Flexible Arbeitszeiten: Diese Modelle gibt es

Flexible Arbeitszeiten, auch Flexzeit genannt, zu haben bedeutet nicht automatisch, dass man sich als Arbeitnehmer seine Zeit ohne Einschränkungen so einteilen kann, wie man gerade möchte. Je nach Arbeitszeitmodell macht der Chef sogar klare Vorgaben, wann und wie lange man im Büro anwesend sein muss. Einen Überblick über die verschiedenen Modelle und ihre Möglichkeiten gibt es hier.

Eine Frau arbeitet gegen Abend dank flexibler Arbeitszeiten

Flexible Arbeitszeiten: Was versteht man darunter?

Hier eine Stunde länger arbeiten, dort nach Feierabend noch schnell eine Mail des Kunden beantworten. Arbeitnehmer sind deutlich flexibler geworden, wenn es um die Einteilung ihrer Arbeitszeit geht. Starre Schichtzeiten mit festgelegten Pausen gibt es zwar auch noch. In vielen Berufen setzen sich aber flexible Arbeitszeitmodelle immer mehr durch.

Der Ausdruck flexible Arbeitszeit beschreibt also Regelungen und Vereinbarungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, mit denen sich beide darauf einigen, von der Normalarbeitszeit abzuweichen. Mit Normalarbeitszeit meint man die herkömmliche Herangehensweise: Arbeitnehmer, die in Vollzeit arbeiten, sind in der Regel 35 bis 40 Stunden pro Woche im Betrieb anwesend, während sich die Arbeitszeit auf die fünf Wochentage Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag verteilt. Hinsichtlich der Arbeitszeit gibt es dabei starre Vorgaben, an die sich die Beschäftigten halten müssen.

Bei flexiblen Arbeitszeitmodellen dagegen ist es zum Beispiel möglich, dass Beschäftigte an vier von fünf Arbeitstagen länger arbeiten und dafür am fünften Arbeitstag nur einen halben Tag arbeiten – oder gar nicht im Büro erscheinen.

Das ist aber nur ein Modell unter vielen. Denn bei flexiblen Arbeitszeitmodellen können sich Chef und Mitarbeiter auf ganz individuelle Vorgehensweisen verständigen. Denn – auch das ist ein Kennzeichen der flexiblen Arbeitszeit – sie kann so ausgestaltet werden, dass für beide Seiten das beste Ergebnis herauskommt.

Übrigens: Wenn man von flexiblen Arbeitszeiten und Arbeitszeitmodellen spricht, ist häufig noch etwas Weiteres damit gemeint. Nämlich dass Mitarbeiter von zu Hause aus, also im Homeoffice, arbeiten können. Die Flexibilität beschränkt sich also nicht auf die Arbeitszeit allein.

Flexibles Arbeiten: Diese Modelle gibt es

Flexible Arbeitszeitmodelle und damit auch flexible Arbeitszeiten kommen in ganz unterschiedlichen Ausprägungen vor. Denn welches Modell möglich ist, hängt unter anderem von den Gegebenheiten beim Arbeitgeber ab. Auf der anderen Seite ist nicht jede Form der flexiblen Arbeit für jeden Mitarbeiter realisierbar. Trotzdem gibt es aber immer häufiger die Option, zumindest teilweise von flexiblen Arbeiten profitieren zu können.

Folgende Modelle werden häufig genutzt:

Gleitzeit

Wohl der Klassiker unter den flexiblen Arbeitszeitmodellen. Bei der Gleitzeit ist es den Mitarbeitern bis zu einem gewissen Grad erlaubt, selbst zu entscheiden, wann sie arbeiten und wann sie Feierabend machen. Häufig legt der Arbeitgeber bei der Gleitzeit jedoch sogenannte Kernarbeitszeiten fest. Innerhalb dieses Zeitraums müssen alle Mitarbeiter vor Ort sein.

Das hat meist den Hintergrund, dass der Chef auf diese Weise Absprachen zwischen den Teammitgliedern erleichtern möchte. Denn wenn es reine Glückssache ist, ob der Kollege, den man dringend etwas fragen möchte, gerade auch arbeitet, kann das zu Verzögerungen führen. Und das möchten Arbeitgeber natürlich vermeiden.

Wann die Beschäftigten die übrige Arbeitszeit ableisten, bleibt ihnen selbst überlassen. Damit die Mitarbeiter weder zu viel noch zu wenig arbeiten, wird die Arbeitszeit bei diesem Modell in der Regel mittels eines Arbeitszeitkontos festgehalten. Wenn die Arbeitnehmer Überstunden machen, werden diese Plusstunden auf dem Arbeitszeitkonto gutgeschrieben. Möchte der Beschäftigte einige Tage später dafür etwas früher Feierabend machen, werden diese Stunden einfach wieder vom Konto abgezogen.

Häufig verständigen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber darauf, wie viele Plus- und Minusstunden auf dem Konto stehen dürfen. Auch der Zeitraum, innerhalb dessen das Arbeitszeitkonto ausgeglichen werden muss, ist meist irgendwo schriftlich geregelt.

Lebensarbeitszeitkonto/Zeitwertkonto

Auch bei diesem flexiblen Modell verfügen Arbeitnehmer über ein Konto, auf dem die geleistete Arbeitszeit dokumentiert wird. Zwar kann der Mitarbeiter auch dieses Konto nutzen, um hin und wieder ein paar Stunden früher nach Hause zu gehen – in der Regel verfolgt es aber einen anderen Zweck.

Nicht nur Überstunden, sondern auch Gehaltsbestandteile wie Prämien, Bonuszahlungen oder andere Arbeitgeberleistungen werden auf dem Zeitwertkonto angespart. Und das häufig bis kurz vor der Rente. Daher der Name Lebensarbeitszeitkonto. Denn anders als beim Arbeitszeitkonto müssen Plusstunden nicht innerhalb eines bestimmten Zeitraums ausgeglichen werden, sondern werden langfristig angespart.

Von dem Guthaben, das sich während des gesamten Erwerbslebens angesammelt hat, kann der Beschäftigte gegebenenfalls ein paar Monate oder gar Jahre früher in Rente gehen und sich das Guthaben im Vorruhestand oder in der Altersteilzeit auszahlen lassen.

Vertrauensarbeitszeit

Auch bei der Vertrauensarbeitszeit verrät der Name viel über das bezeichnete Modell. Denn bei diesem Modell vertraut der Chef darauf, dass der Mitarbeiter die Stunden ableistet, die im Arbeitsvertrag festgehalten sind. Wann und wie viel er pro Tag arbeitet, überlässt er seinem Mitarbeiter. Da der Arbeitgeber darauf vertraut, dass der Beschäftigte wöchentlich oder zumindest monatlich die Arbeitszeit für das Unternehmen erbringt, die vereinbart ist, gibt es auch keine Zeiterfassung.

Für Arbeitnehmer kann das natürlich erfreulich sein. Denn das bedeutet, dass sie bei guter Arbeit oder wenn das Projekt erfolgreich abgeschlossen wurde auch früher nach Hause gehen können.

Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dass Überstunden nicht bezahlt werden. Wo es keine Zeiterfassung gibt, werden auch keine Überstunden aufgezeichnet. Das wiederum kann sich nachteilig auswirken, wenn Beschäftigte deutlich mehr arbeiten müssen, um bestimmte Arbeitsaufträge rechtzeitig erledigen zu können.

Funktionszeit

Auch bei diesen flexiblen Arbeitszeiten gibt es keine Vorgaben, wann Mitarbeiter in der Firma sein oder wann sie erreichbar sein müssen. Und auch dieses Modell birgt die Gefahr, dass zu wenig Mitarbeiter vor Ort sind, um einen reibungslosen Ablauf des Tagesgeschäfts zu ermöglichen.

Damit die Abläufe im Unternehmen bei diesem Arbeitszeitmodell nicht gefährdet werden, legt der Arbeitgeber sogenannte Funktionszeiten fest. Während dieser Zeiten müssen die Arbeitnehmer garantieren können, dass beispielsweise das Telefon für den Kundenservice besetzt ist oder ein Mitarbeiter am Empfang arbeitet.

Wer wann arbeitet und welche Aufgabe übernimmt, stimmen die Mitarbeiter jedoch selbst untereinander ab. Das erfordert gerade zu Beginn eine Menge Organisation und Kommunikation. In Betrieben, in denen es daran mangelt, lässt sich dieses Modell daher nicht umsetzen.

Jahresarbeitszeit

Bei diesem Modell einigen sich Chef und Mitarbeiter auf eine bestimmte Stundenanzahl, die übers Jahr gesehen erreicht werden muss. So können saisonale Schwankungen gut abgefangen werden. In Zeiten, in denen nicht viel los ist, hat der Mitarbeiter mehr Freizeit, während er dann, wenn wieder mehr zu tun hat, auch mal Überstunden macht.

Beide Parteien sollten bei diesem flexiblen Arbeitszeitmodell darauf achten, dass die Jahresarbeitszeit nicht überschritten wird. Vor allem aber auch darauf, dass Mitarbeiter während der Stoßzeiten nicht überlastet werden.

Jobsharing

Dieses Modell wird schon mehrere Jahre in Skandinavien praktiziert, ist seit einiger Zeit aber auch bei uns populärer. Beim Jobsharing teilen sich zwei Mitarbeiter einen Arbeitsplatz, wobei beide in Teilzeit arbeiten. In der Summe ergibt sich also wieder ein Vollzeitarbeitsplatz.

Es ist jedoch nicht vorgeschrieben, dass beide Kollegen die Arbeitszeit jeweils zur Hälfte aufteilen. Es sind auch andere Optionen denkbar. Übrigens gibt es den geteilten Arbeitsplatz auch bei Führungskräften. Dann nennt sich das flexible Arbeitszeitmodell Topsharing.

Teilzeit

Auch bei Arbeit in Teilzeit gibt es die Option, die Arbeitszeiten flexibel einzuteilen. Die wöchentliche Arbeitszeit wird dabei reduziert. Statt 40 Stunden pro Woche arbeiten Mitarbeiter in Teilzeit zum Beispiel nur noch 30.

An welchen Tagen die Mitarbeiter im Büro sind, können sie unter Umständen mit dem Arbeitgeber individuell aushandeln. Manche Arbeitgeber überlassen es den Mitarbeitern, wann sie ins Büro kommen, während andere sich mit ihren Beschäftigten auf feste Tage und Arbeitszeiten verständigen.

Homeoffice

Gerade in den letzten Monaten hat dieses Modell noch einmal einen echten Schub erhalten. Denn im Zuge der Corona-Krise sind viele Arbeitnehmer ins Homeoffice „umgezogen“ – aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Homeoffice bedeutet, dass die Arbeit nicht mehr beim Arbeitgeber vor Ort, sondern vom heimischen Schreibtisch aus erledigt wird. Je nachdem, wie dieses Arbeitsmodell ausgestaltet wird, kann sich der Mitarbeiter dabei auch seine Zeit frei einteilen.

Das hat den großen Vorteil, dass sich private Termine oder auch die Kinderbetreuung besser mit der Arbeit vereinbaren lässt. Auf der anderen Seite besteht für Mitarbeiter die Gefahr, dass sie nie richtig Feierabend machen können. Denn wer tagsüber viele private Termine wahrnehmen musste, arbeitet die Zeit eben abends nach. Von einem entspannten Abend ist man dann ein ziemliches Stück entfernt.

Gute Organisation und vor allem wenig Ablenkung sind also notwendig, wenn die Arbeit im Homeoffice gut gelingen soll. Fehlen diese Dinge, könnten sich Mitarbeiter übernehmen und letztlich mehr arbeiten übernehmen, als sie stemmen können. Das führt langfristig zu Druck, Stress und schlimmstenfalls zum Burnout.

Bildnachweis: DimaBerlin / Shutterstock.com

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