die Mitarbeiter untereinander über Gehälter sprechen.
Gehalt offenlegen: Voraussetzungen für den Anspruch
Eine vollständige Gehaltstransparenz kann das Gesetz leider auch nicht schaffen. Denn nicht jeder Mitarbeiter erhält Auskunft darüber, wie viel sein Kollege verdient: Nur wer bei einem Arbeitgeber mit mehr als 200 Mitarbeitern beschäftigt ist, hat einen individuellen Auskunftsanspruch. Wer sich darauf beruft, erfährt das Gehalt von Kollegen oder Kolleginnen, die die gleiche oder gleichwertige Arbeit machen. Der Arbeitnehmer erfährt jedoch nur, wie hoch das Mediangehalt ist.
Der Median ist die Linie, die die Gehälter einer bestimmen Gruppe von Menschen genau in der Mitte teilt. Der Median darf nicht mit dem Durchschnitt verwechselt werden. Am besten lässt sich das an einem Beispiel verdeutlichen:
Nehmen wir fünf Personen, die in einem Betrieb arbeiten. Diese Personen verdienen 30.000 Euro, 40.000 Euro, 50.000 Euro, 60.000 Euro und 200.000 Euro. Der Median in diesem Beispiel liegt bei 50.000 Euro, denn es gibt zwei Personen, die weniger verdienen und zwei Personen, die mehr verdienen. Das Durchschnittsgehalt dagegen würde bei 76.000 Euro liegen.
Offenlegung der Gehälter: Warum es sinnvoll sein kann
Arbeitgebern ist es freigestellt, Angaben zum möglichen Verdienst zu machen. Das Stellenangebot wäre zum Bespiel eine gute Möglichkeit, um den Mitarbeitern einen Eindruck von den Verdienstmöglichkeiten zu geben.
Tatsächlich bemängeln Bewerber nämlich immer wieder, dass sie nicht genau wissen, wie viel Geld sie in dem jeweiligen Job verdienen können. Sie können sich zwar auf Jobplattformen über das Durchschnittsgehalt informieren, jedoch beruht dieses in vielen Fällen auf einer recht großen Gehaltsspanne.
Gehaltstransparenz im Beruf: Vorteile für Arbeitgeber
Nicht nur Beschäftigte haben einen Vorteil davon, wenn Arbeitgeber offen mit dem Thema Gehalt umgehen. Denn das Gehalt beeinflusst maßgeblich die Motivation der Mitarbeiter.
Auch hier kommt die Gehaltstransparenz ins Spiel: Studien zeigen immer wieder, dass Beschäftigte das Gehalt ihrer Kollegen ganz falsch einschätzen. Viele gehen davon aus, dass andere Mitarbeiter deutlich mehr Geld verdienen als sie selbst. Obwohl das vor allem im Vergleich zwischen Männern und Frauen stimmen kann, fallen auch Beschäftigte auf diesen Trugschluss herein, die gar nicht schlechter verdienen. Auch Arbeitnehmer, die zu den besser bezahlten Mitarbeitern gehören, denken, dass sie im Vergleich zu der übrigen Belegschaft schlechter dastehen.
Das erzeugt Frust und trägt dazu bei, dass Motivation und Produktivität sinken. Eine Offenlegung der Gehälter könnte hier helfen. Das Gehalt sollte dabei aber nicht einfach ohne weitere Informationen kommuniziert werden. Der Arbeitgeber sollte außerdem offenlegen, nach welchen Kriterien er das Gehalt der Arbeitnehmer bestimmt. So wird das Gefühl bestärken, dass die Beschäftigten im Unternehmen fair behandelt werden.
Mehr Bewerbungen auf Stellenanzeigen, die Gehalt offenlegen
Es zeigt sich, dass sich deutlich mehr Kandidaten auf Stellenanzeigen bewerben, die das Gehalt offenlegen. Gerade gut ausgebildeten Fachkräfte bewerben sich nur ungern auf Stellenangebote, bei denen sie nicht wissen, was sie verdienen können. Denn im schlimmsten Fall investieren sie Zeit in ihre Bewerbung und stellen dann fest, dass ihre Vorstellungen nicht mit dem übereinstimmen, was der Arbeitgeber bietet.
Wird das Gehalt offengelegt, können Kandidaten sofort entscheiden, ob der Job infrage kommt. Mit diesem Vorgehen sparen nicht nur Bewerber Zeit: Der Arbeitgeber erhält nur Bewerbungen von Kandidaten, die mit dem angebotenen Gehalt zufrieden sind. Insgesamt lässt sich dadurch der Rekrutierungsprozess straffer gestalten, was Kosten spart.
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