Flexible Arbeitszeitmodelle: Modelle, Vor- und Nachteile
Jeden Tag von 9 bis 17 Uhr arbeiten – für viele Beschäftigte ist das nicht mehr attraktiv. Der Trend geht eher zu flexiblen Arbeitszeitmodellen, die es erlauben, Beruf und Privatleben besser miteinander zu vereinbaren. Gerade für Arbeitnehmer mit Kindern hat das immense Vorteile. Doch auch Arbeitgeber können davon profitieren.
Flexible Arbeitszeitmodelle: Welche gibt es?
Klassische Arbeitszeitmodelle bieten wenig Spielraum: Jeder Arbeitstag beginnt um 9 Uhr, Pause um 12:30 Uhr, Feierabend um 17:30 Uhr. Derselbe Rhythmus, 8 Stunden pro Tag, 5 Tage die Woche. Flexible Arbeitszeitmodelle sollen diesen starren Rahmen durchbrechen. Denn gerade junge Arbeitnehmer wünschen sich mehr Flexibilität. Arbeitgeber setzen deshalb zunehmend auf flexible Arbeitszeitmodelle, wenn sie Nachwuchskräfte finden und binden möchten.
1. Arbeiten im Gleitzeitmodell
Beim Gleitzeitmodell können sich Mitarbeiter ihre Arbeitszeit freier einteilen. Während der sogenannten Kernarbeitszeit oder Gleitzeitspanne müssen sie zwar anwesend sein. Das könnte zum Beispiel das Zeitfenster von 10 bis 15 Uhr sein. Abseits davon können sie aber selbst entscheiden, wie sie ihr Tages- oder Wochenpensum erfüllen.
Absprachen mit dem Vorgesetzten oder mit dem eigenen Team werden in der Regel während der Kernarbeitszeit getätigt. Denn obwohl Gleitzeit herrscht, sind in diesem Zeitraum alle Mitarbeiter anwesend.
Im Gleitzeitmodell ist es häufig sogar möglich, bewusst länger zu arbeiten und Überstunden anzusparen. Diese lassen sich an anderen Tagen einlösen, etwa wenn man einen privaten Termin hat und früher gehen muss.
In manchen Gleitzeitmodellen legt das Unternehmen fest, dass nur eine bestimmte Anzahl von Überstunden angesammelt werden darf. Die Überstunden – und übrigens auch die Minusstunden – werden in der Regel auf einem Arbeitszeitkonto angespart. Unter Umständen sind Mitarbeiter dazu angehalten, das Arbeitszeitkonto zeitnah auszugleichen. Das kommt jedoch auf die Vereinbarungen an, die im Arbeits-, Tarifvertrag oder einer Betriebsvereinbarung getroffen sind.
2. Arbeiten im Homeoffice
Während der Coronapandemie haben viele Arbeitnehmer das Homeoffice kennen und schätzen gelernt. Die Freiheiten, die mit diesem Arbeitszeitmodell einhergehen, möchten viele jetzt nicht mehr missen. Daher sind viele Unternehmen dazu übergegangen, das Homeoffice auch nach der Hochphase der Pandemie für einige Beschäftigte weiterhin zu erlauben.
Wie die Arbeit im Homeoffice praktisch aussieht und welche Vorgaben einzuhalten sind, vereinbaren Arbeitnehmer und Arbeitgeber individuell. Oft kommt das Modell der sogenannten alternierenden Telearbeit zum Einsatz. Dabei arbeitet der Beschäftigte an einigen Arbeitstagen vor Ort beim Arbeitgeber, an anderen zu Hause.
Die sogenannte mobile Arbeit, auch Remote Work genannt, ist eine Spielart des Homeoffice. Der Beschäftigte arbeitet dabei jedoch nicht zwingend von zu Hause aus, sondern kann frei entscheiden, wo er sich aufhält. Theoretisch kann er in diesem Arbeitsmodell von überall auf der Welt arbeiten – vorausgesetzt es gibt eine stabile und sichere Internetverbindung.
3. Arbeitsmodell Jobsharing
Beim Jobsharing teilen sich zwei Arbeitskräfte einen Arbeitsplatz. Die wöchentliche Arbeitszeit und die Aufgaben werden aufgeteilt. Arbeiten Führungskräfte nach diesem Modell, nennt man das Topsharing. In jedem Fall ist eine gute Koordination nötig, damit alle Aufgaben zuverlässig erledigt werden.
Aus diesem Grund ist das Jobsharing besonders herausfordernd. Gerade die skandinavischen Länder zeigen jedoch, dass sich flexible Arbeitszeitmodelle wie das Jobsharing lohnen können: Der Anteil gut ausgebildeter, berufstätiger Frauen ist in diesen Ländern hoch. Und das kommt nicht nur den Frauen, sondern der gesamten Volkswirtschaft zugute.
4. Arbeitsmodell Vertrauensarbeitszeit
Sind gar keine Arbeitszeiten festgelegt, nennt man das Arbeitszeitmodell Vertrauensarbeitszeit. Bei diesem Arbeitszeitmodell vertraut der Arbeitgeber darauf, dass Beschäftigte ihre Arbeit eigenverantwortlich erledigen und Deadlines einhalten. Anwesenheit im Büro wird dabei häufig nicht vorausgesetzt. Auch im Homeoffice müssen solche Arbeitnehmer nicht ständig erreichbar sein.
Der Beschäftigte ist selbst dafür verantwortlich, dass er sein Arbeitspensum so aufteilt, dass er rechtzeitig fertig wird. Dazu benötigen Beschäftigte eine Menge Selbstorganisation und Disziplin. Denn die Verlockung ist groß, sich während der Arbeitszeit mit anderen Dingen zu beschäftigen und den eigentlichen Arbeitsaufgaben erst kurz vor Ende der Deadline nachzukommen.
Neue Arbeitsmodelle: Die Vor- und Nachteile
Viele Beschäftigte, die täglich zum Arbeitsort pendeln und dort acht Stunden anwesend sein müssen, würden auch gern andere Arbeitszeitmodelle nutzen. Dabei sollte man jedoch nicht übersehen, dass die neuen Modelle nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile haben.
Vorteil | Nachteil | |
Gleitzeit | • Beschäftigte können sich ihre Arbeitszeit flexibel einteilen und private Termine einschieben. • Das eigenständige Arbeiten wird bei diesem Arbeitsmodell gefördert. | • Unter Umständen sind Regelungen zum Gleitzeitkonto nicht so großzügig, wie Arbeitnehmer sich das wünschen würden (Minus- oder Überstunden müssen zügig ausgeglichen werden). |
Homeoffice | • Arbeitnehmer müssen nicht pendeln und sparen eine Menge Zeit. • Die Arbeit am eigenen Schreibtisch ist häufig produktiver als die Arbeit im Großraumbüro. • Private Termine lassen sich einschieben. | • Mitarbeiter müssen darauf achten, dass sich Beruf und Privatleben nicht zu sehr mischen. • Beschäftigte, die von zu Hause arbeiten, müssen sich gut organisieren können, um ihr Arbeitspensum zu schaffen. • Manche Arbeitnehmer vermissen den Kontakt zu Kollegen und Vorgesetzten. • Homeoffice kann sich auch auf die Karriere auswirken: Mitarbeiter, die nicht vor Ort sind, werden seltener befördert. |
Jobsharing• Nach der Elternzeit erleichtert dieses Arbeitszeitmodell erleichtert den Wiedereinstieg in den Job. • Beruf und Privatleben lassen sich gut miteinander vereinbaren. | • Mitarbeiter, die Jobsharing betreiben, müssen sehr gute kommunikative Fähigkeiten mitbringen. Andernfalls könnte der geteilte Job zu einer Menge Chaos führen. | |
Vertrauens-arbeitszeit | • Das Vertrauen, das der Arbeitgeber seinen Beschäftigten entgegenbringt, motiviert diese. • Im Idealfall arbeiten Arbeitnehmer in diesem Modell äußerst produktiv. • Durch die hohe Eigenverantwortlichkeit werden innovative Ideen gefördert. | • Beschäftigte müssen sich sehr gut selbst organisieren können und sich diszipliniert an ihre Pläne halten. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich Mitarbeiter überfordern. |
Neue Arbeitsmodelle versus klassische Arbeitsmodelle: Tipps zur Umsetzung
Neben den spezifischen Herausforderungen, die flexible Arbeitszeitmodelle im Vergleich zu klassischen Arbeitszeitmodellen mit sich bringen, gibt es auch allgemeine Nachteile für Arbeitnehmer:
- Höhere Belastung: Wer sich seine Arbeitszeit flexibel einteilen kann, schafft es oft nicht, einen klaren Schlussstrich zu ziehen. Viele Beschäftigte lesen und beantworten daher in ihrer Freizeit und sogar im Urlaub berufliche Mails. Der nötige Ausgleich kann fehlen. Und wer sich zu wenig Ruhe gönnt, ist nicht so belastbar wie ausgeruhte Arbeitnehmer. Überlasten sich Arbeitnehmer für einen längeren Zeitraum, droht sogar ein Burnout.
- Nachteile für die Beziehung: Eine fehlende Trennung zwischen Berufs- und Privatleben kann sich negativ auf die Partnerbeziehung auswirken. Wenn der Partner mit dem Kopf nur noch bei der Arbeit und für private Gespräche kaum noch zugänglich ist, hängt der Haussegen schnell schief.
- Gesundheitliche Beeinträchtigungen: Fehlende Ruhe kann nicht nur zu psychischer Erschöpfung und Burnout führen. Auch Bluthochdruck, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Rückenbeschwerden können die Folge sein, wenn die Grenze zwischen Job und Privatleben verwischt.
Was also tun? Zunächst einmal ist der Arbeitgeber gefragt. Gemeinsam mit den Beschäftigten und dem Betriebsrat sollte er verbindliche Regelungen erarbeiten, die den Mitarbeitern die Trennung von Beruf und Privatleben erleichtern.
Wenn die Voraussetzungen im Betrieb stimmen, kann man auch als Arbeitnehmer etwas tun, etwa nach Feierabend das Diensthandy ausschalten und keine beruflichen E-Mails mehr lesen.
Wenn Sie Probleme haben, ihre Arbeit in der dafür vorgesehenen Zeit zu erledigen, können Zeitmanagement-Methoden oder eine simple To-Do-Liste helfen, den Überblick zu behalten und produktiver zu werden.
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