Innere Kündigung: Wenn der Job nur noch stresst

Für Arbeitnehmer ist es oft eine schwere Entscheidung, ob sie ihren Job kündigen sollen oder nicht. Manchmal verharren sie lange in einem Job, der sie unglücklich macht. Dann spricht man auch von einer inneren Kündigung. Hat ein Mitarbeiter innerlich gekündigt, ist das nicht nur für ihn selbst belastend, sondern auch ein Nachteil für seinen Arbeitgeber. In diesem Beitrag erfahren Sie, woran man eine innere Kündigung bemerken kann, welche Ursachen sie haben kann und wie man als Arbeitgeber gegensteuern kann.

Eine Frau sitzt gelangweilt vor dem Laptop, sie hat die Innere Kündigung hinter sich

Innere Kündigung Definition: Was ist damit gemeint?

Viele Arbeitnehmer sind im Job unzufrieden. Manchmal handelt es sich dabei nur um eine Phase, die bestimmte Auslöser hat, zum Beispiel, dass es gerade besonders stressig ist. In anderen Fällen hält die Unzufriedenheit über einen langen Zeitraum an. Die Mitarbeiter sind gestresst, gefrustet und gehen nicht mehr gerne zur Arbeit. Am liebsten würden sie den Job und den Arbeitgeber hinter sich lassen – zu einer Eigenkündigung kommt es aber (vorerst) nicht. Stattdessen verharren die Beschäftigten in ihrer Position, weil sie entweder auf Besserung hoffen oder auf die Gelegenheit, einen anderen Job zu ergattern. In solchen Fällen haben die Betroffenen innerlich gekündigt.

Sie kommen zwar noch zur Arbeit und gehen ihren Aufgaben nach, machen das aber nur noch halbherzig. In vielen Fällen machen Mitarbeiter bei einer inneren Kündigung nur noch Dienst nach Vorschrift. Sie bringen keine eigenen Ideen mehr ein, sondern verhalten sich passiv und warten auf Anweisungen.

Ob eine innere Kündigung zu einer tatsächlichen Kündigung durch den Arbeitnehmer führt, ist ungewiss: Manche Beschäftigte haben fest vor, zu kündigen, sobald es die Umstände zulassen. Ebenso kommt es vor, dass Arbeitnehmer jahrelang in einem für sie unbefriedigenden Zustand bleiben und somit keine Kündigung einreichen. Hat eine innere Kündigung stattgefunden, provozieren manche Beschäftigte auch die Kündigung durch den Arbeitgeber – oder fürchten sie zumindest nicht, was sie kaum zu verbergen versuchen.

Warum es für Arbeitgeber ein Problem ist, wenn Mitarbeiter innerlich gekündigt haben

Für Arbeitgeber ist es ein Problem, wenn Mitarbeiter innerlich gekündigt haben. Zwar sind die Betroffenen formell weiterhin bei ihnen beschäftigt und erledigen ihre Aufgaben in vielen Fällen auch wie vereinbart. Durch ihre Frustration und Unzufriedenheit mit dem Job und/oder dem Arbeitgeber bringen sie sich aber meist nicht mehr über das Mindestmaß hinaus ein.

Es ist typisch für eine innere Kündigung, dass die Mitarbeiter nur noch das absolut Notwendige tun. Sie engagieren sich nicht darüber hinaus in ihrem Job. Sie machen womöglich keine Überstunden oder nur dann, wenn es absolut unumgänglich ist. Sie bringen keine eigenen Ideen ein, weil sie keine Motivation mehr haben. Wie gut bestimmte Dinge im Job laufen, ist ihnen häufig egal, weil sie ihrer Arbeit ohnehin negative Gefühle entgegenbringen.

Eine innere Kündigung geht mit einer verringerten Produktivität einher

Ein Mitarbeiter, der innerlich gekündigt hat, ist für den Arbeitgeber eine Belastung. Das liegt nicht nur an der verringerten Produktivität und dem geminderten Leistungswillen. Die negative Grundhaltung, die für eine innere Kündigung typisch ist, kann sich auch auf andere Mitarbeiter auswirken. Dadurch kann das Betriebsklima belastet werden, was letztlich die Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivität insgesamt verringern kann.

Die innere Kündigung von Mitarbeitern kann für Arbeitgeber auch teuer werden. Oft ist die Situation für die Betroffenen nach einer gewissen Zeit so belastend, dass sie sich krankschreiben lassen – oft immer wieder. So kann es passieren, dass die Mitarbeiter genauso häufig krank sind, wie sie tatsächlich zur Arbeit erscheinen. Der Arbeitgeber muss dann immer wieder das Entgelt für maximal sechs Wochen fortzahlen und zugleich schauen, wie er die Lücke füllen kann, die der abwesende Mitarbeiter hinterlässt.

Welche Ursachen kann eine innere Kündigung haben?

Die Ursachen für eine innere Kündigung können vielfältig sein. Grundsätzlich ist der Betroffene aus bestimmten Gründen im Job unzufrieden. Das kann am Arbeitgeber liegen, an der konkreten Tätigkeit, aber auch an Faktoren, die nur oberflächlich etwas mit dem Job an sich zu tun haben.

Wie es dem Betroffenen insgesamt geht, kann sich auf seine Haltung bei der Arbeit auswirken. Ein depressiver Arbeitnehmer wird zum Beispiel kaum viel Motivation für seinen Job aufbringen können. Er kann den Job wegen seiner Erkrankung als so negativ empfinden, dass es zu einer inneren Kündigung kommt. Nicht immer ist das durch die Umstände objektiv gerechtfertigt.

Zu den häufigen Ursachen für eine innere Kündigung zählen besonders die folgenden Umstände:

  • zu hohe Arbeitsbelastung und daraus resultierender Dauerstress
  • schlechtes Betriebsklima
  • Probleme mit dem Chef
  • Probleme mit Kollegen
  • mangelnde Wertschätzung durch den Arbeitgeber
  • anspruchslose Tätigkeiten
  • eine Tätigkeit, die als sinnlos empfunden wird
  • negative Haltung gegenüber dem Arbeitgeber
  • fehlende Perspektive im Unternehmen
  • gesundheitliche Probleme aufgrund der beruflichen Tätigkeit
  • schlechte Arbeitsbedingungen
  • geringes Gehalt
  • eine als unfair empfundene Behandlung durch Vorgesetzte
  • Mobbing

Oft kommen gleich mehrere Aspekte zusammen. Eine innere Kündigung ist besonders wahrscheinlich, wenn jemand im Job hart arbeiten muss, sich das aber nicht in der Wertschätzung durch den Vorgesetzten widerspiegelt und zugleich das Gehalt mies ist. Die Betroffenen sehen dann keinen Sinn mehr darin, sich zu engagieren, weil es ihnen nicht direkt oder indirekt gedankt wird.

In der Regel verläuft eine innere Kündigung schrittweise. Die Stimmung des betroffenen Arbeitnehmers wird zunehmend schlechter, bis die Situation irgendwann so verfestigt ist, dass sie kaum noch positiv aufgelöst werden kann. Entweder, der Beschäftigte kündigt nicht, aber die Lage bleibt suboptimal, oder es kommt zur Eigenkündigung.

Woran kann man eine innere Kündigung bemerken?

Dass es zu einer inneren Kündigung gekommen ist, ist zumindest für Außenstehende oft nicht einfach zu bemerken. Die Betroffenen selbst hingegen wissen natürlich, mit welchen Gefühlen sie ihrem Job gegenüberstehen. Welche Anzeichen kann es haben, wenn jemand innerlich gekündigt hat? An diesen Symptomen können es die Betroffenen und Außenstehende bemerken.

Anzeichen für eine innere Kündigung aus Sicht von Betroffenen

  • Sie gehen nicht mehr gerne zur Arbeit.
  • Der bloße Gedanke an Arbeit macht Ihnen schlechte Laune.
  • Sie haben keine Lust mehr auf ihren Job, wissen aber nicht, was Sie sonst tun sollen.
  • Sie machen an der Arbeit nur das Nötigste.
  • Von Motivation ist im Job weit und breit keine Spur.
  • Ob es für den Arbeitgeber gut läuft, ist Ihnen egal.
  • Sie machen nur das, was Ihnen aufgetragen wird.
  • Sie entwickeln keine eigenen Ideen und sind wenig proaktiv.
  • In Meetings halten Sie sich zurück und lassen die anderen reden.
  • Sie warten die ganze Woche auf das Wochenende und hassen Montage.
  • Sie haben keine Lust mehr auf die Menschen an der Arbeit.
  • Sie glauben nicht, dass es bei Ihrem Arbeitgeber gute Entwicklungsmöglichkeiten für Sie gibt.
  • Die Situation im Job belastet Sie auch privat.
  • Sie träumen davon, den Job kündigen zu können.
  • Sie können sich nicht vorstellen, Ihren Job noch lange zu machen.
  • Sie können sich mit Ihrem Arbeitgeber nicht identifizieren.
  • Sie sind häufig krankgeschrieben.

Anzeichen für eine innere Kündigung aus Sicht von Außenstehenden

  • Mitarbeiter, die innerlich gekündigt haben, sind oft passiv.
  • Sie wirken unmotiviert und bringen sich nicht ein.
  • Betroffene Mitarbeiter sind oft gefrustet.
  • Ihre Unzufriedenheit kann man ihnen anmerken, wenn man genau hinsieht.
  • Betroffene Mitarbeiter fehlen häufig krankheitsbedingt.
  • Die Mitarbeiter wirken widerwillig und freudlos.
  • In Team-Meetings melden sich Betroffene meist nur zu Wort, wenn sie direkt angesprochen werden.
  • Die Leistung der Betroffenen kann verringert sein.
  • Oft machen Arbeitnehmer, die innerlich gekündigt haben, nur noch das Nötigste.

Wie können Arbeitgeber verhindern, dass Mitarbeiter innerlich kündigen?

Für Arbeitgeber ist eine innere Kündigung von Mitarbeitern kein wünschenswertes Szenario. Kann man etwas dagegen tun, dass es zu einer inneren Kündigung kommt? Welche Handlungsoptionen Sie als Arbeitgeber haben, hängt davon ab, warum genau ein Beschäftigter unzufrieden im Job ist. In vielen Fällen ist es möglich, einer inneren Kündigung gezielt gegenzusteuern, aber nicht immer.

Das beste Mittel gegen eine innere Kündigung bei Mitarbeitern ist Prävention. Sie haben in der Hand, wie zufrieden Ihre Mitarbeiter bei Ihnen sind oder zumindest sein können. Schaffen Sie Arbeitsbedingungen, die aus Arbeitnehmersicht positiv sind. Muten Sie Ihren Mitarbeitern nur das zu, was sie auch in ihrer regulären Arbeitszeit schaffen können. Leiten Sie die Beschäftigten sinnvoll an und kommunizieren Sie offen mit ihnen.

Sorgen Sie dafür, dass die Rahmenbedingungen an der Arbeit stimmen

Kritik sollten Sie behutsam und konstruktiv unter vier Augen äußern. Für die Mitarbeiterzufriedenheit ist wichtig, dass Sie Ihren Angestellten das Gefühl geben, dass Sie ihre Arbeit wertschätzen. Auch die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Dazu gehört insbesondere die Bezahlung. Ist sie schlecht und Sie verlangen zugleich viel von ihren Beschäftigten, ist das keine gute Kombination. Achten Sie außerdem darauf, dass die Work-Life-Balance Ihrer Mitarbeiter generell gegeben ist.

Um im besten Fall zu verhindern, dass es zu einer inneren Kündigung kommt, sollten Sie feinfühlig für die Belange ihrer Mitarbeiter sein. Vorgesetzte sollten Ansprechpartner für die Beschäftigten sein, an die sie sich immer wenden können. Ihnen obliegt es auch, die Mitarbeiter und ihre Entwicklung im Blick zu behalten. Wer die Mitarbeiter genau beobachtet, bemerkt meist relativ früh, wenn sie sich innerlich von ihrer Arbeit abwenden. Es lohnt sich auch, genau hinzuhören und aufmerksam zu sein – oft gibt es Äußerungen, in denen Unmut mitschwingt. Im Zweifel kann es sinnvoll sein, direkt nachzufragen, ob es etwas gibt, was die Betroffenen auf dem Herzen haben.

Bildnachweis: Stokkete / Shutterstock.com

Nach oben scrollen