Blickkontakt bei der Bewerbung: Wie macht man es „richtig“?

Welchen Eindruck ein Bewerber im Vorstellungsgespräch macht, hängt nicht nur von dem ab, was er sagt. Auch seine Körpersprache hat darauf Einfluss, und zwar mehr, als viele Bewerber meinen. Ein wichtiger Aspekt davon ist der Blickkontakt zwischen dem Bewerber und seinen Gesprächspartnern. Warum er so wichtig ist und wie man im Bewerbungsgespräch einen angemessenen Blickkontakt hält – das erklären wir Ihnen hier.

Eine Frau hält Blickkontakt im Bewerbungsgespräch

Blickkontakt in der Psychologie: Was Blickkontakt aussagt

Wenn man einen Menschen kennenlernt und sich mit ihm unterhält, sieht man ihm ganz automatisch in die Augen. Das ist kein Zufall: Aus den Augen eines Menschen lässt sich viel ablesen. Der Blick als Teil der Mimik ist ein wichtiger Aspekt der nonverbalen Kommunikation. Ob jemand einen ansieht oder nicht, wie lange der Blickkontakt dauert, ob er anhaltend oder flüchtig ist – all das hat großen Einfluss darauf, welchen Eindruck man von einer anderen Person bekommt.

Blickkontakt kann mehr über die Absichten, Einstellungen und Emotionen eines Menschen verraten. Einem als angenehm empfundener Blickkontakt werden in der Psychologie viele positive Folgen zugeschrieben: Er kann Nähe schaffen, Interesse und Offenheit zeigen. Außerdem kann ein angenehmer und selbstsicherer Blickkontakt einen Menschen glaubwürdiger und vertrauenswürdiger erscheinen lassen. Er wirkt dadurch eher positiv auf andere.

Umgekehrt kann ein fehlender Blickkontakt negative Auswirkungen auf die Beziehung zwischen zwei Menschen haben. Er kann signalisieren, dass jemand nicht die Wahrheit sagt oder nicht vertrauenswürdig ist. Ebenso kann er auf Unsicherheit, ein schwach ausgeprägtes Selbstwertgefühl oder Desinteresse hindeuten. Wird Blickkontakt häufig unterbrochen, kann das ein Zeichen dafür sein, dass sich die andere Person mehr Distanz wünscht.

Blickkontakt ist prinzipiell förderlich für eine vertrauensvolle und gute Beziehung. Es gibt aber auch ein Zuviel an Blickkontakt. Dauert der Blickkontakt zu lange, ohne dass er kurzzeitig unterbrochen wird, kann das auf die andere Person aufdringlich und bedrohlich wirken. Ein starrer, intensiver Blick kann die Gesprächsatmosphäre unangenehm machen und sich dadurch negativ auf den Eindruck von einer anderen Person auswirken.

Welche Bedeutung hat Blickkontakt im Bewerbungsgespräch?

Wer es ins Bewerbungsgespräch geschafft hat, ist dem ersehnten Job zum Greifen nah. Nun gilt es, den positiven Eindruck aus der Bewerbung persönlich zu bestätigen – indem man kluge Dinge sagt, souverän auf Fragen reagiert, aber auch durch die eigene Körpersprache den „richtigen“ Eindruck bei den Personalverantwortlichen hinterlässt.

Dabei kann die Bedeutung der Körpersprache und damit auch des Blickkontakts im Bewerbungsgespräch kaum überschätzt werden. Sie prägt den ersten Eindruck, der beim Vorstellungsgespräch so wichtig ist, ganz entscheidend. Die Wirkung, die jemand auf andere hat, ist einer vielzitierten Studie zufolge nur zu rund sieben Prozent davon abhängig, was er sagt. Eine neuere Studie beziffert den Einfluss des gesprochenen Wortes auf den ersten Eindruck immerhin auf knapp 20 Prozent. Auch das ist ein erstaunlich geringer Wert. Den Rest macht die Körpersprache eines Menschen aus, wozu neben Mimik und Gestik unter anderem auch die Haltung und der Gang zählen. Wichtig sind auch die Kleidung und der Duft eines Menschen sowie die Sprache samt Tonfall, Lautstärke, Wortwahl und Dialekt.

Nonverbale Signale haben damit großen Einfluss darauf, wie Bewerber auf die Verantwortlichen des Unternehmens wirken. Wer „richtig“ Blickkontakt hält, kann damit dafür sorgen, dass die Personaler ihn positiv wahrnehmen. Personaler sind erfahren darin, im Bewerbungsgespräch Blickkontakt zu deuten. Sie achten darauf, ob ein Bewerber Blickkontakt halten kann, ob er ihn sucht oder vermeidet, ob sein Blick von Punkt zu Punkt springt oder ob jemand sein Gegenüber anstarrt.

Abgesehen davon, dass der „richtige“ Blickkontakt für eine angenehme Gesprächsatmosphäre sorgt und schon das einen positiven Ausgang des Bewerbungsgesprächs wahrscheinlicher machen kann, können Personalverantwortliche Bewerbern anhand des Blickkontakts verschiedene Eigenschaften zuschreiben. Angemessener Blickkontakt kann Bewerber souverän und selbstbewusst erscheinen lassen, er kann Vertrauen schaffen und seriös wirken. Er kann auch Sympathie wecken und den Grundstein für eine gute, vertrauensvolle Beziehung legen. Das erhöht die Chancen enorm, dass sich die Personalverantwortlichen für einen entscheiden.

Darum fällt es vielen Menschen schwer, Blickkontakt zu halten

Vielen Menschen fällt es schwer, Blickkontakt zu halten. Manchmal liegt das daran, dass man schlicht keine Lust auf das Gespräch hat: Wer gelangweilt ist, sieht sich eher in seiner Umgebung um. Im Fall eines Bewerbungsgesprächs liegt der Grund für mangelnden Blickkontakt aber eher darin, dass Bewerber unsicher, schüchtern oder nervös sind. Das Bewerbungsgespräch ist eine Prüfungssituation, in der unsichere Menschen noch unsicherer werden können.

Besonders schwer fällt es manchen, Blickkontakt zu halten, wenn sie selbst sprechen. Im Vorstellungsgespräch haben viele Bewerber Angst, das Falsche zu sagen. Wer den Personaler bei eigenen Ausführungen ansieht und seinen Blick nicht deuten kann oder gar als skeptisch und damit negativ auffasst, kann dadurch verunsichert werden. Viele Bewerber vermeiden deshalb instinktiv Blickkontakt mit ihren Gesprächspartnern oder schauen immer nur kurz hin.

Wenn es Ihnen schwerfällt, Blickkontakt zu halten, heißt das natürlich nicht, dass Sie kein guter Kandidat für den Job wären. Sie haben es unter diesen Umständen aber schwerer, Ihre Gesprächspartner von sich zu überzeugen. Üben Sie deshalb vorher: Achten Sie bei Gesprächen mit anderen, aber auch bei flüchtigen Interaktionen wie dem Bezahlen an der Supermarktkasse darauf, Blickkontakt mit anderen herzustellen. Je öfter Sie üben, desto leichter wird Ihnen der Blickkontakt fallen. Außerdem können Sie dadurch selbstbewusster werden – ebenfalls ein Pluspunkt bei Bewerbungsgesprächen.

Ein Trick kann es Ihnen einfacher machen, im Bewerbungsgespräch Blickkontakt zu halten. Visieren Sie einfach einen Punkt im Gesicht Ihres Gegenübers an, der nahe den Augen liegt – zum Beispiel die Augenbrauen oder den Nasenrücken. Für Gesprächspartner ist es schwer zu deuten, ob Sie ihnen in die Augen blicken oder nicht. Diese Taktik kann besonders für den Anfang des Bewerbungsgesprächs hilfreich sein. So können Sie sich an den Blickkontakt langsam herantasten, bis es Ihnen leichter fällt, Ihren Gesprächspartnern direkt in die Augen zu sehen.

Angemessener Blickkontakt im Bewerbungsgespräch: So gelingt es Ihnen

Blickkontakt spielt ohne Frage eine wichtige Rolle bei Vorstellungsgesprächen. Im Bewerbungsgespräch ist beim Blickkontakte eine Balance gefragt: Sie sollten weder ständig wegsehen noch Ihre Gesprächspartner anstarren. Beides kann Ihnen negativ ausgelegt werden. Schauen Sie also nicht auf den Boden oder wenden Sie den Blick seitlich ab. Sie sollten auch nicht nur kurze Blicke in die Richtung Ihrer Gesprächspartner werfen. Wenn Ihr Blick immer nur über deren Gesichter hinweghuscht, kann Ihnen eine geringe Sozialkompetenz unterstellt werden. Sie wirken eher unsicher und wenig selbstbewusst.

Zu intensiver Blickkontakt ist auf der anderen Seite auch keine gute Idee. Ein längerer Blickkontakt kann aufdringlich wirken und eine unangenehme Atmosphäre entstehen lassen. Forscher der Universität Freiburg haben herausgefunden, dass längerer Blickkontakt Widerstand beim Gegenüber auslösen kann – was in einem Vorstellungsgespräch kontraproduktiv wäre.

Wie lange sollte man also hinsehen, bevor man den Blick (kurz) abwendet? Britische Forscher des University College London haben in einer Studie mit 500 Freiwilligen genau das untersucht. Das Ergebnis: Als angenehm empfanden die Probanden im Schnitt einen Blickkontakt von maximal 3,3 Sekunden.

Achten Sie also im Vorstellungsgespräch darauf, Ihren Blick zwischendurch immer wieder auf andere Punkte im Raum zu richten, bevor Sie Ihre Gesprächspartner wieder ansehen. Wenn Sie mehrere Gesprächspartner beim Vorstellungsgespräch haben, sehen Sie alle Verantwortlichen abwechselnd an. Hilfreich für eine angenehme Gesprächsatmosphäre ist auch, wenn Sie die Ausführungen Ihres Gegenübers mit gelegentlichem Nicken quittieren und so zeigen, dass Sie dem Gespräch interessiert folgen. Sympathie wecken Sie, indem Sie häufig lächeln – immer vorausgesetzt natürlich, dass es dem jeweiligen Gesprächsinhalt angemessen ist. Denken Sie auch daran, dass auch der Rest Ihrer Körpersprache den richtigen Eindruck machen muss. Üben Sie im Zweifel vorher, wie Sie selbstbewusst, offen und souverän auf andere wirken.

Bildnachweis: fizkes / Shutterstock.com

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