Finanzielle Absicherung: Was Sie während des Berufslebens machen sollten
Nicht nur im Hinblick auf die spätere Rente, die bei vielen gesetzlich Versicherten wohl eher mau aussehen dürfte, lohnt es sich, über finanzielle Absicherung nachzudenken. Denn was passiert mit dem Lebenspartner oder gar der Familie, wenn der Hauptverdiener ausfällt und kein Geld mehr verdient? Auch hier ist eine frühzeitige finanzielle Absicherung sicherlich keine schlechte Idee. Wir haben uns das Thema genauer angesehen und einige Punkte beantwortet.
Finanzielle Absicherung: Darum ist sie so wichtig
Experten empfehlen für den Ruhestand ein Niveau von 80 Prozent des letzten Einkommens. Mit der aktuellen gesetzlichen Rente könnte das schwierig werden. Das Rentenniveau sinkt kontinuierlich und liegt – aller Voraussicht nach – schon 2034 bei nur noch 46 Prozent.
Von den empfohlenen 80 Prozent ist das ein beachtliches Stück entfernt. Wobei selbst diese 80 Prozent je nach Lebensstandard und Rentenhöhe zu niedrig gegriffen sein dürften. An einer privaten finanziellen Absicherung führt also, aller Wahrscheinlichkeit nach, kein Weg vorbei. Mehr noch: Finanzielle Absicherung ist nicht nur im Hinblick auf die zukünftige Rente wichtig.
Finanziell absichern: Darum lohnt es sich, früh zu beginnen
Auch für Berufsanfänger ist es wichtig, sich finanziell abzusichern. Zwar ist das nicht jedem einleuchtend, der mit Anfang 20 in den Beruf startet und noch viele Jahre warten muss, bis er in Rente geht. Doch ein großer Vorteil spricht dafür, schon früh mit der Altersvorsorge oder mit der finanziellen Absicherung seiner Familie oder des Lebenspartners zu beginnen: der Zinseszinseffekt.
Gehen wir zum Beispiel davon aus, dass wir monatlich 100 Euro investieren. Bei einem jährlichen Zinssatz von 5 Prozent und monatlicher Ausschüttung kommen nach 35 Jahren 113.609 Euro zusammen. Davon sind allein 71.609 Euro Zinsen. Man erhält also deutlich mehr Zinsen, als man Kapital einzahlt.
Beginnt man dagegen erst später und zahlt nur noch 20 Jahre ein, erhält man nur 41.103 Euro und magere 17.103 Euro Zinsen – sofern alle übrigen Rahmenbedingungen gleich bleiben.
Es kann sich also durchaus lohnen, sich schon früh mit dem Thema zu beschäftigen und nicht nur über seine finanzielle Absicherung nachzudenken, sondern so früh wie möglich damit anzufangen.
Auch Versicherungen gehören zur finanziellen Absicherung
Bevor man Geld in seine finanzielle Absicherung im Alter investiert, sollte man sich jedoch um die aktuellen Angelegenheiten kümmern. Wer Schulden hat, der sollte zunähst dafür sorgen, diese Schulden relativ zügig zurückzuzahlen. Denn auch hier macht sich der Zins bemerkbar. Häufig ist der Zins, den man für Kredite zahlt, nämlich deutlich höher als der Zins, den man auf Sparguthaben erhält.
Wenn man Schulden hat, sollte man sich daher im ersten Schritt überlegen, wie man möglichst schnell aus den Schulden herauskommt. Danach hat man Kapazitäten frei, um sich um die finanzielle Absicherung zu kümmern.
Neben dem Schuldenabbau sollte auch ein weiterer Aspekt unbedingt berücksichtigt werden: Versicherungen.
Einige Versicherungen sind nämlich essenziell wichtig und tragen damit ebenfalls indirekt zur finanziellen Absicherung bei. Weit vorne zu nennen ist hier die private Haftpflichtversicherung. Ein kleineres Missgeschick, wie ein Kratzer im Lack eines fremden Autos, kann man in der Regel noch aus der eigenen Tasche bezahlen. Anders sieht es aber aus, wenn größere Unfälle geschehen. Bei schlimmen Personen- oder Sachschäden können Beträge in Millionenhöhe zusammenkommen. Und die kann man nicht mehr aus dem eigenen Vermögen oder Einkommen abstottern – zumindest Normalverdiener nicht.
Um sich vor solchen, existenzbedrohenden, Forderungen schützen zu können, hilft eine private Haftpflichtversicherung. Diese Versicherung sollte man daher lieber früher als später abschließen.
Bei der ersten eigenen Wohnung kommt außerdem die Hausratversicherung hinzu. Zu Beginn des Erwerbslebens kann man sich durchaus auch über diese Versicherung Gedanken machen. Wenn es in der Wohnung brennt oder es zu einem Wasserschaden kommt, übernimmt die Hausratversicherung in der Regel den Wiederbeschaffungswert der Gegenstände, die zu Schaden gekommen sind. Voraussetzung ist natürlich, dass die Versicherungssumme ausreichend hoch ist.
Daher sollten Sie immer mit einem Experten Rücksprache halten, wenn Sie darüber nachdenken, bestimmte Versicherungen abzuschließen. Wir können in diesem Artikel keine verbindliche Beratung anbieten, sondern lediglich allgemeine Informationen liefern. Diese erheben jedoch nicht den Anspruch, verbindlich oder vollständig zu sein.
Finanzielle Absicherung: Diese Möglichkeiten gibt es
Nach dem Exkurs zu Schulden und Versicherungen noch einmal zurück zur Frage nach der finanziellen Absicherung. Wichtiger Punkt dabei ist die steigende Lebenserwartung. Die Personen, die nicht schon in den nächsten Jahren in Rente gehen, werden vermutlich deutlich länger arbeiten müssen als die Generationen vor ihnen. Das liegt zum Teil daran, dass wir immer älter werden und daher auch immer länger Rente bekommen. Das soll zumindest teilweise dadurch ausgeglichen werden, dass Arbeitnehmer länger arbeiten und damit länger in die Rentenkasse einzahlen und einige Jahre noch keine Rente bekommen.
Trotzdem dürfte es mittlerweile unstrittig sein, dass allein die gesetzliche Rente nicht ausreichen wird, um den Lebensstandard auch nur ansatzweise zu halten. Schon viele Jahre rufen Experten daher dazu auf, selbst, also privat, vorzusorgen.
Finanziell absichern: Der Staat unterstützt in manchen Fällen
Da auch die Regierung gemerkt hat, dass es allein mit der gesetzlichen Rente für viele ehemalige Arbeitnehmer im Alter schwierig wird, fördert sie private Vorsorge. Arbeitnehmer haben zum Beispiel die folgenden Möglichkeiten, sich für das Alter finanziell abzusichern.
- Riester-Rente: Arbeitnehmer können eine staatliche Zulage erhalten, wenn sie eine Riester-Rente abschließen. Arbeitnehmer mit Kindern bekommen zudem die sogenannte Kinderzulage. Die Riester-Rente ist jedoch in Verruf geraten, weil die Kosten relativ hoch sind und die Zinsgewinne relativ niedrig. Einige zweifeln daran, dass sich diese Form der finanziellen Vorsorge überhaupt lohnt.
- Betriebliche Altersvorsorge: Arbeitnehmer, also diejenigen Beschäftigten, die einen Arbeitgeber haben, haben Anspruch auf eine betriebliche Altersvorsorge. Bei der sogenannten Entgeltumwandlung ist der Arbeitgeber dazu verpflichtet, sich zu beteiligen. Aktuell muss der Arbeitgeber die Entgeltumwandlung in Höhe von 15 Prozent der eingezahlten Beiträge seines Arbeitnehmers bezuschussen – einige zahlen sogar noch mehr. Bis zu einer Obergrenze, die von Jahr zu Jahr variiert, kann das Geld steuer- und abgabenfrei eingezahlt werden. Das kann sich lohnen. Man darf jedoch nicht vergessen, dass das Geld später im Alter versteuert werden muss.
- Rürup-Rente: Selbstständige und gutverdienende abhängig Beschäftigte entscheiden sich häufig für die Rürup-Rente. Der Vorteil hierbei: Die Beiträge, die in die Versicherung eingezahlt werden, können in voller Höhe von der Steuer abgesetzt werden. Auch hier gilt jedoch, dass das Geld bei der Entnahme versteuert werden muss.
Private finanzielle Absicherung
Neben den staatlich geförderten Möglichkeiten sollte man sich auch damit beschäftigen, wie man privat vorsorgen kann. Schließlich verursachen viele staatliche Vorsorgeoptionen relativ hohe Kosten und erwirtschaften niedrige Rendite.
Der Aktienmarkt könnte für einige eine Alternative sein. Jedoch muss man dabei immer beachten, dass bei Investitionen am Aktien- und Kapitalmarkt immer das Risiko eines Totalverlusts besteht (bei bestimmten Finanzinstrumenten können Anleger sogar mehr verlieren, als sie ursprünglich investiert haben). Experten raten daher dazu, statt in Einzelaktien in breit gestreute Indizes wie ETFs zu investieren. Trotzdem gilt auch hier, dass man im schlimmsten Fall sein komplettes Geld verlieren kann.
In der Vergangenheit konnte man am Aktienmarkt aber recht beachtliche Renditen erwirtschaften. Ein Welt-ETF hat in der Regel pro Jahr 8 Prozent Rendite geschafft. Auf dem Sparbuch hingegen sah es ganz anders aus.
Trotz der positiven Zahlen und Entwicklungen der letzten Jahre sollte man sich eine Investition in Aktien, ETFs oder andere Wertpapiere gut überlegen. Es gibt keine Garantie für Gewinne.
Familie absichern: Finanzielle Absicherung Lebenspartner
Neben der eigenen finanziellen Absicherung spielt bei vielen Menschen der Wunsch, seine Liebsten ebenfalls in finanzieller Sicherheit zu wiegen, eine wichtige Rolle.
Vor allem wenn man sich gemeinsam eine Immobilie angeschafft und gemeinsame Kinder hat, die es zu versorgen gilt, ist die Sorge sicherlich berechtigt.
Der Hauptverdiener kann in einem solchen Fall zum Beispiel über eine Risikolebensversicherung nachdenken. Eine solche Versicherung greift dann, wenn er stirbt. Die Begünstigten erhalten dann entweder als Einmalzahlung oder regelmäßig Geld. Abhängig von der Höhe der Risikolebensversicherung kann so ein guter Teil der laufenden Kosten gedeckt werden.
Dieser extrem schlimme Fall tritt glücklicherweise aber nur selten ein. Nicht so selten ist dagegen eine Berufsunfähigkeit, die ebenfalls dafür sorgen kann, dass der Hauptverdiener kein Geld mehr verdient und die Existenz der Familie bedroht wird.
Hier kann eine weitere Versicherung helfen: Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Der Umfang einer BU hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zusätzlich bieten verschiedene Versicherungen unterschiedliche Bausteine an, mit denen zusätzlich Leistungen versichert werden können. Arbeitnehmer, die sich für den Abschluss einer BU interessieren, sollten sich daher möglichst umfassend selbst informieren und im nächsten Schritt den Kontakt zu verschiedenen Versicherungen aufnehmen und sich dort beraten lassen. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung kann sich lohnen, muss jedoch zu den individuellen Lebensumständen passen.
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