Großraumbüro – so kommen Sie damit zurecht
Die Arbeit in einem Großraumbüro kann für Arbeitnehmer anstrengend sein. Es ist oft laut, es gibt viele Ablenkungen und die Konzentration fällt vielen Beschäftigten entsprechend schwer. Um im Großraumbüro möglichst angenehm arbeiten zu können, können Sie als Arbeitnehmer nichtsdestotrotz einiges tun. Gefragt sind aber auch Arbeitgeber, für möglichst gute Arbeitsbedingungen im Großraumbüro zu sorgen. Hier erfahren Sie mehr über Großraumbüros und erhalten Tipps, wie Sie im Großraumbüro klarkommen.
Wann ist ein Büro ein Großraumbüro?
Das Großraumbüro ist ein spezielles Bürokonzept, bei dem viele Beschäftigte in einem großen Raum ihren Arbeitsplatz haben. Vielleicht denken Sie jetzt sofort an die Großraumbüros aus amerikanischen Serien oder Filmen, bei denen die Arbeitnehmer in riesigen Räumen in ihren Cubicles – einzelnen Arbeitsplätzen mit Trennwänden – sitzen. Oder an lange Reihen von Schreibtischen, an denen die Mitarbeiter sich aufgereiht gegenübersitzen.
Auch moderne Open-Space-Büros können in die Kategorie des Großraumbüros fallen, wenn dort viele Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz haben. Besonders in manchen kleineren Firmen sitzt oft das ganze Team im selben Raum. Die Arbeitsplätze sind dann im Raum verteilt, zum Beispiel stehen jeweils mehrere Schreibtische in verschiedenen Ecken zusammen.
Laut den Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR), die die Anforderungen der Arbeitsstättenverordnung konkretisieren, handelt es sich bei Großraumbüros um eine organisatorische und räumliche Zusammenfassung von Büro- oder Bildschirmarbeitsplätzen auf einer Fläche von mindestens 400 Quadratmetern. Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch ein etwas kleineres Büro als Großraumbüro angesehen werden kann. Wie viele Mitarbeiter mindestens in einem Raum arbeiten müssen, damit man von einem Großraumbüro sprechen kann, ist nicht klar geregelt. Meist spricht man vom Großraumbüro ab 20 oder 25 Beschäftigten.
Neben Großraumbüros gibt es noch verschiedene andere Bürokonzepte. Dazu zählen kleinere und größere Gruppenbüros, wo dann etwa drei Mitarbeiter gemeinsam sitzen oder auch 15. Ebenso gibt es Einzel- und Zweierbüros, die den Mitarbeitern mehr Privatsphäre bieten.
Viele Unternehmen setzen auf Großraumbüros
Für viele Unternehmen mit einer großen Zahl an Mitarbeitern sind Großraumbüros interessant. Solche Unternehmen stehen bei der Raumplanung vor der Herausforderung, viele Beschäftigte möglichst effizient unterzubringen – und entscheiden sich nicht selten für ein Großraumbüro.
Arbeitgeber, die ein Großraumbüro einführen oder bereits nutzen, erhoffen sich davon positive Impulse für die Arbeit ihrer Beschäftigten. So soll etwa die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern verbessert werden – die Wege sind schließlich kurz, um mit einem Kollegen etwas abzusprechen. Man darf allerdings nicht vergessen, dass es oft wirtschaftliche Interessen sind, die die Entscheidung für ein Großraumbüro maßgeblich beeinflussen. In einem Großraumbüro lassen sich viele Mitarbeiter unterbringen. Man spart also Platz – und damit Kosten, die bei mehr Räumlichkeiten für die Räume an sich, die Ausstattung und den Betrieb anfallen würden.
Trotz der Tatsache, dass viele Arbeitnehmer über das Arbeiten im Großraumbüro nicht begeistert sind, setzen viele Firmen darauf. Betroffen ist allerdings nichtsdestotrotz eine Minderheit der Beschäftigten. Laut einer Studie des Industrieverbands Büro und Arbeitswelt (IBA) 2019/2020 saß mehr als die Hälfte der Beschäftigten (56 Prozent) in einem Einzel- oder Zweierbüro. 24 Prozent mussten sich ihr Büro mit zwei bis sieben Kollegen teilen, während acht Prozent in größeren Gruppenbüros mit neun bis 24 Mitarbeitern gearbeitet haben. Nur fünf Prozent der Beschäftigten haben in einem Großraumbüro oder Open-Space-Büro für mindestens 25 Personen gearbeitet.
Großraumbüro: Vor- und Nachteile
Mit Großraumbüros gehen verschiedene Vor- und Nachteile einher. Wie positiv oder negativ das Großraumbüro für den Einzelnen ist, hängt von vielen Faktoren ab, darunter dem Persönlichkeitstyp, wie leicht einem die Konzentration fällt, wie eng man mit anderen zusammenarbeiten muss und wie sehr man seine Kollegen mag. Der Job selbst mit seinen typischen Tätigkeiten spielt natürlich ebenfalls eine Rolle. Auch die Ausgestaltung des Großraumbüros beeinflusst die Vor- und Nachteile, die es für Arbeitnehmer und Arbeitgeber haben kann.
Vorteile von Großraumbüros
- Einer der größten Vorteile von Großraumbüros ist die erleichterte Kommunikation mit den Kollegen. Durch die räumliche Nähe vieler Mitarbeiter, womöglich des ganzen Teams, ist eine intensivere Zusammenarbeit möglich.
- Im besten Fall sorgt die größere Nähe für einen besseren Zusammenhalt im Team. Das kann sich positiv aufs Betriebsklima auswirken und dafür sorgen, dass Beschäftigte mehr Spaß an ihrem Job haben.
- Großraumbüros ermöglichen auch abteilungsübergreifend mehr Kooperation. Das kann sich schon deshalb ergeben, weil es mehr Berührungspunkte gibt und man sich besser kennenlernt.
- In Großraumbüros lassen sich flexible Arbeitsplätze leicht umsetzen.
- Für Arbeitgeber sind Großraumbüros spannend, weil sie eine effiziente Raumnutzung ermöglichen. Dadurch können Arbeitgeber Kosten sparen und ihr Unternehmen wirtschaftlicher gestalten.
Nachteile von Großraumbüros
- Für Arbeitnehmer ist das Arbeiten im Großraumbüro oft stressig. Es ist dort meist laut und vieles ist in Bewegung, was die Konzentration erschweren kann. Das kann dafür sorgen, dass man für seine Arbeit länger braucht und öfter Überstunden machen muss. Die Arbeit kann sich auch anstrengender anfühlen.
- Mehr Stress im Job kann für höhere Fehlzeiten sorgen.
- Apropos Fehlzeiten: In Großraumbüros ist die Ansteckungsgefahr bei Infektionskrankheiten höher. Auch dadurch kann es zu mehr Ausfällen in der Belegschaft kommen.
- Durch die Nähe zu anderen Kollegen können eher Konflikte entstehen. Kollegen, die man ansonsten nicht so oft sehen würde, können einem im Großraumbüro durch ihre ständige Präsenz tierisch auf die Nerven gehen. Das ist eine Gefahr für das Betriebsklima.
- Viele Arbeitnehmer fühlen sich im Großraumbüro kontrolliert. Oft kann jeder sehen, was man am PC gerade macht, oder zuhören, wenn man telefoniert.
- Die Möglichkeiten, das Klima am Arbeitsplatz zu beeinflussen, sind im Großraumbüro für Arbeitnehmer meist begrenzt. Sie können oft nicht frei entscheiden, wie geheizt oder gelüftet wird oder wie die Klimaanlage eingestellt ist.
- Auch das Licht ist oft nicht individuell regulierbar, so dass es für einzelne Beschäftigte womöglich suboptimal eingestellt ist.
- Wenn die Arbeitnehmer unter den Arbeitsbedingungen im Großraumbüro leiden, ist das auch für Arbeitgeber ein Problem – die Leistungen der Mitarbeiter können dadurch vermindert sein, was die Produktivität insgesamt verringert.
Tipps für das Arbeiten im Großraumbüro
Viele Arbeitnehmer empfinden die Arbeit im Großraumbüro als Belastung. Es ist ständig laut, Kollegen kommen und gehen und man ist oft an die klimatischen Bedingungen gebunden, die zentral vorgegeben werden. Da kann es schwierig sein, sich zu konzentrieren, außerdem kann die Arbeit eher Stress verursachen. Hier finden Sie einige Tipps, wie Sie das Arbeiten im Großraumbüro möglichst angenehm gestalten können.
Schutz vor Lärm
Lärm ist ein Hindernis für konzentriertes Arbeiten, im Großraumbüro aber oft omnipräsent. Selbst wenn die Kollegen leise sprechen, ergibt sich bei einer großen Zahl an Mitarbeitern im selben Raum ein gewisser Geräuschpegel. Wenn Sie Ihren Arbeitsplatz nicht in einen ruhigeren Bereich verlegen können, sollten Sie den Lärm möglichst ausblenden. Nutzen Sie dazu Ohrstöpsel oder Noise-Cancelling-Kopfhörer. Sie können die Kollegen natürlich auch bitten, etwas leiser zu sein.
Die besten Plätze im Großraumbüro
Die Arbeitsplätze im Großraumbüro sind nicht immer, aber oft flexibel. Die Mitarbeiter können sich dann jeden Tag aussuchen, wo sie sitzen. Das gibt Ihnen mehr Einfluss auf Ihre Arbeitsbedingungen. Probieren Sie aus, an welchen Arbeitsplätzen im Großraumbüro Ihre Konzentration am höchsten ist. Das ist am ehesten in Randbereichen des Raums der Fall oder hinter Trennwänden oder anderen Raumtrennern. Es kommt aber auch auf die Kollegen in Ihrer Nähe an. Setzen Sie sich möglichst weit weg von den Kollegen, die besonders laut sind.
Randzeiten nutzen
Vielleicht haben Sie flexible Arbeitszeiten und arbeiten in Gleitzeit. Das sollten Sie nutzen, um konzentrierter Arbeiten zu können. Wenn Sie früher oder später als die meisten Kollegen arbeiten, ist es im Großraumbüro wahrscheinlich ruhiger und die Arbeit fällt Ihnen leichter.
Rücksicht auf andere nehmen
Die Arbeit im Großraumbüro sollte nicht nur für Sie möglichst angenehm sein, sondern auch für Ihre Kollegen. So geht es allen mit der Situation am Arbeitsplatz besser. Nehmen Sie also Rücksicht und verhalten Sie sich an der Arbeit so, wie Sie es sich auch von anderen wünschen. Reden Sie nicht zu laut oder lange und telefonieren Sie möglichst leise oder in speziellen Bereichen. Achten Sie auch darauf, wo Sie Meetings abhalten – suchen Sie sich dafür einen gesonderten Bereich, an dem Sie andere nicht stören. Ein No-Go sind stark riechendes Essen am Arbeitsplatz oder penetrante Parfums. Nicht zuletzt: Seien Sie nett zu Ihren Kollegen, damit keine Konflikte entstehen.
Homeoffice nutzen
Viele Arbeitnehmer haben die Möglichkeit, gelegentlich oder regelmäßig im Homeoffice zu arbeiten. Diese Möglichkeit sollten Sie nutzen, wenn Ihnen im Großraumbüro die Konzentration schwerfällt.
Ablenkungen minimieren
Zugegeben, auf viele Ablenkungen im Großraumbüro haben Sie als Arbeitnehmer nur begrenzt Einfluss. Sie können aber Lärm durch Ohrstöpsel ausblenden und Ihre Arbeit so gestalten, dass Ihnen die Konzentration möglichst leichtfällt. Das heißt zum Beispiel, dass Sie Ihre E-Mails ganz bewusst checken sollten statt das E-Mail-Programm im Hintergrund immer an zu haben, oder dass Ihr Handy nicht angeschaltet auf dem Tisch liegen sollte. Es ist auch hilfreich, Ihre Tätigkeiten nach Ihren produktiven und weniger leistungsfähigen Tageszeiten zu planen.
Was Arbeitgeber tun können, um die Arbeit im Großraumbüro angenehmer zu gestalten
Arbeitgeber sind gefragt, die Bedingungen dafür zu schaffen, dass ihre Mitarbeiter im Großraumbüro gut arbeiten können. Das fängt schon bei der Raumplanung an: Es ist besser, wenn die Arbeitsplätze nicht alle eng beieinander stehen, sondern wenn verschiedene Bereiche geschaffen werden. In einem sitzen dann beispielsweise viele Mitarbeiter nah zusammen, während in anderen etwas mehr Privatsphäre möglich ist. Ebenso hilfreich sind verschiedene Zonen, zum Beispiel ein Bereich für Telefonate und kurze Besprechungen und eine Zone, in der es möglichst ruhig sein soll.
Lärmschutz ist in Großraumbüros besonders wichtig. Hierfür lassen sich oft gute bauliche Lösungen finden. Hilfreich sind dabei auch Raumtrenner, zum Beispiel höhere Regale, mobile Trennwände und größere Pflanzen. Dadurch fühlen sich die Mitarbeiter auch eher wohl am Arbeitsplatz und können fokussierter arbeiten. Besonders wichtig ist es auch, die richtigen klimatischen Bedingungen und Lichtverhältnisse im Großraumbüro zu schaffen.
Mitarbeiter bei der Planung der Arbeit im Großraumbüro einbeziehen
Die einzelnen Arbeitsplätze sollten möglichst großzügig ausfallen. Laut Arbeitsstättenverordnung sollte in Großraumbüros die Fläche pro Mitarbeiter bei zwölf bis 15 Quadratmetern liegen. Die Mitarbeiter brauchen auch genügend Unterbringungsmöglichkeiten für Utensilien und Unterlagen, zum Beispiel in Form von Schubladen, Regalen oder Rollcontainern, die bei flexiblen Arbeitsplätzen mitwandern können.
Arbeitgeber sollten für das Arbeiten im Großraumbüro Regeln aufstellen, von denen die Mitarbeiter profitieren. Das kann zum Beispiel den Geräuschpegel betreffen, den Umgang mit der Klimaanlage oder Essen am Arbeitsplatz. Förderlich ist auch eine Gleitzeitregelung, die den Mitarbeitern mehr Flexibilität bei ihren Arbeitszeiten gibt.
Nicht zuletzt sollten Arbeitgeber ihre Mitarbeiter einbeziehen, wenn sie die Arbeit im Großraumbüro gestalten. Ihre Rückmeldungen helfen, mögliche negative Aspekte zu erkennen und gezielt zu verbessern. Im besten Fall bieten Unternehmen den Beschäftigten alternative Arbeitsplätze für Zeiten an, in denen sie sich besonders konzentrieren müssen. Das kommt der Produktivität zugute und kann Stress verringern.
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