Branchenwechsel in der Bewerbung: Wie angeben und begründen?
Ein Wechsel in eine andere Branche kann sich aus vielen Gründen lohnen. Für Arbeitgeber kann ein Branchenwechsel bei einer Bewerbung jedoch Fragen aufwerfen. Deshalb ist es wichtig, eine solche Entscheidung begründen zu können. Welche Möglichkeiten Sie haben, in der Bewerbung einen Branchenwechsel anzugeben und zu erklären, erfahren Sie hier.

Wann sich ein Branchenwechsel lohnen kann
Die wenigsten Berufe sind auf eine bestimmte Branche limitiert. Dadurch ist es möglich, in einen anderen Bereich zu wechseln. Dass viele Arbeitnehmer genau das machen, hat oft gute Gründe.
Ein Branchenwechsel kann das Ergebnis sein, wenn sich jemand nach neuen Herausforderungen sehnt. Beschäftigte, die sich persönlich weiterentwickeln möchten, können das manchmal in einer anderen Branche besser als in dem Bereich, in dem sie bisher tätig waren. Gerade, wer lange Zeit in derselben Branche war, sehnt sich womöglich nach dem Umbruch und der Aufregung, die mit etwas ganz Neuem verbunden ist.
In eine andere Branche zu wechseln, kann auch nützlich sein, um das eigene Profil zu erweitern. Ein Branchenwechsel geht häufig mit neuen Kompetenzen einher, was für die Karriere ein Vorteil ist. Es kann dadurch leichter sein, eine höhere Position zu erreichen oder sich auf ein bestimmtes Tätigkeitsfeld zu spezialisieren.
Manchmal hängt ein Branchenwechsel mit äußeren Umständen zusammen. Die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt können dafür sorgen, dass ein Branchenwechsel eine sinnvolle oder notwendige Option ist. Im bisherigen Bereich weiterzumachen, könnte mit einer schlechten Zukunftsperspektive verbunden sein, wohingegen man sich mit einem Wechsel neue Möglichkeiten eröffnet.
Nicht zuletzt kann ein Branchenwechsel auch mit veränderten Werten und Vorstellungen zusammenhängen. Ein Beschäftigter möchte sich dann beispielsweise für etwas einsetzen, hinter dem er wirklich steht. Oder er hätte gern mehr Freizeit, was in einer anderen Branche eher möglich ist.
Wie ein Branchenwechsel die Bewerbungschancen beeinflussen kann
Die Branche zu wechseln, kann beeinflussen, wie die weitere berufliche Entwicklung einer Person verläuft und welche Möglichkeiten sie dabei hat. Dabei kann ein Branchenwechsel sowohl negative als auch positive Auswirkungen haben.
So kann ein Branchenwechsel positiv konnotiert sein:
- Ein Branchenwechsel zeigt, dass ein Beschäftigter flexibel, offen und anpassungsfähig ist. Dieser Schritt demonstriert Lernbereitschaft und macht deutlich, dass jemand weiß, was er will.
- Durch einen Branchenwechsel sammeln Arbeitskräfte vielseitigere Erfahrungen und können ihren Horizont erweitern. Das kann dazu führen, dass solche Beschäftigten innovative Ideen haben, die ihren Arbeitgeber voranbringen.
- Oft verfügen Bewerber, die die Branche wechseln, über ein besonders großes berufliches Netzwerk. Das ist für sie selbst ein Vorteil, weil sich dadurch neue Chancen ergeben können. Auch Arbeitgeber können davon profitieren, wenn Mitarbeiter gut vernetzt sind.
Ein Branchenwechsel kann aber auch Risiken für die weitere berufliche Entwicklung mit sich bringen:
- Bei der ersten Bewerbung in einer anderen Branche mangelt es den Bewerbern an Erfahrung in diesem Bereich. Das kann ihre Möglichkeiten limitieren und dazu führen, dass sich die Jobsuche schwieriger gestaltet.
- Arbeitgeber könnten Bewerber, die öfter eine andere Richtung eingeschlagen haben, für unstet halten und ihnen unterstellen, dass sie nicht wissen, was sie wollen.
- Je umkämpfter freie Stellen in der betreffenden Branche sind, desto schwieriger ist ein Einstieg für Bewerber, die aus einer anderen Branche kommen.
- Ein Branchenwechsel kann für Lücken im Lebenslauf sorgen, die bei vielen Arbeitgebern nicht gern gesehen sind.
In der Bewerbung Branchenwechsel angeben?
In den meisten Fällen ist es sinnvoll, in der Bewerbung auf einen Branchenwechsel zu sprechen zu kommen oder ihn indirekt zu thematisieren. Ein ehrlicher Umgang mit dem eigenen Berufsweg sorgt für Transparenz und schafft Vertrauen. Wenn der Arbeitgeber erst später merkt, dass ein Bewerber aus einem anderen Bereich kommt, könnte er sich getäuscht fühlen, was nachteilig für die Chancen bei der Bewerbung sein kann.
Ein Branchenwechsel muss kein Nachteil für Bewerber sein. Es lohnt sich, ihn zu thematisieren und ganz bewusst positiv darzustellen. Als Bewerber können Sie zum Beispiel darauf eingehen, dass Sie vielseitige Erfahrungen sammeln oder ein großes Netzwerk aufbauen konnten. Viele Fähigkeiten sind womöglich übertragbar – genau das sollten Bewerber in ihrer Bewerbung verdeutlichen.
Für Arbeitgeber ist es wichtig, die Beweggründe von möglichen neuen Mitarbeitern zu verstehen. Wer seinen Branchenwechsel erklärt, sorgt für Verständnis und kann damit womöglich punkten.
Es gibt jedoch auch Situationen, in denen es besser sein kann, den Branchenwechsel nicht in den Vordergrund zu rücken. Gibt es zum Beispiel große Unterschiede zwischen der früheren und der neuen Branche, bieten Fähigkeiten und Erfahrungen womöglich keinen Mehrwert. Es kann auch sein, dass der Wechsel die Folge von negativen Entwicklungen wie beruflichen Rückschlägen war. Dann wäre es besser, den Blick in die Zukunft zu richten, statt den Wechsel im Detail zu begründen.
Einen Branchenwechsel bei einer Bewerbung angeben: So machen Sie es richtig
Indem Sie Ihren Branchenwechsel in der Bewerbung angeben und erläutern, nutzen Sie die Chance, die Wirkung dieses Schritts auf Arbeitgeber zu beeinflussen. Sowohl das Anschreiben als auch der Lebenslauf bieten die Möglichkeit, auf einen Branchenwechsel einzugehen. Es kann auch sinnvoll sein, bestimmte Nachweise an die Bewerbung anzuhängen.
Branchenwechsel begründen im Anschreiben
Das Anschreiben ist der richtige Ort, um in der Bewerbung einen Branchenwechsel zu thematisieren. Dazu erläutern Sie mit wenigen Sätzen, warum Sie die Branche gewechselt haben oder einen Branchenwechsel planen.
Dabei ist es wichtig, die Veränderung nicht als etwas Negatives zu sehen, das Sie fast schon entschuldigen müssen. Stellen Sie im Bewerbungsanschreiben den Branchenwechsel bewusst positiv dar. Bestimmt gibt es Kompetenzen, Kenntnisse und Perspektiven, die sich auf einen Job in der neuen Branche übertragen lassen. Im besten Fall gelingt es Ihnen, Ihr einzigartiges Profil als den Faktor zu verkaufen, der entscheidend für Ihre Eignung ist.
Dabei wären bei einem Branchenwechsel in der Bewerbung Formulierungen wie diese denkbar:
- „Im Rahmen meiner langjährigen Tätigkeit als XY habe ich mir fundierte Kenntnisse in den Bereichen YX und YZ angeeignet. Diese Erfahrungen möchte ich gezielt nutzen, um in Ihrem Unternehmen (Beispiel) zu leisten.“
- „In meiner bisherigen Tätigkeit habe ich umfassende Erfahrungen im Bereich XY gesammelt, die ich in der Position als YX gewinnbringend einsetzen könnte. Zum Beispiel könnte ich (konkretes Beispiel).“
- „In 15 erfolgreichen Jahren in der XY-Branche habe ich tiefgehende Kenntnisse und umfangreiche Kompetenzen im Bereich YX erworben. Nun möchte ich mich bewusst einer neuen Herausforderung stellen. Mit zusätzlichen Qualifikationen durch eine Weiterbildung und den Besuch eines Seminars bringe ich sowohl Fachwissen als auch eine hohe Motivation mit, um als X erfolgreich in die Z-Branche einzusteigen.“
Branchenwechsel im Lebenslauf angeben
Auch am Lebenslauf wird ersichtlich, wenn jemand die Branche gewechselt hat. Die Kunst besteht darin, eine Brücke von früheren Erfahrungen und Kompetenzen zum angestrebten Bereich zu schlagen. Überlegen Sie deshalb, wo es Schnittmengen gibt und welche Fähigkeiten und Qualifikationen auf die andere Branche übertragen werden können.
Wenn Sie zum Beispiel frühere Stellen beschreiben, können Sie auf Tätigkeiten eingehen, die auch künftig relevant sind. Vielleicht haben Sie schon Projekte geleitet oder technisches Know-how angewendet, Kunden beraten oder bestimmte administrative Aufgaben erledigt. Wenn so etwas auch im neuen Job gefragt ist, lohnt es sich, es im Lebenslauf hervorzuheben.
Möglicherweise haben Sie sich weitergebildet oder anderweitig zusätzliche Qualifikationen angeeignet. Das sollten Sie in Ihrem Lebenslauf erwähnen, zum Beispiel in einer gesonderten Rubrik („Weiterbildungen“ oder „Zusätzliche Qualifikationen“).
Es ist darüber hinaus grundsätzlich empfehlenswert, im Lebenslauf auf Erfolge einzugehen. Dadurch machen Sie deutlich, welchen Mehrwert Ihre Mitarbeit für Arbeitgeber hat oder haben kann. Je konkreter Sie bei der Beschreibung von Erfolgen werden, desto nachvollziehbarer sind Ihre Angaben.
Zusätzliche Unterlagen für den Anhang der Bewerbung
Es kann sinnvoll sein, Unterlagen wie Zertifikate oder andere Nachweise über Qualifikationen in den Anhang Ihrer Bewerbung aufzunehmen. Nehmen Sie Nachweise auf, die Ihre Eignung unterstreichen. Überfrachten Sie Ihre Bewerbung aber nicht mit Dokumenten, die für Personalverantwortliche keinen klaren Mehrwert haben. Dadurch würden Sie Ihre Bewerbung nur künstlich aufblähen, was bei vielen Personalern einen negativen Eindruck hinterlässt.
Im Vorstellungsgespräch den Branchenwechsel begründen
Stellen Sie sich darauf ein, Ihren Branchenwechsel im Bewerbungsgespräch zu erläutern. Setzen Sie sich dazu im Vorfeld mit Ihrer Motivation und Ihren Beweggründen auseinander. Wenn Sie authentisch darlegen können, warum Sie in einen anderen Bereich wechseln möchten, kommt das sicherlich gut bei den Personalverantwortlichen an.
Überlegen Sie, welche Fragen man Ihnen zu Ihrem Werdegang und dem angestrebten oder schon vollzogenen Branchenwechsel stellen könnte. So können Sie sich schon Gedanken darüber machen, wie eine überzeugende Antwort aussehen kann. Solche Fragen sind vorstellbar:
- „Sie kommen aus einem ganz anderen Bereich. Warum möchten Sie in die XY-Branche wechseln?“
- „Mit diesem Job würden Sie eine ganz andere Richtung einschlagen. Was bewegt Sie dazu?“
- „Sie kennen sich bislang ja primär mit XY aus. Halten Sie sich für kompetent genug für diesen Job?“
Je stärker Sie vermitteln, dass der Branchenwechsel durchdacht ist und vielleicht sogar einem langgehegten Wunsch entspricht, desto positiver ist es. Gehen Sie in Bezug auf den Branchenwechsel unbedingt auch auf Erfahrungen und Fähigkeiten ein, die auf den möglichen neuen Job übertragbar sind. Zugleich sollten Sie deutlich machen, dass Sie anpassungsfähig und lernbereit sind.
Sie sollten darauf vorbereitet sein, dass Personalverantwortliche Ihren Wechsel als Nachteil sehen könnten. Dann ist es hilfreich, mögliche Vorbehalte mit guten Argumenten entkräften zu können. Legen Sie sich ruhig vor dem Bewerbungsgespräch konkrete Beispiele zurecht, die überzeugend sind.
Erfolgreich in eine andere Branche wechseln: Tipps für Bewerber
Für Beschäftigte kann es gute Gründe dafür geben, in eine andere Branche zu wechseln. Die Idee in die Tat umzusetzen, ist jedoch nicht selten eine Herausforderung. Dann hilft es, zu wissen, wie man die eigenen Chancen bei der Jobsuche verbessern kann.
Es ist zum Beispiel förderlich, wenn Sie gut vernetzt sind. Womöglich gibt es jemanden, der bei einem potenziellen Arbeitgeber ein gutes Wort für Sie einlegen könnte. Oder der Ihnen direkt zu einem Jobangebot verhelfen kann, weil in seiner Firma eine Stelle frei ist. Auch Mentoring kann sich lohnen. Ein Mentor in der neuen Branche kann Ihnen erst bei der Jobsuche und später im Berufsalltag helfen.
Überlegen Sie, inwiefern Ihre Qualifikationen ausreichen, um in eine andere Branche zu wechseln. Womöglich lohnt es sich, eine Weiterbildung zu machen oder an einem Online-Kurs teilzunehmen, um sich zusätzlich zu qualifizieren. Dabei können Sie sich Kenntnisse und Kompetenzen aneignen, die für den Joballtag essenziell oder hilfreich sind. Zugleich machen Sie deutlich, dass Sie lernwillig und flexibel sind.
Wie gut es mit dem Branchenwechsel klappt, hängt außerdem von Ihrer Bewerbung ab. Es lohnt sich, übergeordnete Expertise und nützliche Soft Skills in Lebenslauf und Anschreiben hervorzuheben. Es kommt nicht nur auf die Inhalte Ihrer Bewerbung an, sondern auch darauf, welche Haltung Sie dabei einnehmen. Seien Sie positiv, indem Sie den geplanten Wechsel als folgerichtigen nächsten Schritt in Ihrer Laufbahn darstellen.
Wie der Branchenwechsel zum Vorteil bei der Jobsuche werden kann
- Ein Branchenwechsel ist manchmal beabsichtigt, in anderen Fällen ist er eine Notlösung. Bei Bewerbungen kann er positiv gedeutet werden, aber auch Zweifel daran wecken, ob ein Bewerber die Eignung für die Stelle mitbringt.
- Es ist in den meisten Fällen empfehlenswert, in der Bewerbung den Branchenwechsel zu begründen und offen damit umgehen. Das schafft Transparenz – und damit Vertrauen.
- Sie können im Bewerbungsanschreiben auf den Branchenwechsel eingehen und Ihren Lebenslauf so optimieren, dass die Veränderung positiv gedeutet wird.
- Seien Sie darauf vorbereitet, dass es im Bewerbungsgespräch um den Branchenwechsel geht. Entscheidend ist, dass Sie erläutern können, welche positiven Auswirkungen dieser Schritt hat.
- Wenn Sie glaubhaft vermitteln können, dass der Branchenwechsel durchdacht ist und Sie hoch motiviert sind, können Sie mögliche Vorbehalte bei Personalverantwortlichen ausräumen.
Bildnachweis: stockfour / Shutterstock.com