Umschulung: Voraussetzungen, Möglichkeiten, Tipps
Manche Arbeitnehmer können oder wollen nach einer gewissen Zeit im Job ihren erlernten Beruf nicht mehr ausüben. Dann kann eine Umschulung eine gute Option sein. Denn mit einer Umschulung können Personen beruflich noch einmal neu durchstarten. Welche Voraussetzungen für eine Umschulung vorliegen müssen, wie die Umschulung finanziert werden kann und welche Tipps Sie darüber hinaus beherzigen sollten, erfahren Sie hier.
Umschulung: Was versteht man darunter?
Mit Umschulung meint man, dass Arbeitnehmer sich nachträglich in einem anderen Beruf ausbilden lassen als dem ursprünglich erlernten. Umschulungen sind alles andere als selten: Ungefähr 50.000 Personen entscheiden sich pro Jahr für diesen Schritt.
Die rechtlichen Grundalgen für die Umschulung finden sich in § 1 Abs. 5 des Berufsbildungsgesetzes. Durch diese Regelung soll sichergestellt werden, dass Arbeitnehmer auf die sich wandelnden Anforderungen des Arbeitsmarktes reagieren können. Denn nicht alle Beschäftigte können oder wollen bis an ihr Lebensende in ihrem erlernten Beruf arbeiten.
Umschulungen werden in unterschiedlichen Varianten angeboten:
- Schulische Umschulungen: Einige Umschulungen können direkt an einer Berufsschule absolviert werden.
- Betriebliche Umschulungen: Daneben gibt es Umschulungen, die im Ablauf einer Erstausbildung vergleichbar sind.
- Überbetriebliche Umschulungen: Hier läuft die Umschulung über private Bildungsträger.
In der Regel müssen Umschüler zusätzlich zur eigentlichen Umschulung verschiedene Praktika absolvieren – das hängt aber von den Regelungen der jeweiligen Umschulung ab.
Daneben haben Umschüler die Möglichkeit, aus flexiblen Umschulungs-Modellen zu wählen. Denn sowohl Vollzeit- als auch Teilzeit-Umschulungen werden angeboten. Gerade Letztere sind für Personen interessant, die neben der Umschulung Geld verdienen müssen oder neben ihrer beruflichen Neuorientierung Kinder betreuen oder Angehörige pflegen müssen.
Häufige Gründe für eine Umschulung
Menschen entscheiden sich aus ganz verschiedenen Gründen dafür, beruflich einen neuen Weg zu gehen. Unter anderem folgende Gründe werden immer wieder genannt:
- Krankheit: Körperliche oder psychische Beschwerden – bei manchen Arbeitnehmern auch beides gleichzeitig – können den Ausschlag dafür geben, sich nach einem neuen Beruf umzusehen und eine Umschulung zu absolvieren. Denn Fliesenleger, die nicht mehr auf ihren Knien arbeiten können, können ihren Beruf nicht mehr ausüben. Für Personen, die unter derartigen Problemen leiden, muss eine neue Option geschaffen werden. Gleiches gilt für Beschäftigte, die zum Beispiel in ihrem Job an einem Burnout erkrankt sind. Wenn sie nach ihrer Erkrankung nicht mehr in den alten Beruf zurückkehren können, kann eine Umschulung das Mittel der Wahl sein.
- Nach Elternzeit: In Deutschland sind es immer noch die Frauen, die sich hauptsächlich um die Kinderbetreuung kümmern und nach der Geburt eines Kindes beruflich zurückschrauben. Wenn es für diese Frauen nach der Elternzeit nicht möglich ist, in Teilzeit in ihrem erlernten Beruf zu arbeiten, kann eine Umschulung in Frage kommen.
- Arbeitsmarkt: Andere Beschäftigte haben das Problem, dass ihr Beruf auf dem Arbeitsmarkt einfach nicht mehr so gefragt ist wie noch vor einigen Jahren. Bevor sie bis zur Rente in der Angst leben müssen, dass ihr Arbeitsplatz im Unternehmen komplett gestrichen wird, kann sich ebenfalls eine Umschulung lohnen.
- Arbeitslosigkeit: Eine andere Gruppe von Umschülern hat dieses Schicksal schon ereilt. Ein Weg, um der Arbeitslosigkeit zu entkommen und wieder einen neuen Arbeitgeber zu finden, kann die Umschulung sein.
- Unzufriedenheit: Natürlich gibt es immer wieder Tage, an denen der Beruf mehr Freude bereitet als an anderen. Wenn es jedoch zum Dauerzustand wird, dass Sie sich an den Arbeitsplatz quälen, sollten Sie über eine Umschulung nachdenken. Unter Umständen dauert ihr Berufsleben noch einige Jahrzehnte und die wollen Sie bestimmt nicht in permanenter Unzufriedenheit verbringen.
Die Voraussetzungen für eine Umschulung
Wer seine Umschulung von der Agentur für Arbeit fördern lassen möchte, sollte überzeugende Argumente parat haben. Sie sollten gut vorbereitet ins Beratungsgespräch gehen und wissen, warum Sie die Umschulung machen möchten und vor allem, was Sie sich davon versprechen. Nur weil ihnen ihr Job gerade keinen Spaß macht oder Sie Streit mit Ihrem Vorgesetzten haben, wird Ihnen die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter vermutlich keine Umschulung finanzieren.
Überlegen Sie sich daher schon vor dem Termin eine Antwort auf folgende Fragen:
- Welche Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben Sie nach der Umschulung? Interessieren Sie sich für einen Umschulungsberuf in einer Branche, die gerade händeringend auf der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften ist? Dann könnte das ein starkes Argument für ihre Umschulung sein. Ebenfalls erfolgversprechend: Sie möchten sich für einen Beruf umschulen lassen, in dem es in Zukunft einen Fachkräftemangel geben wird.
- Welche Chancen haben Sie ohne Umschulung? Wenn Sie auf der anderen Seite aktuell in einer Branche beschäftigt sind, die in Zukunft vermutlich Probleme bekommen wird, können Sie sich dank einer Umschulung schon frühzeitig wappnen. Noch besser stehen ihre Chancen auf eine Förderung mit einem Bildungsgutschein daher, wenn schon klar ist, dass sie in absehbarer Zeit arbeitslos werden.
- Wie sind ihre individuellen Voraussetzungen, um den Beruf weiterhin auszuüben? Ein weiteres Argument für eine Förderung durch die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter sind ihre individuellen Voraussetzungen. Unter Umständen ist es ihnen gesundheitlich nicht möglich, in den nächsten Jahren Ihren körperlich anstrengenden Beruf in vollem Umfang weiterhin auszuüben. Wenn Sie sich stattdessen für eine Umschulung in einem Berufsfeld interessieren, in dem Sie ohne Einschränkungen arbeiten können, dürften Ihre Chancen auf Förderung nicht schlecht stehen.
Daneben gibt es noch die eher formellen Voraussetzungen, die Sie ebenfalls erfüllen müssen, wenn Sie sich für eine Umschulung interessieren:
- Alter: Sie müssen mindestens 18 Jahre alt sein, um eine Umschulung machen zu können.
- Sprachkenntnisse: Gute Kenntnisse der deutschen Sprache sind ebenfalls eine Voraussetzung für die Umschulung.
- Vorherige Ausbildung: Sie müssen schon eine abgeschlossene oder zumindest angefangene Berufsausbildung vorweisen können. Können Sie das nicht, handelt es sich vermutlich um eine Erstausbildung und für die gelten wiederum andere Regelungen als für eine Umschulung.
Die Finanzierung. Wie bezahle ich eine Umschulung?
Wenn Sie sich für eine Umschulung interessieren, sollten Sie zunächst beim Arbeitsamt oder Jobcenter nachfragen, ob die Umschulung finanziell unterstützt werden kann. Auch die Rentenversicherung oder die Unfallkasse kann sich unter Umständen an der Finanzierung einer Umschulung beteiligen. Eine andere Option ist der Umschulungsbetrieb selbst. In einigen Fällen beteiligt sich nämlich auch der an den Kosten einer betrieblichen Umschulung.
Zusätzlich dazu stehen Ihnen unter Umständen noch folgende Möglichkeiten einer Finanzierung der Umschulung offen:
- Zuschuss zu den Lernmittelkosten
- Erfolgsprämien
- Boni
Tipps für die Umschulung: Das sollten Sie wissen
Zusätzlich zu den bereits genannten Tipps gibt es noch weitere Dinge, die Sie beachten sollten, wenn Sie eine Umschulung planen.
- Gut vorbereitet ins Gespräch gehen: Wir haben es angesprochen: Bereits vor dem Gespräch mit der Arbeitsagentur, dem Jobcenter oder der Rentenversicherung sollten Sie gute Argumente für Ihre Umschulung parat haben. Auch dann, wenn die betreffenden Sachbearbeiter später ganz andere Umschulungsträger oder Umschulungen vorschlagen, machen Sie so einen guten Eindruck. Und das erhöht Ihre Chancen auf die Bewilligung einer Unterstützung für die Umschulung ungemein.
- Sich genügend Zeit für die Suche lassen: Zur Vorbereitung des Gesprächs gehört auch, dass Sie sich genügend Zeit für eine tiefgreifende Recherche lassen. Viele Umschulungen scheitern daran, dass Umschüler ganz falsche Vorstellungen vom späteren Beruf und Arbeitsalltag haben. Das kann man vermeiden, indem man sich vorab gründlich informiert: Vielleicht kennen Sie Personen, die in dem Beruf arbeiten? Sie können aber auch in Online-Foren nachlesen, wie der Alltag im jeweiligen Job aussieht. Auf der anderen Seite sollten Sie sich nicht zu sehr von den positiven Darstellungen einiger Berufe in Film und Fernsehen beeindrucken lassen. Auch bei Berufen, die gerade im Trend sind und gern gewählt werden, sollten Sie vorsichtig sein. Denken Sie immer daran: Idealerweise sollten Sie Ihren neuen Beruf bis ans Ende Ihres Erwerbslebens ausüben können und wollen.
- Sich gut über die verschiedenen Anbieter informieren: Was für den Beruf an sich gilt, gilt auch für den Anbieter der Umschulung. Natürlich ist es nicht ganz so tragisch, wenn Sie nicht zu 100 Prozent mit dem Anbieter zufrieden sind. Denn die Umschulung ist irgendwann abgeschlossen – in dem Beruf sollten Sie dagegen mehrere Jahre arbeiten. Auf der anderen Seite klappt die Umschulung natürlich besser, wenn der Bildungsträger hält, was er in den Broschüren versprochen hat – und Sie vor allem die Fähigkeiten erlernen, die Sie für den Job brauchen.
- Rechtzeitig um Praktikum bemühen: Bei einer überbetrieblichen Umschulung müssen Sie in der Regel verpflichtende Praktika absolvieren, die nicht vom Bildungsträger angeboten werden. Zwar helfen die Bildungsträger ihren Teilnehmern häufig bei der Suche nach einem Praktikumsplatz. Eine Garantie dafür, einen Platz zu finden, ist das aber nicht. Verlassen Sie sich daher nicht darauf, dass die Umschulungsstätte alles für Sie regeln wird, sondern nehmen Sie die Sache selbst in die Hand. Idealerweise kümmern Sie sich schon einige Monate vor Beginn des praktischen Moduls um ein Praktikum.
- Lernstoff regelmäßig wiederholen: Während der Umschulung wird das gelernte Wissen überprüft – meist nicht erst mit der Zwischenprüfung. Umschüler sollten auf regelmäßige Kontrollen des Lernfortschritts vorbereitet sein und den Lernstoff regelmäßig wiederholen. Es ist schließlich besonders ärgerlich, wenn die Abschlussprüfung schlecht ausfällt und sich damit die Chancen auf einen Job in Ihrem neu erlernten Beruf verschlechtern.
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