Interessenkonflikt im Job erkennen und vermeiden

Interessenkonflikte können überall dort entstehen, wo verschiedene Meinungen, Wünsche oder Vorstellungen aufeinandertreffen – also nicht nur im Privatleben, sondern auch im Job. Woran man einen Interessenkonflikt im Job erkennt und wie man am besten mit ihm umgeht, haben wir hier zusammengefasst.

Eine Mitarbeiterin und ihr Chef besprechen einen Interessenkonflikt im Job

Definition Interessenkonflikt: Was versteht man darunter?

Ein Interessenkonflikt im Job entsteht, wenn ein Arbeitnehmer im Privatleben bestimmte Interessen verfolgt, diese Interessen aber im Widerspruch zu den Interessen seines Arbeitgebers bzw. dessen Unternehmensphilosophie stehen und/oder dem Unternehmen sogar schaden könnten. Grundsätzlich ist ein Interessenkonflikt also eine Situation, in der zwei oder mehr Interessen, die im Widerspruch zueinanderstehen, aufeinandertreffen.

Interessenkonflikt im Unternehmen: Beispiele

Wo können überhaupt Interessenkonflikte auftreten? Im Grunde überall dort, wo Menschen zusammentreffen. Um zu verdeutlichen, was mit der oben genannten Definition des Interessenkonflikts gemeint ist, schauen wir uns ein paar Beispiele für Interessenkonflikte im Unternehmen an:

  1. Ein Angestellter arbeitet als Einkäufer im Unternehmen A. Dabei nimmt er Geschenke, Gutscheine oder andere Zuwendungen von Unternehmen B an, das gerne mit Unternehmen A zusammenarbeiten möchte. Nach einiger Zeit verlangt das Unternehmen B, dass es bei der Vergabe des nächsten Auftrags von Unternehmen A berücksichtigt werden sollte, obwohl der Preis für die Ware von Unternehmen B etwas über den Preisen der Konkurrenz liegt. Der Mitarbeiter befindet sich nun in einem Interessenkonflikt: Einerseits muss er die Interessen seines Arbeitgebers vertreten und das beste Angebot akzeptieren. Andererseits steht er gefühlt in der Schuld von Unternehmen B, da er immer wieder Zuwendungen von diesem Unternehmen entgegengenommen hat.
  2. Ein Arbeitnehmer, der im Unternehmen A als Manager beschäftigt ist, bietet neben seiner Tätigkeit für Unternehmen A im Rahmen einer nebenberuflichen Selbstständigkeit Beratungsdienstleistungen an. Diese Dienstleistung nimmt Unternehmen B in Anspruch – ein direkter Konkurrent von Unternehmen A. Der Arbeitnehmer befindet sich in einem Interessenkonflikt: Einerseits möchte er eine gute nebenberufliche Dienstleistung bieten, um weitere Aufträge zu bekommen und auch in seinem Nebenjob Geld zu verdienen. Macht er das andererseits jedoch zu gut, besteht die Gefahr, dass er Wissen an die Konkurrenz weitergibt und damit seinem eigentlichen Arbeitgeber schadet.

Die Konsequenzen eines Interessenkonflikts

Wenn sich Mitarbeiter so verhalten, dass sie ihrem Arbeitgeber mit ihrem Handeln schaden könnten, droht ihnen in der Regel eine Abmahnung oder sogar die Kündigung.

Doch auch Unternehmen können sich in einem Interessenkonflikt befinden und müssen aufgrund dessen mit Konsequenzen rechnen. Interessenkonflikte, die auf betriebsinternen Handlungen gründen, sind zum Beispiel:

Ein Unternehmen setzt sich in der Öffentlichkeit stark für Nachhaltigkeit und einen fairen Umgang mit seinen Lieferanten ein. Das geht sogar so weit, dass das Unternehmen sein Marketing, Employer Branding, ja seine komplette Außenwirkung auf die Werte Nachhaltigkeit und Fairness ausrichtet.

Auf der anderen Seite muss das Unternehmen dringend sparen. Daher versucht es, die Personalkosten zu drücken. Wird jedoch bekannt, dass das Unternehmen seine eigenen Mitarbeiter schlecht bezahlt und mit unlauteren Tricks versucht, den Stundenlohn möglichst gering zu halten, ist das ein immenser Imageschaden. Dieser Imageschaden kann zu beträchtlichen wirtschaftlichen Einbußen führen. Das proklamierte Image stünde in direktem Widerspruch zum Handeln des Unternehmens.

Umgang mit Interessenkonflikten: So gelingt es

Die oben geschilderten Beispiele sollen illustrieren, wie Interessenkonflikte aussehen können und sind daher zugespitzt konstruiert. Doch nicht alle Interessenkonflikte sind so offensichtlich gelagert. Sie kommen auch in weniger eindeutigen Ausprägungen vor, weshalb es für Unternehmen wichtig ist, klare Spielregeln in Bezug auf Interessenkonflikte zu formulieren.

Es ist fast unausweichlich, dass sich an der ein oder anderen Stelle (kleinere) Interessenkonflikte im Job zeigen. Wohl kein Unternehmen wird von sich behaupten können, dass es etwas derartiges bei ihm nicht gibt. Interessenkonflikte müssen auch nicht immer ethisch verwerflich sein oder einen potenziell großen Imageschaden bedeuten.

Gerade kleinere Interessenkonflikte, etwa das Bevorzugen eines Kollegen, mit dem man privat befreundet ist, kommt sicherlich in vielen Unternehmen vor.

Auch wenn diese Art des Interessenkonflikts auf den ersten Blick wenig dramatisch erscheint, können sich daraus größere Konflikte entwickeln, die auf das gesamte Betriebsklima ausstrahlen.

Selbst vermeintlich kleine Interessenkonflikte sollten daher nicht ignoriert werden, sondern jedes Unternehmen tut gut daran, sich für jede Form des Interessenkonflikts im Unternehmen eine Strategie zu überlegen.

Interessenkonflikt und Compliance: Die Strategie

Mittlerweile hat sich eine bestimmte Strategie für den Umgang mit Interessenkonflikten im Unternehmen durchgesetzt. Diese Strategie schauen wir uns genauer an.

1. Präventionsmaßnahmen festlegen

Zunächst geht es um die Frage, was ein Interessenkonflikt ist und wie man ihn erkennt. Ohne zu wissen, ob man sich in einem Interessenkonflikt befindet, kann man nichts dagegen unternehmen.

Häufig gibt es einen Beauftragten, der sich die verschiedenen Abteilungen des Unternehmens genauer anschaut. Er versucht herauszufinden, wo es in den jeweiligen Bereichen Potenzial für Interessenkonflikte gibt.

Zusätzlich können in diesem ersten Schritt auch allgemeine Merkmale definiert werden, die Interessenkonflikte im Unternehmen haben können. Auch Handlungen, die zu einem Interessenkonflikt führen könnten, sollten möglichst konkret beschrieben werden.

2. Regeln festlegen

Ein Interessenkonflikt muss nicht nur verlässlich erkannt werden. Zu einem guten Umgang im Unternehmen gehört auch, dass klare Regeln und Verhaltensweisen aufgestellt werden, wie im Fall der Fälle mit einem Interessenkonflikt zu verfahren ist.

Damit die Mitarbeiter etwas mit den Regelungen anfangen können, bietet es sich an, diese anhand beispielhafter Situationen zu illustrieren. Zum Beispiel so: Wenn Ihnen Kunde XY eine günstige Reise anbietet, lehnen Sie diese dankend und weisen darauf hin, dass die Annahme der Zuwendung gegen die Compliance des Unternehmens verstoßen würde.

Bestandteil der Regeln kann auch sein, dass mögliche Interessenkonflikte offengelegt werden müssen. Das gibt der Führungsebene die Möglichkeit, etwas gegen den Interessenkonflikt zu unternehmen. Nur durch die aktive Mitarbeit der Beschäftigten ist es möglich, das Unternehmen weiterzuentwickeln und auch neu entstehende Interessenkonflikte schnellstmöglich anzugehen.

3. Aufmerksamkeit schärfen

Anschließend geht es darum, die möglichen Gefahren eines Interessenkonflikts an die Belegschaft zu kommunizieren. Häufig werden dazu Schulungen durchgeführt, in denen die Mitarbeiter dafür sensibilisiert werden, wo Interessenkonflikte im Unternehmen drohen und welche Konsequenzen denkbar sind.

Dank der vorab festgelegten Regeln können in dieser Schulung beispielhafte Situationen durchgesprochen und mögliche Interessenkonflikte aufgezeigt werden. So finden die Schulungen nicht im luftleeren Raum statt, sondern haben einen unmittelbaren Bezug zum Arbeitsalltag im Unternehmen. Das macht es den Beschäftigten leichter, sich an die Regeln in Bezug auf Interessenkonflikte zu halten.

4. Mit gutem Bespiel vorangehen

Ganz wichtig sind die Mitarbeit und die Vorbildfunktion der Führungskräfte. Besonders die Vorgesetzten müssen darauf achten, nicht ungewollt in einen Interessenkonflikt verwickelt zu werden. Hier helfen gute Kommunikation und ein offenes Gesprächsklima im Unternehmen.

Denn haben alle Mitarbeiter das Gefühl, Dinge, die nicht gut laufen, jederzeit ansprechen zu können, ohne Repressalien befürchten zu müssen, ist das ein wichtiger Schritt, um Interessenkonflikte zu vermeiden.

5. Strategie regelmäßig überprüfen und weiterentwickeln

Unternehmen befinden sich ständig im Wandel. Diese Veränderungen ziehen nach sich, dass neue Situationen für Interessenkonflikte entstehen können. Aus diesem Grund ist es wenig sinnvoll, einmal eine einzige Strategie zu entwickeln und die Mitarbeiter darauf einzuschwören. Man muss auch dafür sorgen, dass die Strategie regelmäßig überprüft, auf ihre Aktualität hin kontrolliert und entsprechend angepasst wird.

Für die regelmäßige Überprüfung lassen sich ebenfalls Strategien und Kontrollmechanismen implementieren, die auf das individuelle Unternehmen angepasst werden können.

6. Interessenkonflikte beseitigen

Einen Interessenkonflikt erkennen und vermeiden zu wollen, sind wichtige Schritte. Entscheidende Bedeutung kommt jedoch der Beseitigung des Interessenkonflikts zu.

Auch hierbei gibt es ganz unterschiedliche Mechanismen, die je nach Art des Interessenkonflikts anders gestaltet sind. Stellt man zum Beispiel fest, dass es in der HR-Abteilung bei der Einstellung von neuen Mitarbeitern immer wieder zu Interessenkonflikten kommt, kann das Vier-Augen-Prinzip weiterhelfen. Den Mitarbeitern der Personalabteilung wird dabei ein Mitarbeiter aus der Abteilung, für die ein neuer Mitarbeiter gesucht wird, zur Seite gestellt. So treffen nicht allein die Personaler die Entscheidung, sondern einer der Mitarbeiter, die mit dem neuen Kollegen zusammenarbeiten werden, ist ebenfalls an dem Prozess beteiligt.

Zusätzlich oder alternativ gibt es die Option, objektive Kriterien für die jeweilige Auswahl aufzustellen. Alle internen Mitarbeiter sollen sich an diesen Kriterien orientieren, wenn sie eine Entscheidung treffen. Sie müssen schlüssig belegen können, dass sie diese Kriterien berücksichtigt haben. So können Entscheidungen, die besonders anfällig für Interessenkonflikte sind, wie zum Beispiel die Auswahl eines neuen Lieferanten oder eines neuen Mitarbeiters, möglichst neutral und frei von subjektiven Vorlieben getroffen werden.

Bildnachweis: Juice Dash / Shutterstock.com

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