Ausbildung abbrechen? Das sind die Optionen

Mit einer Berufsausbildung können Sie sich für den Beruf qualifizieren. Doch was, wenn die Freude über die neue Ausbildung schnell nachlässt und die Erwartungen daran nicht erfüllt werden? Viele Betroffene tun sich schwer damit, ihre Ausbildung abzubrechen. Hier erfahren Sie, wann ein Abbruch möglich ist, welche Folgen er haben kann und was Sie nach der abgebrochenen Ausbildung tun können.

Ist man bei der Arbeit nicht glücklich, wird über den Abbruch der Ausbildung nachgedacht

Ausbildung abbrechen: Ist das möglich?

Die Entscheidung für einen Beruf gehört für viele Menschen zu den schwersten und folgenreichsten im Leben. Besonders schwer fällt sie oft jungen Menschen, die meist nicht von praktischen Erfahrungen im angestrebten Bereich zehren können. Eine Ausbildung zu beginnen ist damit ebenso wie ein Studium oft ein Sprung ins Ungewisse. Ob die gewählte Richtung tatsächlich das Richtige ist, stellt sich meist erst während der Ausbildung heraus.

Im besten Fall stellen Sie nach einigen Monaten fest, dass die Berufsausbildung zu Ihnen passt und Ihnen Freude bereitet. Das ist jedoch längst nicht immer der Fall. Viele Azubis sind vielmehr nach einigen Monaten frustriert und verunsichert. Die neue Ausbildung stellt sich als ganz anders heraus als das, was man erwartet hatte. Womöglich decken sich die Inhalte nicht mit den eigenen Vorstellungen, oder es ist schlicht zu stressig oder langweilig. Mitunter stimmt auch das Betriebsklima nicht oder es gibt Probleme mit dem Chef. Auch die Arbeitszeiten können sich als Problem entpuppen. All das kann dazu führen, dass der Abbruch der Ausbildung erwogen wird.

Das sollten Sie bei der Kündigung Ihrer Ausbildung beachten

Wer darüber nachdenkt, seine Ausbildung abzubrechen, empfindet diesen Schritt häufig als Eingeständnis des eigenen Scheiterns. Dabei kommt es nicht selten vor, dass eine Ausbildung abgebrochen wird – in der Mehrheit der Fälle geschieht das auf Bestreben des Azubis hin. Je nach Bereich brechen im Schnitt zwischen zehn und 50 Prozent der Azubis die Ausbildung ab.

Dabei ist ein Ausbildungsabbruch grundsätzlich eine Option. Niemand kann Sie zwingen, eine Ausbildung bis zum Ende durchzuziehen. Während der Probezeit können Sie problemlos kündigen. Dabei muss keine Frist beachtet werden. Nach der Probezeit gilt üblicherweise eine Kündigungsfrist von vier Wochen. Sie müssen als Azubi einen Grund für diesen Schritt angeben – entweder, Sie geben die Ausbildung auf, oder Sie lassen sich für einen anderen Beruf ausbilden. Eine außerordentliche, fristlose Kündigung ist nur unter besonderen Umständen möglich und setzt grobe Pflichtverstöße des Arbeitsgebers voraus. Die Kündigung muss immer schriftlich erfolgen.

Ausbildung abbrechen: Diese Folgen kann der Abbruch haben

Ob Sie Ihre Ausbildung abbrechen oder nicht, sollten Sie sich gut überlegen. Ein solcher Schritt kann folgenreich sein. Wie schwerwiegend der Abbruch ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ob Ihnen der Ausbildungsabbruch später zum Nachteil gereicht, hängt einerseits davon ab, ob Sie im Guten mit dem Arbeitgeber auseinandergehen oder nicht. Andererseits spielt eine wichtige Rolle, welche Alternative Sie in petto haben und was Sie nach dem Abbruch vorhaben.

Wer sich mit dem Chef überwirft, für den kann es schwer werden, eine andere Ausbildung im selben Bereich zu finden – zumindest, wenn Sie weiterhin in derselben Gegend nach einem Ausbildungsplatz suchen. Gerade in überschaubaren Branchen sprechen sich Dinge oft schnell herum. Mögliche neue Arbeitgeber könnten voreingenommen sein und Sie gar nicht erst zum Bewerbungsgespräch einladen, wenn es große Probleme im alten Betrieb gab.

Problematisch an einem Ausbildungsabbruch ist auch, dass der Bewerbungszeitraum für Ausbildungen schon vorüber ist. Wenn Sie nur den Betrieb wechseln, aber an der Richtung festhalten möchten, kann das bedeuten, dass Sie ein Jahr warten müssen, bis Sie sich erneut für einen Ausbildungsplatz bewerben können. Sie können Glück haben und einen unbesetzten Platz finden – aber womöglich gibt es daran Nachteile, die dazu geführt haben, dass sich kein Bewerber gefunden hat. Die Zeit bis zu einer anderen Ausbildung müssten Sie andernfalls überbrücken, zum Beispiel mit einem Nebenjob. Das ist auch deshalb wichtig, damit Sie keine längere Lücke im Lebenslauf haben.

Eine abgebrochene Ausbildung als Problem im Lebenslauf?

Apropos Lebenslauf: Manche Arbeitgeber sehen es kritisch, wenn Bewerber im Lebenslauf eine abgebrochene Ausbildung angeben. Sie fürchten dann oft, dass die Interessenten kein Durchhaltevermögen haben und beim kleinsten Problem kündigen. Das kann die Suche nach Ausbildungsplätzen oder Jobs erschweren. Wenn die Dauer der abgebrochenen Ausbildung kurz war, kann sie allerdings auch aus dem Lebenslauf herausgelassen werden. So sehen mögliche Arbeitgeber gar nicht erst, dass Sie eine Ausbildung abgebrochen haben, und so kommen auch keine entsprechenden Fragen im nächsten Bewerbungsgespräch auf. Bei längeren Ausbildungen ist das nur dann möglich, wenn Sie alternative Tätigkeiten haben, die Sie im Lebenslauf vermerken können. Selbst ein Ehrenamt oder ein Aushilfsjob ist in einer solchen Situation hilfreich.

Womöglich haben Sie übereilt gekündigt und wissen nun nicht, was Sie überhaupt machen könnten. Dann kann der Ausbildungsabbruch lähmend wirken – und den Stress erhöhen, den Sie womöglich gerade hinter sich lassen wollten. Überlegen Sie deshalb gut, wie Sie vorgehen möchten.

Ausbildung abbrechen oder nicht: Wie Sie eine Entscheidung treffen

Die Hürde, eine Ausbildung abzubrechen, ist für viele Azubis hoch – besonders, wenn das Ausbildungsverhältnis schon eine Weile besteht. Wer unzufrieden ist, stellt sich die Frage: Ausbildung abbrechen oder nicht?

Je mehr Zeit Sie bereits in die Ausbildung investiert haben, desto ärgerlicher ist der Ausbildungsabbruch. Wer kurz vor den Abschlussprüfungen steht, kann eher überlegen, trotz allem den Abschluss zu machen als jemand, der gerade erst mit seiner Ausbildung begonnen hat. Auch die Umstände spielen eine wichtige Rolle. Es ist eine Sache, eine Ausbildung durchzuziehen, wenn Ihnen dabei langweilig ist, und eine andere, wenn Sie mit dem Chef aneinandergeraten oder das Betriebsklima mies ist.

Finden Sie heraus, woher Ihre Unzufriedenheit kommt. Liegt es daran, dass der Beruf nicht das ist, was Sie sich darunter vorgestellt haben? Dann ist es zwar keine schlechte Sache, eine abgeschlossene Berufsausbildung bei späteren Bewerbungen vorweisen zu können – allerdings bringt es Ihnen auch herzlich wenig, wenn Sie später in einen ganz anderen Bereich einsteigen möchten. Wer weiß, dass der gewählte Ausbildungsberuf ganz sicher nicht der richtige ist, der muss die Ausbildung nicht zwangsläufig als Selbstzweck beenden.

Ausbildungsabbruch: Kann die Lage verbessert werden?

Anders kann es aussehen, wenn Ihnen der Beruf gefällt, Sie jedoch Probleme im Betrieb haben. Womöglich gibt es Ärger mit dem Chef oder Sie fühlen sich im Team nicht wohl. Wenn Sie erst seit kurzem dabei sind, empfiehlt es sich, noch etwas durchzuhalten. Es dauert, bis man sich in einer neuen Umgebung eingelebt hat. Womöglich lösen sich Ihre Probleme in Luft auf, wenn Sie sich erstmal an die Umstände gewöhnt haben.

Andererseits haben Sie am ehesten eine Chance, ohne Wartezeit einen anderen Ausbildungsplatz zu finden, wenn Sie Ihre Ausbildung kurz nach Beginn wechseln. Vereinzelt gibt es womöglich unbesetzte Ausbildungsplätze, auf die Sie wechseln könnten. Das können Sie allerdings prüfen, ohne gleich eine Kündigung zu schreiben. Gibt es ohnehin keine guten Alternativen, lohnt es sich oft, weiterzumachen – bis klar ist, was Sie stattdessen machen können oder dass Sie tatsächlich keine Zukunft in dem Beruf oder dem Betrieb sehen.

Letztlich kommt es darauf an, wie groß der Wunsch ist, die Ausbildung abzubrechen, und wie aussichtslos die Lage ist. Prüfen Sie alle Möglichkeiten, die Ausbildung beizubehalten. Gibt es Probleme im Betrieb, kann ein Gespräch mit dem Vorgesetzten schon reichen, um die Lage zu verbessern. Das gilt auch, wenn Ihnen Ihre Aufgaben nicht gefallen. Solche Optionen sollten Sie ausschöpfen, bevor den Ausbildungsvertrag vorzeitig kündigen.

Ausbildung abbrechen: Was dann?

Egal, wie sehr Sie sich das wünschen mögen: Eine Ausbildung sollten Sie nie hinwerfen, ohne einen Plan für die Zeit danach geschmiedet zu haben. Wenn Sie im Affekt kündigen und dann feststellen, dass Sie keine Idee für die Zukunft haben, ist Ihre Situation womöglich nicht besser, sondern schlechter als vorher. Das heißt nicht, dass Sie Ihre Ausbildung auf Teufel komm raus durchziehen sollten. Allerdings sollten Sie einen solch gravierenden Schritt reiflich prüfen und sich darüber im Klaren werden, was Sie alternativ machen könnten.

Zunächst gilt: Handeln Sie nicht überstürzt. Wer nach einer Meinungsverschiedenheit mit dem Chef sofort kündigt, bereut das möglicherweise kurze Zeit später. Bewahren Sie Ruhe und nehmen Sie sich die nötige Zeit, um einen Plan B zu entwerfen – und abzuwarten, ob Sie auch nach einiger Zeit noch aufhören möchten.

Im ersten Schritt sollten Sie sich Gedanken darüber machen, warum Sie Ihre Ausbildung abbrechen möchten. Daraus können Sie Lösungsvorschläge entwickeln. Womöglich liegt der Grund für Ihre Unzufriedenheit mit der Ausbildung im Betrieb und nicht im angestrebten Beruf. Wenn sich die Lage im Betrieb nicht verbessern lässt, kommt ein Wechsel des Ausbildungsplatzes infrage. Sie lösen dann zwar Ihren jetzigen Ausbildungsvertrag vorzeitig auf, brechen die Ausbildung aber nicht gänzlich ab. Wenn Sie den Ausbildungsplatz wechseln möchten, empfiehlt es sich, zunächst nach einem neuen Platz zu suchen. Kündigen können Sie immer noch, wenn Sie eine Zusage haben. So stehen Sie nicht am Ende ohne alles da. Außerdem macht es auf viele Arbeitgeber einen besseren Eindruck, wenn sich ein Azubi aus einer laufenden Ausbildung heraus bewirbt als wenn die Ausbildung schon abgebrochen wurde.

Was können Sie stattdessen machen?

Wenn Sie darüber nachdenken, Ihre Ausbildung abzubrechen, müssen Sie Ihre Erwägungen nicht ohne fremde Hilfe tätigen. Es gibt etwa Ausbildungsberater der Handwerkskammer oder von anderen Kammern, die Sie beratend unterstützen können. Auch die Arbeitsagentur kann eine Anlaufstelle sein, wenn Sie sich über Alternativen informieren möchten. Wenn Sie sich mit solchen Ansprechpartnern in Verbindung setzen, können sich daraus neue Impulse ergeben – und Ideen, an die Sie noch gar nicht gedacht hatten.

Kommt ein Wechsel des Ausbildungsplatzes nicht infrage, sollten Sie sich frühzeitig über einen möglichen alternativen Weg Gedanken machen. Gibt es andere Ausbildungsberufe, die Sie reizen? Kommt ein Studium infrage? Möglicherweise können Sie auch einen höheren Schulabschluss machen – etwa, wenn Sie die Ausbildung abbrechen mit 17 Jahren. Informieren Sie sich gründlich über neue Ideen, um eine möglichst gute Entscheidungsgrundlage zu haben.

Denken Sie daran, Ihre Kündigung rechtzeitig abzuschicken. Die Kündigungsfrist liegt meist bei vier Wochen, sofern Sie nicht mehr in der Probezeit sind. Sie können sich mit Ihrem Vorgesetzten auch auf einen Aufhebungsvertrag einigen. Damit ist es möglich, flexibel festzulegen, wann die Ausbildung endet. Fordern Sie auch ein Arbeitszeugnis an.

Ausbildung abbrechen: Denken Sie an Meldungen beim Arbeitsamt und der Krankenversicherung

Denken Sie daran, sich bei einem geplanten Ausbildungsabbruch so früh wie möglich bei der Arbeitsagentur arbeitssuchend beziehungsweise arbeitslos zu melden. Wer seine Ausbildung auf eigenes Bestreben hin vorzeitig beendet hat, dem droht eine Sperrzeit von zwölf Wochen beim Arbeitslosengeld. Anspruch auf Arbeitslosengeld I haben Sie generell nur, wenn Sie vorher zwölf Monate lang in die Arbeitslosenversicherung einbezahlt haben.

Auch die Krankenversicherung sollten Sie bei einem Ausbildungsabbruch im Blick behalten. Erhalten Sie Arbeitslosengeld, bleibt alles beim Alten. Wer kein Arbeitslosengeld bekommt, muss jedoch die Krankenkasse informieren. Womöglich können Sie sich nach dem Abbruch wieder über die Familienversicherung Ihrer Eltern versichern lassen.

Wahrscheinlich haben Sie nach dem Abbruch einer Ausbildung etwas Leerlauf, bis Sie etwas Neues beginnen können. Nutzen Sie die Zeit – machen Sie Praktika in dem Bereich, in den Sie einsteigen möchten, oder nehmen Sie einen Nebenjob an, um etwas Geld anzusparen. Auch ein freiwilliges soziales Jahr oder ein freiwilliges ökologisches Jahr kann eine Option sein. Solche Tätigkeiten machen sich auch im Lebenslauf gut und können den Ausbildungsabbruch dort kompensieren.

Bildnachweis: Dubo / Shutterstock.com

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