Nonkonformismus: unangepasst sein kann Vorteile haben
Nonkonformismus kann das eigene Leben positiv beeinflussen – solange man es nicht übertreibt. Worauf Sie achten sollten, wenn Sie am Arbeitsplatz ein wenig unangepasster sein möchten, erfahren Sie hier.
Was ist Nonkonformismus?
Wer verstehen will, was Nonkonformismus bedeutet, sollte sich zunächst damit beschäftigen, was konformes Verhalten ist.
Wer sich konform verhält, macht das, was die große Masse der übrigen Menschen auch macht. Dabei haben wir doch alle den Wunsch, möglichst individuell zu sein. Wie kommt es dann, dass Fans einer bestimmten Musikrichtung zum Beispiel alle gleich angezogen sind?
Das hat unterschiedliche Gründe. Zum einen, wollen wir uns von anderen Gruppen abheben und drücken das zum Beispiel durch die Kleidung aus.
Auf der anderen Seite sind wir alle bestrebt, einer Gruppe anzugehören und uns zu integrieren.
Im Berufsleben wird ein weiterer Aspekt der Angepasstheit immer wichtiger: Sie ist einfacher. Wer sich so verhält, wie alle anderen im Büro, fällt nicht weiter auf, muss sich für sein nonkonformistisches Verhalten nicht rechtfertigen und braucht nicht gegen Widerstände anzukämpfen. Sich regelkonform zu verhalten, bedeutet also weniger Aufwand und weniger Stress – genau das, was viele Arbeitnehmer wollen.
Unangepasst sein: warum es so schwierig ist
Es kommen noch einige weitere Faktoren hinzu, die es schwierig machen, so nonkonformistisch zu sein, wie man vielleicht möchte.
- Die Mitmenschen: An erster Stelle spielen unsere Mitmenschen eine Rolle dabei, ob und wie unangepasst wir uns verhalten. Denn wie eingangs schon erwähnt, streben alle Menschen in der Regel danach, einer Gruppe zugehörig zu sein. Das ist ein altes Erbe der Menschheitsgeschichte. Wer früher keine Gruppe hatte, der er sich anschließen konnte, überlebte meist nicht lange. Aufgaben wie die Jagd oder der Schutz vor anderen Lebewesen waren nur in der Gruppe möglich. Daher streben wir auch heute noch danach, zu einer Gruppe dazuzugehören. Und das geht meist dann besonders gut, wenn wir nicht allzu nonkonformistisch sind.
- Die Vorgesetzten: In der Schule, am Arbeitsplatz oder im Elternhaus – überall begegnen uns Autoritäten. Und diese Autoritäten sehen Nonkonformismus häufig nicht gern. Denn Nonkonformismus bedeutet, dass wir uns nicht oder zumindest nicht zu einhundert Prozent an die Regeln halten, die uns Autoritäten vorgeben. Wer aus der Reihe tanzt und sich unangepasst verhält, muss daher mit Sanktionen rechnen. In der Schule sind es Strafarbeiten, später am Arbeitsplatz droht bei starkem Nonkonformismus eine Abmahnung.
Nonkonformismus: den eigenen Weg gehen
Menschen dagegen, die sich nicht regelkonform oder zumindest nicht so wie die Mehrheit verhalten, gelten als nonkonformistisch, als unangepasst. Sie gehen ihren eigenen Weg.
Synonyme für den Nonkonformismus oder einen Nonkonformisten sind beispielsweise:
- Außenseiter
- Einzelgänger
- Eigenbrötler
- Individualist
- Kauz
- Original
- Querkopf
- unorthodox
- unkonventionell
- eigenwillig
- ungewöhnlich
- weltfremd
- alternativ
- subkulturell
- unangepasst
- abweichend
Auch wenn die Eigenschaften von nonkonformistischen Personen vielleicht nicht durchweg positiv sind, kann es durchaus Vorteile haben, sich hin und wieder für den Nonkonformismus zu entscheiden.
Denn wer seinen eigenen Weg geht, statt auf eingetretenen Pfaden zu laufen, muss sich nicht verbiegen und kann den eigenen Vorstellungen und Werten treu bleiben. Unkonventionelle Herangehensweisen bieten außerdem die größte Chance für Innovationen. Wer alles so macht, wie man es schon immer gemacht hat, wird seinen Vorgesetzten wohl kaum mit einer neuen, kreativen Idee überraschen.
Den eigenen Weg gehen: die Vorteile
Das zu tun, was man im tiefsten Inneren möchte, und gleichzeitig seiner Kreativität freien Lauf zu lassen, sind zwei große Vorteile, die der Nonkonformismus haben kann. Und es gibt sogar noch mehr:
- Nonkonformismus sorgt für Zufriedenheit: Sich nicht permanent nach anderen Menschen richten zu müssen, sondern das zu tun, was man selbst für richtig hält, ist ein sicherer Weg, um glücklich und zufrieden zu sein. Menschen, die ihren eigenen Weg gehen, lassen sich nicht ständig fremd bestimmen, sondern treffen ihre eigenen Entscheidungen – und das kann ein sehr befriedigendes Gefühl sein.
- Nonkonformisten nehmen die Dinge selbst in die Hand: Nonkonformisten tun das, worin sie am besten sind – und sich voll und ganz auf eine Sache zu konzentrieren, um so zu einem Experten zu werden, führt häufiger zum Erfolg.
Die Nachteile des Nonkonformismus
Auf der anderen Seite hat es natürlich auch Nachteile, wenn man ständig gegen den Strom schwimmt. Die negativen Begleiterscheinungen des Nonkonformismus sollte man kennen und sich darauf einstellen:
- Nonkonformismus kostet Kraft: Sich ständig und in jeder Situation gegen die Mehrheit zu behaupten, ist kräftezehrend. Denn wie wir gesehen haben, streben wir aufgrund unserer Biologie eher danach, als vollwertiges Mitglied der Gruppe angesehen zu werden – und eben nicht als Eigenbrötler oder gar Störenfried.
- Nonkonformismus kann berufliches Fortkommen verhindern: Selbstständige können besonders davon profitieren, wenn sie Dinge anders angehen als die Konkurrenz. Sie können eine Nische finden oder sich in einem bestimmten Gebiet als absoluter Spezialist präsentieren – das ist gut für den Umsatz und führt dazu, dass das Unternehmen Erfolg hat. Im Berufsleben geht diese Gleichung nicht immer auf. Je nachdem, welche Unternehmensphilosophie beim Arbeitgeber vorherrschend ist, kommen Nonkonformisten gar nicht gut an. Gerade in konservativen Unternehmen werden sie eher als lästiges Übel betrachtet. Eine Beförderung oder Gehaltserhöhung ist in einem derartigen Umfeld wohl kaum denkbar. Nonkonformismus kann in diesem Fall bedeuten, dass sie keinen Erfolg haben und beruflich auf der Stelle treten – und das kann sehr frustrierend sein.
Unangepasst sein: so gehen Sie Ihren eigenen Weg
Man muss aber nicht sofort zu einem waschechten Einsiedler werden und den Nonkonformismus in all seinen Facetten ausleben. Hin und wieder kann es auch nützlich sein, sich nur ein wenig mehr auf das zu besinnen, was einem wichtig ist. Also den eigenen Weg zu gehen, ohne sich komplett aus der Gemeinschaft der anderen Mitarbeiter auszugrenzen. Wie das gelingen kann? Zum Beispiel so:
- Selbstreflexion: Nonkonformisten wissen ganz genau, was sie wollen, und scheuen sich auch nicht davor, sich dafür einzusetzen. Wenn Sie sich ein wenig Nonkonformismus antrainieren möchten, sollten Sie damit starten, Ihre Ziele und Wünsche genauestens festzulegen. Was möchten Sie aus tiefstem Herzen beruflich erreichen? Wie sieht das ideale Privatleben für Sie aus? Was muss der perfekte Arbeitgeber anbieten? Je konkreter Sie diese und andere Fragen beantworten können, umso leichter wird es für Sie, Ihren eigenen Weg zu gehen.
- Autonomie: Zum Nonkonformismus gehört es auch, nicht immer auf die Meinung anderer zu hören. Machen Sie sich frei davon, immer nur das tun zu müssen, was andere Menschen von Ihnen verlangen. Waren es früher die Eltern, die einen bestimmten Studiengang auserkoren hatten, sind es heute die Kollegen, die ein ganz bestimmtes Verhalten für Sie vorgesehen haben. Es spricht nichts dagegen, hin und wieder das zu tun, was andere Menschen von Ihnen verlangen oder wünschen. Ein erfülltes und glückliches Leben besteht aber nicht ausschließlich daraus. Sie müssen in manchen Momenten auch das tun, was Sie tun wollen – ohne allzu viel Angst vor der Reaktion Ihrer Umwelt zu haben.
- Gelassenheit: Sie werden es nie allen recht machen können – und das bedeutet, dass Sie sich öfter nonkonformistisch verhalten können. Von dem Kollegen, der grundsätzlich etwas an Ihrem Verhalten auszusetzen hat, werden Sie ohnehin wieder kritisiert werden. Dann können Sie auch für Dinge kritisiert werden, die Sie gemacht haben, weil sie Ihnen wichtig sind. Lassen Sie sich von der Meinung anderer nicht allzu sehr bestimmen. Natürlich müssen Sie nicht auf Biegen und Brechen gegen den Strom schwimmen, aber wenn Sie handfeste Gründe für Ihr Verhalten haben, sollten Sie es ausprobieren.
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