Berufliche Neuorientierung: Mit diesen Tipps gelingt Ihnen der Neustart
Wenn die Unzufriedenheit im Job zum Normalzustand wird oder der Job körperliche Folgen zeigt, ist es an der Zeit für eine Veränderung. Die gute Nachricht: Ein beruflicher Neustart kann Ihnen auch dann noch gelingen, wenn Sie schon viele Jahre im Berufsleben stehen. Wie erfolgreich die berufliche Neuorientierung verläuft, hängt jedoch davon ab, wie überlegt Sie vorgehen.
Unzufrieden im Job: Nur eine Phase – oder ein dauerhaftes Problem?
Ab und an keine Lust mehr auf den eigenen Job zu haben, ist für viele Arbeitnehmer ein Stück weit normal. Auch, wenn es in so manchem Bewerbungsratgeber oder Film suggeriert wird: Wirklich Spaß an der Arbeit hat wohl nur eine Minderheit, und auch von Selbstverwirklichung im Beruf kann bei vielen nicht die Rede sein. Das ist prinzipiell kein Problem, denn Sie haben schließlich noch andere Dinge im Leben als Ihren Job.
Dennoch sollten Sie keine schlechten Gefühle beim bloßen Gedanken an Ihren Job haben. Wenn Sie schon seit längerer Zeit unglücklich sind und sich beim besten Willen nicht vorstellen können, noch bis zur Rente so weiter zu machen, ist es höchste Zeit, die Reißleine zu ziehen. Egal, ob Sie 25 sind oder 45 – eine berufliche Neuorientierung kann in nahezu jedem Alter gelingen.
Analysieren Sie die Gründe für Ihre Unzufriedenheit
Bevor Sie jetzt sofort Ihren Job kündigen, sollten Sie sich jedoch fragen, woran es eigentlich liegt, dass Sie unzufrieden sind. Hat es tatsächlich mit dem Beruf zu tun – oder stecken (auch) private Ursachen hinter Ihren schlechten Gefühlen? Wer gerade privat eine Krise durchmacht, wird die Folgen ebenfalls im Beruf spüren.
Können Sie private Gründe ausschließen, stellt sich die nächste Frage: Könnten Sie in Ihrem Beruf an anderer Stelle zufriedener sein? Liegt es also an diesem speziellen Arbeitgeber, leidigen Kollegen, einem Vorgesetzten, mit dem Sie nicht können – oder sind die Gründe intrinsischer Natur, hängen also unmittelbar mit Ihrer Berufswahl zusammen? Von der Beantwortung dieser Frage hängt ab, ob ein beruflicher Neustart sinnvoll ist oder nicht.
Wohin es gehen soll, wissen wohl die wenigsten, die über eine berufliche Neuorientierung nachdenken. Dafür wissen die meisten umso besser, was sie nicht mehr wollen. Genau das ist ein hilfreicher Wegweiser bei der Suche nach einem Beruf, der besser passt. Mit der Vorstellung, einen womöglich gut bezahlten und sicheren Job aus eigenem Antrieb zu kündigen, tun sich viele Menschen jedoch selbst dann schwer, wenn die Unzufriedenheit groß ist. Manchmal ist das jedoch der einzige Weg, um dauerhaft zufriedener im Job zu werden.
Beruflicher Neustart: Mentale Hürden überwinden
Ob Ihnen die berufliche Neuorientierung gelingt, hängt nicht nur davon ab, welche Möglichkeiten Sie tatsächlich haben. Viele solcher Vorhaben scheitern, weil die Betroffenen von vornherein nicht überzeugt sind, dass der Neustart klappen kann. Viele Betroffenen hadern lange mit sich, bevor Sie einen grundlegenden Wandel angehen. Zu groß sind bei vielen die Zweifel: Bin ich nicht zu alt? Soll ich wirklich meinen bequemen, wenn auch lästigen Job aufgeben? Und was, wenn ich dann keinen Job finde?
Solche Fragen sind berechtigt und Sie sollten sich diese Fragen stellen – und sie möglichst realistisch beantworten. In der Tat gibt es manche Vorhaben, die schwierig sind. Wenn Sie von einem Beruf träumen, an den viele Voraussetzungen und Qualifikationen geknüpft sind, die Sie in Gänze nicht aufholen können, und es gleichzeitig eine Fülle an qualifizierten Bewerbern gibt, dürfte das Unterfangen schwierig werden. Andererseits: Auch hier ist es letztlich eine Frage des Engagements. Wenn Sie sich voll reinhängen und so viele Qualifikationen wie nur irgend möglich sammeln, sieht die Sache schon anders aus. Die Zeit – und die finanziellen Reserven – hat jedoch nicht jeder.
In vielen Fällen sind die Hürden ohnehin nicht ganz so hoch. Wenn Sie die Voraussetzungen kennen und sich – mit den nötigen Qualifikationen – prinzipiell keine schlechten Chancen ausrechnen, kann es auch klappen. Wenn Sie jedoch innerlich zweifeln, kann das das größte Hindernis bei einer beruflichen Neuorientierung sein.
Sie müssen aktiv werden, wenn sich Ihre Lage ändern soll
Natürlich ist es ein wenig furchteinflößend, noch einmal von vorn zu beginnen. Sie geben eine gewisse Sicherheit auf, denn Sie wissen nicht, was die Zukunft bringt. Andererseits wagen immer mehr Menschen diesen Schritt. Gerade jüngere Arbeitnehmer sind oft weniger zögerlich, wenn sie in ihrem Beruf unzufrieden sind und keine Aussicht auf Besserung sehen. Brüche in Lebensläufen sind längst keine Seltenheit mehr.
Vielleicht zweifeln Sie, weil Sie vermeintlich zu alt sind. Aber selbst mit 40 liegt ein großer Teil Ihres Berufslebens noch vor Ihnen. Gehen Sie den Schritt lieber jetzt, wenn Sie in Ihrem Job unglücklich sind. Bei späteren Bewerbungen kommt es letztlich auf zwei Dinge an: Ihre Qualifikationen und Ihr Engagement. Auf beides können Sie Einfluss nehmen.
Warten Sie nicht darauf, dass sich alles wie von Zauberhand fügt. Sie sind gefragt – Sie müssen handeln, wenn Sie Ihre Lage verändern möchten. Dafür müssen Sie Ihre Komfortzone verlassen, etwas wagen und den Mut haben, die Sache durchzuziehen. Eine gehörige Portion Durchhaltevermögen gehört auch dazu.
Womöglich gibt es in Ihrem Umfeld Skeptiker. Kritische Rückfragen sind zwar für sich genommen nichts Schlimmes und können Sie selbst dazu anregen, über alle Aspekte des Neustarts gründlich nachzudenken. Offen und wiederholt geäußerte Zweifel können Sie jedoch aus der Bahn werfen – vor allem, wenn Sie noch ganz am Anfang Ihrer Überlegungen stehen. Lassen Sie sich nicht verunsichern, sondern ziehen Sie Ihren Plan durch. Denken Sie daran: Sie können es schaffen, wenn Sie die berufliche Neuorientierung als Projekt begreifen und alles daransetzen, dass es klappt.
So finden Sie etwas, das wirklich zu Ihnen passt
Ob die berufliche Neuorientierung sich im Nachhinein als gewinnbringend herausstellt, haben Sie in der Hand. Der berufliche Neustart lebt von einem guten, detaillierten Plan – und natürlich einer zündenden Idee. Genau hiermit tun sich viele Betroffenen schwer. Prinzipiell kommen viele Optionen in Betracht, was nicht selten dazu führt, dass sich Betroffene wie gelähmt fühlen. Denn der Druck, im zweiten Anlauf die richtige Entscheidung zu treffen, ist meist hoch.
Versuchen Sie nicht, unter Zeitdruck eine neue Richtung zu finden. Nehmen Sie sich die nötige Zeit, um etwas zu finden, mit dem Sie wirklich zufrieden sind. Das kann einige Monate oder sogar einige Jahre dauern. Machen Sie sich bewusst, dass sich auch eine gute Idee womöglich nicht nach dem Aha-Moment anfühlt. Auch ein Beruf, der nicht bis ins kleinste Detail zu Ihnen passt, kann ein Beruf sein, den Sie gerne ausüben.
Diese Aspekte sind wichtig bei Ihrer Entscheidung
Fangen Sie bei der Überlegung, was Sie künftig tun möchten, ruhig bei Ihrem jetzigen Tätigkeitsfeld an. Gibt es etwas Verwandtes, das Sie sich besser vorstellen können und für das Sie möglicherweise sogar schon qualifiziert wären? Das wäre die einfachste Lösung.
Viele möchten jedoch etwas ganz anderes machen. Dann ist es hilfreich, sich Ihre Stärken und Schwächen ebenso zu vergegenwärtigen wie Ihre Vorlieben und Interessen. Berücksichtigen Sie nicht nur inhaltliche Interessen, sondern auch Ihre Präferenzen, was die Rahmenbedingungen Ihres Jobs angeht. Welche Vorstellungen haben Sie zur Bezahlung, den Aufstiegschancen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten, dem Arbeitsumfeld? Was stellen Sie sich in Bezug auf Ihre künftigen Arbeitszeiten vor und wie wichtig ist Ihnen eine gute Work-Life-Balance?
Es kann hilfreich sein, nahestehende Personen um eine Einschätzung zu bitten. Oft sehen andere klarer, wo die eigenen Talente liegen. Natürlich ist genauso entscheidend, was Sie selbst reizt. Und wenn Sie gar keine Idee haben? Dann können Ihnen die zahlreichen, oft kostenlosen Berufswahl-Tests im Internet Anregungen geben.
Eine mögliche neue Richtung auf Herz und Nieren testen
Sie haben eine, zwei oder sogar drei Richtungen gefunden, die Sie interessieren? Dann geht es im nächsten Schritt darum, diese auf Herz und Nieren zu testen. Beschäftigen Sie sich umfassend mit dem jeweiligen Bereich. Bringen Sie in Erfahrung, welche Voraussetzungen für einen Einstieg in diesen Beruf wichtig sind und wie die Chancen am Arbeitsmarkt stehen. Werden Fachkräfte dringend gesucht oder ist der Markt überlaufen? Auch ganz praktische Fragen sollten Sie sich stellen, etwa, ob es Stellen in der näheren Umgebung gibt, wenn ein Umzug nicht infrage kommt.
Es ist wichtig, dass Sie möglichst realistische Vorstellungen davon haben, wie der Arbeitsalltag im jeweiligen Beruf aussieht. Die Vorstellung, die Sie von einem Beruf haben, deckt sich nicht zwingend mit der Wirklichkeit. Wenn Sie ein Praktikum machen können, ist das empfehlenswert. Sie stellen dabei meist nach kurzer Zeit fest, ob der Beruf echtes Potenzial für Sie hat oder nicht. Nach Möglichkeit sollten Sie auch mit Menschen sprechen, die den Job ausüben oder sich damit auskennen. Hilfreich kann ebenso eine Berufsberatung sein oder ein persönlicher Coach.
Wenn Sie noch gar nicht sicher sind, ob Sie Ihren jetzigen Job wirklich an den Nagel hängen möchten, wägen Sie die jeweiligen Vor- und Nachteile gegeneinander ab. Auch hier sollten Sie die äußeren Rahmenbedingungen einbeziehen. Übereilen Sie nichts, lassen Sie sich Zeit mit der Entscheidung, bis Sie guter Dinge sind, dass die neue Richtung wirklich zu Ihnen passt. Wenn die Entscheidung steht, gilt es, den Übergang frühzeitig in die Wege zu leiten – zum Beispiel, indem Sie die nötigen Qualifikationen erwerben.
Nötige Qualifikationen sammeln: Welche Optionen gibt es?
Bei der Entscheidung, welche Richtung Sie beruflich einschlagen möchten, spielt die Frage nach den Voraussetzungen eine wichtige Rolle. Welcher Weg kann Sie in den neuen Beruf führen? Reichen Ihre jetzigen Qualifikationen aus? Reicht ein Kurs, um als Quereinsteiger eine Chance zu haben? In vielen Fällen sind eine Ausbildung oder ein Studium erforderlich, um bei Bewerbungen Chancen zu haben. Das ist ein Zeit- und Kostenfaktor, den Sie bedenken müssen.
Möglicherweise kommt auch eine Umschulung in Betracht. Staatliche Fördermaßnahmen sind allerdings an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Klären Sie im Einzelfall, ob Ihnen diese Möglichkeit zur Verfügung steht.
Denken Sie daran, dass in manchen Berufen selbst ein Universitätsabschluss nicht reicht, um gute Chancen bei Bewerbungen zu haben. Wenn Sie sich für Stellen bewerben, bei denen andere Bewerber nicht nur einen Bachelor, sondern auch einen Master, Auslandserfahrung und Praktika vorweisen können, haben Sie mit einem reinen Bachelor-Abschluss vermutlich das Nachsehen. Dann ist es besser, einen Bereich zu wählen, bei dem Sie mit den entsprechenden Qualifikationen bessere Chancen haben.
Erfolgreich bewerben nach einer beruflichen Neuorientierung
Eine berufliche Neuorientierung gleicht häufig einem Marathon. Oft ist ein langer Vorlauf nötig, in der Sie die erforderlichen Qualifikationen erwerben, bis Sie sich endlich nach einer neuen Stelle umsehen können. Wenn Sie sich nach dem beruflichen Neustart bewerben, halten Sie sich an die üblichen Empfehlungen für Bewerbungen: Sie sollten passgenau sein und alle relevanten Informationen und Unterlagen enthalten.
Besonders wichtig ist bei einer beruflichen Neuorientierung das Anschreiben. Hier geht es darum, Ihre Motivation zu erklären. Warum haben Sie den Beruf gewechselt? Welche Ziele verfolgen Sie damit? Und, ganz wichtig: Warum glauben Sie, dass Sie diese Ziele bei dem jeweiligen Arbeitgeber erreichen können? Zeigen Sie sich lernwillig und flexibel, um mögliche Vorbehalte des Entscheidungsträgers zu verringern. Erwähnen Sie ruhig private Interessen, die Sie qualifizieren.
Was beim Lebenslauf bei einem beruflichen Neustart wichtig ist
Beim Lebenslauf gilt: Darin sollten sich nur Erfahrungen finden, die für den jeweiligen Arbeitgeber von Interesse sind. Das ist bei einem Berufswechsel nicht ganz so simpel. Schließlich haben Sie bisher etwas ganz anderes gemacht und sollten jetzt nicht jeden bisherigen Job unter den Tisch fallen lassen. Sonst haben Sie wahrscheinlich sehr große Lücken im Lebenslauf.
Listen Sie stattdessen alle wichtigen Erfahrungen auf, auch wenn sie nicht unmittelbar inhaltlich relevant sind. Dabei haben Sie schließlich trotzdem Qualifikationen gesammelt, zum Beispiel bestimmte Soft Skills. Falls Sie außerberufliche Erfahrungen vorweisen können, die Ihre Eignung unterstreichen, nennen Sie diese ruhig ebenfalls. Das gilt auch für entsprechende Hobbys und Interessen.
Vielleicht haben Sie Kontakte, die Sie für Ihre Bewerbungen nach dem Berufswechsel nutzen können. Scheuen Sie sich nicht davor, auf diese zurückzugreifen – es kann Ihnen Türen öffnen, wenn Sie die richtigen Personen kennen.
Nicht zuletzt gilt, egal ob für die Bewerbung oder ein Vorstellungsgespräch: Seien Sie selbstbewusst. Sehen Sie die Tatsache, dass Sie in der neuen Richtung gerade erst anfangen, nicht als Makel. Damit würden Sie Ihre Position unnötig schwächen.
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