Emotionale Intelligenz: Der Weg zum beruflichen Glück
Intelligenz ist ohne Frage ein wichtiger Faktor für das berufliche Fortkommen. Mindestens ebenso wichtig ist emotionale Intelligenz, kurz EI. Emotionale Intelligenz kann der Karriere auf die Sprünge helfen und ist bei Arbeitgebern gefragt. Was genau damit gemeint ist, warum emotionale Intelligenz so wichtig ist und wie sie sich trainieren lässt, erfahren Sie in diesem Artikel.
Emotionale Intelligenz Definition: Was ist damit gemeint?
Emotionale Intelligenz, kurz EI, ist die Fähigkeit, eigene Gefühle und die Gefühle anderer Menschen richtig einzuschätzen, nachzuvollziehen und angemessen darauf zu reagieren. Damit steht EI für eine emotionale Reife und mentale Stärke. Emotionale Intelligenz setzt eine ganze Reihe an persönlichen und sozialen Kompetenzen voraus, darunter Kommunikationsfähigkeit, Empathie, Offenheit, Flexibilität und Selbstbewusstsein. Analog zum Intelligenzquotienten IQ spricht man auch vom EQ, wenn es um emotionale Intelligenz geht.
Der Begriff emotionale Intelligenz wurde durch eine Veröffentlichung des US-Journalisten David Goleman populär. Goleman hat im Jahr 1995 das gleichnamige Buch veröffentlicht. Damit hat der Journalist der New York Times ein Konzept fortgeführt, welches die US-Psychologen Peter Salovey und John Mayer schon einige Jahre zuvor geprägt hatten. Auch Salovey und Mayer haben das Konzept jedoch streng genommen nicht erfunden: Edward Thorndike, ebenfalls ein US-amerikanischer Psychologe, hatte schon im Jahr 1920 den Begriff der sozialen Intelligenz verwendet.
Komponenten der emotionalen Intelligenz nach Goleman
David Goleman hat verschiedene Komponenten der emotionalen Intelligenz beschrieben:
- Selbstwahrnehmung: Hierbei geht es darum, die eigenen Gefühle, Stimmungen und Impulse und ihren Effekt auf andere wahrzunehmen und die Hintergründe davon zu ergründen.
- Selbstmanagement: Wie gut ist jemand dazu in der Lage, seine Gefühle und Impulse zu kontrollieren und, falls nötig, umzuleiten? Ein gutes Selbstmanagement führt dazu, dass Menschen nachdenken, bevor sie handeln.
- Motivation: Inwieweit gelingt es einem Menschen, emotionale Faktoren zu nutzen, um seine Ziele zu erreichen und Hindernisse zu überwinden? Auch Durchhaltevermögen ist ein Effekt von hoher Motivation.
- Einfühlungsvermögen: Ein Mensch mit großem Einfühlungsvermögen kann die Gefühle und Beweggründe anderer Menschen treffsicher einschätzen. Ist das Maß an Empathie hoch, stellt sich jemand auf seine Gesprächspartner ein, wenn er mit ihnen in Kontakt ist. Er weiß, was in einer bestimmten Situation hilfreich ist und was nicht.
- Beziehungsmanagement: Zur emotionalen Intelligenz gehört es auch, Beziehungen mit anderen zu verstehen und gezielt zu steuern.
Merkmale: Wie äußert sich emotionale Intelligenz?
Emotionale Intelligenz kann sich auf verschiedene Weise zeigen. So kann ein Mensch mit ausgeprägter emotionaler Intelligenz etwa nachvollziehen, warum er sich verhält wie er sich verhält oder wie es zu bestimmten Gedankengängen kommt. Es gelingt ihm, adäquat und besonnen darauf zu reagieren und dabei seine Impulse zu kontrollieren. Emotionale Intelligenz sorgt außerdem dafür, dass jemand seinen eigenen Charakter mit Stärken und Schwächen treffend einschätzen kann.
Auch im zwischenmenschlichen Bereich wird deutlich, ob jemand emotional intelligent ist. Ein hoher EQ hilft Menschen dabei, andere besser zu verstehen und sich ganz auf sie einzustellen, um optimal mit ihnen zu interagieren. So fällt es ihnen etwa leicht, zu verstehen, warum ein Freund nicht gut drauf ist oder warum die Mutter sauer ist – und zu erkennen, wie man sich in der betreffenden Situation am besten verhält.
Kontaktpflege fällt emotional intelligenten Menschen leicht
Emotionale Intelligenz ist zudem nützlich beim Knüpfen neuer Kontakte und der Beziehungspflege. Menschen mit hohem EQ können auch bisher ungewohnte soziale Situationen oft treffsicher einschätzen und sich dank ihrer Flexibilität integrieren. Menschen mit hoher emotionaler Intelligenz sind meist gefragte Gesprächspartner, weil sie gut zuhören können und andere sich von ihnen verstanden fühlen.
Für emotionale Intelligenz gibt es weitere Beispiele: Wer über sie verfügt, kann Konfliktpotenzial im Kontakt mit anderen Menschen frühzeitig erkennen und Situationen gezielt entschärfen, damit sie nicht eskalieren. Ebenso können Menschen mit hoher emotionaler Intelligenz in Auseinandersetzungen verstehen, warum andere ticken, wie sie ticken – auch, wenn sie selbst einen anderen Standpunkt haben.
Warum emotionale Intelligenz ein wichtiger Karrierefaktor ist
Ein hoher IQ ist ohne Zweifel nützlich für den beruflichen Erfolg. Nur, weil jemand intelligent ist, heißt das aber noch lange nicht, dass er auch tatsächlich erfolgreich in seinem Beruf ist. Fachliche Qualifikationen reichen häufig nicht aus, damit jemand seinen Job optimal ausübt. Auch die Persönlichkeit spielt eine wichtige Rolle.
Hier kommt die emotionale Intelligenz ins Spiel: Gefragte persönliche und soziale Kompetenzen, die viele Arbeitgeber erwarten oder sich zumindest wünschen, hängen eng mit einer hohen emotionalen Intelligenz zusammen. Entsprechend wichtig ist vielen Unternehmen, dass Bewerber emotionale Intelligenz mitbringen. Viele Firmen achten bei Bewerbungen explizit darauf oder testen den EQ sogar, zum Beispiel in Assessment Centern.
Emotionale Intelligenz wirkt sich auf verschiedenste Aspekte im Joballtag aus. Sie beeinflusst, ob ein Mitarbeiter ein guter Teamplayer ist, wie er mit Konflikten umgeht und ob er seine Aufgaben gewissenhaft und zuverlässig erledigt, weil er sich gut einschätzen und seine Zeit realistisch planen konnte. Auch im Umgang mit Kunden und anderen Geschäftskontakten spielt emotionale Intelligenz eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Führungskräfte sollten emotionale Intelligenz mitbringen
So sollte ein Mitarbeiter im Kundenservice etwa unbedingt emotional intelligent sein, um sich auf die verschiedenen Kunden und ihre individuellen Beweggründe einstellen zu können. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Kunden mit dem Kontakt zufrieden sind. Nicht zuletzt beeinflusst das Level an emotionaler Intelligenz, wie es um das Selbstmanagement und die Organisation eines Arbeitnehmers bestellt ist, ob er sich motivieren kann und wie seine Leistungen sind.
Besonders wichtig ist emotionale Intelligenz in Führungspositionen. Vorgesetzte müssen dazu in der Lage sein, sich auf ihre Mitarbeiter einzustellen und sie so einzubinden, wie es im Einzelfall am besten ist. Das setzt voraus, dass sie ihre Angestellten gut kennen und einschätzen können, welche Wünsche, Vorstellungen und Beweggründe sie haben. Ein guter Chef kann seine Mitarbeiter individuell so anleiten und motivieren, dass sie ihr volles Potenzial ausschöpfen. Davon profitiert das ganze Unternehmen.
Emotionale Intelligenz trainieren: 5 Tipps, um Ihren EQ zu steigern
Wie ausgeprägt die emotionale Intelligenz eines Menschen ist, ist zwar grundsätzlich eine Frage seiner Persönlichkeit. Es ist aber in gewissen Grenzen trotzdem möglich, die eigene emotionale Intelligenz zu trainieren und damit zu steigern. Wenn Sie Ihren EQ erhöhen möchten, ist wichtig, dass Sie dies als fortlaufendes Projekt betrachten. Nur, wenn Sie dauerhaft Zeit in das Training Ihrer emotionalen Intelligenz investieren, können Sie eine spürbare Veränderung hervorrufen. Spezielle EI-Seminare und Workshops, die vielfach angeboten werden, sind damit allenfalls ein erster Schritt.
Selbsttests machen: Wie ausgeprägt ist Ihre emotionale Intelligenz?
Der erste Schritt beim Training von emotionaler Intelligenz besteht in einer Bestandsaufnahme. Sie müssen wissen, wo Sie stehen, damit Sie sich passende nächste Schritte überlegen können. Dazu kann es hilfreich sein, einen oder mehrere Selbsttests zur Einschätzung Ihrer emotionalen Intelligenz zu machen. Die Tests, die Sie vielfach im Internet finden können, mögen nicht zu 100 Prozent zuverlässig sein. Eine grobe Einschätzung, wie es um Ihre emotionale Intelligenz bestellt ist, lässt sich daraus aber ableiten.
Selbstwahrnehmung: Eigene Gedanken und Gefühle erkennen und verstehen
Um Ihre emotionale Intelligenz zu trainieren, ist es wichtig, dass Sie sich auf die Wahrnehmung Ihrer Gefühle, Gedanken und Impulse konzentrieren. Nehmen Sie sich zum Beispiel vor, jeden Tag in drei verschiedenen Situationen nachzuvollziehen, was Sie antreibt und beeinflusst. So gewinnen Sie Erkenntnisse über sich und können sich in der Folge besser einschätzen. Auch Meditation kann für Ihre Selbstwahrnehmung nützlich sein. Sie lernen dabei, die eigenen Gedanken wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten.
Andere treffend einschätzen: Was bewegt andere Menschen?
Sie sollten sich außerdem mit anderen Menschen befassen und versuchen, sie besser zu verstehen. Dafür können Sie zum Beispiel Fremde in einem Café oder an einem anderen belebten Ort beobachten. Oder Sie machen sich im Kontakt mit Freunden und Bekannten Gedanken über deren Gefühlswelt, Einstellungen und Gedanken. Auch die Körpersprache ist sehr aufschlussreich, um andere Menschen zu verstehen.
Abhängig von den Umständen können Sie andere Menschen auch direkt fragen, was sie zu einer bestimmten Äußerung bewogen hat oder warum sie sich für eine bestimmte Handlung entschieden haben. So lernen Sie dazu und können Ihre Menschenkenntnis ausbauen.
Um Ihr Einfühlungsvermögen zu trainieren sind zwar echte Kontakte meist die beste Wahl. Es ist aber auch möglich, aus Biografien mehr über den Hintergrund einer Person zu erfahren oder sich mit den Protagonisten aus Filmen und Serien zu befassen, um empathischer zu werden.
Halten Sie inne, bevor Sie handeln
Wer emotional intelligent ist, hat sich und seine Emotionen unter Kontrolle. Eine gute Übung im Sinne eines Trainings der emotionalen Intelligenz besteht deshalb darin, nicht sofort zu reagieren. Nehmen Sie sich etwas Zeit, um nachzudenken, bevor Sie reden oder handeln. Das gilt ganz besonders, wenn starke Emotionen im Spiel sind, zum Beispiel Wut oder Frustration.
Lassen Sie sich professionell coachen
Um Ihre emotionale Intelligenz zu trainieren können Sie auch ein professionelles Coaching in Anspruch nehmen. Am besten ist es, wenn Sie Ihren Coach regelmäßig über einen längeren Zeitraum sehen. Einmalige Sitzungen bringen in der Regel wenig. Wenn Sie das Coaching jedoch in Ihren Alltag integrieren, können Sie Ihre emotionale Intelligenz mit professioneller Unterstützung nach und nach steigern.
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