Coopetition: Was versteht man unter einer Coopetition?
Die Coopetition ist ein Konzept, bei dem Wettbewerb und Kooperation miteinander verschmolzen werden. In der Geschäftswelt hat dieses Vorgehen in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Denn für die beteiligten Unternehmer, die normalerweise in Konkurrenz zueinanderstehen, kann die punktuelle Zusammenarbeit erstaunliche Vorteile haben. Schauen wir uns an, wie man das Konzept der Coopetition am besten nutzen kann.
Definition: Was ist eine Coopetition?
Der Begriff Coopetition ist eine Wortzusammensetzung und gleichzeitig eine Wortneuschöpfung, ein Neologismus. Die englischen Begriffe, aus denen das Wort zusammensetzt ist, sind „cooperation“ und „competition“ – Zusammenarbeit und Wettbewerb.
Coopetition ist auch unter folgenden Namen bekannt:
- Koopkurrenz
- Kooperationswettbewerb
Dies bedeutet, dass Unternehmen oder auch Mitarbeiter, die eigentlich Konkurrenten sind, für einen bestimmten Zeitraum oder bis ein bestimmtes Ziel erreicht ist kooperieren. Zahlreiche Beispiel aus der Wirtschaft zeigen, dass diese Geschäftsstrategie durchaus funktionieren kann.
Das bedeutet die Coopetition
Nehmen wir zum Beispiel an, Sie leiten ein Unternehmen, das eine Software zur Bildbearbeitung herstellt. Ihr Hauptkonkurrent hat ebenfalls ein recht gutes Produkt und ist in den gleichen Märkten aktiv.
Sie kämpfen also um Kunden und Marktanteile und vermutlich verwenden Sie einen deutlichen Teil Ihres Marketings dafür, sich gegen diesen Konkurrenten durchzusetzen.
Vielleicht klingt es daher zunächst widersinnig, wenn Sie hören, dass Sie mit Ihrem Hauptkonkurrenten zusammenarbeiten sollten. In bestimmten Fällen kann sich die Coopetition aber lohnen und beide Unternehmen können davon profitieren. Die Coopetition wird also zu einer Win-Win-Situation für die beteiligten Firmen.
Zum Beispiel, wenn Sie und Ihr Konkurrent die zur Verfügung stehenden Ressourcen oder Technologien gemeinsam besser einsetzen können. Sie und Ihr Konkurrent kämpfen zwar in gewisser Weise gegeneinander, sie ergänzen sich aber auch hervorragend.
Statt sich also darauf zu konzentrieren, den jeweils andere auszustechen, entscheiden Sie sich dafür, ihre Kräfte zu bündeln und zusammenzuarbeiten. So können Sie neue Technologien weitaus kostengünstiger entwickeln. Was Ihrem Unternehmen und dem Produkt einen Vorsprung vor der übrigen Konkurrenz gibt. Denn nur in den seltensten Fällen wird ein Unternehmen oder ein Produkt nur einen einzigen Konkurrenten haben, der ihm gefährlich werden könnte.
Es bleiben noch viele andere Bereiche Ihrer Geschäftstätigkeit, in denen Sie sich von ihrer Konkurrenz abheben können. Denkbar ist also, dass Sie im Bereich Produktentwicklung zusammenarbeiten, während Sie im Marketing und Vertrieb weiterhin eigenständig bleiben und Ihre Unique Selling Points deutlich machen können.
Beispiele für Coopetition: bekannte Unternehmen
Einige äußerst bekannte Unternehmen und Marken haben in den letzten Jahren schon einmal den Schritt gewagt und eine Coopetition versucht:
- Mazda und Toyota: Die beiden Autohersteller, die eigentlich Konkurrenten sind, haben in den USA ein gemeinsames Werk eröffnet, in dem pro Jahr 300.000 Autos gebaut werden. Die Coopetition soll dabei natürlich beiden Firmen zugutekommen. Denn vor allem im Bereich Produktdesign und Technologie versprechen sich sowohl Mazda als auch Toyota Synergieeffekte, was sich wiederum positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit der beiden Unternehmen auswirken soll.
- Apple und Samsung: Auf einigen Gebieten sind die beiden Technologie-Konzerne nach wie vor erbitterte Konkurrenten, doch in den letzten Jahren hat Apple immer wieder einen Schritt auf Samsung zu gemacht. Gerade in der jüngsten Vergangenheit haben die beiden Unternehmen einen gemeinsamen Vorschlag vorgelegt, wie ein allgemein gültiger Industriestandard aussehen könnte. Davon würden beiden Unternehmen profitieren. Denn beide Unternehmen können ihre Produkte ohne größere Probleme auf diesen Standard umstellen.
- Boeing und Airbus: Sogar die großen Konkurrenten im Bereich Luftfahrt haben eine Zusammenarbeit beschlossen. Bei der Coopetition geht es in erster Linie um Technologien, die zur Verteidigung dienen sollen. Durch die Zusammenarbeit können beide Unternehmen ihre Stärken optimal nutzen und so zu einem bestmöglichen Ergebnis kommen.
Beispiele für Coopetition: kleine Unternehmen
Eine Zusammenarbeit von Konkurrenten gibt es aber nicht nur auf der Ebene von großen Unternehmen oder gar global agierenden Konzernen. Auch im Kleinen können Konkurrenten zusammenarbeiten und damit ein gutes Ergebnis für alle Beteiligten erzielen.
Zum Beispiel, wenn sich bei einem stadtweiten Kneipenfest alle Gastronomen zusammenschließen, um das Event gemeinsam zu organisieren. Denn im Normalfall ist wohl jeder einzelne Gastronom daran interessiert, dass möglichst viele Gäste seine Gaststätte besuchen. Wenn die verschiedenen Wirte aber gemeinsam ein großes Kneipenfest organisieren und bewerben, können sie damit mehr Menschen in die Innenstadt locken als an einem herkömmlichen Wochenende.
Coopetition: die Vor- und Nachteile des Konzeptes
Schauen wir uns noch einmal genauer an, welche positiven Effekte aufgrund der Coopetition auf Unternehmen warten:
- Die beteiligten Unternehmen gewinnen mehr Marktanteile: Bei der Coopetition kooperieren zwei konkurrierende Unternehmen. Das bedeutet aber nicht, dass es ansonsten keine Konkurrenz am Markt geben würde. Wenn zwei große Marktteilnehmer eine Kooperation eingehen, können sie häufig ihre Präsenz am Markt so stärken, dass es für kleinere Anbieter schwer wird. Unter Umständen schaffen sie es sogar, diese komplett aus dem Markt zu verdrängen und damit noch mehr Marktanteile zu bekommen.
- Mehr Marktanteile bedeutet größeren Umsatz: Wenn Unternehmen mehr Marktanteile gewinnen, heißt das, dass sie mehr Umsatz machen. Wenn die Unternehmen ihre Abläufe gut strukturiert haben und kostengünstig produzieren, bedeutet mehr Umsatz in vielen Fällen auch mehr Gewinn.
- Ressourcen können besser eingesetzt werden: Die Infrastruktur, das Fachwissen und die bisherigen Erfahrungen können gebündelt und gemeinsam eingesetzt werden. Das führt in der Regel zu einer größeren Effizienz und Kosteneinsparungen. Was wiederum wichtige Voraussetzungen dafür sind, sich von der übrigen Konkurrenz abzuheben.
- Eigene Marke wird gestärkt: Wenn die Unternehmen durch die Coopetition mehr Marktanteile gewinnen, stärkt das beide Marken. Denn Konkurrenten verschwinden, was es einfacher macht, eine starke Positionierung im Markt aufzubauen.
Nachteile der Coopetition
Auf der anderen Seite lauern natürlich auch Gefahren, wenn zwei Unternehmen, die eigentlich in direkter Konkurrenz zueinanderstehen, kooperieren:
- Mehr interner Aufwand: Um erfolgreich zu kooperieren, müssen beide Unternehmen eine gemeinsame Strategie haben und diese verfolgen. Das bedeutet einen größeren Abstimmungs- und Organisationsbedarf. Das kostet interne Ressourcen und Geld.
- Innovationen werden verhindert: Viele von uns kennen es vielleicht: Wenn man in größeren Unternehmen oder gar in einem Konzern schnell mal eben eine Änderung anstoßen möchte, ist dieses Vorhaben nur selten von Erfolg gekrönt. Größere Unternehmen sind häufig schwerfällig und brauchen oft viel zu lange, um Innovationen anzugehen. Wenn nun zwei große Unternehmen kooperieren, kann sich dieses Problem noch verschärfen. Das kann langfristig eine Gefahr für den Unternehmenserfolg sein.
- Vertrauliche Informationen können durchsickern: Bei einer Coopetition besteht außerdem immer die Gefahr, dass das konkurrierende Unternehmen an Informationen kommt, die man eigentlich geheim halten wollte. Das wiederum kann dem Konkurrenzunternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
- Partner müssen sich vertrauen: Eine gute Zusammenarbeit kann nur funktionieren, wenn sich beide Partner vertrauen. Das kann aber gerade im Hinblick auf die angesprochenen Betriebsgeheimnisse ein Problem sein. Wenn das Misstrauen und die Angst vor dem Verlust von Betriebsgeheimnissen überwiegen, wird die Coopetition wahrscheinlich nicht funktionieren.
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