Downshifting: Entschleunigen für mehr Lebensqualität

4-Tage-Woche, Sabbatical, Vorruhestand – viele Menschen sehnen sich danach, weniger zu arbeiten. Downshifting nennt man diese bewusste Entscheidung für ein Leben mit weniger Konsum und dafür mehr Freizeit. Was sich konkret hinter diesem Konzept verbirgt, welche Vorteile es mit sich bringt und mit welchen Nachteilen man sich vorab auseinandersetzen sollte, haben wir uns genauer angesehen.

Eine Frau blickt auf die Uhr, was ist Downshifting?

Downshifting im Beruf: Was versteht man darunter?

Downshifting bedeutet, einen Gang herunterzuschalten und der Karriere nicht mehr die oberste Priorität im Leben einzuräumen. Stattdessen geht es darum, wieder mehr Zeit für Familie, Freunde und Hobbys zu haben, also um eine ausgeglichenere Work-Life-Balance.

Früher war Downshifting oft mit Risiken verbunden, da eine Reduzierung der Arbeitszeit oder eine weniger intensive Arbeitsweise als mangelndes Engagement interpretiert werden konnte, was sich wiederum negativ auf die Karriere auswirken konnte. In vielen Unternehmen wurden eine hohe Arbeitszeit und Präsenz als Maßstab für Engagement und Produktivität angesehen, was Teilzeit- oder flexible Arbeitsmodelle benachteiligte.

Diese Einstellung ändert sich jedoch allmählich, da Unternehmen zunehmend die Bedeutung einer ausgewogenen Work-Life-Balance erkennen und flexible Arbeitsarrangements fördern. Dennoch bestehen nach wie vor Hürden für Teilzeitmitarbeiter, wenn es um Karrieremöglichkeiten und beruflichen Aufstieg geht, da Vollzeitbeschäftigte oft bevorzugt werden.

Downshifting Vor- und Nachteile: Die Bedeutung für das eigene Leben

Die Entscheidung für oder gegen Downshifting kann mitunter schwerfallen. Wenn man bei einem eher traditionell aufgestellten Arbeitgeber ist, könnte Downshifting bedeuten, dass es mit der eigenen Karriere nur noch sehr langsam vorangeht – wenn überhaupt.

Umgekehrt kommen mit dem Downshifting einige Vorteile einher, die man nicht unter den Tisch kehren sollten. Wie so oft im Leben heißt es daher, die Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen, bevor man eine Entscheidung trifft. Die folgende Gegenüberstellung soll dabei helfen.

Vorteile Downshifting

  1. Bessere Work-Life-Balance: Wer weniger arbeitet, hat mehr Freizeit. Das ist wohl der offensichtlichste Vorteil des Downshifting: mehr Zeit für sich und seine persönlichen Interessen und damit insgesamt eine ausgewogenere Lebensführung.
  2. Gesteigerte Zufriedenheit: Wenn Zeit für diejenigen Dinge bleibt, die einen glücklich machen oder um sich auszuruhen, kann das einen immensen Einfluss auf das eigene Wohlbefinden haben. Daher zeigt sich häufig bei Personen, die gezielt weniger arbeiten (und das nicht nur, um andere Aufgaben im persönlichen Umfeld zu übernehmen), dass sie zufriedener und ausgeglichener sind.
  3. Gesundheitliche Vorteile: Mehr Zeit (auch für gesunde Ernährung) und weniger Stress wirkt sich außerdem förderlich auf die Gesundheit aus. Wer das Downshifting zudem nutzt, um Zeit für regelmäßigen Sport einzuplanen, der profitiert doppelt.

Nachteile Downshifting

  1. Weniger Einkommen: Weniger Arbeit bedeutet nicht nur mehr Freizeit, in vielen Fällen bedeutet es auch weniger Geld. Wie hoch die finanziellen Einbußen ausfallen, hängt davon ab, wie stark die Arbeitszeit reduziert wird. Meist wird es aber so sein, dass mit dem Downshifting der Lebensstil ein wenig eingeschränkt werden muss. Das kann unter anderem dann zu einem Problem werden, wenn man die neu gewonnene Freizeit für Urlaubsreisen oder Ausflüge nutzen möchte. Denn die kosten Geld und davon hat man aufgrund des Downshifting nun weniger.
  2. Eingeschränkte Aufstiegschancen: Downshifting kann sich außerdem nachteilig auf die Karriere auswirken und auch so finanzielle Einbußen nach sich ziehen. Wenn Beförderungen ausbleiben, fallen häufig auch Gehaltserhöhungen weg oder weniger hoch aus.
  3. Weniger Rente: Arbeitnehmer, die weniger arbeiten und daher weniger Einkommen erzielen, zahlen auch weniger in die Rentenversicherung ein. In jungen Jahren macht man sich darüber vielleicht noch nicht allzu viele Gedanken, doch spätestens mit dem Renteneintritt wird das Problem offensichtlich. Personen, die einen Großteil ihres Erwerbslebens in Teilzeit gearbeitet haben, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, später in Altersarmut zu landen. Auch dieser Aspekt will unbedingt bedacht werden, wenn man über Downshifting nachdenkt. Ist das Downshifting erst mit 50 oder 55 geplant, fällt dieser Effekt etwas geringer aus, da man während der übrigen Jahre seines Erwerbslebens bereits in die Sozialversicherung eingezahlt hat.
  4. Downshifting begründen: Mitunter können Kollegen oder andere Personen aus dem persönlichen Umfeld nicht nachvollziehen, warum man sich für Downshifting entscheidet, obwohl man doch Vollzeit arbeiten könnte. Diesen Personen gegenüber muss man sich unter Umständen rechtfertigen. Das kann stören und auf lange Sicht (sofern die Nachfragen nicht aufhören) die Beziehung zu diesen Personen negativ beeinflussen. Seine persönlichen Lebensentscheidungen sollte man jedoch nicht von Außenstehenden abhängig machen.

Downshifting Beispiele: So kann das Kürzertreten im Job aussehen

Von einer Vollzeit- in eine Teilzeittätigkeit zu wechseln, ist eine Möglichkeit des Downshifting. Daneben gibt es aber noch weitere Optionen für Personen, die beruflich einen Gang zurückschalten wollen.

Beispiele für Downshifting:

  1. Rückschritt in Bezug auf Verantwortung: Beschäftigte, die bisher eine Führungsposition innehatten, können downshiften, indem sie ihre Rolle gegen die eines „einfachen“ Mitarbeiters eintauschen. Das muss übrigens nicht zwingend damit einhergehen, auch die Arbeitszeit zu reduzieren. Für einige reicht es schon aus, nicht mehr so viel Verantwortung zu haben.
  2. Von der ständigen Präsenz zum Homeoffice: Eine andere Möglichkeit des Downshifting besteht darin, sich nicht mehr jeden Tag im Büro zu zeigen, sondern den Großteil seiner Arbeitszeit im Homeoffice zu verbringen. Das bedeutet in den meisten Fällen weniger Stress, weil weniger gependelt werden muss. Zudem kann es entspannter sein, wenn man im Homeoffice seinen Arbeitstag besser selbst planen kann und nicht so häufig von Kollegen abgelenkt wird.
  3. Wechsel in einen anderen Job: Downshifting kann aber auch bedeuten, sich ein ganz neues Aufgabengebiet zu suchen. Hat man aktuell einen Job, bei dem man ständig unter Druck steht, vielleicht Schichtarbeit verrichtet und von einer engen Deadline zur nächsten hetzt, kann ein Jobwechsel durchaus sinnvoll sein, um seine Gesundheit zu schonen.

Erfahrungen: Downshifting mit 30, 40 oder 50?

Neben der Art und Weise, wie das Downshifting gestaltet wird, spielt der Zeitpunkt eine Rolle für die Entscheidung, ob man beruflich zurückschraubt oder alles beim Alten belässt.

Downshifting mit 30

Downshifting mit 30 Jahren kann mitunter riskant sein. Denn mit 30 befinden sich viele Arbeitnehmer in der Phase des beruflichen Aufstiegs. Man hat sein Studium hinter sich und die ersten Jahre im Job gearbeitet. Nun geht es darum, den Grundstein für die weitere Karriere zu legen.

Entscheidet man sich in dieser Phase dafür, nicht mehr so viel zu arbeiten, könnte das auf der einen Seite den beruflichen Fortschritt bremsen und einige oder gar alle der genannten negativen Konsequenzen nach sich ziehen: weniger Geld, weniger Sozialleistungen und ein geringerer Lebensstandard. Auf der anderen Seite hat man dafür aber Zeit, sein Leben in den 30ern zu genießen.

Downshifting mit 40

Im Alter von 40 Jahren beruflich zurückzuschrauben, kann wiederum andere Konsequenzen haben. In diesem Alter hat man vielleicht eine Immobilie erworben und eine Familie gegründet. Entscheidet man sich dann für Downshifting, kann das eine finanzielle Herausforderung sein. Beschäftigte, die diesen Schritt planen, sollten daher vorab ganz genau durchrechnen, ob sie das Vorhaben finanziell bewältigen können.

Wem es jedoch in dieser Lebensphase gelingt, weniger zu arbeiten, der kann (vor allem wenn er Kinder hat) immens davon profitieren. Die frei gewordene Zeit können diese Menschen mit ihrer Familie verbringen.

Downshifting mit 50 oder 55

In diesem Alter könnte Downshifting eine gute Option sein. Mit 55 Jahren gehen manche Arbeitnehmer in Altersteilzeit und genießen ihren Vorruhestand. Warum nicht also auch über Downshifting nachdenken?

Wenn die finanziellen Rahmenbedingungen stimmen, könnte Downshifting mit 50 und 55 besser passen als mit 30 oder 40. Bedenken sollte man dabei jedoch, dass die Rückkehr aus dem Downshifting in diesem Alter schwierig werden kann.

Wer den Schritt mit 50 oder 55 wagt, sollte eher damit planen, nicht mehr in die vorherige Führungsposition zurückzukehren. Vielleicht lässt sich das Downshifting in diesem Alter dazu nutzen, sich eine Selbstständigkeit aufzubauen oder sich schon langsam an den Ruhestand zu gewöhnen und neue Hobbys zu entdecken und Freundschaften zu pflegen.

Bildnachweis: Branislav Nenin / Shutterstock.com

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