Welche Versicherungen sind für Azubis sinnvoll?
Wer eine Ausbildung beginnt, sollte sich auch mit dem Thema Versicherungen beschäftigen. Nur mit einer speziellen Versicherung sind Sie im Fall der Fälle abgesichert. Doch nicht alles, was Versicherungsvertreter empfehlen, ist auch wirklich unabdingbar. Sie möchten wissen, welche Versicherungen für Azubis wirklich sinnvoll sind? Bei uns erfahren Sie es.
Warum überhaupt Versicherungen als Azubi abschließen?
Jeden Herbst beginnen Hunderttausende Azubis in Deutschland eine Berufsausbildung. Zwischen Aufregung, Nervosität und einem für viele grundlegenden strukturellen Wandel ihres Lebens vergessen viele Berufsanfänger ein wichtiges Thema: die Versicherungen. Dabei ist es für jeden Auszubildenden dringend empfehlenswert, sich damit zu beschäftigen.
Mit speziellen Versicherungen können Sie Situationen während der Ausbildung auffangen, die Sie ansonsten viel Geld kosten könnten. Allerdings ist nicht jede Versicherung, die die Versicherer empfehlen, wirklich essenziell. Wenn Sie sich mit einer entsprechenden Versicherung vor jeder erdenklichen Lebenslage schützen möchten, zahlen Sie dafür viel Geld – und das ist gerade bei Azubis meist knapp.
Entscheidend ist deshalb, eine sinnvolle Auswahl zu treffen. Entscheiden Sie durchdacht, was Sie wirklich brauchen und worauf Sie verzichten können. Manche Versicherungen sollten allerdings in jedem Fall abgeschlossen werden.
Diese Versicherungen sollte jeder Azubi haben
Wenn es darum geht, abzuwägen, welche Versicherung wirklich nötig ist, sollten Sie einerseits das Risiko abwägen. Wie wahrscheinlich ist, dass Sie auf eine solche Versicherung zurückgreifen müssen? Andererseits: Wie groß wäre der Schaden, wenn Sie keine Versicherung haben? Gerade, was sehr teuer werden kann, kann schnell die ganze Existenz bedrohen – und macht somit eine Versicherung sinnvoll.
Nicht verzichten sollten Sie jedoch auf diese drei Versicherungen: Krankenversicherung, Haftpflichtversicherung und Berufsunfähigkeitsversicherung.
Krankenversicherung für Azubis
In Deutschland ist es Pflicht, eine Krankenversicherung abzuschließen. Viele Auszubildenden waren bisher über ihre Eltern krankenversichert und müssen sich nun nach einer eigenen Versicherung umsehen. Azubis sind pflichtversichert in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Ein Eintritt in eine private Versicherung ist für sie nicht möglich. Das liegt am Status und geringen Einkommen der Azubis.
Wenn der Auszubildende zuvor über seine Eltern privat krankenversichert war, kann ein Antrag auf Anwartschaft gestellt werden. Zwar wären Sie dann dennoch während der Zeit Ihrer Ausbildung gesetzlich versichert, Sie könnten aber anschließend wieder in eine private Krankenversicherung eintreten – zu denselben Konditionen wie vorher. Diese Variante ist meist deutlich günstiger, als ohne Anwartschaft nach der Ausbildung in eine private Krankenversicherung einzutreten.
Azubis müssen sich innerhalb der ersten 14 Tage ihrer Ausbildung krankenversichern. Welche gesetzliche Krankenversicherung Sie wählen, ist dabei Ihnen überlassen.
Haftpflichtversicherung für Azubis
Auch eine Haftpflichtversicherung wird für Auszubildende dringend empfohlen – zwar nicht für die Zeit im Betrieb, denn dort sind Sie in der Regel über die Betriebshaftpflicht des Arbeitgebers abgesichert. Auch im privaten Bereich können jedoch Missgeschicke und Unfälle passieren. Wie schnell hat man ein Glas Wasser auf das teure Handy des Freundes umgestoßen oder etwas Wertvolles runtergeworfen.
Ohne Haftpflichtversicherung können solche Fälle teuer werden. Das gilt besonders, wenn es um Unfälle im Straßenverkehr geht, an denen Sie beteiligt waren. Die Kosten für dadurch geschädigte Personen oder kaputte Autos bewegen sich meist in einer Höhe, die viele Azubis nicht finanzieren können.
Sichern Sie sich gegen solche Fälle ab. Private Haftpflichtversicherungen kosten meist um die 50 Euro im Jahr. Achten Sie auf die genauen Konditionen und die Deckungssumme. Möglicherweise sind Sie jedoch bereits über Ihre Eltern mitversichert. In diesem Fall benötigen Sie in der Regel erst nach der Ausbildung eine eigene Haftpflichtversicherung. Stellen Sie sicher, dass Sie das Höchstalter in der Familienversicherung noch nicht erreicht haben.
Berufsunfähigkeitsversicherung für Azubis
Eine weitere sinnvolle Versicherung für Azubis ist die Berufsunfähigkeitsversicherung. Wenn Sie – aus welchen Gründen auch immer – als Azubi berufsunfähig werden, steht oft die ganze Existenz auf dem Spiel. Berufseinsteiger haben noch keinen Anspruch auf den Erhalt einer gesetzlichen Rentenzahlung.
Selbst, wer nicht nur berufsunfähig, sondern auch erwerbsunfähig ist, bekommt im ersten Jahr der Ausbildung nur dann die gesetzliche Erwerbsminderungsrente, wenn die Erwerbsunfähigkeit mit einem Arbeitsunfall oder einer arbeitsbedingten Krankheit zusammenhängt. Wer sich in der Freizeit verletzt oder eine Krankheit hat, die mit dem Beruf nichts zu tun hat, der erhält erst ab dem zweiten Ausbildungsjahr die Erwerbsminderungsrente. Allerdings sollten Sie beachten, dass die Höhe der Erwerbsminderungsrente ohnehin gering ist. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist somit in jedem Fall empfehlenswert.
Praktisch für Berufsanfänger ist, dass Berufsunfähigkeitsversicherungen für Azubis meist vergleichsweise günstig sind. Je früher Sie eine solche Versicherung abschließen, desto günstiger sind die Beiträge meist auch. Die Art der Ausbildung hat Einfluss darauf, wie teuer der Versicherungsschutz ist. Je höher das Risiko, sich zu verletzen oder zu erkranken, desto höher sind auch die Versicherungsbeiträge. Für Handwerker fallen entsprechend höhere Beiträge an als für einen angehenden Bürokaufmann.
Achten Sie beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung darauf, wie hoch die monatliche Rente sein müsste, damit Sie davon leben können. Machen Sie außerdem alle Angaben wahrheitsgemäß – stellen sich bestimmte Angaben in Ihrem Antrag als falsch heraus, kann der Versicherer Ihnen kündigen. In dem Fall sind Sie nicht mehr gegen Berufsunfähigkeit abgesichert.
Mögliche weitere Versicherungen für Azubis
Viele Azubis sind froh, wenn sie genug Geld haben, um die drei eben genannten Versicherungen abzuschließen. Bei einem geringen Lehrgehalt bleibt meist ohnehin nicht viel übrig. Dennoch gibt es weitere Versicherungen, über die Sie als Auszubildender nachdenken können – abhängig von Ihrer speziellen Situation.
Wer ein eigenes Auto hat, braucht zwingend eine Kfz-Versicherung. Die Beiträge sind für Fahranfänger sehr hoch. Es kann eine Alternative sein, Ihr Auto zunächst über Ihre Eltern anzumelden. Diese zahlen aufgrund ihrer höheren Schadenfreiheitsklasse(n) deutlich geringere Versicherungsbeiträge. Wenn Sie nach ein paar Jahren etwas mehr Geld zur Verfügung haben, lohnt es sich jedoch, die Versicherung auf Sie zu übertragen. Nur dann steigen Sie schließlich selbst in der Schadenfreiheitsklasse und zahlen nach einigen schadensfreien Jahren entsprechend geringere Beiträge.
Auch eine Unfallversicherung kann für Azubis sinnvoll sein. Diese kann besonders dann in Betracht kommen, wenn keine Berufsunfähigkeitsversicherung besteht, Sie aber etwa ein riskantes Hobby haben. Im Zweifel ist die Berufsunfähigkeitsversicherung jedoch wichtiger.
Hausratsversicherung und Altersvorsorge
Wohnen Sie in einer eigenen Wohnung oder einem Haus? Dann kann sich eine Hausratsversicherung anbieten. Sie zahlt etwa nach einem Einbruchsdiebstahl oder wenn das Hab und Gut durch ein Feuer oder einen Wasserschaden zerstört wird. Wer noch bei den Eltern wohnt, der braucht eine solche Versicherung jedoch nicht – und auch bei einer eigenen Wohnung sollte gut abgewogen werden, ob die Hausratsversicherung sinnvoll ist. Wer keine teuren Gegenstände besitzt, für den lohnt sich diese Versicherung meist nicht.
Wer das nötige Geld übrig hat, kann sich mit der Altersvorsorge befassen. Je früher Sie einzahlen, desto mehr können Sie als Rentner erwarten. Allerdings ist diese Option für viele Azubis zu teuer – und im Zweifel weniger wichtig als die Absicherung existenzieller Risiken wie Berufsunfähigkeit.
Rechtsschutz- und Auslandskrankenversicherung
Ebenfalls nachdenken können Sie über eine Rechtsschutzversicherung. Falls Ihre Eltern eine solche Versicherung haben, sind Sie jedoch meist noch bis zur Vollendung des 25. Lebensjahrs mitversichert. Falls Sie Rechtsbeistand brauchen, geht das oft auch ohne einen Anwalt, etwa über die Gewerkschaft, wenn es berufliche Streitigkeiten gibt – falls Sie Mitglied sind. Mietervereine sind ein Ansprechpartner bei Konflikten mit dem Vermieter.
Wer gerne im Ausland Urlaub macht oder anderweitig häufig in anderen Ländern ist, der sollte über eine Auslandskrankenversicherung nachdenken. Die gesetzliche Krankenversicherung schützt Sie nur bei Aufenthalten in Europa. Wer in nicht-europäischen Ländern Urlaub macht und dort krank wird, muss die Kosten für die Behandlung ohne Versicherung selbst tragen.
Vor allem ein möglicherweise nötiger Rücktransport in die Heimat ist meist sehr teuer. Achtung: Der Rücktransport ist oft auch im europäischen Ausland nicht kostenlos, wenn keine spezielle Auslandskrankenversicherung abgeschlossen wird.
Generelle Tipps zum Abschluss einer Versicherung als Azubi
Unabhängig davon, um welche Versicherung es geht, sollten Sie vor deren Abschluss immer einen gründlichen Vergleich machen. Welche Leistungen bieten die jeweiligen Versicherungen im Detail – und welche Voraussetzungen bestehen dafür? Achten Sie auch auf das Kleingedruckte. Lassen Sie sich nicht nur vom Preis leiten, auch wenn Sie sparen müssen. Manchmal machen schon wenige Euro im Jahr einen entscheidenden Unterschied bei der Leistung der Versicherung.