Unkollegialität: Wie gehe ich mit unkollegialem Verhalten um?
Unkollegiales Verhalten erlebt wohl jeder mal im Berufsalltag. Viele sind verärgert, wenn sich Kollegen unkollegial verhalten – und fragen sich, wie sie darauf am besten reagieren sollten. Hier erfahren Sie mehr über die verschiedenen Dimensionen von Unkollegialität und erhalten Tipps, um eine Strategie gegen unerwünschte Verhaltensweisen anderer zu entwickeln.
Unkollegiales Verhalten Definition: Wann verhält sich jemand unkollegial?
Es kann vorkommen, dass Arbeitnehmer sich im Job unkollegial verhalten. Doch was ist damit überhaupt gemeint? Wer sich unkollegial verhält, verstößt gegen die ungeschriebenen Regeln im Umgang mit Kollegen. Er verhält sich etwa unfair, ist nicht hilfsbereit und kümmert sich allgemein wenig darum, welche Auswirkungen sein Verhalten auf andere hat oder haben könnte.
Unter diesen Umständen ist ein gutes Miteinander im Team stark erschwert; außerdem ruft unkollegiales Verhalten meist negative Gefühle bei den betroffenen Personen hervor. Auch das ist eine Belastung für die Beziehungen innerhalb des Teams.
Es gibt viele Beispiele für Unkollegialität. Unkollegial verhält sich etwa jemand, der
- anderen nicht weiterhilft, obwohl sie sich hilfesuchend an ihn wenden und er in der Lage wäre, Ratschläge zu geben
- sich nicht zuständig fühlt, wenn es keine klaren Verantwortlichkeiten gibt und auch Kollegen eine Aufgabe übernehmen könnten
- Dokumente ausdruckt und sie im Drucker liegenlässt
- den Kaffee austrinkt, aber keine neue Kanne kocht
- seinen Abwasch in der Spüle stehenlässt, bis ihn andere erledigen
- technische Probleme bei gemeinschaftlich genutzten Geräten ignoriert und wartet, bis sich der Nächste darum kümmert
- wichtige Informationen nicht weitergibt
- sich nicht an Absprachen hält
- unzuverlässig ist
- anderen ins Wort fällt
- andere ignoriert
- anderen seine Arbeit aufbürdet
- sich bei Teamwork herauszieht und anderen die Arbeit überlässt
- sich für unangenehme Aufgaben nie freiwillig meldet
- Kollegen öffentlich kritisiert
- andere beleidigt
- andere beim Chef anschwärzt
- Gerüchte und Lügen über Kollegen in die Welt setzt
Wie können Sie auf unkollegiales Verhalten reagieren?
Wenn andere sich unkollegial verhalten, macht das viele Menschen wütend – besonders, wenn sie unmittelbar unter den Folgen der Unkollegialität leiden. Trotzdem scheuen sich viele Beschäftigte davor, den Kollegen deutlich zu sagen, dass sie ihr Verhalten nicht gutheißen. Viele wollen keinen Streit anzetteln oder fürchten, dass ihre Reaktion zu einer Verschlechterung der Lage beitragen könnte.
Tatsächlich sollten Sie sich gut überlegen, wie Sie auf unkollegiales Verhalten reagieren. Unbedachte Reaktionen können die Situation verschärfen und nicht zuletzt Sie selbst in ein negatives Licht rücken. Das heißt allerdings nicht, dass Sie Unkollegialität einfach ignorieren sollten – zumindest, wenn ein Kollege sich immer wieder unkollegial zeigt. Dadurch kann die betreffende Person den Eindruck bekommen, dass ihr Verhalten keine Konsequenzen hat. Das kann die Unkollegialität noch verschlimmern.
Lassen Sie sich nicht zu emotionalen Reaktionen hinreißen
Wie kann man also auf Unkollegialität reagieren? Unterschieden werden muss zwischen der unmittelbaren Reaktion auf eine Situation und einer langfristigen Strategie im Umgang mit unkollegialem Verhalten.
Im Akutfall sollten Sie einen kühlen Kopf bewahren und sich vom Verhalten des Kollegen nicht aus der Fassung bringen lassen. Reagieren Sie nicht emotional und werden Sie nicht laut. Das lässt Sie unprofessionell wirken und könnte leicht dazu führen, dass die Situation eskaliert – zum Nachteil aller Beteiligter.
Begeben Sie sich auch nicht auf das Niveau des unkollegialen Kollegen. Schreien Sie nicht mit, werden Sie nicht ausfallend und nehmen Sie sich nicht vor, sich künftig ebenso unkollegial zu verhalten. Achten Sie auf eine sachliche Kommunikation. Ist sie vorübergehend nicht möglich, beenden Sie mögliche Diskussionen.
Wenn Sie das Verhalten des Kollegen kommentieren möchten, tun Sie das in einer sachlichen Art und Weise. In vielen Fällen ist es jedoch besser, einen ruhigen Moment abzuwarten, um das Thema anzuschneiden. So können Sie sich in Ruhe überlegen, was Sie sagen möchten und wie Sie das am besten tun. Auch der Kollege hatte dann etwas Zeit, sein Verhalten zu reflektieren.
Unkollegialität: Strategien für den Umgang mit unkollegialen Kollegen
Wer in einem Team arbeitet, in dem Unkollegialität keine Seltenheit ist, könnte die betreffenden Kollegen womöglich an die Wand klatschen. Das ist zwar keine Option; etwas tun können und sollten Sie trotzdem, wenn sich jemand immer wieder unkollegial verhält.
Welche Strategie im Umgang mit unkollegialem Verhalten die beste ist, hängt davon ab, was vorgefallen ist und wie die Umstände sind. Es kommt natürlich auch auf die unkollegiale Person und ihre (mutmaßlichen) Motive an. Kurzum: Was gefragt ist, ist eine individuelle Strategie.
Wie Sie am besten auf Unkollegialität reagieren können, ist abhängig von der Schwere des Vorfalls. Wenn jemand ständig seine Teebeutel in der Spüle liegenlässt ist das sicher etwas anderes als wenn jemand einen Kollegen vor versammelter Mannschaft bloßstellt. In ersterem Beispiel reicht es, den Kollegen kurz darauf anzusprechen, dass er doch bitte die Teebeutel gleich entsorgen möge. Im zweiten Beispiel wäre hingegen eher ein klärendes Gespräch unter vier Augen angebracht.
Kollegen auf ihr Verhalten ansprechen: Wie macht man es am besten?
Apropos Gespräch: Es ist oft sinnvoll, die Kollegen direkt anzusprechen. Viele merken gar nicht, dass sie sich unkollegial verhalten, oder es ist ihnen nicht bewusst, in welchem Ausmaß sie damit andere verärgern oder ihnen schaden. Solche Personen sind oft sehr einsichtig, so dass ein Gespräch reichen kann, damit die Situation sich nicht noch einmal ergibt.
Wenn Sie sich dazu entscheiden, jemanden auf sein unkollegiales Verhalten anzusprechen, tun Sie das immer sachlich und ruhig. Seien Sie nicht zu konfrontativ – das führt zu nichts. Besser ist ein konstruktiver Ansatz. Statt Vorwürfe zu machen, erklären Sie lieber, wie das Verhalten des anderen bei Ihnen ankommt und was es für Sie bedeutet. Ich-Botschaften sind dazu besser geeignet als Sätze, die mit „Du bist“ oder „Du hast“ anfangen.
Bei unkollegialem Verhalten liegt es für viele Außenstehende nahe, dass die betreffende Person aus böser Absicht handelt. Das muss allerdings nicht der Fall sein – gehen Sie also nicht von vornherein davon aus. Sie wissen nicht, was bei dem Kollegen gerade los ist. Vielleicht hat er viel Stress oder Probleme zuhause, die ihn belasten.
In manchen Fällen von Unkollegialität kann es hilfreich sein, die Situation mit lustigen Sprüchen zu entschärfen. So bringen Sie Ihre Botschaft zwar rüber, tun dies aber auf eine entwaffnende Art und Weise. Ihr Gegenüber fühlt sich dann wahrscheinlich weniger angegriffen.
Unkollegiales Verhalten: Mitarbeiter decken oder anschwärzen?
Unkollegiales Verhalten empfinden viele Betroffene als überaus unfair. Da liegt der Gedanke nahe, zum Chef zu gehen und den Kollegen anzuschwärzen. Ist das eine gute Idee? Es kommt darauf an, wie schwerwiegend das Verhalten des Kollegen ist und ob es schon öfter vorgekommen ist.
Handelt es sich um einen Einzelfall und haben Sie sonst keine Probleme mit dem Kollegen, sollten Sie nicht direkt zum Vorgesetzten rennen. Geben Sie Ihrem Kollegen die Chance, sein Verhalten zu ändern, indem Sie mit ihm sprechen. Das nicht zu tun, könnte sonst ebenfalls als Unkollegialität gewertet werden.
In gravierenderen Fällen kann ein Gespräch mit dem Chef jedoch durchaus sinnvoll sein. Das gilt besonders, wenn Sie das Gefühl haben, dass der betreffende Kollege sich absichtlich unkollegial verhält und es bei verschiedenen Gelegenheiten immer wieder tut. Auch wenn sich jemand verbal daneben verhält oder Sie gar gemobbt werden, sollten Sie den Vorgesetzten informieren. In solchen Fällen sollten Sie nach Möglichkeit dokumentieren, was vorgefallen ist und wann. Auch Zeugen können hilfreich sein.
Droht bei unkollegialem Verhalten eine Kündigung?
Ein Gespräch mit dem Chef ist auch dann sinnvoll, wenn der Chef eine Mitschuld daran trägt, dass es überhaupt zu unkollegialem Verhalten gekommen ist. Das könnte der Fall sein, wenn die Strukturen im Unternehmen so sind, dass Mitarbeiter unter Druck stehen, im Stress sind oder aus anderen Gründen dazu gedrängt werden, in erster Linie an sich zu denken. In solchen Fällen muss der Vorgesetzte handeln, damit sich die Lage allgemein verbessert und Unkollegialität unwahrscheinlicher wird.
Bevor Sie zum Chef gehen, sollten Sie wissen, dass unkollegiales Verhalten eine Abmahnung nach sich ziehen kann. Unkollegiales Verhalten ist auch ein Kündigungsgrund. Beides ist jedoch nur bei einer gewissen Schwere des Vergehens auch praktisch denkbar. Der Arbeitgeber kann den betreffenden Mitarbeiter dann aus verhaltensbedingten Gründen abmahnen beziehungsweise ihm kündigen.
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