Gehaltserhöhung: So gibt es mehr Geld vom Chef
Für einige Beschäftigte ist die Frage nach einer Gehaltserhöhung unangenehm und sie scheuen sich davor. Das ist schade, denn so verlieren sie vielleicht bares Geld. Schließlich wird kaum ein Chef seinem Arbeitnehmer freiwillig und ohne Not mehr Gehalt anbieten. Höchste Zeit also, sich näher mit dem Thema Gehaltserhöhung zu beschäftigen. Und genau dafür möchten wir ein paar Tipps und Anregungen liefern.
Der Zeitpunkt der Gehaltserhöhung: Wann sollte ich danach fragen?
Tatsächlich ist die eigene Leistung oder die Länge der Betriebszugehörigkeit bei der Frage nach einer Gehaltserhöhung nicht immer ausschlaggebend. Gerade in der aktuellen Situation dürfte noch ein anderer Aspekt eine wichtige Rolle spielen: die wirtschaftliche Lage Ihres Arbeitgebers.
Wenn die Kollegen in Kurzarbeit sind oder die Firma sogar Mitarbeiter entlassen musste, dürfte es um die eigene Gehaltserhöhung eher schlecht bestellt sein. Vermutlich wird Ihr Chef sie nicht nur abblitzen lassen – Sie können mit einer Nachfrage zum unpassenden Zeitpunkt sogar einen nachhaltig schlechten Eindruck hinterlassen.
Kameradschaftlich oder loyal wirkt ein derartiges Verhalten oft nicht. Denn welcher Mitarbeiter fragt nach mehr Geld, während die Kollegen den Weg zum Arbeitsamt antreten müssen?
Aber auch außerhalb einer wirtschaftlichen Krise ist das richtige Timing für den Erfolg der Gehaltserhöhung entscheidend. Normalerweise ist es alle 18 bis 24 Monate ok, nach etwas mehr Geld zu fragen. Auf der anderen Seite können die Abstände aber auch kürzer sein.
Wenn es dem Unternehmen richtig gut geht und die Umsätze steigen, spricht nichts dagegen, den Chef schon etwas früher um eine Gehaltserhöhung zu bitten. Allerdings sollten Sie dafür die richtigen Argumente parat haben. Das gilt allerdings grundsätzlich, wenn Sie Ihr Gehalt verhandeln möchten.
In diesen Situationen kann das Gehalt verhandelt werden
Rein rechtlich gibt es keinen Anspruch darauf, in einer bestimmten Situation, das Gehalt neu zu verhandeln. Ausnahme: Sie arbeiten in einer Branche, in der es einen Tarifvertrag gibt, der regelmäßige Gehaltsanpassungen vorsieht. Die kommen allerdings ohne das Zutun des individuellen Mitarbeiters zustande und werden von der Gewerkschaft oder dem Betriebsrat für alle Beschäftigten ausgehandelt.
Davon abgesehen gibt es bestimmte Zeitpunkte, bei denen die Frage nach mehr Gehalt denkbar ist:
- Nach der Probezeit: Einige Chefs belohnen gute Leistungen in der Probezeit mit mehr Gehalt. Das muss allerdings nicht so sein. Sie können ihren Wunsch nach mehr Bezahlung jedoch in einem Gespräch nach der Probezeit vorsichtig ansprechen.
- Bei einem befristeten Arbeitsvertrag: Wenn ein befristeter Arbeitsvertrag verlängert werden soll und Sie das Gefühl haben, dass Ihr Chef Sie unbedingt als Mitarbeiter behalten möchte, könnte auch das eine gute Gelegenheit sein, eine Gehaltserhöhung anzusprechen.
- Beim Jahresgespräch: Einige Arbeitgeber verhandeln nicht nur alle zwei Jahre, sondern bei jedem Jahresgespräch das Gehalt neu. Das bietet sich besonders dann an, wenn der Beschäftigte ein wertvoller Mitarbeiter für das Unternehmen ist und mehr Gehalt im wahrsten Sinne des Wortes verdient.
- Nach einer Beförderung: Mitarbeiter, die mehr Verantwortung im Unternehmen übernehmen, sollten entsprechend auch mehr verdienen. Besonders dann, wenn die Beförderung mit (mehr) Führungsverantwortung einhergeht.
Argumente für eine Gehaltserhöhung
Arbeitgeber lassen sich am ehesten mit guter Leistung überzeugen. Schließlich profitieren sie direkt von guter Arbeitsleistung. Mitarbeiter, die erfolgreich und verlässlich sind, bescheren dem Unternehmen meist auch höhere Umsätze, neue Kunden oder sogar beides.
Denken Sie immer daran, dass Ihr Chef oder Vorgesetzter in erster Linie den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens im Auge hat. Den Mitarbeitern mehr Gehalt zu zahlen, steht da nicht unbedingt an erster Stelle. Im Gegenteil: Gute und motivierte Mitarbeiter sind für Unternehmen zwar wichtig, auf der anderen Seite sind Personalkosten aber ein gewaltiger Kostenfaktor für Firmen.
Kurzum: Sie brauchen gute Argumente, um Ihren Arbeitgeber von Ihrem Wunsch nach mehr Gehalt zu überzeugen. Ein paar dieser Argumente haben wir für Sie zusammengestellt:
- Sie haben sich weitergebildet: Haben Sie neue Kenntnisse oder Fähigkeiten erworben und in Ihrer Freizeit vielleicht sogar eine Online-Weiterbildung absolviert? Dann sollte Ihr Chef das unbedingt wissen. Das zeigt nämlich zweierlei: Sie sind bereit, aktiv ihre Karriere voranzutreiben und sich auch in Ihrer Freizeit dafür einzusetzen. Außerdem scheuen Sie die zusätzliche Belastung nicht, die eine Weiterbildung mit sich bringt. Solche Mitarbeiter schätzt jeder Chef.
- Sie können klare Erfolge nachweisen: Sie haben in jüngster Vergangenheit ein großes Projekt erfolgreich abgeschlossen oder einen großen und wichtigen Kunden akquiriert? Auch das sind klare Argumente dafür, dass Sie mehr Geld verdienen.
- Sie haben einen wertvollen Verbesserungsvorschlag gemacht: Nicht nur direkte Erfolge mit Kunden oder Lieferanten sind für das Unternehmen wichtig. Auch interne Verbesserungen sind wichtig, denn sie können der Firma Geld sparen. Und dieses Geld könnte Ihr Chef doch zumindest zum Teil auch in Sie und Ihre Gehaltserhöhung investieren.
- Sie haben die vereinbarten Jahresziele übertroffen: Im jährlichen Mitarbeitergespräch werden in der Regel Ziele vereinbart, die im Laufe des Jahres erreicht werden sollen. Wenn Sie diese Ziele nicht nur erreichen, sondern sogar übertreffen, sollte das Ihren Chef freuen. Auch das ist also ein gutes Argument für die Gehaltsverhandlung.
So sollten Sie sich nicht verhalten
Gerade in einer Stresssituation wie einem Gehaltsgespräch ist es wichtig zu wissen, wie man sich nicht verhalten soll. Vor allem für Beschäftigte, die noch nicht so viel Erfahrungen mit dem Thema Gehaltserhöhung gesammelt haben, sind folgende Tipps wertvoll:
- Nicht mit Kollegen vergleichen: „Kollege Schmidt verdient aber viel mehr als ich!“ Dieses Argument ist nur scheinbar hilfreich. Schließlich sind Sie und Ihr Kollege verschiedene Personen. Vielleicht hat Herr Schmidt mehr Verantwortung als Sie oder kann mehr Erfolge, Berufserfahrung oder Sonstiges nachweisen. Mit diesem Vorgehen stellen Sie sich daher im schlimmsten Fall selbst ein Bein: Sie geben dem Vorgesetzten vielleicht die perfekte Gelegenheit zu erklären, warum es aus seiner Sicht gerechtfertigt ist, dass andere Mitarbeiter mehr verdienen als Sie. Und diese Argumente können schwierig zu entkräften sein.
- Nicht mit Kündigung drohen: „Wenn ich nicht mehr Geld bekomme, kündige ich!“ Auch diesen Satz sollten Sie sich verkneifen. Denn damit lassen Sie Ihrem Chef kaum Spielraum. Im Gegenteil: Sie verbauen sich die Gehaltserhöhung damit eher. Auf einen Erpressungsversuch wird sich Ihr Chef kaum einlassen und daher die Gehaltserhöhung ablehnen. Denn welche Führungskraft lässt sich von Mitarbeitern erpressen? Das wäre doch ein schlechtes Zeugnis seiner Führungsqualitäten.
- Unvorbereitet in das Gespräch gehen: Die Frage nach einer Gehaltserhöhung läuft umso besser, je mehr Argumente Sie in petto haben. Es lohnt sich in jedem Fall, vorab die gängige Bezahlung für Ihre Branche und für Ihre Berufserfahrung in Erfahrung zu bringen. Die können Sie zum Beispiel in einem Gehaltsreport recherchieren oder aber Sie schauen sich in Stellenanzeigen der Konkurrenz um. Dort können Sie mit etwas Glück auch einen Eindruck bekommen, wie viel Gehalt möglich ist.
Gehaltserhöhung: Wie viel mehr Gehalt ist möglich?
Die Frage danach, wie hoch die Gehaltssteigerung ausfallen könnte, lässt sich nicht pauschal beantworten. Das bedeutet umgekehrt aber auch, dass nach oben theoretisch alles offen ist. Wenn Sie geschickt verhandeln und außerdem entsprechende Erfolge nachweisen können, ist Ihr Chef vielleicht großzügiger.
Trotzdem ist es natürlich sinnvoll, ein paar Anhaltspunkte für die eigene Gehaltserhöhung zu haben. Das könnten folgende sein:
- Sie übernehmen zusätzliche Aufgaben: Bis zu 10 Prozent mehr Gehalt sind drin.
- Sie verhandeln Ihr Gehalt nach 2 oder 3 Jahren nach: zwischen 5 und 7 Prozent sind möglich.
- Sie haben wichtige interne Ziele erreicht oder sogar übertroffen: In diesem Fall können 7 bis 9 Prozent Gehaltserhöhung denkbar sein.
- Sie haben ein Jobangebot von einem Konkurrenten erhalten: Wenn Ihr Chef Sie trotzdem im Unternehmen halten möchte, sind bis zu 20 Prozent Gehaltssteigerung nicht ungewöhnlich.
Alternativen zur Gehaltserhöhung
Was aber, wenn Ihr Chef Ihnen gerne mehr Gehalt zahlen möchte, aktuell aber einfach nicht mehr drin ist? Auch auf diesen Punkt sollten Sie – gerade jetzt und in naher Zukunft – vorbereitet sein.
Ihr Chef muss Ihnen nicht unbedingt mehr Gehalt zahlen, damit Sie am Ende des Monats mehr Geld übrig haben. Es gibt durchaus andere Möglichkeiten, seinen Mitarbeitern Benefits zukommen zu lassen. Schlagen Sie alternativ doch zum Beispiel Folgendes vor:
- Zuschüsse zu Fahrtkosten oder dem Essen in der Kantine: Auch so müssen Sie unterm Strich weniger zahlen. Ihr Arbeitgeber kann diese Dinge von der Steuer absetzen, was wiederum ein Argument sein könnte.
- Zusätzlicher Urlaub: Klar, 1 oder 2 Tage mehr Urlaub muss der Arbeitgeber natürlich bezahlen. Auf der anderen Seite muss man aber auch sagen, dass gerade die Leistungsträger im Unternehmen mehr Urlaub verdienen, um sich zu erholen und danach wieder mit voller Tatkraft an die anstehenden Aufgaben erledigen zu können. Weiteres Argument dafür: Motivierte Mitarbeiter machen weniger Fehler und sind produktiver.
- Flexible Arbeitszeiten oder Homeoffice: Wenn die vorangegangenen Argumente nicht ziehen, können Sie noch eine weitere Möglichkeit ausprobieren: Schlagen Sie ihrem Chef flexible Arbeitszeiten oder vielleicht sogar 1 bis 2 Homeoffice-Tage pro Woche vor. Wenn Sie sich den täglichen Weg zur Arbeit sparen können, haben Sie mehr von Ihrer Freizeit. Die verbringen Sie im Homeoffice nämlich direkt zu Hause statt in der Bahn oder im Stau. Auch davon profitiert wiederum Ihr Chef – denn Mitarbeiter, die weniger Stress haben, bringen bessere Leistung.
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