Soziale Phobie am Arbeitsplatz: Ursachen & Unterstützung

Eine soziale Phobie gehört in den Bereich der psychischen Erkrankungen und kann das eigene und das Leben nahestehender Personen deutlich beeinflussen. Das Problem: Gerade milde Formen der sozialen Angst lassen sich nur schwer erkennen, da sie viele Berührungspunkte mit Schüchternheit hat. Welche Symptome jedoch dafürsprechen, dass es sich tatsächlich um eine soziale Phobie handelt, welche Ursachen das Leiden hat und welche Möglichkeiten es für eine Behandlung der sozialen Angst gibt, lesen Sie hier.

Eine Frau sitzt alleine am Tisch, im Hintergrund sind Kollegen, was ist eine soziale Phobie?

Definition: Was ist eine soziale Phobie?

Die soziale Phobie wird auch als soziale Angst oder seltener als Angststörung bezeichnet. Menschen, die unter den Symptomen einer sozialen Phobie leiden, fürchten sich vor Situationen, in denen sie mit anderen Menschen interagieren müssen.

Die Situationen, die dieses Gefühl bei den Betroffenen auslösen, können sehr unterschiedlich sein. Manche Menschen haben Angst, mit fremden Menschen zu sprechen, andere haben Angst, mit Kollegen zu essen, weil es ihnen unangenehm ist, vor anderen zu essen.

Diese Menschen fürchten, von anderen negativ beurteilt, kritisiert oder sogar abgelehnt zu werden. Die Angststörung entsteht unter anderem dadurch, dass sie nicht wissen, wie sie mit einer solchen Situation umgehen sollen.

Wer unter sozialer Phobie leidet, der meidet Situationen, die ihm unangenehm sind. Das führt dazu, dass Personen mit dieser Art der Angststörung zum Beispiel Partys, Abendveranstaltungen oder Essen mit Kollegen, Kunden und Vorgesetzten meiden. Für das berufliche Weiterkommen ist das meist ungünstig.

Wissenswertes zum Thema

Eine Angststörung ist eine der häufigsten psychologischen Probleme, die Personen im Laufe ihres Lebens entwickeln können. Einige Studien sprechen davon, dass der Anteil der Personen, die jährlich an dieser Angststörung erkranken beachtlich ist: 7 Prozent aller Männer und 9 Prozent der Frauen sind im Laufe eines Jahres mindestens einmal von der sozialen Phobie betroffen. Dabei ist die Schwere der Symptome von Person zu Person unterschiedlich.

Der Begriff wird sogar im ICD 10 („International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems”) verwendet, ist also eine anerkannte psychische Erkrankung.

Soziale Phobie: die Ursachen

Die Ursachen für eine soziale Phobie sind abschließend nicht geklärt. Psychologen gehen jedoch davon aus, dass die nun folgenden Faktoren eine Angststörung begünstigen:

  1. Genetische Ausstattung: Es scheint Hinweise darauf zu geben, dass es eine gewisse familiäre Veranlagung für soziale Phobien gibt. Denn diese Form der Angststörung tritt mitunter gehäuft innerhalb einer Familie auf. Wenn ein Familienmitglied unter einer Angststörung leidet, sollten Sie also besonders auf Ihre Psyche achten. Denn damit steigt die Chance, dass auch Sie innerhalb Ihres Lebens an einer sozialen Phobie erkranken könnten.
  2. Traumatische Erlebnisse: Traumatische Erlebnisse können ebenfalls dazu führen, dass sich eine soziale Phobie entwickelt. Vor allem dann, wenn sich das traumatische Erlebnis in einer sozial geprägten Situation zugetragen hat. Die Wahrscheinlichkeit für eine Phobie steigt dann. Personen, die in der Kindheit oder während ihres Berufslebens gemobbt oder diskriminiert wurden bzw. werden, können ebenfalls eine Angststörung entwickeln.
  3. Neurobiologische Faktoren: Ein hormonelles Ungleichgewicht kann eine soziale Phobie ebenfalls begünstigen. Inzwischen weiß man, dass Neurotransmitter wie Noradrenalin oder Serotonin einen Einfluss auf die Entstehung psychischer Störungen haben können. Es gibt außerdem Hinweise darauf, dass eine Störung im Haushalt dieser Transmitter dazu führen kann, dass die Struktur im Gehirn umgebaut wird. Derartige strukturelle Veränderungen können natürlich auch psychische Störungen, wie zum Beispiel eine Phobie bedingen.

Soziale Angst: das Verhalten

Eine soziale Phobie ist unter Umständen gar nicht so einfach zu erkennen, denn in ihrer milden Form ähnelt sie der herkömmlichen Schüchternheit sehr. Wer sich beim ersten Kontakt mit fremden Menschen zurückhaltend verhält, leidet also nicht zwangsläufig an einer Soziophobie. Hält dieses Verhalten jedoch an und wird die scheinbar schüchterne Person bei häufigeren Kontakten mit der neuen Bekanntschaft nicht selbstbewusster und offener, könnte ein Problem dahinter stecken.

Wenn sich die Symptome einer sozialen Phobie verstärken, hat dies für die Betroffenen eine Reihe von Nachteilen. Personen, die unter sozialer Phobie leiden,

  • haben in der Regel weniger Freundschaften und gute Bekannte.
  • fällt es schwer, einen Lebenspartner zu finden, da sie fremden Personen zunächst misstrauisch oder sehr zurückhaltend gegenübertreten.
  • verdienen in der Regel nicht so viel wie Personen, die eher extrovertiert sind. Das hat verschiedene Ursachen: Menschen mit einer sozialen Phobie gehen nicht offensiv in eine Gehaltsverhandlung, können ihre eigenen Erfolge nicht richtig kommunizieren und suchen sich eher Jobs aus, bei denen sie keine große Verantwortung tragen.
  • sind als Kind von Schulangst betroffen. Sie fühlen sich unwohl in dieser Umgebung und vermeiden die Schule, wo es nur geht. In manchen Fällen führt dieses Verhalten dazu, dass sie schlechtere Schulnoten haben und einen geringeren Schulabschluss erwerben.
  • geraten im schlimmsten Fall in soziale Isolation, da sie den Kontakt zu anderen Menschen meiden. Das verschärft die Situation häufig noch zusätzlich, da der Sozialphobiker nicht mehr gezwungen ist, sich mit anderen Menschen auseinanderzusetzen.

Soziale Phobie: Behandlung der Angststörung

Dieser Artikel ersetzt selbstverständlich keine Beratung bei einem Experten oder den Gang zu einem Arzt. Wir können an dieser Stelle lediglich allgemein darüber informieren, wie die Behandlung der sozialen Phobie aussehen könnte.

Spätestens dann, wenn die soziale Phobie in eine Depression umschlägt, müssen Sie einen Arzt, Psychotherapeuten oder einen anderen Experten aufsuchen, der Ihnen weiterhelfen kann. In vielen Fällen besteht die Therapie bei sozialer Phobie aus verschiedenen Elementen:

  1. Psychotherapie: Bei einer Verhaltenstherapie wird versucht, neue Denkmuster und Verhaltensweisen einzuüben, so dass die Betroffenen aus ihrer sozialen Isolation herausfinden. Auch Expositionstherapien werden immer wieder zur Behandlung der Symptome ausprobiert. Dabei werden die Patienten gezielt in Situationen gebracht, in denen sie sich ihren Ängsten stellen müssen.
  2. Medikamente: Auch Antidepressiva (besonders wenn die soziale Phobie mit Depressionen einhergeht) oder Benzodiazepine spielen eine Rolle bei der Therapie einer sozialen Phobie. Diese Arzneimittel können einige Symptome der Erkrankung abmildern.
  3. Selbsthilfegruppen: Unterstützend können Treffen wirken, bei denen ehemals Betroffene davon berichten, wie sie ihre soziale Phobie überwunden haben. Das kann die nötige Motivation bringen, weiter an den eigenen Symptomen zu arbeiten und die Therapie zum Abschluss zu bringen. Die Gemeinschaft und das Verständnis, die man in diesen Selbsthilfegruppen erfahren kann, können dabei helfen, das Gefühl der sozialen Isolation zu überwinden.
  4. Lebensstil: Eine gesunde Lebensweise kann ebenfalls unterstützend bei der Therapie einer sozialen Phobie helfen. Wenn Störungen im Hormonhaushalt dazu beitragen, dass Sie eine soziale Angststörung entwickelt haben, kann ein gesunder Lebensstil die Symptome unter Umständen abmildern. Achten Sie auf Ihre Ernährung und Ihren Nährstoffhaushalt. Greifen Sie zu Nahrungsmitteln, die Omega-3-Fettsäuren enthalten und solchen, die Ihrem Körper die notwendigen Mineralstoffe und Vitamine liefern. Sprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt darüber, wie Sie sich gesund und ausgewogen ernähren können. Vor allem dann, wenn die Therapie der sozialen Phobie medikamentös erfolgt.

Bildnachweis: fizkes / Shutterstock.com

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