Emotionale Kompetenzen im Beruf: Bedeutung & Vorteile
Emotionale Kompetenzen zu beweisen, kann entscheidend sein, um beruflich und privat Erfolg zu haben. Denn die meisten zwischenmenschlichen Beziehungen funktionieren nun einmal besser, wenn wir uns so verhalten, wie die Menschen in unserer Umgebung es sich wünschen. Schauen wir uns daher an, was mit dem Begriff emotionale Kompetenz gemeint ist, was die Fähigkeit für den Job und die Karriere bedeutet und wie man es schafft, sich nicht von negativen Emotionen übermannen zu lassen.
Definition emotionale Kompetenzen: Was ist damit gemeint?
Wenn man davon spricht, dass Personen emotional kompetent sind, kann man zwei verschiedene Dinge damit meinen:
- Auf sich selbst bezogen: Die Person ist in der Lage, ihre Emotionen und Gefühle wahrzunehmen und zu verstehen. Sie schafft es außerdem, ihr Verhalten in Situationen, in denen eine emotionale Überforderung droht, zu regulieren. Emotionale Kompetenz beinhaltet damit also auch die Fähigkeit zur emotionalen Selbstregulierung.
- Auf andere bezogen: Empathie ist ein entscheidender Baustein, wenn man beruflich und privat mit anderen Menschen kommunizieren möchte. Personen, denen es gelingt, die Emotionen anderer Menschen wahrzunehmen und angemessen darauf zu reagieren, schaffen damit einen wichtigen Grundstein für eine harmonische Beziehung. Neben der Empathie spielt auch die Kommunikationsfähigkeit eine wichtige Rolle im Hinblick auf emotionale Kompetenzen. Was wiederum bedeutet, dass der Begriff „emotionale Kompetenzen“ eine große Schnittmenge mit dem Begriff „Soft Skills“ hat, der Bewerbern immer wieder im Bewerbungsprozess begegnet.
Emotionen in der Psychologie: Das versteht die Wissenschaft darunter
Die Psychologie betrachtet Emotionen aus verschiedenen Blickrichtungen und sieht darin ein komplexes Phänomen. Emotionen in der Psychologie werden häufig als Reaktion auf einen bestimmten Reiz gesehen. In der Wissenschaft wird zum Beispiel zwischen folgende Aspekte von Emotionen unterschieden:
- Reaktionen des Körpers: Emotionen und Gefühle sind nicht nur etwas, das wir nur in unserem Kopf wahrnehmen. In vielen Fällen werden Emotionen von körperlichen Reaktionen begleitet. In der Psychologie und in anderen wissenschaftlichen Disziplinen nennt man das psychophysiologische Reaktionen. Und diese Veränderungen im Körper, zu denen beispielsweise Veränderungen des Blutdrucks, der Herzschlagfrequenz oder der Leitfähigkeit der Haut gehören, können gemessen werden.
- Individuelle Erlebnisse: Auf der anderen Seite sind Emotionen und Gefühle natürlich trotzdem ein sehr subjektives Erlebnis. Eine andere Richtung innerhalb der Psychologie beschäftigt sich daher mit der Frage, wie einzelne Personen unterschiedliche Gefühle wie Wut, Trauer oder Freude wahrnehmen und damit umgehen.
- Reaktionen im Verhalten: Ein Lächeln kann Sympathie oder Zustimmung der Person signalisieren – muss es aber nicht. Welche verschiedenen Möglichkeiten unser Körper hat, um Emotionen und Gefühle auszudrücken, ist daher ebenfalls ein Untersuchungsgegenstand der Psychologie.
- Modelle und Theorien zur Beschreibung: Natürlich beschränkt sich die Psychologie nicht auf die Beschreibung von Verhalten und Reaktionen. Die Wissenschaft liefert auch Theorien und Modelle, um die verschiedenen Emotionen und Gefühle, ihre Entstehung und ihre Auswirkungen zu erklären. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang beispielsweise eine Theorie von James Lange über die Entstehung von Emotionen oder die Zwei-Faktoren-Theorie der Emotionen.
Emotionale Kompetenzen im Beruf
Um die Bedeutung von emotionalen Kompetenzen im Berufsleben besser zu verstehen, schauen wir uns an, was der Psychologe Daniel Goleman dazu zu sagen hat. Er versucht zu definieren, wie man die emotionale Kompetenz eines Menschen quantifizieren kann. Dazu nutzt er den EQ, der in Analogie zu dem IQ genutzt wird.
Emotionalen Kompetenzen bestehen aus 5 wichtigen Bausteinen:
- Selbstregulierung: Personen, die in der Lage sind, ihre Emotionen und Gefühle in sozial verträgliche Bahnen zu lenken, verfügen über die Kompetenz der Selbstregulierung.
- Selbstwahrnehmung: Um herauszufinden, wie ein guter Umgang mit den eigenen Gefühlen aussehen kann, muss man zunächst in der Lage sein, seine eigenen Gefühle wahrzunehmen. Daher ist die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung eine wichtige emotionale Kompetenz.
- Motivation: Es wird immer Situationen geben, in denen man frustriert ist oder sogar eine emotionale Überforderung spürt. In diesen Situationen die nötige Motivation zu finden, um trotzdem weiterzumachen, ist daher ein weiteres Kennzeichen für emotionale Intelligenz und Kompetenz.
- Empathie: Ohne Einfühlungsvermögen ist es schwer, eine enge Beziehung zu anderen Personen aufzubauen. Doch eine enge Beziehung ist wichtig, wenn man erfolgreich zusammenarbeiten möchte. Denn dazu gehört Vertrauen und gute Kommunikation.
- Interpersonelle Kompetenz: Personen, die im Berufsleben erfolgreich sein möchten, sollten ein Händchen für soziale Interaktionen haben. Denn der Aufbau von Beziehungen zu anderen Personen und die Fähigkeit, diese Beziehungen erfolgreich zu pflegen, sind essenziell. Ohne ein gutes Netzwerk ist es heutzutage kaum noch möglich, in Führungspositionen aufzusteigen. Wer dieses Ziel hat, muss also sozial kompetent sein.
Emotionale Kompetenzen sind Voraussetzung für Erfolg
Wir sehen also: ohne soziale und emotionale Fähigkeiten wird es schwierig, beruflich erfolgreich zu sein. Es gibt kaum Bereiche in unserem Arbeitsalltag, in denen man ohne soziale Kompetenz auskommt. Schließlich muss man in nahezu jedem Beruf in der Lage sein, mit Kollegen, Vorgesetzten und vielleicht auch Kunden zu kommunizieren. Wem es gelingt, dies effektiv und klar zu tun, der vermeidet Missverständnisse – und das ist äußerst hilfreich.
Wer in einem Team arbeitet, wird früher oder später an einen Punkt gelangen, an dem es Konflikte zwischen einzelnen Mitgliedern des Teams gibt. Dann sollte man dabei helfen, den Konflikt beizulegen. Das gelingt Personen mit ausgeprägten emotionalen Kompetenzen besser.
Emotionale Kompetenzen trainieren: So kann es gelingen
Sie sehen also, wer über soziale Fähigkeiten verfügt, hat bessere Chancen, beruflich aufzusteigen und privat glücklich zu werden. Gute Gründe, sich damit zu beschäftigen, wie man seine emotionalen Kompetenzen trainieren kann. Folgende Schritte bieten sich dabei an:
- Eigene Emotionen beobachten: Wie wir gesehen haben, ist die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung ein wichtiger Baustein der emotionalen Intelligenz. Diese Fähigkeit können Sie verbessern, indem Sie zum Beispiel ein Emotions-Tagebuch führen. Notieren Sie in diesem Tagebuch, wann Sie negative Emotionen gespürt haben und was die Auslöser dafür waren. Umgekehrt sollten Sie in diesem Tagebuch aber auch festhalten, in welchen Situationen Sie sich gut gefühlt haben. Das Wissen um diese Dinge kann Ihnen im nächsten Schritt helfen.
- Von Emotionen nicht überwältigen lassen: Zugegeben, dieser Tipp ist leichter gesagt als getan. Aber seine emotionalen Kompetenzen zu trainieren, ist nun einmal nicht einfach. Zentral dafür ist, dass Sie die Ruhe bewahren und nicht impulsiv reagieren. Wenn Sie starke negative Emotionen spüren, können Sie zum Beispiel Entspannungstechniken oder Achtsamkeitsübungen nutzen. Oder Sie greifen auf Strategien aus ihrem Emotions-Tagebuch zurück, von denen Sie wissen, dass sie gute Gefühle bei Ihnen auslösen und negative Emotionen verdrängen.
- Zuhören trainieren: Neben den Auswirkungen auf das eigene Leben geht es bei dem Training emotionaler Kompetenzen auch darum, das soziale Miteinander zu schulen. Hierzu kann es helfen, die eigenen Zuhör-Fähigkeiten zu schulen. Das gelingt zum Beispiel, indem Sie aktiv Zuhören, also sich ganz bewusst nur auf das konzentrieren, was ihr Gesprächspartner sagt. Das machen wir nämlich häufig nicht. Stattdessen überlegen wir schon während unser Gegenüber noch spricht, wie wir auf das Gesagte reagieren können und unterbrechen die Person sogar. Ein No-Go, wenn man eine wertschätzende Kommunikation aufbauen möchte.
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